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E-Book

Beste Freundin, beste Feindin

AutorSabine Werz
VerlagEdel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl280 Seiten
ISBN9783955301842
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Mit Witz, Ironie und Lebenserfahrung widmet sich Sabine Werz dem Mythos von unverbrüchlicher Frauenfreundschaft und Frauensolidarität. Sie beleuchtet den Beitrag der Frauen zur eigenen Unterdrückung, der zu einem nicht geringen Teil von ihrem schwierigen Verhältnis zueinander und zur Weiblichkeit bestimmt wird. Selbst engste Frauenfreundschaften sind nicht selten von Missgunst, Neid und Eifersucht geprägt - kurz: Frauen sind Katzen, die hintenrum kratzen, und keineswegs die besseren Menschen. Sabine Werz zickt gegen kaum veränderte Weiblichkeitsklischees und nimmt dabei allen Superweibern und bösen Mädchen gehörig die Schminke vom Gesicht. Und sie fordert eine neue Frauenbewegung, in der Frauen endlich lernen, zunächst »ich« zu sagen, bevor sie von Wir-Gefühlen sprechen.

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Leseprobe

Wirf deine Freunde hinaus, die vollgestopften, kraftstrotzenden, lauten, immer zufriedenen. Behalte die matten-müden, moros-morbiden, makaber-monströsen, die immer meckernd-muffen, kurz: die miesen, sie erfrischen und verjüngen.

Varlin, Künstlersprüche

 

Kleine Stimmprobe zum Einsingen


Das Unglück der Weiber ist, daß sie nicht imstande sind, Männer so keck zu verachten wie Weiber.

Jean Paul

Dieses Buch bricht ein Tabu. Weil es ein Buch ist über Frauen von einer Frau, die von einigen besten Freundinnen und einer Reihe besonders lieber Kolleginnen die Nase voll hat, erst recht aber von Supermüttern, die stets die besten Freundinnen ihrer Töchter sein wollen, und von 1a-Chefinnen, die Job und Frauenfreundschaft aufs engste miteinander verbinden. Weil es die Risiken und Nebenwirkungen typisch weiblicher Harmoniesucht, weiblicher Jammerbündnisse, weiblicher Redseligkeit, weiblicher Durchhalteparolen und weiblicher Hilfestellung benennt. Weil es sich gegen Menschen wendet, die Frauen für die bessere oder schlechtere Hälfte des Menschengeschlechts halten, und gegen alle vorbildlichen Frauen und andere überlebensgroße Monster, die perfekten Weibsbilder eben, die nach wie vor zu einer unserer großen Kulturlügen gehören und jeglicher Emanzipation bislang getrotzt haben.

Perfekte Weibsbilder sind unsere gefährlichsten Freundinnen. Sie haben einen mehr oder minder warmen Platz in unseren Herzen und Köpfen und richten dort ein heilloses Chaos an. Sie zeigen stets nur die zur blendenden Lüge entstellte Wahrheit – und doch sind wir süchtig nach ihnen, hätscheln sie, laden sie ein auf eine Tasse Tee und machen es ihnen gemütlich. Wir leugnen ihre trügerische Seite, weil die ganze Wahrheit über uns und unsere Freundinnen, die typischen Weibsbilder, so unerträglich ist. Aber leugnen ist zwecklos. Fangen wir deshalb mit der ersten (Selbst-)Erkenntnis an: Ein bißchen vom typischen Weibsbild steckt in jeder Frau. Auch in mir.

Oberflächlich betrachtet, können Frauen tiefer in das Herz einer Frau eindringen als Raumschiff Enterprise in die unendlichen Weiten des Weltalls. Frauen haben das scheinbar unerschöpfliche Talent, über hundertundzwölf Dinge gleichzeitig zu reden, zu lachen und zu spotten. Und kommt Streit auf, wechseln sie flugs das Thema, um des lieben Friedens willen. Sie sind fähig, grenzenlos tröstend aufeinander einzugehen, und sie erspüren den Kummer einer Leidensgenossin, bevor diese auch nur den Mund aufgetan hat. Sie offenbaren mancher Frau mehr von ihrer wahren Seele und ihren geheimsten Gefühlen als den meisten Männern.

Oberflächlich betrachtet, so würde uns die Klementine aus der Waschmittelwerbung versichern, sind Frauen rein. Rein weiblich. Sie sind friedfertig, Meisterinnen des liberalen Sowohl-als-auch, des versöhnlichen Einerseits-andererseits. Soweit die lichte Seite typisch weiblicher Freundschaftsgefühle.

Viele Frauen sind stolz auf diese hinreißend reinen Fähigkeiten. Aber – um noch einmal Klementine zu zitieren – porentief rein sind sie dadurch nicht.

Die Kehrseite reiner Weiblichkeit ist nämlich entsprechend abgründig und düster. Frauen können ihresgleichen mit mikroskopisch genauer Achtlosigkeit strafen, sie in Grund und Boden schweigen, grausam abweisend sein, mit Blicken töten, mit schmutzigen Verleumdungen messerscharf verletzen. Bei Bedarf sind sie engherziger und verräterischer als Judas, indem sie das Siegel der Verschwiegenheit gegenüber genau der Person brechen, die der anderen Schaden zufügen kann. Frauen können Frauen hundertmal grausamer angehen als jeden x-beliebigen Mann.

Liegt es da nicht auf der Hand, daß viele von uns diese dunklen Seiten der Weiblichkeit einfach leugnen? Aber, ich betone noch einmal, leugnen ist zwecklos. Denn auch und gerade unter Freundinnen und/oder Kolleginnen, unter Töchtern und Müttern gehen diese widersprüchlichen, weiblichen Talente oft eine verhängnisvolle Verbindung ein.

Ich bin eine Frau, die beide Parts – den der besten Freundin und den der besten Feindin – selbst gespielt hat und damit nicht zu knapp und nicht zu selten hübsch-häßlich auf der Nase gelandet ist; mal als Täter und mal als Opfer, aber immer als typisches Weibsbild.

Typische Weibsbilder sind sanfte Bestien, ihre schönsten Talente zugleich ihre schäbigsten Waffen. Harmoniesucht, Redseligkeit und Friedfertigkeit können zum gefährlichen Alleskleber werden, der Frauen aneinander bindet und gegenseitig behindert, sie zunächst füreinander einnimmt und dann unterschwellig gegeneinander aufbringt.

Einfühlungsvermögen ist eine wundervolle Eigenschaft, kann aber genausogut als treffsichere Munition verwendet werden. Niemand kann eine Frau nachhaltiger verletzen als eine, die die wunden Punkte der anderen kennt. Und niemand kann gnadenloser in Wunden hineinstechen und genüßlicher mit der Klinge darin bohren als die, der wir unsere Wunden gezeigt haben. »Viele Frauen«, so stellte Modekönigin Coco Chanel einmal fest, »wählen ein Nachthemd mit mehr Verstand aus als ihren Mann.« Oder ihre Freundin. Denn der Verrat durch eine Frau schmerzt nachhaltig und wird von Frauen als teuflischer, gleichzeitig aber auch als selbstverständlicher empfunden als der Verrat durch einen Mann.

Frauen macht es unbändigen Spaß, mit ihresgleichen vernichtend über Zicken, Schlampen, Diven, Mannweiber, dumme Blondchen, dusselige Muttchen, kurz: über andere Weibsbilder zu klatschen. Frauen tun das ausgiebiger und erbarmungsloser, als über manchen männlichen Superlümmel zu lästern – mit ihm haben sie meistens Nachsicht, und für seine Missetaten finden sie rasch eine Entschuldigung oder Erklärung. Was für ein erbarmungsloser Genuß hingegen, andere Frauen als weibliche Krüppel abzustempeln, die uns Klatschweibern nicht das Wasser reichen können. Da hat die ach so liebe weibliche Seele endlich einmal Ruh’ – für einen kurzen, traurigen Moment. Denn kaum bist du seelenvolles Weibsbild bei deinen Klatschbasen durch die Tür, kannst du ihr nächstes Opfer sein. Ich kenne mein Geschlecht. Verläßlich ist am Weibergewäsch nur eines: es kann jede von uns treffen. Von hinten selbstverständlich. Und sich darauf einzulassen ist ein gefährliches Vergnügen.

O ja, ich kenne auch den rasenden Schmerz, das Opfer weiblicher Gehässigkeit und Raffinesse zu sein. Bin ich ein zweiköpfiges Monster? Mitnichten: Ich bin lediglich das typische Weibsbild, eine voll normale Zicke, halb Goldilock halb Flintenweib, halb Biederfrau halb Brandstifter. Ich bin das, was dabei herauskommt, wenn ein Mensch sich bemüht, ganz und nur Frau zu sein. Nicht immer zwar, aber immer wieder.

Zur näheren Erläuterung möchte ich an dieser Stelle mein Nähkästchen öffnen. Typisch weiblich und exklusiv für euch, meine lieben Leserinnen. Allzu häufig werde ich das in diesem Buch allerdings nicht tun – versprochen!

Dank einer Erziehung auf einem reinen Mädchengymnasium wurden ich und immerhin tausend Mitschülerinnen schon früh – es war Mitte der siebziger Jahre – auf holde, althergebrachte Weiblichkeit programmiert: Handarbeiten, Dolly-kommt-ins-Internat-Bücher lesen, Kleeblätter gründen, Blumenkränze flechten, Lehrer nicht ärgern, Klappe halten, »Zieh keine Flunsch, das macht häßlich « – Anweisungen, stillsitzen, sittsam sein, nicht an der Bushaltestelle rumknutschen.

Natürlich kannten die meisten von uns Pippi Langstrumpf, das freche, starke, ungehorsame, selbstbewußte Mädchen, aber spätestens mit dreizehn wollten wir zumindest nicht mehr danach aussehen. Rumknutschen an der Bushaltestelle war schließlich angesagt. Nur die Mutigsten von uns hielten als Trotzkopf, Pippi, Schlampe, frühe Girlies oder rote Zoren bis zum sechzehnten, maximal dem achtzehnten Lebensjahr durch.

Dabei war Emanzipation damals durchaus Mode, was Frechheit genau wie die Anti-Baby-Pille zu einem hübschen Accessoire machte – die lila Latzhosen natürlich nicht zu vergessen. Und die Pille kam selbstverständlich auch bei den meisten Jungs gut an. Doch am Ende erwischte die Mehrheit meiner Klassenkameradinnen das ganze anstrengende Programm scheinheiliger, weiblicher Sittsamkeit. Es versprach die größeren Erfolge. Denke ich zum Beispiel an den Versuch, in unserer Schule eine Frauen-Hockeymannschaft zu etablieren, dann werden die erstaunlichen Folgen typisch weiblicher Scheinheiligkeit bereits deutlich. Der Kurs existierte nämlich exakt fünf Schulstunden lang. Danach waren die Ausfälle durch Verletzungen so hoch und die Lehrerin wegen angemahnter Bodychecks und Fouls so heiser, daß die Mannschaft wieder aufgelöst wurde. O-Ton der Pädagogin: »Das können wir nicht länger verantworten, die Mädchen holzen ja vollkommen rücksichtslos aufeinander ein. Das gibt noch Tote.« Wie wahr und wie falsch. Natürlich hätten wir uns nicht totgeschlagen, schon der lackierten Fingernägel wegen, die vielen von uns im Weg waren. Rücksichtslos zuholzen konnten wir trotzdem, und wir genossen es. Endlich hatten wir ein Ventil gefunden, um uns einmal nach Herzenslust zu verdreschen. Das Ventil Sport ist für Jungs ein ganz normales Feld, auf dem sie früh lernen, Konkurrenz kämpferisch auszutragen, mal mit Fouls und mal mit Fairplay. Es ist ein Feld, auf dem Jungen lernen können, daß am Ende nur das Tor und der Erfolg zählen, der Ball rund ist und ein Spiel neunzig Minuten dauert – eine wichtige Erfahrung für das spätere Berufsleben, wo ebenfalls nur der Erfolg zählt, das Spiel offen und nicht immer fair ist und in dem auf jeden Fall derjenige die besseren Karten hat, der weiß, daß viele hinter demselben Ball her sind und daß man manchmal einen Kumpel besiegen muß, um einen Volltreffer zu...

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