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Betreuung von Demenzkranken in Altenheimen. Segregative, Semi-Segregative und Integrative Betreuung

AutorSanita Abaz
Verlagdisserta Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl232 Seiten
ISBN9783959353717
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Aufgrund der demographischen Alterung der Gesellschaft rücken auch im Bereich des Gesundheits- und Sozialsystems zunehmend jene Problematiken in den Vordergrund, welche mit zunehmendem Lebensalter vermehrt auftreten, wie beispielsweise Demenz. Diese Erkrankung ist so komplex und wenig erforscht, dass keine oder nur wenige konkrete ethische Maßnahmen implementiert oder definiert werden können. Auch mit dem Thema Belastung und Beanspruchung des Pflegepersonals in segregativen und integrativen Wohnformen haben sich im deutschsprachigen Raum bislang nur wenige Studien auseinandergesetzt. Immer wieder werden in den vorherrschenden Diskussionen zu Alteneinrichtungen die Inhalte auf den finanziellen Standpunkt reduziert. Dieser Diskussionsfokus scheint jedoch nicht ausreichend. In dieser Arbeit sollen zwar auch die finanziellen Aspekte beleuchtet werden, jedoch soll das Hauptaugenmerk darauf liegen, die Betreuung von Demenzpatienten zu erörtern, sowie die ethischen Herausforderungen dabei darzustellen. Außerdem soll eine kritische Beurteilung der eigenen Handlungsweise ermöglicht und das Bewusstsein für den Wert ethischer Reflexion in schwierigen Entscheidungsprozessen gestärkt werden.

Sanita Abaz erhielt im Jahr 2009 ihren Magisterabschluss in Psychologie/Pädagogik und arbeitete ab 2010 als Pädagogin in Gesundheitsberufen. Des Weiteren erreichte sie 2013 einen Bachelor- und zwei Jahre später ihren Masterabschluss in Sozialwirtschaft. Im Jahr 2017 folgte schließlich die Promotion in Psychologie. Die Autorin leitet nun zahlreiche Lehrveranstaltungen und Seminare zum Thema Ethik, insbesondere Medizinethik und Führungspsychologie. Forschungsschwerpunkte sind dabei außerdem Pflege und Gesellschaft.

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Leseprobe
Kapitel 6: BESCHÄFTIGUNGEN BEI DEMENZIELLEN ERKRANKUNGEN: Der Mensch ist eigentlich von Natur aus kein Einzelgänger und braucht Aktivität und Beschäftigung und die Zugehörigkeit zur Gruppe. Es ist jedoch individuell von Person zu Person verschieden, wie stark diese Eigenschaften ausgeprägt sind. Auch Erfahrungen und der kulturelle Hintergrund spielen eine wichtige Rolle. Jeder Mensch steht altersunabhängig in Interaktion mit anderen Menschen. Findet eine gezielte soziale Betreuung in Form von Gruppen statt, so kann der/die Gruppenleiter/in unterstützend zur Seite sein. Er/Sie kann Bedürfnisse und Einschränkungen erkennen, soll aber keinesfalls jemanden bevormunden. Dem Menschen ist es grundsätzlich möglich den Interaktionsprozess zu lernen oder weiter auszubauen. Bei Demenz ist das nicht mehr der Fall. Daher hängt es von der persönlichen Lebensgeschichte ab, wie weit die persönlichen Bewältigungsstrategien ausgebaut sind. In der Regel orientiert sich der Mensch, wenn es um neue Situationen geht, gerne an Anderen. Es wird nachgeahmt, das Verhalten anderer wird übernommen und da jeder Mensch das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung hat, wird das Verhalten so angepasst, dass er das auch bekommt (vgl. Mötzing, 2009, S. 4). Bevor mit der Beschäftigung begonnen werden kann, gilt es herauszufinden, welche Ressourcen bei den dementiell Erkrankten, in den jeweiligen Bereichen der Beschäftigung noch vorhanden sind. Hat man das passende Angebot gefunden, ist wiederum zu beachten, dass nicht nur die Beschäftigung stattfindet, sondern der an Demenz Erkrankte auch selber aktiv sein soll. Es ist natürlich nicht so, dass Demenz geheilt werden kann, aber man kann den Verlauf hinauszögern. Man kann versuchen, dass sich diejenige Person besser konzentrieren kann, besser kommuniziert und sich z.B. noch selber das Frühstücksbrot streichen kann. Dabei kann die Feinmotorik länger erhalten bleiben. Bei der Ergotherapie ist es so, dass in jeder Therapiestunde durch den Befundbogen festgehalten wird, wie sich die Person verhält. Bei den Fachsozialbetreuer/innen der Altenarbeit ist es so, dass dieser Prozess mittels Beobachten ermittelt wird. Es gilt auf viele Punkte zu achten. Die Betreuungsperson achtet darauf, ob die Kleidung den Witterungsbedingungen entspricht. Wichtig ist es auch auf das Gemüt und die Mobilität zu achten. Die Motorik und der geistige Zustand spielen auch eine wichtige Rolle. Man soll auch ein Augenmerk darauf haben, was die Patienten noch alles selber können und wie sie sich auswärts verhalten (vgl. Radenbach, 2009, S. 19). Wie wählt man nun die Beschäftigung aus und welche Ziele ergeben sich? Vorrangig sollen die Lebensfreude und die Lebensqualität sein. Man kann durch Rituale das Krankheitsbild positiv beeinflussen und die noch vorhandenen Fähigkeiten länger erhalten, aber es muss jeden immer wieder ins Bewusstsein gerufen werden (vgl. Radenbach, 2009, S. 20). Langeweile kann mit der Umgebung zusammenhängen, wenn keine passenden Beschäftigungsangebote angeboten werden, oder aber auch daran, dass die Umgebung nicht angemessen gestaltet ist. Demenzerkrankten Personen fällt es nach und nach schwerer sich selbst zu beschäftigen und die Gefahr sich zu langweilen ist sehr hoch. Der Abbauprozess von noch vorhandenen Fähigkeiten lässt sich hinauszögern, indem das physische und soziale Umfeld dementsprechend gestaltet wird. Damit ist gemeint, dass zu gewissen Zeiten Musik läuft, aber auch Fernsehsendungen mit beruhigenden Bildern wie etwa Tiere. Man sollte auf gutes Licht achten (nicht zu hell), immer wieder durchlüften und die an Demenz erkrankten Personen bei vielen Dingen mithelfen lassen, wo dies möglich ist. Auch sich mit Haustieren zu beschäftigen wäre eine Möglichkeit. Es können auch Gegenstände zum Einsatz kommen. Da auch hier wieder jeder Mensch individuelle Interessen hat, sollte darauf geachtet werden (vgl. Van, 2012, S. 24- 26). 6. 1. Beschäftigungsangebote durch Gedächtnistraining: Dieses Training kann eine Betreuungsperson mit einer dementiell erkrankten Person alleine durchführen, es kann aber auch in der Gruppe stattfinden. Das Training soll den Zweck erfüllen, dass Menschen mit Demenz wieder leichter Worte finden können. Hierfür gibt es dann Karten, auf denen jeweils ein Begriff steht, z.B. Haushaltsgeräte. Es soll nun herausgefunden werden, welche Wörter es zu diesem Begriff gibt. Natürlich kann diese Art von Training in verschiedenen Schwierigkeitsstufen gestaltet werden, je nachdem wie weit die Demenz fortgeschritten ist (vgl. Radenbach, 2009, S. 39). Da Sprichwörter und Redewendungen früher sehr viel Bedeutung hatten, sind diese bei den meisten alten Menschen gut im Langzeitgedächtnis verankert und erfreuen sich auch bei an demenziell erkrankten Menschen großer Beliebtheit. Situationen können besser zugeordnet werden und jeder kann sich ein Bild darüber machen. Das Ganze funktioniert so, dass man z.B. einen Teil von einem Sprichwort sagt und der andere Teil soll dann ergänzt werden. Auch hier kann wieder individuell, je nach Ausprägung der Krankheit gehandelt werden (vgl. Radenbach, 2009, S. 39f.). 6. 2. Erinnerungs- und Wahrnehmungsübungen: Werden gemeinsam Fotoalben oder auch Erinnerungsstücke angesehen, kann man möglicherweise einen guten Zugang zu Menschen mit Demenz finden, denn meistens reden sie dann drauf los, je nachdem, welches Thema oder Erfahrungen sie dann aufgreifen. Darauf kann man dann näher eingehen und so kann ein anregendes Gespräch entstehen. Es können auch so genannte Alltagsmuseen angewandt werden, was wie folgt aussieht: Man nehme zu einem gewissen Thema, wie etwa der Schulzeit, mehrere Dinge von Früher, die typisch waren für den Unterricht und gibt sie in eine Stofftasche. Der Mensch mit Demenz kann daraus einen Gegenstand herausnehmen und es kann dann darüber gesprochen werden. Dies kann natürlich auch mit Putzutensilien usw. gemacht werden (vgl. Mötzing, 2009, S. 71). Es können hierfür verschiedenste Bilder, wie etwa von Tieren, z.B. auf der Mitte vom Tisch verteilt werden und es kann die persönliche Assoziation zum jeweiligen Bild genannt werden. Darüber kann dann zusammen gesprochen werden (vgl. Mötzing, 2009, S. 223). Erlebnisse von Gerüchen, die wir haben, werden im Langzeitgedächtnis und nicht im Kurzzeitgedächtnis gespeichert; daher können sie erfolgreich bei Menschen mit Demenz zum Einsatz kommen. 6. 3. Beschäftigungsangebote durch Kreativität und Handwerk: Hiermit kann das Selbstwertgefühl von Menschen mit Demenz gehoben werden und auch der taktile Sinn (Wahrnehmung der Reize über die Haut) wird hiermit gefördert. Man sollte auch hier wieder auf die Biografie des Einzelnen achten und herausfinden, was die Person wirklich interessiert; sonst kann es schnell zu Frustration kommen. Es soll auch darauf geachtet werden, dass keine Über- oder Unterforderung stattfindet. Solche Tätigkeiten könnten sein: etwas ausmalen, dann ausschneiden, es können Dinge geklebt werden, es gibt auch eine spezielle Masse zum Kneten (vgl. Mötzing, 2009, S. 75). Als erstes gilt es herauszufinden, welches Material und welche Technik angewandt werden. Bei einigen Techniken muss man feinmotorisch gut sein, wie z.B. wenn etwas von einem Blatt Papier ausgeschnitten wird. Es gibt aber auch andere Techniken, bei denen nicht so genau gearbeitet werden muss, wie z.B. gewisse Flechttechniken. Je nach Können und Interesse soll dann das Ganze gestaltet werden. Bei anderen Techniken wiederum kann der Grad der Schwierigkeit individuell bestimmt werden. Es soll immer darauf geachtet werden, dass bei der Auswahl vom Material und von der Technik, die dann zur Beschäftigung verwendet wird, nicht zu viel Hilfe nötig ist, weil dann Frustration entsteht und das nicht Sinn der Sache ist (vgl. Mötzing, 2009, S. 247). Maltechnik: Bei dieser Technik, gilt es vorab eine Motivationsarbeit durchzuführen, denn alte Menschen haben früher nicht gemalt. Sie kann für jede Person mit Demenz individuell gestaltet werden. Es soll natürlich auch hier wieder auf einen wertschätzenden Umgang geachtet werden, es sollte fixe Zeiten geben, und es wäre gut, wenn jede Stunde mit einem gewissen Ritual beendet würde, was z.B. durch ein Lied erfolgen kann. Die Umgebung soll angenehm sein, man soll an die Orientierung, Aktivierung und an die Biografie anknüpfen (vgl. Mötzing, 2009, S. 247). Mandalas: Mandalas haben ihren Ursprung in der Religion. Es sind Kreise, deren Ausrichtung immer auf die Mitte erfolgt. Es gibt sogenannte Malbücher in verschiedenen Schwierigkeitsstufen dazu (z. B. Rüdiger Dahlke, Mandalas der Welt, Wilhelm Heyne Verlag). Als einfache Form werden Farbstifte oder Aquarellstifte verwendet. Soll es etwas schwieriger sein, werden Wasserfarben empfohlen. Durch Mandalas kann die momentane Gefühlslage zum Ausdruck kommen und es kann auch eine Meditation sein, die als Entspannung empfunden wird und beruhigt (vgl. Mötzing, 2009, S. 248). Malen nach Vorlage: Diese Form bietet sich an, wenn sich jemand nicht zutraut zu malen. Besonders von an Demenz erkrankten Menschen wird diese Art zu malen gut angenommen. Dazu benötigt man nur Bunt- und Wachsmalstifte. In weiterer Folge kann zum freien Malen gewechselt werden (vgl. Mötzing, 2009, S. 250).
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