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Bewältigungsstrategien bei Prüfungsangst. Ein Experiment mit dem Progressiven Muskelentspannungstraining nach Jacobs

AutorIrene Prokop
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2002
Seitenanzahl274 Seiten
ISBN9783638114806
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Psychologie - Lernpsychologie, Intelligenzforschung, Note: 2, Universität Wien (Institut für Psychologie), Veranstaltung: Lernpsychologie, 110 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Rahmen meiner Magisterarbeit ging ich der Frage nach, ob sich Prüfungsangst gerade noch oder schon bei Menschen, die erwachsen sind, den 2. Bildungsweg noch machen müssen und unter Prüfungsangst leiden, sich diese durch den Einsatz von 3 'Progressiven Muskelentspannungssitzungen' nach Jacobs vor und nach einer Prüfungssituation komplett beseitigen läßt oder nicht. Basis für die Arbeit lieferten Wahrnehmungen, denen zu folge, gerade Erwachsene mit deren Prüfungsangst in der öffentlichen Meinungsbildung zu wenig beachtet werden. 'Wir wollen auch gehört werden, sagten einige erwachsene Personen, die sich weiter bilden wollten. Uns hört man mit unserer Prüfungsangst zu wenig. Wir bilden uns weiter, werden aber oft nicht gehört vor oder nach Prüfungen.' Fragestellung: Leiden erwachsenen Personen weniger unter Prüfungsangst, wenn man ihnen das 'Progressive Muskelentspannungstraining von Jacobs'(Kurzprogramm) vor und nach Prüfungssituationen präsentiert? Methode: Als Methode zur Überprüfung obiger Forschungsfrage kam ein Feldexperiment in Frage. Die prüfungsängstlichen Probanden erlernten, wie man progressive Muskelentspannung einsetzt vor Prüfungen und nach Prüfungen. Ebenso wurde ihnen ein Fragebogen zum Thema 'Prüfungsangst' zum Ausfüllen vorgelegt. Da es sich um ein Feldexperiment handelte, gab es keine Untersuchung am Markt, die sich ansah, in wie weit sich Prüfungsangst durch den Einsatz eines kurzen Entspannungstrainings nach Jacobs reduzieren läßt, oder nicht. Literaturerfahrungswerte gab es hinsichtlich dieser Frage fast keine. 50 Personen, die prüfungsängstlich waren wurden in 3 Sitzungen vor und nach der Prüfungssituation mit einer Kurzversion der Progressiven Muskelentspannung konfrontiert, ebenso im Vergleich dazu 50 Personen, die nicht prüfungsängstlich waren. Das Experiment fand in den Ausbildungsstätten Wiens, daher Volkshochschule, des Wirtschaftsförderungsinstitutes und anderes statt. Quelle: Jacobs, B. (1982). Das Muskelentspannungstraining. München: Hogrefe - Verlag. Jacobs, B. (2000). Messung der aktuellen Prüfungsangst. Saarlanden: Altavista-Company.

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Leseprobe

I.THEORETISCHER TEIL


 

 Der allgemeine Teil dieser Arbeit kommt nun auf die Theorie der Prüfungsangst und deren Bedeutung für die Erwachsenenbildung zu sprechen. Jene theoretischen Erörterungen sollen in dieser Arbeit einen wesentlichen Beitrag für das Verständnis des Phänomens der Prüfungsangst darstellen und erklären, nach welchen Kriterien Prüfungsangst aufgebaut ist und wie sie von den prüfungsängstlichen, berufstätigen Erwachsenen empfunden wird.

 

1.Theorie der Prüfungsangst in der Erwachsenenbildung und deren allgemeine Bedeutung in der Bevölkerung


 

 In Gesprächen mit der zufällig gewählten Stichprobe der befragten 100 berufstätigen Personen, die unter Prüfungsangst leidet, wird diese Angst, ebenso wie sie in der Bevölkerung oft gesehen wird, in der Ausbildungszeit von jenen mehr als Ansporn zu guten Leistungen und diszipliniertem sozialem Verhalten angesehen und manchmal als zur Entwicklung eines reifen Menschen dazugehörend empfunden. Sie wird dabei von vielen als weniger störend auf deren Wohlbefinden empfunden und von einigen als sehr negativ beeinflussend erlebt. Trotz der reifen Einstellung eines Teils der befragten Population zu dem Thema, gibt es dennoch sehr viele Personen, denen der Ansporn und Leistungsdruck oft zu viel wird und die umso mehr mit Ängsten vor, während und nach Prüfungen als Reaktion auf den erhöhten Leistungsdruck der Gesellschaft reagieren.

 

 Sich öffentlich in der Kursgruppe oder auch privat in der Familie der befragten Personen der Untersuchung dazu zu bekennen, daß man keine Prüfungsangst haben muß, fällt vielen Leistungsorientierten wie auch weniger Leistungsorientierten nicht immer leicht. Da muß man durch, es wäre peinlich, wenn man als erwachsene Person nicht durchkäme, alles Aussagen, die mir von Erwachsenen, befragt nach deren Prüfungsängsten, entgegnet wurden. Dieser Leitsatz wird in der Literatur zur Erwachsenenbildung auch oft vertreten. Die Erwachsenenbildung hat sich zwar zum Ziel gesetzt, über diese Probleme öffentlich nachzudenken, jedoch konnten in den letzten Jahren noch keine konkreten Lösungsvorschläge eingebracht werden. Aufgrund dieser Aussagen kann man, wie ich meine, ganz gut erkennen, daß die Erwartungshaltung der prüfungsängstlichen Personen gegenüber Prüfungen und des Bestehens dieser Prüfungen eine hohe ist und die Personen oft weniger gerne sehen wollen, daß sie prüfungsängstlich sind.

 

 Kaum jemand der befragten Personen der Untersuchung wie auch andere Personen aus der Bevölkerung, die mit Prüfungsangst bereits konfrontiert worden sind, wird jedoch Situationen vergessen haben, in denen er selbst, oder auch als Mitschüler aus Angst vor bestimmten schulischen und Leistungs- Situationen Gefühle der Hilflosigkeit, Verzweiflung und Panik durchlebte. Ist es also selbstverständlich, daß nicht nur Erwachsene in der Prüfungssituation selbst Ängste entwickeln können, sondern ihnen ebenso der Erfolgsdruck der Ausbildungsstätten wie des Berufsförderungsinstitutes, der Volkshochschule oder des WIFI, Angst machen können und sich jene Leute oft davor fürchten, wenn sie nur an das Betreten des Gebäudes und/oder z.B. das Bestehen einer Prüfung in solchen Institutionen denken?

 

 Handelt es sich demnach bei der Theorie der Prüfungsangst nur um Zustandsängste, von denen der prüfungsängstliche Klient der Untersuchung wie auch der Bevölkerung gerade eingeholt wird, oder auch um institutionelle Ängste, und wenn ja, stellt sich dann nicht automatisch die Frage, wie Therapeuten aus Disziplinen wie der Psychologie, Medizin oder auch z.B. der Psychiatrie dem einzelnen Prüfungsängstlichen in der heutigen Zeit helfen können, jene Ängste individuell zu überwinden.

 

 Angesichts der von mir durchdachten und formulierten Fragestellungen dieser Untersuchung ist es sehr erstaunlich, daß ich in der Literatur der Erwachsenbildung oftmalig feststellen konnte, daß sich weder die Pädagogik noch die Psychologie dieses Problems der Prüfungsangst und deren verschiedenen Erscheinungsformen und dem Coping hinreichend genau aus aktuellen oder bildungspolitischen Anlaß, angenommen hat und Lösungsvorschläge für dieses Thema präsentiert hat. Liest man sehr viele Zeitschriften wie z.B. das „Journal for Psychiatry“ aus Großbritannien oder andere Publikationen zum Thema der Prüfungsangst, so wird erst seit den letzten zwei Jahrzehnten das Phänomen der Prüfungsangst als psychiatrisches Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit ernsthaft thematisiert und überlegt, wie man das Thema mit den staatlichen und finanziellen Mitteln der Medizin und Psychologie bearbeiten und eine zufriedenstellende Lösung für die Problematik finden kann.

 

 Das Aufgreifen jener Thematik wird somit für die Öffentlichkeitsarbeit und für die Bevölkerung der Jetztzeit zunehmend wichtiger und bedeutender hinsichtlich der Behandlung der Prüfungsangst in der Öffentlichkeit. Gerade die Frage nach den Auswirkungen der Angst auf die Lernleistungen von Prüfungskandidaten macht die Notwendigkeit der intensiven Beschäftigung mit der Thematik Prüfungsangst und der Erarbeitung von Lösungsansätzen gerade auch für Pädagogen, Psychologen wie auch für jeden Einzelnen deutlich und wichtig für die Erörterung seiner Problematik.

 

 Versucht man weiters eine Definition für Angst zu finden, so wurde in der Wissenschaft der Angstforschung oftmalig festgestellt, daß Angst ein Warnsignal vor Gefahren darstellt, die von allem Neuen und Unbekannten ausgeht. Sie sensibilisiert uns für diese Gefahren und befähigt uns, sich mit voller Aufmerksamkeit gefährlichen Situationen zu stellen und diese zu meistern. Angst kann unsere Handlungen einerseits blockieren, andererseits jedoch auch als motivierender Impuls wirken, sie zu bewältigen. Die Frage, die aus obiger Erkenntnis gezogen wird, ist jene, welche Erscheinungsform die Angst in der jeweiligen Prüfungssituation annimmt, so daß jener prüfungsängstliche und berufstätige Erwachsene die Möglichkeit hat, seine Prüfungsangst einmal richtig zu klassifizieren und dementsprechend den Schweregrad seiner Problematik einstufen und bewerten zu können.

 

 In seiner Entwicklung wird der Mensch immer wieder neuen, unvertrauten und damit angstauslösenden Situationen ausgesetzt. Die Angstüberwindung läßt ihn reifen und bereitet ihn auf die nächste Entwicklungsstufe vor. In diesen Zusammenhang ist auch die Angst des Kursteilnehmers vor der Bildungsinstitution einzuordnen. Kursstätten, Colleges oder andere Bildungsinstitutionen im zweiten Bildungsweg, die als Institution an den Erwachsenen neue soziale und kognitive Anforderungen stellen, erzeugen bei den Erwachsenen immer öfters Angst. Diese Angst wird dadurch erzeugt, daß der Ausbildungsleiter sich nicht mehr ausreichend Zeit für die betreffende Prüfungsangst des Kursteilnehmers nimmt. Der Ängstliche kann, wie oben schon eingangs erwähnt wurde, keinen Psychologen in der Institution wählen, um über seine Ängste zu reden. Nimmt Prüfungsangst jedoch einen krankhaften Charakter an, ist es für wirkungsvolle Gegenmaßnahmen häufig schon zu spät.

 

 Eine wichtige angstauslösende Situation in der Bildungsinstitution ist oft die „Prüfung“. Jeder kennt diese Situation: man geht gut vorbereitet an eine Prüfung und sobald man an seinem Platz sitzt und die ersten Fragen liest, sind die Gedanken wie weggeblasen. Die Prüfung wird heutzutage von der Bevölkerung oft als besondere Leistungssituation gesehen. Sie steht für ein Endziel, das verlangt, den gelernten Stoff wiederzugeben und wird meist als etwas sehr Belastendes erlebt. Bei fast allen prüfungsängstlichen Kursteilnehmern der gebuchten Kurse des WIFI, der VHS, oder einer anderen Institution erzeugen bevorstehende Prüfungen unangenehme Gefühle oder psychophysische Spannungszustände.

 

 Nach Spandl (1979) kommen zur psychischen Belastung häufig somatische Beschwerden hinzu: Magenschmerzen, Herzklopfen, weiche Knie, Mattigkeit, Erbrechen, Übelkeit, trockene Kehle und Diarrhöe.

 

 Jeder kennt wie schon erwähnt die Situation der Prüfungsangst: man geht gut vorbereitet an eine Prüfung und sobald man an seinem Platz sitzt und die ersten Fragen liest, sind die Gedanken wie weggeblasen. Vielleicht bin ich ein Versager, denkt sich dann vielleicht ein prüfungsängstlicher Kandidat! Jeder, der schon einmal vor einer für ihn wichtigen Prüfung stand, kann diese Gefühle nachempfinden. Jedoch hat nicht jeder, der vor Prüfungen aufgeregt ist, unbedingt Prüfungsangst.

 

 Für manche ist eine gewisse Erregung notwendig, um sich für Lernmarathons zu motivieren und das Optimale an Leistung zu erbringen.

 

 Ist das Erregungsniveau jedoch zu hoch, läuft gar nichts mehr. Das mühselig am Tag Eingepaukte ist am Abend wieder verschwunden, dabei nahm man sich vor, viel erledigen zu wollen. Tausend Ausreden werden herangezogen, um sich nicht mit dem Prüfungsstoff zu beschäftigen. Selbst die sonst so verpönte Hausarbeit wird vorgezogen, nur um beim Lernen nicht wieder einen Mißerfolg zu erleiden. Jedoch, je mehr das Notwendige hinausgeschoben wird, desto größer wird...

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