2TRAINING
2.1SCHÖNE (KOMPLIZIERTE) FITNESSWELT
Ein Schrank voller Bücher und gesammelte Artikel aus Fachzeitschriften der letzten 15 Jahre. In Vorbereitung auf dieses Buch stand ich vor diesem Berg an Informationen und ich fragte mich, was in all den Jahren des Sportstudiums, des Personal Trainings, der Seminare, Fortbildungen und Workshops, die Quintessenz aus diesem Sammelsurium an Wissen sein könnte. Meine Antwort darauf fiel überraschend einfach aus und sie öffnete mir die Augen.
Die Dinge sind längst nicht so kompliziert, wie wir sie uns vorstellen. Immer neue wissenschaftliche Abhandlungen, die sich alle Jahre wieder selbst ad absurdum führen, reißerische Aufmachungen in Fitnesszeitschriften, die fantastische Erfolge in kürzester Zeit versprechen und Fitness-Apps, die einem in der neuen, schönen, digitalen Fitnesswelt zu einem besseren Ego verhelfen wollen.
All diese Dinge sind oft nur Ballast und hindern uns daran, unsere ureigenen Fähigkeiten und Instinkte zu nutzen.
Ich möchte die Sportwissenschaft nicht schlechtreden. Sie hat uns neue Erkenntnisse im Hinblick auf eine optimale Trainingssteuerung vermittelt und allgemein dazu beigetragen, dass wir heute ein viel besseres Verständnis davon haben, wie unser Körper funktioniert und wie Muskeln, Nerven, Bänder und Sehnen miteinander vernetzt sind. Erkennbar nutzvolle und nachvollziehbare Studienergebnisse sind auch in diesem Buch an vielen Stellen zu finden.
BACK TO THE ROOTS
Aber doch macht sich allgemein eine stille Sehnsucht nach Einfachheit breit. Weg von den Maschinenparks der Fitnessstudios und hin zu den freien Kernübungen, die die Menschen bereits vor 100 Jahren in Bestform brachten.
Mit den elementaren Grundkenntnissen der heutigen Wissenschaft und dem Setzen von Trainingsreizen, verbunden mit einem vernünftigen Maß an Regeneration, lassen sich Trainingsziele realisieren.
Sie können sich das Geld für die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio sparen, insofern Sie ein Studio nur als Sportstätte und nicht als Ort sozialer Kontaktpflege nutzen.
Gegen Letzteres ist natürlich nichts einzuwenden. Ich selbst nutze mit meinen Kunden mitunter das Equipment und das Ambiente eines Studios, wobei die Effektivität eines freien Trainings und die Konzentration auf die Übungen in der Natur oder auch zu Hause deutlich höher ist.
Mittlerweile erkennen auch die Fitnessstudios immer mehr, dass sie ihr Angebot auf- oder besser abrüsten müssen, um dem neuen Fitnesstrend funktionelles Krafttraining gerecht zu werden.
Ich persönlich führe meine Liegestütze und andere funktionelle Übungsformen lieber in der Natur aus als in einem Fitnessstudio.
TIPP
Entscheiden Sie selbst, wo und wann Sie Ihr Trainingsprogramm absolvieren. Ob Sie Ihr Training nun zu Hause, in der Natur, im Fitnessstudio auf dem Laufband oder auf der freien Trainingsfläche im Studio absolvieren, ist von sekundärer Bedeutung.
Wichtig ist die Ausführung und nicht das Wo.
2.2BEWEGUNGSPUNKTE
„Punkte zählen? Ich habe doch schon so viel in meinem Job mit Zahlen zu tun, darauf habe ich keine Lust“, entgegnete mir eine Kundin aus einem BEWEGUNG!-Kurs, als ich sie mit dem Bewegungspunktesystem vertraut machte. Mittlerweile ist die Dame, trotz ihrer anfänglichen Skepsis, eine glühende Verehrerin dieses Systems.
Wir Menschen sind zahlenaffin. Wir sind aufmerksamer und disziplinierter, wenn wir etwas einordnen und greifen können. Von Kindesbeinen an haben wir uns an Zahlen gewöhnt. Zahlen sind etwas Vertrautes. Unser gesamter Tagesablauf besteht aus Zahlen.
Ich möchte Sie nicht dazu animieren, minutiös Ihr Training zu dokumentieren, aber das in diesem Buch vorgestellte Grundgerüst wird Sie in Ihrem Training enorm motivieren.
Anhand der Wochentrainingspläne werden Sie Tag für Tag Ihr Fitnesspunktepolster aufbauen, sodass Sie am Ende jeder Trainingswoche sehen werden, auf welchem Bewegungslevel Sie sich befinden und welche Fortschritte Sie erzielt haben. Ich muss oft schmunzeln, wenn Trainer behaupten, den perfekten Trainingsplan für ihren Kunden erstellt zu haben. Es gibt im Sport leider keinen perfekten oder pauschalen Plan, es gibt vielmehr einen perfekten Rahmen, in dem man sich, allen Unwägbarkeiten in einer Trainingsperiode zum Trotz, bewegen sollte.
Ich gebe Ihnen ganz bewusst sehr viel Spielraum in Ihrer Trainingsgestaltung. Am Ende muss jedoch die Bilanz stimmen. Der Weg dorthin ist variabel. Anders als bei einem Mathematiktest gibt es keinen Punktabzug, wenn der vorgegebene Lösungsweg nicht eingehalten wurde. Wichtig ist nur Ihr Ergebnis!
Beispiele:
»Sie tauschen in Ihrem Trainingsplan eine Kraftübungsserie gegen eine Sprinteinheit aus.
»Sie laufen 15 Minuten länger, verzichten dafür aber auf Sprints oder auf Sätze bei den Krafteinheiten.
»Sie setzen den Ruhetag an einem anderen Tag als vorgesehen in der Woche.
Das gesamte Trainingsprogramm dieses Buchs ist so aufgeteilt, dass Sie am Ende Ihre Ziele erreichen werden, auch wenn Sie einmal ein wenig vom vorgegebenen Weg abgekommen sein sollten.
Die Gewichtung und Punkteeinteilung der einzelnen sportiven Elemente ist nach der Intensität der Übungsinhalte gestaffelt. Längeres Laufen im Grundlagenausdauerbereich, kurze, intensivere Belastungen, wie ein HIIT-/Tabata-Training oder Kräftigungsübungen, die viele Muskeln gleichzeitig fordern, werden im Punktesystem höher bewertet oder mehrfach eingesetzt.
Für den Fall, dass ein Training aus bestimmten Gründen – ausgenommen Ausflüchte – ausfallen muss, kann das Training an einem anderen Wochentag nachgeholt werden.
Ihre Trainingspläne sind bereits auf Ihr Fitnesslevel abgestimmt. Halten Sie sich in der Umsetzung überwiegend an diese fixen Pläne, bleiben Sie jedoch so flexibel, dass Sie hin und wieder selbst Übungen in Ihren Plänen austauschen. Je fitter Sie werden (ab Stufe 3 Sportler), desto variabler können und sollten Sie Ihre Pläne gestalten.
In den Stufen 1 (Starter) und 2 (Fortgeschrittener) ist es sinnvoll, sich möglichst genau an die vorgegebenen Trainingspläne zu halten.
Studieren Sie vor Ihrer Trainingseinheit Ihren Trainingsplan oder drucken Sie ihn aus und nehmen Sie ihn zur besseren Orientierung des Trainingsablaufs mit zum Training. Notieren Sie sich nach Beendigung der Sporteinheit Ihre erzielten Wiederholungen und Punkte. Schreiben Sie sich nach jedem Training zudem ganz bewusst auf, welche positiven Eindrücke und Erlebnisse Sie in Ihrem Training gewonnen haben.
Keine Angst, Sie sollen keinen Roman schreiben, 3-5 Sätze oder Stichwörter reichen dafür völlig aus. Ich nutze diese Dokumentation als eine Art Tagebuch, in dem ich mir stets vergegenwärtige, welche positiven Veränderungen im Körper sich im Verlauf des Trainingsprogramms einstellen.
Die Vorlage für die nachfolgende Trainingsdokumentation erhalten Sie als Newsletter Abonnent kostenlos über meine Webseite www.bewegung-petergerfen.de
2.3GESUNDHEITSTAGEBUCH
Meinen Personal-Training-Kunden lege ich im Erstgespräch nahe, sich ein Fitness- bzw. Gesundheitstagebuch anzulegen. Dieses Buch dient als Dokumentation ihrer Fitness- und Gesundheitsfortschritte über einen langen Zeitraum.
Von der Trainingsdokumentation als Reflexion des Trainingstages, über Rezeptvorschläge zu Ihrem Ernährungsprogramm, bis hin zu (sport-)medizinischen Befunden. All das findet Beachtung und sollte in Ihrem ganz persönlichen Gesundheitstagebuch einen Platz finden.
Ein Gesundheitstagebuch führt Ihnen stets vor Augen, wie gut Sie auf Ihrem Weg vorankommen. Es spornt an und es motiviert. Kurzum, ein ideales Erfolgstool, übersichtlich und mit allen wichtigen Informationen auf einen Blick.
Aufbau Ihres Gesundheitsbuchs
»Zielcollage (Deckblatt) Seite 26.
»Vertrag mit mir selbst Seite 59 (Download www.bewegung-petergerfen.de)
»Eventuell Ergebnis aus sportmedizinischer Untersuchung Arzt
»Trainingsplan des aktuellen...