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Beziehungsarbeit als Grundlage einer erfolgreichen Heimerziehung

Unter Berücksichtigung der den Hilfeprozess beeinträchtigenden Störfaktoren

AutorAnonym
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl109 Seiten
ISBN9783638872898
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, , 40 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Es gibt jedoch Faktoren, welche einen erfolgreichen Hilfeprozess, der auf der Basis eines Beziehungsaufbaus beruht, negativ beeinträchtigen kann. Der Hilfeprozess ist meist von langer Dauer. Infolgedessen hat die Einrichtung für eine kontinuierliche Bereitstellung eines beständigen Fachpersonals zu sorgen. In Zeiten von Kosteneinsparungen kann dies jedoch nicht abgesichert werden. So können Arbeitszeitregelungen, Personalwechsel und befristete Arbeitsverträge zu einer Beeinträchtigung des Hilfeprozesses beitragen. Wie sich diese Störfaktoren auf das Personal und folglich die Klientel im Heim auswirken, ist unter anderem Thema der folgenden Seiten. Dabei wird nicht nur auf die Beziehungsarbeit geschaut, sondern auch die Motivation und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter, denn hier muss unter anderem angesetzt werden. Der genaueren Betrachtung der aktuellen Probleme dient eine quantitative Befragung von 30 Mitarbeitern aus der (voll)stationären Erziehungshilfe. Ziel dieser Befragung ist es, aufzuzeigen, welchen Einfluss ein ständiger Personalwechsel auf die Beziehungsarbeit, welche Grundlage für die Zielerreichung und Aufgabenerfüllung der Heimerziehung ist, hat. Des Weiteren soll hier Das Verhältnis zwischen einem Kontakterzieher und seinem Kontaktkind erfasst werden und zum Abschluss rücken die Leistungsmotivation und Verbesserungsvorschläge der gegebenen Situation in den Mittelpunkt. Die Befragten sollen reflektieren und zum Nachdenken über die derzeitige Situation im Heim angeregt werden. Als Abschluss dieser Arbeit werden einige Lösungsansätze aufgezeigt, die eine Besserung der derzeitigen Situation aufzeigen sollen.

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Leseprobe

3. Die Heimerziehung


 

Mit der Heimerziehung ist jenes Arbeitsfeld gemeint, in dem Kinder und Jugendliche in Institutionen der Jugendhilfe stationär mittel- bis längerfristig leben, weil sie aus den verschiedensten Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie angemessen aufwachsen und erzogen werden können. (vgl. Günder, 1989, S.14) Man kann die Heimerziehung auch als (voll)stationäre Erziehungshilfe bzw. Jugendhilfe bezeichnen. Im KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz) ist die Heimerziehung eine der „Hilfen zur Erziehung“, auf die ein Rechtsanspruch besteht. Das KJHG ist ein familienorientiertes Gesetz, in dem darauf verzichtet wird, der Jugendhilfe einen eigenen Erziehungsauftrag zuzugestehen. Das Prinzip ist, dass die Träger und Nutzer als gleichberechtigte Partner eine Aufgabe durch gemeinsames Bemühen zu lösen versuchen. Die Einrichtungen der Jugendhilfe sind in dem Fall das Jugendamt sowie zahlreiche freie Trägerschaften. Hierbei hat die Jugendhilfe die Aufgabe, die Eltern in ihrem Erziehungsauftrag zu unterstützen und durch das Bereitstellen von verschiedenen Angeboten zu ergänzen. Das oberste Ziel ist es, Kinder und Jugendliche so zu begleiten, dass sie als Erwachsene in der Lage sind, ein selbstständiges und in der sozialen Gemeinschaft verankertes Leben zu führen. Die Hilfe wird dann als notwendig gesehen, wenn Eltern ihrer Funktion als Erziehende das „Wohl des Kindes“ (§ 27 KJHG) nicht gewährleisten können. (vgl. Hofer, Wild, & Noack, 2002, S.61)

 

Somit zielen die „Hilfen zu Erziehung“ darauf ab, dass:

 

“…die Entwicklung (im Sinne von Reifung) eines jungen Menschen so begleitet wird, dass sie als gesellschaftlich angemessen einzuschätzen ist bzw. nach  entwicklungs-psychologischen Erkenntnissen reflektiert wird;

 

die Erziehungskompetenz der Erziehungsberechtigten gestärkt wird und gegebenenfalls die Rahmenbedingungen so verbessert werden, dass die Erziehungskraft, also die Beziehungsfähigkeit gestärkt und dauerhaft stabilisiert wird;

 

die Bewältigung des Alltags gefördert und stabilisiert wird;

 

durch besondere Angebote verfestigte, gesellschaftlich und negativ bewertete Verhaltensmuster durchbrochen und neue objektiv wie subjektiv befriedigende Lebenskonzepte erprobt werden;

 

durch ein `zweites Zuhause` eine emotionale Entlastung und Stabilisierung des ganzen Familiensystems erreicht wird;

 

neue `psychologische Eltern` oder ein neuer mittelfristiger Lebensort gesucht werden“ (Günder, 20002, S.38f.)

 

Der Anspruch auf Hilfe liegt hier bei den Personensorgeberechtigten und die Art sowie der Umfang der Hilfe richten sich nach dem erzieherischen Bedarf im Einzelfall. (vgl. Ebeling, 2004, S. 11)

 

In unserem Fall spielt die Heimerziehung eine Rolle und soll uns somit als „Hilfe zur Erziehung“ dienen. Bevor jedoch ein Kind oder ein Jugendlicher in ein Heim kommt, werden alle anderen möglichen Hilfsangebote mit in Betracht gezogen und individuell auf den Klienten abgestimmt. Sind jedoch bestimmte Umstände gegeben, versucht man mit Hilfe der Heimerziehung zu agieren.

 

3.1 Strukturen des Heims


 

„Das Heim bietet dem Kind oder Jugendlichen im Unterschied zur Familie ein künstlich gestaltetes Lebensmilieu, welches unter dem Gesichtspunkt, eine möglichst nachhaltige Verhaltenskorrektur zu erzielen, pädagogisch-ökologisch arrangiert wurde. Bereits die räumliche Gestaltung der Gruppe, das Mobiliar, die Farbgebung spielen ebenso eine bedeutende Rolle wie die Einbettung der Gruppe bzw. Einrichtung in die Nachbarschaft und den Sozialraum, die Gruppengröße, der Betreuungsschlüssel, Einzel- oder Doppelzimmer usw. Dies alles sind Strukturmerkmale, die entscheidenden Einfluss darauf haben, ob sich ein Kind bzw. Jugendlicher in seiner neuen Umgebung wohlfühlen kann und die ihm dort entgegengebrachten Hilfsangebote annimmt. Von nicht minderer Bedeutung sind die in der Gruppe geltenden Regeln bzgl. Beurlaubung, Ausgang, Taschengeld usw., die Möglichkeit, an ihrer Gestaltung zu partizipieren, schließlich auch die Freizeitangebote in einer Gruppe, der Tagesablauf und nicht zuletzt die pädagogischen Fachkräfte selber, ihre Art, mit den Kindern und Jugendlichen umzugehen, ihre Bereitschaft, sich um deren Probleme zu kümmern und auf sie einzugehen. Viele Heime unterhalten Fachdienste, die durch Spieltherapie, psychomotorische Übungsbehandlung, Reittherapie, heilpädagogisches Werken und/oder Logopädie sehr gezielt auf besondere psychosoziale Problemstellungen von Kindern reagieren“ (Becker-Textor & Textor, 1990-2005).

 

3.2 Klientel im Heim


 

Die Kinder, die im Rahmen der Heimerziehung Hilfen erhalten, haben es oft nicht einfach. Es sind Kinder, denen die elterliche Erziehung fehlte, die ihnen Geborgenheit, Anerkennung und Orientierung für ihr Verhalten hätte geben können. Die Klientel stammt oft aus überwiegend „unvollständigen“ und aus sozial benachteiligten Schichten. Als Auslöser für die Heimunterbringung spielen vor allem Erkrankungen der Eltern, Vernachlässigungen/ Misshandlungen, Alkohol/ Drogenkonsum und Inhaftierung der Erziehenden, eine Rolle.

 

(vgl. Hofer, Wild, & Noack, 2002, S.66) Gerade die Klienten im Heim haben durch fehlende Liebe, Akzeptanz und Zuwendung durch die Eltern keine stabilen und sicheren Bindungen aufbauen können. Während des Aufenthalts sind diese kaum fähig Beziehungen einzugehen und selektive Bindungen zu entwickeln. Die Klientel kann sich erst nach einer längeren Unterbringungszeit auf die Erzieher und Sozialpädagogen einlassen, um intensivere, vertrauensvollere und dauerhafte Beziehungen einzugehen. (vgl. Ebeling, 2004, S. 67)

 

Früher waren es vorwiegend elternlose oder ausgesetzte Kinder, die im Heim aufgenommen wurden. Heute sind es unter anderem Kinder, die aus sehr unterschiedlichen Gründen in ihrer Herkunftsfamilie nicht mehr leben können, wollen oder dürfen. In der Regel sind es junge Menschen, die aus schwierigen Verhältnissen stammen. Die Betroffenen bringen bei ihrer Heimaufnahme auch ihre dementsprechend individuelle Lebensgeschichte mit.

 

Die heute aufgenommenen Kinder und Jugendlichen haben mit zunehmendem Alter schon mehrfache Wechsel ambulanter Hilfen, Pflegeverhältnisse und Heimunterbringungen erleben müssen. Diese Wechsel haben meist negative Folgen und erschweren eine erfolgreiche und gelingende Heimerziehung. Dies äußert sich unter anderem in persönlichen Problemen und Schwierigkeiten und der daraus entstehenden Isolation gegenüber den Fachkräften und der Heimbewohner. Zuweilen werden die traumatischen Lebenserfahrungen, andauernde Frustrationen und Erziehungs- sowie Erfahrungsdefizite erst im Laufe des Heimlebens erkennbar. (vgl. Günder, 2000, S.28f.)

 

Aus diesem Grund ist zu sagen: „Kinder und Jugendliche, für deren Erziehung Interventionen im Rahmen der stationären Erziehungshilfe als notwendig erachtet werden, sind solche mit besonderen Problemlagen, die gesellschaftlich, individuell und/oder familiär begründet sein können“ (Günder, 2000, S.31).

 

Diese Problemlagen können sich in Lern- und Leistungsrückständen, Konzentrations- und Motivationsproblemen, Desorientierung in Alltagssituationen, aggressivem und autoaggressivem Verhalten sowie psychischen und sozialen Auffälligkeiten äußern. Ein komplexeres Problem stellt der häufig auftretende Entwicklungsrückstand dar. Die Sichtbarkeit der Problemlagen spiegelt sich in Erziehungsschwierigkeiten, Schulproblemen, Rumtreiben, Delinquenz, Sucht und psychischen Störungen oder Auffälligkeiten im Sexualverhalten wieder. (vgl. Ebeling, 2004, S.14)

 

Die Klientel im Heim wird aus diesen Gründen des Öfteren als „verhaltensauffällig“ oder „verhaltensgestört“ bezeichnet. Im Heim sollen die emotionalen, sozialen und kognitiven Defizite bearbeitet und möglichst aufgeholt werden. Dies setzt nicht nur gute Erzieher/innen bzw. Sozialpädagoge/innen voraus, sondern auch Menschen, die den Situationen psychisch gewachsen sind.

 

3.3 Die Aufgaben der Sozialpädagogen im Heim


 

Das Berufsfeld früherer Heimerziehung war geprägt durch die Pflege, Beaufsichtigung und Versorgung elternloser Kinder. Im Laufe der letzten Jahre veränderten sich die Inhalte und Anforderungen an die Heimerziehung radikal. Anstelle des autoritären Erziehungsmusters traten Gedanken des Helfens und Förderns. Hierdurch änderte sich auch das Berufsbild. Die Rolle der „Heimerzieher“ sieht heute eine offene und globale Erwartungshaltung vor, nach der die Kinder und Jugendlichen durch pädagogische Maßnahmen gefördert werden. Diese Modifikation verlangt demnach eine bessere und höhere Qualifikation der „Heimerzieher“. (vgl. Günder, 2007, S. 114f.) Der Terminus „Heimerzieher“ umfasst hierbei sowohl Männer als auch Frauen, welche für den Beruf des Erziehers in einer stationären Einrichtung ausgebildet wurden. Sie haben ihre Ausbildung mit einem Diplom abgeschlossen und nennen sich entweder Heimerzieher oder Sozialpädagogen.[1] (vgl. Schoch, 1989, S.21) Diese übernehmen die verantwortungsvolle Aufgabe den Klienten so zu helfen, dass am Ende der Maßnahme eine Besserung zu verzeichnen ist und wenn möglich die Aufgabe der Heimerziehung erfüllt ist.

 

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