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Beziehungspflege

Kongruente Beziehungsarbeit für Pflege-, Sozial- und Gesundheitsberufe

AutorRüdiger Bauer
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783456758060
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis30,99 EUR
Beziehungen zu beginnen, zu gestalten und zu beenden ist ein zentrales Elemente der Arbeit von (psychiatrisch) Pflegenden sowie anderen Gesundheits- und Sozialberufen. Das Praxishandbuch des erfahrenen Fachpflegers für psychiatrische und psychosomatische Pflege stellt die Beziehungspflege mit ihren Elementen, Einflussfaktoren und Interventionen dar. Bedeutende neurobiologische Erkenntnisse für die Beziehungspflege werden hervorgehoben. Das Praxishandbuch für Pflegepraktiker, Gesundheits- und Sozialberufe - klärt die biologisch-neurowissenschaftlichen, konstruktivistischen, sozialen und psychologisch-bindungstheoretischen Grundlagen und Einflussfaktoren der Beziehungsarbeit und -gestaltung - beschreibt die Geschichte und Entwicklung der Beziehungspflege - benennt und beschreibt die Elemente der Beziehungspflege, wie Haltung, Beziehungspflegeplanung, Biographiearbeit, Lebensereignisskala und bio-psycho-soziale Hypothesenbildung - zeigt, wie die Beziehungspflege in diversen Settings umgesetzt und angewendet wird, die von der Psychiatrischer Pflege, über die Akutversorgung bis hin zur Altenpflege reichen - zeigt, wie die Beziehungspflege bei diversen Erkrankungen körperlicher, psychischer und psychosomatischer Natur eingesetzt werden kann. Wer nach dem nötigen Rüstzeug sucht, um Beziehungen in der Akut- und Langzeitpflege kongruent beginnen, gestalten und beenden zu können, liegt mit dem Praxisbuch von Rüdiger Bauer zur Beziehungspflege richtig!

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Leseprobe

Über dieses Buch


In der ersten und zweiten Auflage des Buches wurde die zuwendende Beziehung als das wesentliche Agens der Kongruenten Beziehungspflege dargestellt. Darüber werden die verbessernden und heilenden Wirkungen erzielt, so das Versprechen. Zur Vorbereitung auf eine wirkende Beziehung sollten die Mitarbeiter zunächst ihre Empathie schulen, ihre Wertschätzung verbessern und zur eigenen Kongruenz finden. Im zweiten Schritt sollten sie ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern und sich selbst auf eigene innere Beziehungsbehinderungen überprüfen und diese, wenn möglich, beseitigen. Wenn dieses Lernen und die eigene Selbsterfahrung abgeschlossen sein würden, sollten sich dann in der Beziehungsarbeit die verbessernden und heilenden Wirkungen schon einstellen.

Was für eine Behauptung? Ich kann dies nur meinem damaligen Enthusiasmus zuschreiben, diese Behauptung aufgestellt zu haben, ohne in dem damaligen Buch einen Beweis darüber zu führen. Trotzdem wurden das Buch und seine Inhalte von vielen Pflegenden angenommen, von anderen auch kontrovers diskutiert. Sowohl das Annehmen der Haltungen und der Versuch einer Übersetzung in die Praxis als auch die kontroverse Diskussion dürften dazu geführt haben, das Thema der professionellen Beziehungsgestaltung von Pflegenden wesentlich stärker in den Blickpunkt zu rücken. Die Pflege wurde dadurch mutiger, auch für sich selbst Wirkung zu reklamieren.

Wie steht es heute mit einer Beweisführung der Wirkungen von Beziehung? Es gibt sie, diese Beweisführungen. Sie werden in mehreren Kapiteln dargestellt. Es sind Befunde aus der neurobiologischen und psychologischen Psychotherapieforschung, die zur Argumentation herangezogen werden. Um dieser Argumentation folgen zu können, müssen wir aber eine Wieder- und Neuentdeckungsreise mit Fragen zu einem alten Thema antreten: Was ist der Mensch eigentlich? Womit und wie erkennt er die Welt, in der er lebt? Was steuert sein Handeln? Ebenso müssen wir uns einer auch nicht mehr ganz neuen, aber immer klareren Erkenntnis annähern. Eine Annäherung an den Gedanken, dass die möglichen Funktionen oder Dysfunktionen des Gehirns die Psyche hervorbringen könnte. Das bio-psycho-soziale Menschenbild könnte dadurch eine neue Interpretation finden. Dies könnte die Sichtweise auf die Funktionsweisen von Welt-Mensch-Psyche-Interaktion verändern, diagnostische Möglichkeiten schaffen und auch neue hilfreiche Interventionen hervorbringen. Um den Weg der Wieder- und Neuentdeckung zu erleichtern, werden nachfolgend kurz die Inhalte der Kapitel wiedergegeben, um zu verdeutlichen, aus welcher Perspektive eine Richtung skizziert wird.

Überblick


Sie lesen ein Buch mit dem Titel Beziehungspflege und das erste Kapitel beginnt mit einer Betrachtung darüber, ob wir schon Menschen sind oder noch Tiere. Anders gesagt: Wie viel Tierisches ist noch im Menschen? Weiter geht es mit einer Erklärung, wie Menschen die Welt erkennen. Ich spreche an dieser Stelle bewusst nicht von Wahrnehmung, sondern von Erkennen. Wahrnehmung ist an Wahrnehmungsorgane (Sinnesorgane) gebunden.

Erkennen ist die Grundvoraussetzung für Leben, das von Stoffwechsel gekennzeichnet ist. Die unterschiedlichen Wahrnehmungsorgane oder Sinnesorgane strukturieren nur das Ergebnis der Wahrnehmung. Jedes Lebewesen muss erkennen, um Stoffwechsel zu betreiben, der Einzeller, die Pflanze ebenso wie das Reptil, ein Insekt oder ein Säugetier. Nur wenn diese richtig erkennen, nehmen sie die Stoffe auf, die sie so verarbeiten, dass sie sich damit selbst erhalten können. Dieser Vorgang wird Autopoiese genannt. Mit dem Erkennen treten alle Lebewesen in die Beziehung zu ihrer Welt ein und erschaffen oder konstruieren sie damit. Ohne Erkennen keine Beziehung und ohne Beziehung kein Erkennen. Könnte Beziehung und Erkennen auf einer Ebene ein und dasselbe sein und könnte es sein, dass wir damit unsere je eigene individuelle Welt erschaffen?

Was soll das alles mit Beziehungspflege zwischen Menschen zu tun haben? Sehr viel!

Was ist der „Stoffwechsel“ in Beziehungen zwischen Menschen? Erinnerungen, Gedächtnisse, Gefühle, Ahnungen, Vorahnungen, Intuition, Befürchtung, Bewusstes und Unbewusstes?

Eine Möglichkeit Beziehungen zu verstehen besteht darin, die Möglichkeiten von Menschen in Beziehungen zu verstehen. Was meine ich mit Möglichkeiten? Alle folgenden Kapitel haben den Anspruch, einen Teil dieser Möglichkeiten aus einer vielleicht noch ungewöhnlichen Perspektive heraus zu beschreiben.

Die Grundlinie der Begründungen für die Bedeutung von Beziehungen zwischen Menschen wird in fast allen Kapiteln über die Themen Stress/Angst und Bindung geführt. Das Thema Beziehung zwischen Menschen ist auf den ersten Blick banal, weil sie so alltäglich ist. Jeder hat Beziehung. Warum sollte man darüber nachdenken? Beziehungen bestimmen bei fast allen Ergebnissen in der Auseinandersetzung oder der Begegnung mit Menschen das Ergebnis mit. Dabei geht es aus Sicht der Kongruenten Beziehungspflege meist um die Überwindung von Angst vor dem Anderen und dem, was er fordert oder um die eigene Angst, etwas hergeben zu müssen, wovon er nicht weiß, ob er das darf oder kann.

Wir werden im Verlauf der Kapitel sehen, dass die Bindung ein möglicher Weg ist, die Angst zu überwinden!

Kapitel 1: Der Mensch – schon Mensch oder noch Tier oder beides?


Wenn wir über Beziehungen zwischen Menschen nachdenken wollen, müssen wir auch über den Menschen als Lebewesen nachdenken. Wer sind wir, woher kommen wir, was könnten unsere zukünftigen Entwicklungen sein? Sind wir Menschen anders als Tiere oder sind wir Weiterentwicklungen von Tieren hin zu Menschen? Wie viel Tierisches ist dann noch in uns und wenn ja, könnte dies eine Rolle in unserem Erleben oder Verhalten und in unseren Beziehungen untereinander spielen?

In diesem Kapitel werde ich den derzeit bekannten evolutionären Weg des Menschen nachzeichnen, vor allem hinsichtlich der Entwicklung des menschlichen Gehirns. Denn mit diesem gestalten wir ohne jeden Zweifel unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Um Beziehungen zu gestalten, müssen wir aber über Erkenntnisfähigkeit, also Erkennen verfügen. Auf Erkennen folgt Handeln oder Nicht-Handeln. Mit Hilfe der chilenischen Biologen Humberto Maturana und Franciso Varela und dem amerikanischen Hirnforscher Eric Kandel werde ich darstellen, wie Menschen biologisch die Welt erkennen und was dies für Auswirkungen auf die Beziehung zwischen ihnen haben kann. Es geht um die biologische Tatsache, dass wir die Welt in Ähnlichkeiten, Mustern erkennen und daraus, neben anderen Vor- und Nachteilen, Vorurteile entstehen, die wir aber mit unserem menschlichen Bewusstsein überwinden könnten. Diese Tatsache, dass wir diese Vorurteile überwinden könnten, unterscheidet uns in bedeutender Weise von den meisten anderen Tieren! Dies wird der konstruktivistische als auch der deterministische Anteil im Buch sein. Erwähnt wird hier auch die Tatsache, dass unsere Gedächtnisse, sowohl bewusste als auch unbewusste in biologischen Mustern von Nervenzellen – man könnte sagen Nervenzellnetzwerken – abgespeichert werden. Dazu werde ich viel von Eric Kandel erzählen und, welche Rolle das bewusste und unbewusste Gedächtnis für die Beziehung zwischen Menschen hat. Sowohl im Alltag als auch zwischen „Behandlern“ und „Behandelten“.

Hier wird auch die evolutionäre Entwicklung der Säugetiere und des Menschen vertieft. Wenn es stimmt, dass Menschen Weiterentwicklungen von anderen Tieren und Säugetieren sind und alle unsere Vorfahren ihr Gehirn benutzten, um sich in ihrer Welt zurecht zu finden und zu überleben, dann sind menschliche Gehirne Weiterentwicklungen von Gehirnen unserer Vorfahren. Einzeller, Mehrzeller, Fische, Amphibien, Reptilien und andere Säuger gehören dazu. Ein evolutionäres Prinzip ist die Weiterentwicklung von Vorhandenem, das sich bewährt hat.

Das menschliche Gehirn müsste dann Anteile des Fischgehirns und des Reptiliengehirns haben und auf einer grundlegenden strukturellen Ebene müssten auch noch Anteile des Einzellers gegeben sein. Die Mustererkennung ist ein Beispiel dafür.

Unser Stressreaktionssystem, wie ich es nenne, ist Teil unseres Reptiliengehirns. Reagieren wir im Stress wie Krokodile? Auf eine gewisse Art und Weise: „Ja“. Aber wir haben etwas entgegenzusetzen: Unser Stirnhirn, der „wirklich menschliche“ Teil des Gehirns, das dem Stressreaktionssystem Einhalt gebieten kann. Bei der Entstehung von psychischen Erkrankungen und körperlichen Erkrankungen spielt Stress eine große Rolle. Wir können ihn mit unserem Stirnhirn besiegen.

Dieses Kapitel vermittelt, wie menschliche Gehirne sich entwickelt haben und wie sie in den meisten Fällen funktionieren. Wenn wir diese Funktionsweise verstehen können, ergeben sich völlig neue Betrachtungsweisen von Problemen in Beziehungen und der Entstehung von psychischen Beeinträchtigungen.

Kapitel 2: Das Gehirn – unser Beziehungsorgan


In einer etwas ungewöhnlichen Form beschreibt dieses Kapitel Eigenheiten eines Gehirns, die uns das Leben manchmal schwermachen können, die aber wichtig zu wissen sind. In Erzählform wird dann die Entwicklung des menschlichen Gehirns von vor der Geburt bis ins Erwachsenenalter hinein dargestellt. Es werden alle relevanten Informationen aufgeführt, um die Arbeitsweise des Gehirns in den Beziehungen zu anderen Menschen zu verstehen. Die Systeme, die zur Gestaltung von Beziehungen erforderlich sind, werden in ihrer Funktion und regelrechten Entwicklung sowie die Ursachen und Folgen von Fehlentwicklungen erklärt. Die neuronale Plastizität des Gehirns wird in...

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