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E-Book

Bilaterale Unternehmenskooperationen im Tourismussektor

Ausgewählte Erfolgsfaktoren

AutorNicolai Scherle
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl396 Seiten
ISBN9783834992611
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis62,99 EUR
Vor dem Hintergrund fortschreitender Internationalisierungsprozesse entwickelt sich interkulturelle Kompetenz zu einem zentralen Wettbewerbsvorteil. Im Fokus der vorliegenden Studie steht der interkulturelle Kooperationsalltag in Unternehmen der Tourismusbranche. Dabei erhält der Leser Einblicke in die Komplexität grenzüberschreitender Interaktionen und ihre strategischen Erfolgsfaktoren.

Dr. Nicolai Scherle ist wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kulturgeographie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Er ist Mitglied der Royal Geographical Society und des Kompetenznetzwerks für interkulturelle Kommunikation (FORAREA).

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Leseprobe
VI Methodische Umsetzung des Forschungsprojekts (S. 132-133)

VI. 1 Qualitative Sozialforschung

,Jeder, der eine Zeit lang auf dem redlichen Forschen verharrt, muss seine Methode irgendeinmal umändern."
Johann Wolfgang von Goethe

Die qualitative Sozialforschung, die vor allem der geisteswissenschaftlichen Tradition der deutschen Soziologie, der Chicago School und der Kulturanthropologie verpflichtet ist, umfasst ein komplexes methodologisches und methodisches Spektrum verschiedener Ansatze einschliefilich der dazugehorigen wissenschaftstheoretischen Begründungen. Der Zusammenhalt der entsprechenden Verfahren liegt dabei weniger in einer geschlossenen und einheitlichen Konzeption als vielmehr in einer gemeinsam geteilten Abgrenzung zu traditionellen quantitativ-statistischen Vorgehensweisen (vgl. GARZ/KRAIMER 1991).

In den letzten drei Jahrzehnten hat die quahtative Sozialforschung sukzessive an Bedeutung gewonnen, wobei diese Entwicklung nicht zuletzt in engem Konnex mit den Implikationen des cultural turns in den Kultur- und Sozialwissenschaften steht (vgl. Kapitel III.2). Mit diesem sind verstärkt qualitative, insbesondere interpretierende Methoden, etwa Textanalyse, teilnehmende Beobachtung, leitfadengestiitzte Interviews sowie die Diskursanalyse, in den Vordergrund getreten.

BLOTEVOGEL (2003, S. 11) konstatiert in diesem Zusammenhang: „Hinter dieser Wende zu qualitativen empirischen Methoden steht ein tiefgreifend verandertes methodologisches Programm, das weit über eine lediglich pragmatisch begründete Wahl bestimmter empirischer Methoden hinausreicht. Mit dem cultural turn erfolgt eine Hinwendung zur Hermeneutik, zu interpretativen Methoden der SinnerschlieKung, der Re- und Dekonstruktion der Bedeutung von Handlungen, Handlungsartefakten und Texten, ja von ganzen Handlungssystemen und Sinnordnungen."

Diese Verschiebung umfasst eine gewandelte Auffassung vom Sein der Forschungsgegenstande (Ontologie) und von der Möglichkeit ihrer Wahrnehmung und Beschreibung (Epistemologie), wobei es in diesem Kontext nicht um die Erfassung der - vom Menschen und speziell vom beobachtenden Wissenschaftler als unabhangig existent angenommenen - Realitat, sondern um die Reinterpretation der von den Menschen bereits vorinterpretierten Wirklichkeiten geht. Auch wenn der Trend zu qualitativen Erkenntnismethoden in den letzten Jahrzehnten nachhaltige Veranderungen innerhalb der Sozialwissenschaften evoziert hat, so darf man sich nicht darüber hinwegtauschen, dass die Kontroverse um quantitative beziehungsweise qualitative Methoden seit jeher wie kaum eine Zweite polarisiert:

Das eine Extrem steht fur die Auffassung, zu objektiver Erkenntnis des sozialen Lebens gelange man primar durch Klassifizieren, Messen, Tabellieren und die Anwendung statistischer Methoden. Das andere Extrem reprasentiert die Ansicht, nach der quantitative Methoden eine wesensfremde Struktur und Form an das Geflecht des sozialen Lebens herantragen, das vielmehr nur in seiner einzel- und ganzheitlichen Komplexitat erfassbar sei. Die entsprechenden Diskurse innerhalb der scientific community Ytileihen den jeweiligen Positioner! nur vordergründig Kontur, da die Interdependenz der Methoden in der Praxis weitgehend als selbstverstandlich gilt.

Der amerikanische Soziologe WILSON (1982, S. 488) bemerkt diesbezüglich: „Die meisten Sozialwissenschaftler neigen wohl zu einer gemafiigten Auffassung zwischen dem quantitativen und dem qualitativen Extrem, vor allem dann, wenn man sie nicht zu einem wissenschaftlichen OfFenbarungseid drangt. Auch wenn sie in ihrer eigenen Arbeit die eine oder die andere Orientierung bevorzugen, sind sie doch bereit, auch andere Methoden als notwendig anzuerkennen, und sie greifen zur Erganzung und Deutung ihrer eigenen Ergebnisse auch auf ganz anders orientierte Untersuchungen zurück."
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber7
Foreword of the Editors8
Geleitwort9
Vorwort11
Inhaltsverzeichnis17
Abbildungs- und Kartenverzeichnis21
Tabellenverzeichnis23
I Konzeptionelle Einführung in die Arbeit24
I.1 Problemstellung24
I.2 Zentrales Anliegen und forschungsleitende Fragestellungen28
I.3 Faden der Ariadne33
I.4 Forschungsstand37
II Going international- Untemehmenstatigkeit im Globalisierungszeitalter unter besonderer Beriicksichtigung der Tourismusbranche41
II.1 Grundlagen der Phänomene Globalisierung und Internationalisierung41
II.2 Internationalisierung von Unternehmenstatigkeit aus historischer Perspektive48
II.3 Herausforderungen und Ziele intemationaler Unternehmenstatigkeit vor dem Hintergrund von Internationalisierung respektive Globalisierung52
II.4 Zentrale Theorien der internationalen Unternehmenstätigkeit56
II.5 Intemationalisierung mittels bilateraler Kooperationen61
II.6 Internationalisierung der Tourismuswirtschaft unter besonderer Berücksichtigung der Reiseveranstalterbranche67
II.7 Strukturen und Implikationen einer fortschreitenden Internationalisierung der Tourismuswirtschaft in Entwicklungsländern73
Ill Kultur, Interkulturalität und interkulturelle Kompetenz79
III.1 Mysterium und Schlüsselbegriff Kultur79
III.2 Cultural turn - Renaissance des Kulturellen in den Humanwissenschaften?87
III.3 Kultur als Faktor im Kontext des internationalen Managements90
III.4 Zwischen Eigenem und Fremdem - Fremderfahrung und Fremdverstehen versus Normalität des Fremden96
III.5 Managing across cultures - interkulturelle Kompetenz103
IV Projektrelevante strategische Erfolgsfaktoren im interkulturellen Kooperationsalltag aus theoretischer Perspektive112
IV. 1 Vertrauen112
IV.2 Konfliktmanagement119
IV.3 Kundenorientierung respektive Beschwerdemanagement126
IV.4 Reiseleiter135
V Die Incoming-Destination Marokko im Überblick141
V.1 Natürliches und kulturelles Tourismuspotential141
V.2 Tourismusentwicklung in Marokko aus historischer Perspektive143
V.3 Ökonomische Bedeutung des marokkanischen Tourismus und aktuelle Tendenzen in der Tourismusentwicklung146
V.4 Vision 2010 - Reformen und Ziele der marokkanischen Tourismuspolitik vor dem Hintergrund des Masterplans von Marrakech150
VI Methodische Umsetzung des Forschungsprojekts155
VI.1 Qualitative Sozialforschung155
VI.2 Methodologische Prinzipien und Formen des qualitativen Interviews157
VI.3 Methodenwahl159
VI.4 Das problemzentrierte Interview und seine Erhebungsinstrumente161
VI. 5 Struktur und Inhalte der Befr^ungen165
VI.6 Zielgruppe170
VII Partizipierende Kooperationsuntemehmen und Gesprachspartner im Überblick174
VII.I Zentrale Strukturmerkmale der Kooperationsuntemehmen174
VII.2 Zentrale Strukturmerkmale der Gesprächspartner183
VIII Bilaterale Perspektiven auf den interkulturellen Kooperationsalltag zwischen deutschen und marokkanischen Reiseveranstaltern189
VIII. 1 Präludium (I) - Chancen und Risiken einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit189
VIII. 2 Claims abstecken - Kooperationsrelevante Ziele196
VIII. 3 Auf der Suche - Partnersuche und Kooperationsentscheidung201
VIII. 4 Let's go — Implementation der Kooperation vor dem Hintergrund ausgewahlter okonomischer respektive kultureller Aspekte213
VIII. 5 Unser Produkt - Die bilaterale touristische Angebotsgestaltung223
VIII. 6 An der Schnittstelle - Interkultureller Mediator Reiseleiter229
VIII. 7 Vom ewigen Nörgler und vom Kunden als Konig - Das Beschwerdemanagement236
VIII. 8 Zwischen Betroffenheit und Ignoranz — Soziokulturelles und ökologisches Engagement im Kontext des marokkanischen Incoming-Tourismus247
VIII. 10 Jetzt wird's ernst (I) - Konflikte und Konfliktlosungsansätze263
VIII. 11 Am Ziel der Wünsche? - Erfolgsbilanzierung274
VIII.12 Aus erster Hand (I) - Akteurspezifische Ratschlage fur die bilaterale Zusamtnenarbeit286
VIII. 13 Top oderflop - Bewertung des Marokkotourismus und seiner Zukunftsperspektiven296
IX Einschätzungen des bilateralen Kooperationsgeschehens und des Marokkotourismus im Spiegel projektrelevanter Institutionen307
IX.1 Prdludium (II) - Chancen und Risiken geschäftlicher Aktivitäten in Marokko unter besonderer Beriicksichtigung der Tourismusbranche307
IX.2 Jetzt wird's ernst (II) - Ausgewahlte Konfliktfelder in der deutschmarokkanischen Zusammenarbeit312
IX.3 Bridging the gap - Relevanz der Faktoren Kultur und interkulturelle Kompetenz im bilateralen Kooperationsgeschehen318
IX.4 Hier hapert's - Charakteristische Defizite marokkanischer Tourismusstrukturen327
IX.5 Grofier Wurf oder alles nur Papier? - Der Masterplan von Marrakech336
IX.6 Aus erster Hand (II) - Empfehlungen und Perspektiven im Kontext des aktuellen Marokkotourismus342
X Resümee351
Literaturverzeichnis360
Anhang395

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