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Bildungsrisiken und -chancen im Globalisierungsprozess

Jahresgutachten 2008

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl174 Seiten
ISBN9783531909363
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Der Globalisierungsprozess hat das deutsche Bildungssystem als eine Herausforderung erreicht, auf die bisher keine überzeugende Antwort gefunden wurde. Daher widmet sich der Aktionsrat Bildung in seinem zweiten Jahresgutachten dem Thema 'Bildungsrisiken und Bildungschancen im Globalisierungsprozess'.
Die Experten stellen Globalisierungsprozesse mit ihren vielschichtigen Konsequenzen dar, insbesondere einer zunehmenden Unsicherheit für individuelle Lebensläufe, und zeigen daraus resultierende Herausforderungen für Bildungsinstitutionen auf. Zentrale Erfordernisse für alle Bildungsphasen von der frühen Kindheit bis hin zur Weiterbildung werden nach einer Analyse der Situation beleuchtet und konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik formuliert.


vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. - in Zusammenarbeit mit dem Aktionsrat Bildung

Der Aktionsrat Bildung ist ein politisch unabhängiges Gremium, dem folgende Experten angehören:
Prof. Dr. Dieter Lenzen, Vorsitzender des Aktionsrats Bildung, Präsident der Freien Universität Berlin;
Prof. Dr. Hans-Peter Blossfeld, Universität Bamberg, Leiter des Staatsinstituts für Familienforschung (ifb);
Prof. Dr. Wilfried Bos, Universität Dortmund, Direktor des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS);
Prof. Dr. Detlef Müller-Böling, Universität Dortmund, Leiter des CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Gütersloh;
Prof. Dr. Manfred Prenzel, Universität Kiel, Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschafen (IPN);
Prof. Dr. Ludger Wößmann, Ludwig-Maximilians-Universität München, Bereichsleiter Humankapital und Innovation am ifo Institut für Wirtschaftsforschung.

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Leseprobe
1 Globalisierung (S. 15)

Der Begriff „Globalisierung" wird heute in. ationär und oft unscharf gebraucht. Für Zusammenhänge des Bildungssystems ist Globalisierung als soziales Phänomen internationaler Arbeitsprozesse mit seinen Folgen für Bildung und Ausbildung (vgl. 1.1) von solchen Globalisierungsvorgängen zu unterscheiden, wie sie international in überstaatlichen Organisationen gezielt betrieben werden, um Austauschprozesse zu erleichtern (vgl. 1.3.1).

1.1 Globalisierung als soziales Phänomen

Grundsätzlich wird Globalisierung als ein Bündel von Prozessen verstanden, die zu wachsender internationaler Vernetzung geführt haben (vgl. Robertson 1992, S. 396, Alasuutari 2000, S. 259). Damit ist Globalisierung sicherlich kein grundsätzlich neues Phänomen, das sich erst in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten abzeichnet. Es ist aber unumstritten, dass die Intensität und Reichweite grenzüberschreitender Interaktionsbeziehungen – seien es ökonomische Transaktionen oder informationelle, kulturelle und politische Austauschprozesse – in der jüngeren Vergangenheit in den meisten Industrieländern schubartig zugenommen haben (vgl. Robertson 1990, S. 27, Sutcliffe/Glyn 1999, S. 112, Alasuutari 2000, S. 260, Held u. a. 2000, S. 54, Castells 2004, S. 108, Blossfeld 2006, S. 2).

Vor allem mit den rasanten technologischen Fortschritten der vergangenen Jahre sowie mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der damit verbundenen schlagartigen Öffnung neuer Märkte wurde der grenzüberschreitende Austausch zwischen Ländern deutlich intensiviert und erreichte damit eine neue, bisher nicht da gewesene Qualität. Die meisten Sozialforscher verstehen den Globalisierungsprozess heute als das Zusammenwirken von vier makrostrukturellen Entwicklungen, die sich vor allem seit den 1980er Jahren zunehmend durchgesetzt haben (vgl. auch Abbildung 2):1

Als erster Prozess wird die zunehmende Internationalisierung von Finanz-, Produkt- und Arbeitsmärkten benannt. Güter, Dienstleistungen und auch Arbeitskräfte können immer einfacher und immer kostengünstiger über Ländergrenzen hinweg ausgetauscht werden. Ehemals isolierte einzelne Nationen wurden damit in einen Weltmarkt integriert. Entsprechend haben Ländergrenzen für Marktprozesse und Austauschbeziehungen an Bedeutung verloren. Dies ermöglichte ganz neue Formen der Arbeitsteilung auf internationaler Ebene.

Als Folge der zunehmenden Internationalisierung von Märkten wurde zweitens ein verstärkter Standortwettbewerb zwischen Ländern ausgelöst. Vor allem seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Integration asiatischer Länder in den Weltmarkt konkurrieren Länder mit sehr unterschiedlichen Lohn- und Produktivitätsniveaus sowie verschiedenen Sozialstandards auf einem globalen Weltmarkt. Um sich für diesen Wettbewerb zu wappnen und um das eigene Land wettbewerbsfähig zu halten, setzte sich in vielen Ländern zunehmend eine Politik der Deregulierung, Privatisierung und Liberalisierung und damit eine Stärkung des Markts als Koordinationsmechanismus in modernen Ländern durch.

Die dritte Entwicklung betrifft den sprunghaften Fortschritt neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Erst durch moderne Technologien wurde eine rasche weltweite Vernetzung von Personen, Unternehmen und Staaten ermöglicht. Sie haben den Umfang, die Intensität und die Geschwindigkeit von globalen Austauschprozessen grundlegend verändert. Von vielen wird die rasante und sprunghafte Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien in den vergangenen Jahren als Grundlage des Makrophänomens Globalisierung gesehen (vgl. Kaufmann 1998, S. 6f., Castells 2004, S. 42ff.).

Diese neuen Technologien haben vielfach die Prozesse, die der Globalisierung zugeschrieben werden, erst ermöglicht. Sie sind somit als die „Infrastruktur" der Globalisierung zu betrachten. Als vierter Prozess der Globalisierung werden der Bedeutungszuwachs von weltweit vernetzten Märkten und die damit verbundene zunehmende Instabilität und Verwundbarkeit lokaler Märkte benannt.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Vorwort9
Einleitung11
1 Globalisierung15
1.1 Globalisierung als soziales Phänomen15
1.2 Das Ende des Nationalstaats im Globalisierungsprozess?18
1.3 Konsequenzen der Globalisierung20
2 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung in der frühen Kindheit39
2.1 Pädagogische Konzepte und die Förderung von Kompetenzen unter Globalisierungsperspektive40
2.2 Förderung von Kindern aus benachteiligten Familien47
2.3 Vernetzung von Kindergarten und Grundschule sowie Weiterentwicklung von Bildungsplänen48
2.4 Ausbildung des frühpädagogischen Fachpersonals50
2.5 Unterstützung von Eltern51
3 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung in der Primarschule53
3.1 Frühe Fremdsprachenförderung Englisch53
3.2 Empirische Erkenntnisse zur Bildungsbeteiligung von Primarschülern mit Migrationshintergrund56
3.3 Die sprachliche Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund63
3.4 Interkulturelle Pädagogik in der Grundschule: normative Forderungen und Umsetzungskonzepte64
3.5 Literacy-Konzept und Bildungsstandards65
4 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung im Sekundarbereich67
4.1 Ziele und Inhalte von Bildung68
4.2 Institutionelle Strukturen71
4.3 Unterrichtskonzeptionen73
5 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Berufsausbildung77
5.1 Organisationsformen der Berufsausbildung im internationalen Vergleich77
5.2 Das duale System – Zurückbleiben hinter den Möglichkeiten durch zahlreiche Probleme und Rigiditäten77
5.3 Erforderliche Veränderungen des dualen Systems84
6 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Hochschul(aus)bildung93
6.1 Der Bologna-Prozess als europäische Globalisierungsstrategie93
6.2 Kompetenzorientierung als Antwort auf Herausforderungen der Globalisierung98
6.3 Globalisierung in der demogra. schen Entwicklung104
7 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für lebenslanges Lernen115
7.1 Globalisierung, beschleunigter struktureller Wandel und die Arbeitsmarktsituation älterer Menschen115
7.2 Die Arbeitsmarktsituation älterer Menschen – Deutschland im internationalen Vergleich116
7.3 Bildungsbeteiligung älterer Erwachsener120
7.4 Herausforderungen für das deutsche Bildungssystem125
8 Zusammenfassung der Befunde131
8.1 Globalisierung mit ihren länderspezi. schen und überstaatlichen Auswirkungen auf den Bildungsbereich und ihre Konsequenzen für Institutionen und Individuen131
8.2 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung in der frühen Kindheit133
8.3 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung in der Primarschule135
8.4 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung im Sekundarbereich136
8.5 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Berufsausbildung137
8.6 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Hochschul(aus)bildung140
8.7 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für lebenslanges Lernen142
9 Handlungsempfehlungen an die Politik145
9.1 Globalisierung145
9.2 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung in der frühen Kindheit146
9.3 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung in der Primarschule146
9.4 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Bildung im Sekundarbereich147
9.5 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Berufsausbildung148
9.6 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für die Hochschul(aus)bildung149
9.7 Globalisierung und ihre Konsequenzen und Erfordernisse für lebenslanges Lernen149
Literatur151
Abbildungsverzeichnis177
Tabellenverzeichnis178
Verzeichnis der Mitglieder des AKTIONSRATSBILDUNG179
Verzeichnis der externen Experten181

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