Inhaltsangabe:Einleitung: Die Sprache als wesentliches den Menschen auszeichnendes Merkmal ist nicht - wie möglicherweise anzunehmen - dem Menschen von Geburt an mitgegeben, sondern muss sich innerhalb einer Sprachgemeinschaft entwickeln und ist demzufolge bei der Geburt nicht festgelegt. Stattdessen ist der Mensch am Anfang seines Lebens in der Lage, sich jede beliebige Sprache anzueignen und ist bei der Ausbildung seiner sprachlichen Fähigkeiten nicht auf eine einzige Sprache beschränkt. Dies stellt auch Wandruszka fest: „In seinem Gehirn ist Raum für mehrere Sprachen, die er sich nebeneinander einprägt, die er miteinander in Verbindung bringt, in tausendfachen Quer- und Rückverbindungen.“ Doch nicht die biologischen Voraussetzungen bewirken, dass der Mensch mehrere Sprachen erlernt, sondern die Tatsache, dass er aufgrund des Hineinwachsens in oft sehr unterschiedliche Gemeinschaften die Sprachen jener lernt und auf diesem Weg dazu gelangt, mehrere Sprachen zu sprechen. Nach Wandruszka besitzt jeder die Fähigkeit, verschiedene Sprachen sowohl zu verstehen als auch anzuwenden, sich immer neu anzueignen, aber auch wieder zu vergessen. Sprache zu erlangen ist jedoch kein automatischer Prozess, sondern „ein oft mühevolles, immer unvollkommenes Lernen und wieder Vergessen verschiedener Sprachen“ und entgegen der Vorstellungen Chomskys eines idealen Sprechers, der seine Sprache in einer absolut homogenen Gemeinschaft perfekt beherrsche, geht Wandruszka davon aus, dass der Mensch nie eine vollkommene Beherrschung seiner Sprache erlangt, und bestreitet zudem die Existenz einer völlig homogenen sprachlichen Gemeinschaft. Wandruszkas Ablehnung einer solchen Vorstellung stößt auf große Zustimmung, denn aufgrund der Tatsache, dass es wesentlich mehr Sprachen als Länder gibt, ist davon auszugehen, dass praktisch in jedem Land zwei oder mehrere Sprachen gesprochen werden. Daher stellt nicht Bi- bzw. Multilingualismus eine Ausnahme dar, sondern Monolingualismus. Mackey betont, dass Bilingualismus ein Phänomen ist, das den größten Teil der Weltbevölkerung betrifft und auch in monolingualen Gemeinschaften vorkommt, denn auch diese sind nicht homogen, da es gewöhnlich regionale, soziale ebenso wie stilistische Varietäten einer Sprache gibt. Es existiert also keine gemeinsame einheitliche Sprache, was unter anderem auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zurückzuführen ist, denn auf der ganzen Welt kommen Menschen aus verschiedenen Gründen zusammen, wodurch [...]
Kirstin Kannwischer, Studium der Fächer Germanistik und Anglistik mit dem Abschluss Bachelor of Arts 2006 und Master of Education 2008 an der Hochschule in Vechta.
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