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Blut ist dicker als Wasser. Die Bedeutung der Interferenzen zwischen den Systemen Familie und Unternehmen für das Organisationsverständnis von Familienunternehmen

Die Bedeutung der Interferenzen zwischen den Systemen Familie und Unternehmen für das Organisationsverständnis von Familienunternehmen

AutorElisabeth Sechser
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl138 Seiten
ISBN9783638780872
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: sehr gut, , 70 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit setzt sich mit Interferenzen zwischen Familienunternehmen und Unternehmerfamilien auseinander. In dieser Arbeit wird untersucht, wie die beiden Systeme Familie und Unternehmen miteinander verbunden sind, sich gegenseitig beeinflussen und stören und weshalb ein Zusammenspiel dieser beiden Systeme für eine gemeinsame Entwicklung von besonderer Bedeutung ist. Das Sichtbarmachen von Interferenzen zwischen diesen beiden Systemen für Beraterinnen und Berater sowie für die Familienunternehmen selbst, ist eine wesentliche Grundlage einer gut funktionierenden Unternehmensentwicklung. Aus systemtheoretischer Sicht wird anhand von Interviews mit drei Familienunternehmen untersucht, welche Interferenzen bestehen, wie diese nach Außen kommuniziert werden bzw. von Außen und Innen beobachtet werden können. Folgende Personen wurden jeweils interviewt: •eine Gründerin eines Familienunternehmens bzw. eines Unternehmens, welches bereits in der zweiten Nachfolgegeneration geführt wird, •ein Kind der derzeitigen Geschäftsleitung, welches im Unternehmen tätig ist und für die Betriebsnachfolge vorgesehen ist, und •eine Mitarbeiterin/ein Mitarbeiter, der/die nicht zur Unternehmerfamilie gehört. Die daraus resultierenden Ergebnisse bzw. Beobachtungen dienen Beraterinnen und Beratern als wesentliche Informationen, um Dynamiken in Familienunternehmen besser zu verstehen. Dadurch wird die Anschlussfähigkeit von Beraterinnen und Beratern erhöht und ein für das System passende Beratung erleichtert. Die Ergebnisse zeigen, dass es für Beraterinnen und Berater wichtig ist, beide Systeme, Familie und Unternehmen, im Bezug zum jeweils anderen System zu beobachten. So beeinflusst einerseits das Unternehmenssystem das Familiensystem und stellt für dieses ein wesentliches Regulationsinstrument dar. Andererseits beeinflusst das Familiensystem auch das Unternehmenssystem stark. Je mehr Interferenzen Beraterinnen und Berater wahrnehmen, desto besser kann eine gute, auf das System zugeschnittene Beratung angeboten werden. Aber auch für die Familienunternehmen und Unternehmerfamilien selbst ist es wichtig, Interferenzen zwischen den beiden Systemen zu erkennen, um so Verhalten, Entscheidungen und Handlungen bewusster steuern zu können.

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Leseprobe

V. Empirische Untersuchung


 

V.1. Kriterien zur Auswahl der Familienunternehmen


 

Wie bereits in Kapitel III. 2.2. näher beschrieben, wurden die 3 Familienunternehmen in Hinsicht auf folgende Aspekte ausgewählt:

 

1. Das Unternehmen wird von außen als Familienunternehmen definiert

 

Bei der Auswahl der Interviewpartnerinnen/Interviewpartner wurden mir bei der Suche nach passenden Familienunternehmen von Netzwerkpartnerinnen, WK-Österreich, durch Empfehlungen bestimmte Betriebe genannt und von außen als Familienunternehmen definiert. (Selbstverständlichkeit von außen)

2. Die im Unternehmen tätigen Personen beschreiben das Unternehmen selbst als Familienunternehmen.

 

Auf meine Anfrage: “Ich führe für meine Master Thesis Interviews mit Familienunternehmen durch und bin auf der Suche nach Familienbetrieben, die sich zu Interviews bereit erklären“, wurde stets mit „Ja, wir sind ein Familienunternehmen, und ja, wir nehmen teil“ geantwortet. (Selbstverständlichkeit von innen)

3. Im Unternehmen sind mindestens 2 Generationen einer Familie beschäftigt.

 

Die generationsübergreifende Zusammenwirkung im Familienunternehmen (Mitarbeit mehrerer Generationen einer Familie in einem Unternehmen) war für die Auswahl der Interviewpartnerinnen/Interviewpartner deswegen so interessant, weil sich gerade durch diese Konstellation wesentliche Interferenzen, Wesensmerkmale und Doppelfunktionen erkennen lassen können.

4. Die familieninterne Übergabe des Unternehmens an die Nachfolgegeneration wird angedacht.

 

Zwar war es nicht notwendig, dass die Nachfolgerregelung bereits konkretisiert wurde, aber ein Merkmal von Familienunternehmen kann den Wunsch beinhalten, dass das Fortbestehen des Unternehmens für und durch die Nachfolgegeneration gewährleistest wird. Auch darin lassen sich spezielle Dynamiken und Besonderheiten von Familienunternehmen erkennen.

5. Die Unternehmensleitung wird überwiegend von der Familie dominiert.

 

Das Treffen wesentlicher Entscheidungen durch die Familie scheint ein Merkmal von Familienunternehmen zu sein. Dadurch ist auch eine starke Identifizierung mit dem Unternehmen möglich.

 

V.2. Vorstellung der einzelnen Unternehmen


 

Es hat sich so ergeben, dass bis auf einen Mitarbeiter alle Befragten weiblich sind. Wie bereits auf Seite 3 erwähnt, kann jedoch auf geschlechtsspezifische Aussagen nicht Bezug genommen werden. Alle Unternehmen möchten anonym bleiben. Der Einfachheit halber habe ich mich für unten stehende Abkürzungen entschieden.

 

 

V.2.1. Unternehmen A


 

 

Es handelt sich bei diesem Unternehmen um einen Familienbetrieb in derzeit zweiter Generation. Firmensitz ist in Niederösterreich. Das Unternehmen ist national in der Produktion, Ausfertigung und im Handel tätig. Derzeit wird es von Frau A geführt. Ihr Ehemann ist auch Teil der Geschäftsführung, arbeitet jedoch sehr im Hintergrund und zieht sich bereits langsam aus dem Unternehmen zurück. Frau A hat das Unternehmen von ihrem Vater übernommen, der es 1939 gegründet hatte. Vor dem Durchführen der Interviews waren die Zwillingsschwestern, zwei der vier Töchter von Frau A, im Unternehmen tätig und eine gemeinsame Nachfolge wurde überlegt. Mittlerweile ist nur mehr eine Tochter (Tochter A) im Unternehmen tätig. Die Zwillingsschwester hat sich langsam aus dem Unternehmen zurückgezogen.

 

V.2.2. Unternehmen B


 

 

Firmensitz dieses Unternehmens ist in Wien. Das Unternehmen ist europaweit im Bereich Produktion und Einzel- und Großhandel tätig. Frau B und ihr Mann haben das Unternehmen von Frau Bs Eltern übernommen. Diese hatten es dem eigentlichen Gründer abgekauft, da dieser keinen familieninternen Nachfolger hatte. Derzeit arbeitet eine der drei Töchter Teilzeit im Unternehmen. Eine Übernahme durch sie wird angestrebt. Ob und wann ist jedoch noch nicht zu 100% sicher.

 

V.2.3. Unternehmen C


 

 

Dieses Unternehmen wurde 1970 gegründet. Hauptsitz der Firma ist in Niederösterreich, es gibt ein Geschäft in Wien, eines in Deutschland und eine Tochter GmbH in einem anderen Teil von Niederösterreich. Die Firma ist im Versandhandel in Österreich, Deutschland, der Schweiz und den USA tätig. Drei der vier Kinder sind beruflich in das Unternehmen involviert.

 

Aufgrund meines Naheverhältnisses zu Frau C und Tochter C habe ich selbst etwas Einblick in die Unternehmensstruktur und den Unternehmensalltag und konnte so bei Unklarheiten genauer nachfragen.

 

V.3. Ergebnisse der empirischen Untersuchung


 

V.3.1. Interferenzen & deren Auswirkungen auf Strukturen


 

Hypothese:

 

Aufgrund der Interferenzen stehen die Beziehungen zueinander vor den einzelnen Funktionen, Rollen und Zuständigkeiten. Es fehlt in Familienunternehmen die Transparenz in der Unternehmensstruktur. Es herrscht eine mangelnde Klarheit bzw. eine unterschiedliche Auffassung über Zuständigkeiten.

 

Beobachtung:

 

Es wurde auf die Fragen zur Anzahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, zu deren Zuständigkeiten, zu vorhandenen Abteilungen, Zugehörigkeiten zum Unternehmen sowie Aufgaben und Funktionen der einzelnen Personen immer unterschiedlich geantwortet.

 

Unternehmen A, dargestellt von Frau A

 

 

Frau A

 

Wir haben jetzt ca. 25 Mitarbeiter und haben auch Zeiten gehabt mit ca. 50 Mitarbeitern.

 

Können Sie die Unternehmensstruktur kurz skizzieren?

 

Geschäftsführung, dann haben wir Technik/Produktion … G., mein Mann, also Verwaltung, da fällt jetzt alles rein wie Sekretariat, Buchhaltung und Verrechung … und dann gibt es noch, der Produktion untergeordnet ... Lagerverwaltung, Platzwart, das ist zusammen eine Person, ich glaube, das wäre es im Wesentlichen.

 

Und Sie sind die alleinige Geschäftsführerin?

 

Ja, ich mein, es gibt dann noch immer eine 2. Kraft dazu. Ich werde natürlich in der Geschäftsführung von meinem Mann vertreten und assistiert. Auf der anderen Seite ... also, da bei der Technik und Produktion vertreten sich jetzt die St. (=Tochter A) mit einem Techniker, bin ich wiederum überall auch 2. und 3. Vertretung. Aber mir direkt zur Seite steht dann doch mein Mann ... also, die Geschäftsführung ist auch er.

 

Und die anderen Mitarbeiter (von den 25) sind dann Arbeiter?

 

Ja, also, da gibt es dann einen Techniker und da gibt’s dann eben die Sekretärin, die also Buchhaltung und Abrechung und die ganze Sekretariatsabteilung macht, die wird allerdings auch wieder von der S. (=2. Tochter) unterstützt, die ist auch nicht nur im Verkauf sondern auch da tätig.

 

Und der Bereich Marketing gehört zum Verkauf dazu?

 

Ja, der Bereich Marketing gehört zum Verkauf dazu, ist aber wieder stark mit mir verknüpft, also, das teilt sich.

 

 […]

 

Bei der Frage zu der Gesamtzahl der Mitarbeiter wurden im 1. Organigramm nicht alle eingezeichnet. In welchen Abteilungen arbeiten die insgesamt 25 Mitarbeiter?

 

In der Produktion, also praktisch hab ich vorher nur die Ordnung vom Büro dargestellt, man müsste eigentlich da neben der Schlosserei und Platzmeister und dem Lager müsste man noch die Produktion dazuschreiben und eigentlich gehört dann auch noch die Verlegung dazu. Und alle zusammen sind 25 Leute. Da gibt es ein fixes Team drinnen und ein fixes Team draußen.

 

Wissen Sie, wie viele Mitarbeiter wo arbeiten?

 

Ja, es sind momentan 6 Leute in der Verlegung, dann sind 5 Leute im Büro, dann sind der Schlosser und der Platzmeister, das sind 13, dann bleiben noch 12 Leute für die Produktion.

 

Beobachtung:

 

Durch die Mitarbeit der Töchter erkennt Frau A, dass das Unternehmen eine mangelhafte Struktur besitzt und dass dies für neue Mitarbeiter sehr mühsam sein kann bzw. Verwirrung stiftet.

 

Frau A

 

Sehen Sie im Familienunternehmen Unklarheiten? Wenn es um Entscheidungen geht, wer trifft dann diese Entscheidungen?

 

Was mir am deutlichsten auffällt ... dann muss ich dazu sagen, dass die S. und die St. (=beide Töchter) relativ neu im Unternehmen sind, die S. hat im November letzten Jahres und die St. im Februar diesen Jahres ... also das ist noch kein eingespieltes System. Man merkt das einfach, dass viele Dinge, die früher ... man merkt die Halbherzigkeit des Familienunternehmens, wo jeder einfach, die paar Leute die’s gibt, alle alles wissen, und es wenig strukturelle Ordnung gibt. Das ist jetzt schwierig, wo eben Junge dazu kommen, wo es für die einfach gut...

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