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Blut, Rache, Gewalt. Die Inszenierung von Weiblichkeit in Filmen von Quentin Tarantino

AutorCorinna Köhldorfer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl121 Seiten
ISBN9783656883432
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Medien und Politik, Pol. Kommunikation, Note: 1,0, Universität Wien (Institut für Politikwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: 'Blut, Rache, Gewalt - Die Inszenierung von Weiblichkeit in Filmen von Quentin Tarantino' beschäftigt sich mit der Analyse von weiblichen Filmcharakteren. Die Arbeit behandelt die Frage, auf welche Weise Tarantinos Frauenfiguren gängige Weiblichkeitsstereotype dekonstruieren. Der Schwerpunkt der Forschung liegt dabei auf der Interpretation der Filme Kill Bill Vol. 1 & 2, Death Proof - Todsicher und Inglourious Basterds. Nach einer Klärung der Begriffe Geschlechterstereotype, Geschlechterrollen, Geschlechtsrolleneinstellungen, Geschlechtsidentität und Geschlechtsrollenidentität, sowie einem Überblick über die Feministische Filmtheorie und der filmischen Darstellung von Frauen, erfolgt eine genaue Analyse der Charaktere. Dies wird mithilfe eines selbstdesignten Fragebogens in mehreren Einzelschritten ermöglicht. Die Analyse beinhaltet sowohl Inhaltsangaben, Charakterprofile und Forschungskapitel. Die Dekonstruktion von Geschlechtervorstellungen die Tarantino in seinen Filmen vornimmt bietet uns die Möglichkeit zu erkennen, wie Kategorien und Erwartungshaltungen von Männlichkeit und Weiblichkeit sozial und kulturell entstehen und geprägt werden. Wenn diese Konstruktionen sichtbar gemacht werden führt dies im besten Fall zu einer Sensibilisierung der Thematik und im Anschluss daran zu einer verstärkten Kritikfähigkeit von Medienbildern und Geschlechtervorstellungen.

Corinna Köhldorfer. Geboren 1987 in Graz, 2008 Umzug nach Wien. Studierte Politikwissenschaftlerin (MA), unter anderem mit Ausflügen in die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, die Theater-, Film- und Medienwissenschaften und die Gender Studies. Ehemalige CvD und Redakteurin in einem Wiener Privatradiosender. Heute ist sie als Nachrichtenredakteurin tätig.

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Leseprobe

2. Theoretische Konzepte


 

„Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“

 

- Simone de Beauvoir

 

2.1. Die Konstruktion der Geschlechter


 

Um eine genaue Betrachtung der Filmrollen zu ermöglichen erscheint es mir wichtig, im Vorfeld einen theoretischen Zugang vorzunehmen und dabei auf die verschiedenen Vorstellungen von Geschlechterstereotypen, Geschlechterrollen und auf die Identitäten von Geschlechtern einzugehen.

 

2.1.1. Geschlechterstereotype


 

Geschlechterstereotype unterteilen Menschen in eine soziale Kategorie und führen im weiteren Verlauf dazu, dass mit diesen bestimmte Erwartungen verbunden werden. Dabei handelt es sich um Rollenerwartungen, die die Vorstellungen über das (richtige) Handeln von Geschlechtern unterstützen. Man verbindet damit außerdem auch bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften der Geschlechter.[24] „Stereotype stellen verbreitete und allgemeine Annahmen über die relevanten Eigenschaften einer Personengruppe dar. Sie werden als kognitive Wissensbestände im Laufe der Sozialisation erworben“[25]. Dabei spielen sowohl das persönliche Umfeld und die eigenen Beobachtungen eine große Rolle, doch darf man den starken Einfluss der verschiedenen Medien auf die Entwicklung von (Geschlechts-)Stereotypen nicht unterschätzen. Dorothee Alfermann meint, dass die verschiedenen Eindrücke in Form von Clustern gespeichert werden, dabei handelt es sich um einen Kategorisierungsprozess, man teilt die Menschen also in bestimmte Gruppen ein.[26] „Menschen innerhalb einer Kategorie werden somit als ähnlich, Menschen verschiedener Kategorien als unähnlich angesehen. Mit der Kategorie werden sodann auch Eigenschaften verknüpft, die Annahmen und Überzeugungen über die Menschen der Kategorien darstellen, die Stereotype.“ [27] Alfermann sieht derartige Stereotype für die Bewältigung des Alltags allerdings als notwendig an, da diese helfen, die Vielschichtigkeit der Welt in übersichtliche Gruppen einzuteilen. Des Weiteren besitzen Stereotype „motivationale Funktionen“, das bedeutet, sie rechtfertigen außerdem bestimmte gesellschaftliche (Rang-) Ordnungen. Dabei erhalten männliche Stereotype meist einen höheren Wert, da man mit männlichen (stereotypischen) Eigenschaften oftmals Aktivität und Stärke verbindet, während das Weibliche nur zu oft mit Passivität und Schwäche in Verbindung gesetzt wird.[28] Natürlich gibt es verschiedene Stereotype aber, „die vermutlich bedeutsamste, und in jeder Kultur vorfindbare, Kategorie ist das biologische Geschlecht. Es ist nicht nur äußerlich gut wahrnehmbar und unterscheidbar, sondern es ist auch eine zentrale Kategorie in der Selbst- und in der Fremdwahrnehmung.“[29] Hinzukommt, dass gerade Geschlechterstereotype fester Bestandteil unserer Gesellschaft sind und wir mit ihnen bereits im Kleinkindalter in Berührung kommen.[30] Ein wichtiges Element der Geschlechterstereotype ist dabei die Vorstellung von Männern und Frauen in der geschlechtstypischen Arbeitsverteilung, also dass Männer die Ernährerrolle übernehmen während Frauen sich um Kinder und Familie kümmern. Im Zusammenhang damit und der zuvor erwähnten Tatsache, dass männliche Eigenschaften als höherwertig angesehen werden, stellt Alfermann nun fest, dass Geschlechterstereotype auch Statuspositionen bestätigen (Männer übernehmen die Führung, privat und beruflich).[31] „Die Stereotype rühren aus den gängigen Geschlechterrollen her und umgekehrt stützen die bestehenden Rollen die Stereotype.“[32] George Mosse weist darauf hin, dass sich Stereotype nur schwer verändern lassen und dass die Vorstellungen, die man stets mit Stereotypen verbindet, mentale Bilder formen.[33]

 

2.1.2. Geschlechterrollen – Geschlechtsrolleneinstellungen


 

R.W. Connell schrieb über Geschlechterrollen, dass man diese einerseits als Rollen betrachten könne, die von Männern und Frauen in bestimmten Situationen (z.B. Ehe) eingenommen werden. Andererseits würde es sich dabei um eine Vielzahl von Erwartungen handeln, die man dem jeweiligen biologischen Geschlecht zuschreibt.[34] „Rollen werden durch Erwartungen und Normen definiert, Geschlechtsrollen durch die Verknüpfung der Erwartungen mit dem biologischen Status.“[35]

 

Alfermann bezeichnet den Unterschied zwischen Geschlechterstereotypen und Geschlechterrollen folgendermaßen: Geschlechterstereotype beschreiben (typische) Eigenschaften und wirken dabei wie (steuernde) Wahrscheinlichkeitsannahmen. Geschlechterrollen jedoch beschreiben nicht nur, sie beinhalten des Weiteren normative Erwartungen von bestimmten Eigenschaften und Handlungsweisen von Männern und Frauen.[36] „Der Begriff der Geschlechterrollen geht somit (…) einen Schritt weiter (…). Der Begriff der Rolle bedeutet, daß eine Position existiert, an deren Inhaber/Inhaberin bestimmte Erwartungen, die Rollenerwartungen, gerichtet werden.“[37] Geschlechterrollen sind immer vorhanden, wenn auch mit unterschiedlich starker Ausprägung. Die Vorstellungen die damit in Verbindung stehen betreffen vorrangig allgemeine Eigenschaften und Verhaltensweisen, spezifische Rollenvorstellungen über bestimmte Tätigkeiten sind dabei eher selten. Dennoch haben Geschlechtsrollenerwartungen starken Einfluss auf die Entwicklung von spezifischen Rollenvorstellungen (z.B. Berufsrollen). Geschlechtsrollen(-erwartungen) besitzen im Vergleich zu Stereotypen aber nicht nur normative und präskriptive Elemente, sie definieren darüber hinaus auch Verhaltensregeln.[38]

 

 „Davon zu unterscheiden sind die persönlichen Einstellungen und Werte (über die Angemessenheit, Unangemessenheit von Geschlechtsrollenerwartungen), also die Geschlechtsrolleneinstellungen; und die tatsächliche Übernahme der Erwartungen in das eigene Selbstbild und Rollenrepertoire, die sowohl von den Einstellungen wie auch von dem Wunsch abhängt, den sozialen Erwartungen zu entsprechen bzw. negative Sanktionen zu vermeiden.“[39]

 

Die Geschlechterrollen erlebten allerdings einen Wandel, der nach Alfermann vor allem auf die formale Gleichheit der Geschlechter in der Verfassung von Staaten erreicht wurde. Dabei ist allerdings zu betonen, dass dieser Wandel in erster Linie ein Wandel der weiblichen Geschlechterrolle war (Bildungsbeteilung, Erwerbsquote, etc.).[40] „Ähnlich wie sich ein Wandel der Geschlechterrollen vollzieht, sind auch Änderungen in den Geschlechtsrolleneinstellungen zu konstatieren. Sie beziehen sich auf die subjektive Sicht über die Geschlechterrolle und die Geschlechtsrollenerwartungen.“[41] Geschlechtsrolleneinstellungen beinhalten Vorstellungen und Annahmen über (angemessene) Geschlechtsrollenerwartungen, diese betreffen bspw. soziale Umgangsregeln oder aber die geschlechtstypische Arbeitsteilung (Männer - Beruf, Frauen - Haushalt).[42] Alfermann stellte fest, „daß die Geschlechtsrolleneinstellung über die Jahrzehnte liberaler geworden sind, da sie (…) eine egalitäre, gleichberechtigte Partnerschaft propagieren.“[43] Allerdings scheint es vor allem Männern schwer zu fallen diese neue Entwicklung zu akzeptieren. Eine Erklärung für die traditionellere Einstellung der Männer könnte nach Alfermann deren damit verbundener Verlust von Macht und Einfluss sein. Eine gleichberechtigte Partnerschaft führt für Männer zu einer Abnahme von Privilegien und Rechten. Frauen hingegen profitieren von einer solchen Entwicklung und erhalten dadurch auch einen größeren und wichtigeren Status.[44] Connell betont im Bezug auf die Rollenmethaphorik die Wichtigkeit der genauen Unterscheidung von Verhalten und Erwartungen. Außerdem weist Connell auf die Frage der Macht hin[45], denn:

 

„die Geschlechtsrollentheorie hat eine grundlegende Schwierigkeit damit, Machtaspekte zu erfassen. Mit dem Rollenbegriff die unterschiedlichen Situationen von Männern und Frauen beschreiben zu wollen, führt zu einer (…) Vernachlässigung von Zwang, weil man davon ausgeht, daß die Rolle weitgehend akzeptiert wird.“[46]

 

2.1.3. Geschlechtsidentität vs. Geschlechtsrollenidentität


 

Nach Alfermann muss man zwischen Geschlechtsidentität und Geschlechtsrollenidentität bzw. Geschlechtsrollenorientierung unterscheiden.[47] Geschlechtsidentität „meint die Entwicklung einer stabilen Geschlechtsidentität als männlich bzw. weiblich, die einen notwendigen Bestandteil der Entwicklung darstellt“[48] (biologisches Geschlecht). Es handelt sich dabei also um die Identität die wir von Geburt an als Teil unseres Ichs übernehmen. Eine Geschlechtsidentität hängt allerdings immer mit Annahmen über Verhalten, Eigenschaften, Denkweisen, etc. zusammen. Diese dienen letztendlich...

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