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Borderline-Störung

AutorMartin Bohus
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2002
Seitenanzahl141 Seiten
ISBN9783840910968
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR

Die Borderline-Störung ist eine komplexe, schwerwiegende und unspezifisch behandelt oft chronisch verlaufende Störung, die für die Betroffenen selbst und deren soziales Umfeld häufig an die Grenzen der emotionalen Belastbarkeit führt. Mit der Entwicklung von störungsspezifischen Behandlungskonzepten in den neunziger Jahren konnten erstmals empirisch abgesicherte Behandlungserfolge gezeigt werden.

Das Buch basiert auf der Dialektisch-Behavioralen Psychotherapie von Marsha Linehan. In komprimierter Form werden die theoretischen Grundlagen, die Behandlungsprinzipien und -methoden vorgestellt. Der Band bietet zahlreiche praktische Hinweise zur Diagnosestellung, Behandlungsplanung, Entwicklung des Arbeitsbündnisses sowie zur Strukturierung der ambulanten und stationären Behandlung und der Methodenwahl. Therapeuten finden in diesem Band ein klar strukturiertes Behandlungskonzept sowie zahlreiche praxisorientierte Hinweise zur Bewältigung dieser therapeutischen Herausforderung.    

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis und Einführung
  2. 1 Beschreibung der Störung
  3. 2 Das neurobehaviorale Störungsmodell
  4. 3 Diagnostik und Indikation
  5. 4 Grundprinzipien und Behandlungsmodule der DBT
  6. 5 Das Behandlungsmodul Einzeltherapie
  7. 6 Das Behandlungsmodul Fertigkeitentraining (Skillstraining) in der Gruppe
  8. 7 Supervisionsgruppe für Therapeuten
  9. 8 Telefonberatung
  10. 9 Stationäre Behandlung
  11. 10 Stand der Wirksamkeitsforschung
  12. 11 Pharmakotherapie
  13. Weiterführende Literatur und Literatur
  14. Anhang und Karten
Leseprobe

10 Stand der Wirksamkeitsforschung (S. 126-127)

Mit Ausnahme einer Untersuchung zur Wirksamkeit von tiefenpsychologisch orientierter Gruppen- und Einzeltherapie (Marziali & Munroe-Blum, 1994) und einer Untersuchung zur Wirksamkeit von 18monatiger teilstationärer tiefenpsychologisch orientierten Therapie (Bateman & Fonagy, 1999; 2001), liegen keine kontrollierten Studien zur Wirksamkeit tiefenpsychologisch orientierter psychotherapeutischer Behandlung bei BPS vor. Marziali und Munroe-Blum fanden eine leichte Überlegenheit der Gruppentherapie hinsichtlich Therapiecompliance gegenüber tiefenpsychologischer Einzeltherapie.

Die Studie von Bateman und Fonagy zeigte vor allem, daß Borderline-Patienten ohne spezifische Therapie in ihrer Symptomatik über den Zeitraum von 18 Monaten weitgehend konstant blieben. Es ist also unter herkömmlichen psychiatrisch/psychotherapeutischen Versorgungsbedingungen nicht mit Spontanremission zu rechnen.

Die tiefenpsychologisch orientierte teilstationäre Behandlung zeigte nach ca. 12 Monaten signifikante Unterschiede im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe hinsichtlich Reduktion von Selbstverletzung, Depressivität und Frequenz vollstationärer Aufenthalte. Nach Entlassung aus der teilstationären Behandlung wurde die Therapie unter ambulanten Bedingungen als analytisch orientierte Gruppentherapie (180 Stunden in 18 Monaten) fortgesetzt.

Im Vergleich mit der unspezifisch behandelten Kontrollgruppe zeigten sich weiter signifikante Verbesserungen sowohl auf der Verhaltensebene (Suizidversuche und Selbstverletzungen) als auch auf psychopathometrischer Ebene (Depressivität, Angst und globale psychiatrische Symptomatik). Damit kann diese Form der Psychotherapie sicherlich als wirksam erachtet werden. Einschränkend kann einerseits der hohe Kostenaufwand (18 Monate teilstationäre Behandlung) diskutiert werden, andererseits sind bei der Komplexität teilstationärer Behandlung über diesen langen Zeitraum sicherlich eine Vielzahl von unspezifischen Wirkfaktoren, wie z. B. die hohen Gruppenkohäsion (19 Patienten wurden als Gruppe über 3 Jahre behandelt), zu berücksichtigen.

Kontrollierte randomisierte Studien zur Wirksamkeit ambulanter Psychotherapie liegen derzeit nur für die Dialektisch-Behaviorale Psychotherapie (DBT) vor. Linehan et al. (1991; 1993; 1994) verglichen zunächst im Rahmen einer kontrollierten randomisierten Studie DBT mit unspezifischer psychotherapeutischer Behandlung (treatment as usual = TAU). Sie fanden bereits nach vier Monaten eine signifikante Überlegenheit der DBT hinsichtlich Abnahme der Selbstschädigung, des medizinischen Risikos der Selbstverletzungen sowie der stationären Behandlungstage. Auf der psychopathometrischen Ebene, das heißt Depressivität, Suizidvorstellungen und Hoffnungslosigkeit, zeigten sich zwar Verbesserungen im prä-post-Vergleich, jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen.

Dies war jedoch im Bereich der sozialen Integration der Fall. Die Rate der Behandlungsabbrüche der DBT lag bei 17%, bei TAU bei 58%. In einer umfassenden Kritik dieser Studie betonte Scheel (2000) die Diskrepanz zwischen einer relativ schlechten empirischen Datenlage und der zunehmend raschen Verbreitung der DBT in den USA und Europa. Mittlerweile wurden jedoch weitere Studien durchgeführt, die einerseits die ambulante Standard- DBT betreffen, andererseits spezifische Komponenten der DBT sowie Adaptationen an spezifische Behandlungsbedingungen (z. B. Forensik) oder andere Störungsgruppen (z. B. Adoleszente oder Drogenabhängigkeit) (Übersicht: Koerner & Dimeff, 2000). Trotz unterschiedlicher Designs und teilweise geringen Fallzahlen bestätigen diese Studien weitgehend die Untersuchungsergebnisse der ersten Studie von M. Linehan.

In einer von Crits- Christoph et al. (1998) veröffentlichten Liste, welche alle empirisch validierten störungsspezifischen Psychotherapien auflistet, wird die DBT als einziges Behandlungskonzept für Borderline-Störungen als „probably efficacious" eingestuft. Aussagen zur Überlegenheit gegenüber tiefenpsychologisch orientierten Therapien können derzeit nicht gemacht werden, da vergleichende Studien zwischen DBT und der „Transference-Fokused- Therapy" (TFT) nach O. Kernberg, erst am Karolinska Institut in Stockholm sowie am Cornell Medical Center in New York begonnen wurden.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Einführung8
1 Beschreibung der Störung10
1.1 Geschichte des Störungsbegriffs10
1.2 Definition der Störung11
1.3 Epidemiologie17
1.4 Verlauf und Prognose18
1.5 Differentialdiagnose und Komorbidität18
1.6 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen19
2 Das neurobehaviorale Störungsmodell19
2.1 Psychosoziale Komponenten20
2.2 Genetische Komponenten20
2.3 Störungen der Affektregulation21
2.4 Dissoziative Phänomene22
3 Diagnostik und Indikation24
4 Grundprinzipien und Behandlungsmodule der DBT25
4.1 Therapeutische Grundannahmen25
4.2 Behandlungsmodule27
5 Das Behandlungsmodul Einzeltherapie28
5.1 Beziehungsgestaltung28
5.2 Behandlungsphasen36
5.3 Therapeutische Strategien und Methoden64
6 Das Behandlungsmodul Fertigkeitentraining ( Skillstraining) in der Gruppe79
6.1 Rahmenbedingungen79
6.2 Struktur des Fertigkeitentrainings81
6.3 Überblick über den Aufbau der Sitzungen82
6.4 Strukturierung der ersten Sitzung84
6.5 Die vier Module des Fertigkeitentrainings84
7 Supervisionsgruppe für Therapeuten102
8 Telefonberatung104
9 Stationäre Behandlung105
9.1 Einführung105
9.2 Rahmenbedingungen und Struktur der stationären Behandlung106
9.3 Hierarchische Gliederung der Behandlungsziele im stationären und teilstationären Setting109
9.4 Zeitliche Strukturierung der Behandlung113
9.5 Die stationären Behandlungsmodule116
10 Stand der Wirksamkeitsforschung126
11 Pharmakotherapie128
12 Weiterführende Literatur130
13 Literatur130
14 Anhang134
Karten138

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