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E-Book

Borderline-Störung

Manuale für die Praxis

AutorMartin Bohus
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2019
ReiheFortschritte der Psychotherapie / Manuale für die Praxis 14
Seitenanzahl130 Seiten
ISBN9783840928536
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine komplexe, schwerwiegende und oft chronisch verlaufende Störung, die für die Betroffenen selbst und deren soziales Umfeld häufig an die Grenzen der emotionalen Belastbarkeit führt. Mithilfe der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) von Marsha Linehan können Borderline-Störungen evidenzbasiert behandelt werden. Die Neubearbeitung des Bandes liefert einen Leitfaden für die ambulante und stationäre Behandlung. Der Band beschreibt zunächst die Störung, informiert über das diagnostische Vorgehen und erläutert die Entstehung von Borderline-Störungen. Anschließend werden die grundlegenden Behandlungsprinzipien der DBT aufgezeigt, die DBT-Behandlungsmodule vorgestellt und das Vorgehen in den verschiedenen Therapiestadien beschrieben. Dabei wird auch auf die Regeln der Beziehungsgestaltung eingegangen, das Vorgehen im Skills-Training erläutert und es werden wichtige therapeutische Strategien und Methoden aufgezeigt, wie z.B. Verhaltensanalysen, Validierung, Kontingenzmanagement, Umgang mit Suizidgedanken und Dissoziation. Abgerundet wird der Band mit Informationen zur Pharmakotherapie, zur Wirksamkeit der DBT und anderer evidenzbasierter Verfahren sowie mit einem ausführlichen Fallbeispiel.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis und Vorwort
  2. 1Beschreibung der Störung
  3. 2Störungsmodell
  4. 3Diagnostik und Indikation
  5. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.1 DBT-Behandlungsmodule
  6. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.2 Grundlegende Prinzipien der DBT
  7. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.3 Therapeutische Grundannahmen
  8. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.4 Beziehungsgestaltung
  9. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.5 Behandlungsstadien
  10. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.6 Therapeutische Strategien und Methoden
  11. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.7 Fertigkeiten-Training (Skills-Training) in der Gruppe
  12. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.8 Konsultationsgruppe für Therapeuten
  13. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.9 Nutzung von digitalen Medien und Telefonberatung
  14. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.10 Stationäre Behandlung nach DBT
  15. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.11 Arbeit mit Partnern und Angehörigen
  16. 4 Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT) 4.12 DBT-Peer-Coaches
  17. 5Alternative und andere evidenzbasierte Behandlungen
  18. 6Pharmakotherapie
  19. 7Fallbeispiel
  20. 8Weiterführende Literatur
  21. 9Literatur
  22. 10Anhang
  23. Karten
Leseprobe
1 Beschreibung der Störung

1.1 Geschichte des Störungsbegriffs

Der Begriff „Borderline“ wurde 1938 von Adolf Stern geprägt. Der Terminus „Borderline“ meinte damals eine unscharfe und fluktuierende „Grenzlinie“ zwischen Psychose und Neurose. Im Zeitraum zwischen 1920 und 1965 erschien eine Vielzahl von Arbeiten, welche die Borderline-Störung dem schizophrenen Formenkreis zuordnete. Mitte der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts veröffentlichte dann Kernberg (1967) seine klassische Arbeit „Borderline Personality Organization“. Die entwicklungspsychologisch- genetischen Vorstellungen Kernbergs basieren auf der Annahme, die Borderline-Organisation sei eine Art „Fixierung“ auf einer entwicklungspsychologisch frühen Phase. Das von Kernberg entwickelte Borderline-Konstrukt umfasst alle schwereren Formen der Persönlichkeitsstörungen (etwa 10 % der Bevölkerung) und betont drei Charakteristika: „Identitätsstörungen“, „primitive Abwehrprozesse“ wie Spaltung, Verleugnung, Projektion und projektive Identifizierung sowie „intakte Realitätstestung“ bei hoher Vulnerabilität gegenüber Veränderungen im sozialen Umfeld. Die Aufnahme der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in das Klassifikationssystem DSM-III basierte weitgehend auf einer viel zitierten Übersichtsarbeit aus dem Jahr 1975. Gunderson und Singer (1975) postulieren hier fünf Dimensionen, die das Störungsbild auf deskriptiver Ebene abbildeten: dysphorische Affekte, impulsive Handlungen, Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen, psychoseähnliche Kognitionen sowie Anpassungsstörungen im sozialen Bereich. Später kam noch das Kriterium der „instabilen Identität“ hinzu. Diese acht Kriterien bildeten schließlich als Gesamtheit den Kriterienkatalog des DSM-III. Die einzige Änderung im DSM-IV war schließlich die Einführung des neunten Kriteriums „Vorübergehende, stressabhängige paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome“. Das DSM-5 und schließlich auch die ICD-11 übernahmen weitgehend die Kriterien des DSM-IV. Therapeutisch galt die Borderline-Störung bis in die 1980er Jahre als kaum behandelbar. Die vorwiegend psychodynamischen Ansätze postulierten in der Regel hochfrequente jahrelange Behandlungen ohne nachweisliche Wirksamkeit.

Dieser therapeutische Nihilismus änderte sich erst 1991, als Marsha Linehan (Linehan et al., 1991) mit der Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT) erstmals einen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis erbrachte. Basierend auf eigenen persönlichen Erfahrungen postulierte sie eine tiefgreifende Störung der Emotionsregulation als das zentrale Problem der BPS. Die DBT zielte daher auch vornehmlich auf die Verbesserung der Fertigkeiten im Bereich der Stresstoleranz und Emotionsregulation. Dieser bahnbrechende Ansatz einer phänomenologisch orientierten Psychopathologie und Therapie bereitete auch die Basis für die nun einsetzende neurobiologische Forschung, die erheblich dazu beitrug, die BPS zu entmystifizieren. In den letzten Jahren wurden mehrere störungsspezifische psychotherapeutische Ansätze aus verschiedenen Schulen entwickelt und evaluiert, so dass heute die Behandlung der BPS ihren angemessenen Platz in der psychiatrischen Versorgung und Therapieausbildung gefunden hat.

1.2 Definition der Störung

1.2.1 Diagnostische Kriterien nach DSM-5 und ICD-11

Die ICD-11 unterzog die Diagnostik der Persönlichkeitsstörungen einer grundlegenden Revision im Sinne eines dimensionalen Modells. Als einzige kategoriale Störung blieb die Borderline-Störung jedoch erhalten und die neun Kriterien des DSM-5 wurden übernommen. Im Folgenden berücksichtigen wir hier die Diagnosekriterien des DSM-5 (APA/Falkai et al., 2018). Die Diagnostik der Persönlichkeitsstörungen erfolgt auf zwei Ebenen: Zunächst muss geprüft werden, ob die allgemeinen Kriterien vollständig erfüllt sind (vgl. Kasten).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Borderline-Störung1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort9
1Beschreibung der Störung11
1.1Geschichte des Störungsbegriffs11
1.2Definition der Störung12
1.2.1Diagnostische Kriterien nach DSM-5 und ICD-1112
1.2.2Klinische Symptomatik13
1.3Epidemiologie20
1.4Borderline-Diagnose bei Jugendlichen20
1.5Verlauf und Prognose21
1.6Differenzialdiagnose und Komorbidität22
2Störungsmodell22
2.1Psychosoziale Komponenten22
2.2Biopsychosoziales Entstehungsmodell24
3Diagnostik und Indikation26
4Behandlung der BPS mit Dialektisch Behavioraler Therapie (DBT)28
4.1DBT-Behandlungsmodule28
4.2Grundlegende Prinzipien der DBT29
4.3Therapeutische Grundannahmen32
4.4Beziehungsgestaltung33
4.5Behandlungsstadien43
4.5.1Stadium der Orientierung44
4.5.2 Phase der Vorbereitung in den Therapiestadien I bis III46
4.5.3 Therapiestadium I: Krisenerzeugendes Verhalten – Aufbau von Verhaltenskontrolle bei schwerwiegenden Verhaltensproblemen49
4.5.4Therapiestadium IIa: Schwerwiegende komorbide psychische Störungen58
4.5.5 Therapiestadium IIb: Probleme mit emotionalem Erleben, negativem Selbstkonzept und sozialer Kooperation64
4.5.6Therapiestadium III: Das Leben entfalten67
4.6Therapeutische Strategien und Methoden68
4.6.1Verhaltensanalysen68
4.6.2Umgang mit drängenden Suizidgedanken69
4.6.3Umgang mit therapiegefährdendem Verhalten72
4.6.4Umgang mit Dissoziation73
4.6.5Dialektische Strategien74
4.6.6Validierung74
4.6.7Kontingenzmanagement76
4.7Fertigkeiten-Training (Skills-Training) in der Gruppe76
4.7.1Rahmenbedingungen76
4.7.2Überblick über den Aufbau der Sitzungen79
4.7.3Achtsamkeit80
4.7.4Stresstoleranz83
4.7.5Umgang mit Gefühlen84
4.7.6Zwischenmenschliche Fertigkeiten85
4.7.7Selbstwert86
4.8Konsultationsgruppe für Therapeuten87
4.9 Nutzung von digitalen Medien und Telefonberatung88
4.10Stationäre Behandlung nach DBT89
4.10.1Stationäre Krisenintervention91
4.10.2Elektive stationäre DBT95
4.11Arbeit mit Partnern und Angehörigen109
4.12DBT-Peer-Coaches109
5Alternative und andere evidenzbasierte Behandlungen110
5.1Datenlage110
5.2Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) nach Bateman und Fonagy111
5.3Schematherapie für Borderline-Störung nach Young112
6Pharmakotherapie112
7Fallbeispiel113
8Weiterführende Literatur119
9Literatur120
10Anhang123
Therapieverlaufs-Wochenprotokoll123
Verhaltensanalyse für Problemverhalten124
Spannungskurve126
Traumatische Invalidierung – Modell127
Wochenprotokoll128
Karten129
Checkliste Behandlungsstadium 0129
Interview zu schwerwiegenden Störungender Verhaltenskontrolle (SBDI)130
Checkliste DBT-Behandlungsplanung132

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