Sie sind hier
E-Book

Brainshopping. Entwicklung von Erfolgskriterien für die neuronale Gestaltung von Supermärkten

Implikationen des Neuromarketing für den Lebensmitteleinzelhandel

AutorAnna-Lena Schäfer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl121 Seiten
ISBN9783656698173
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich BWL - Offline-Marketing und Online-Marketing, Note: 1,0, International School Of Management, Standort Frankfurt, Sprache: Deutsch, Abstract: Handel hat heute eine über den Warenaustausch und die Markterschließung hinausgehende Bedeutung: Er ist Ort der Kommunikation, an dem der Mensch im Fokus von Hersteller und Handelsunternehmen steht. Um den Bedürfnissen der Kundschaft entgegen zu kommen, müssen Händler nicht nur ihre Präferenzen, sondern auch Ursachen von (Kauf-) Entscheidungen kennen. An diesem Punkt kann die Ökonomie aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaften schöpfen, denn Entscheidungsprozesse sind durch Vorgänge im Gehirn erklärbar. Neuromarketing macht sich die neuronalen Implikationen zu Nutze und integriert sie in die Marketingpraxis. Dabei erhält das Marketing wesentliche Erkenntnisse, die im Kontrast zu klassischen Annahmen der Ökonomie stehen: So ist der Mensch kein 'homo oeconomicus', der unter dem Ziel der Nutzenmaximierung alle Handlungsalternativen rational voneinander abwägt, bevor er eine Entscheidung trifft. Stattdessen ist sein Verhalten von Emotion, aber primär von Intuition geprägt. (Kauf-) Entscheidungen werden unterbewusst gefällt, die Entscheidungsfindung durch emotionale Impulse aktiviert. Forschungsgegenstand der vorliegenden Thesis ist der Lebensmitteleinzelhandel. Untersucht werden Gestaltungsmöglichkeiten in Supermärkten, die sich aus Implikationen des Neuromarketing ergeben. Dazu dient die Analyse dreier Best-Practice-Beispiele anhand von Untersuchungen vor Ort und Experteninterviews. Als Erfolgskriterium gilt neben Stressreduktion und Wegeleitung im Marktaufbau vor allem die multisensorische Ansprache. Multisensorik schafft eine Wohlfühlatmosphäre, in der die Kundschaft die Gründe für ihr Wohlgefühl nicht bewusst benennen kann. Ein positiver Effekt ist die gestärkte Kundenloyalität, wovon letztendlich der Händler profitiert. Deutsche Lebensmitteleinzelhändler sind einem harten und stark konzentrierten Wettbewerb ausgesetzt. Neuronale Marktgestaltung kann somit ein Alleinstellungsmerkmal sein.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3 Praktischer Teil: Analyse der neuronalen Gestaltungsoptionen in Supermärkten


 

In 2.1.1 wurde der Anwendungsbezug des Neuromarketing als Teildisziplin der umfassenderen Neuroökonomie angesprochen. Die Umsetzung der theoretisch gewonnen Erkenntnisse ist Gegenstand des vorliegenden Kapitels und bezweckt die Erarbeitung von neuronalen Gestaltungsoptionen in Supermärkten.

 

Im Mittelpunkt steht der LEH, welcher nach einer Begriffseinordnung unter dem Aspekt marktspezifischer Aussichten und Herausforderungen beleuchtet wird. Bevor auf die Bedeutung des Neuromarketing in Supermärkten eingegangen wird, erfolgt eine Abgrenzung zur klassischen Markenführung am POS. Daraus hat sich inzwischen das Shopper-Marketing entwickelt, dessen strategische und operative Ansätze sich dem Neuromarketing am POS annähern. Kern des Kapitels ist die ausführliche Untersuchung neuronaler Gestaltungsmöglichkeiten anhand dreier Best Practice Beispiele. Die Analysemethodik wird dargestellt und begründet.

 

3.1 Die Branche des Lebensmitteleinzelhandels


 

Unter dem LEH werden Unternehmen des Einzelhandels[124] zusammengefasst, deren Märkte vorwiegend ein Lebensmittelsortiment führen. Je nach Betriebstyp werden Waren aus dem „Non-Food"-Bereich angeboten. Im Gegensatz zum Großhandel, der seine Waren an Wiederverkäufer und Weiterverarbeitende absetzt, verkauft der EH an Endverbraucher. Im engeren Sinne ist zwischen funktionellem und institutionellem Handel zu unterscheiden: Unter Ersterem wird die Tätigkeit, nicht selbst be- oder verarbeitete (Handels-) Waren von anderen Marktteilnehmern beschafft und an Dritte abgesetzt zu haben, verstanden. Hingegen bezieht sich institutioneller Handel auf Unternehmen, deren primäre Wertschöpfung aus Handel im funktionellen Sinne besteht.[125]

 

Umfassend bezieht sich Handel auf den Austausch von Wirtschaftsgütern unter Beteiligung von mindestens zwei Marktpartnern. Zielsetzung neben der „Erfüllung von Nutzenvorstellungen" ist die „Verbesserung ihrer jeweiligen Bedarfssituation"[126].

 

Heute gelten die Markterschließung und das Angebot an Beratungs- und Serviceleistungen als bedeutende Handelsaufgaben. Zudem ist er Ort der Kommunikation.[127]

 

Die wichtigsten Vertriebsformen sind der stationäre Handel sowie der Versandhandel. Zur systematischen Gliederung von Handelsbetrieben dient die Einteilung in Betriebstypen, deren Merkmale sich in der Praxis vermischen.[128]

 

Die in Tabelle 3.1 dargestellten Betriebstypen sind dem stationären LEH zuzuordnen:

 

 

Tabelle 3.1: Betriebstypen des stationären Lebensmitteleinzelhandels[129]

 

Die Praxisbeispiele dieser Thesis gliedern sich in zwei Supermärkte und ein SB- Warenhaus. Beide Formen haben ein Warenangebot mit Schwerpunkt im Lebensmittelbereich, bieten aber auch „Non-Food"-Bedarfs- und Alltagsartikel an. Im SB- Warenhaus wird das Sortiment mit Artikeln aus anderen Branchen ergänzt. Hier steht Selbstbedienung im Vordergrund, während im Supermarkt eine Mischung aus Bedienung und Selbstbedienung besteht. Weiterhin unterscheiden die beiden Typen sich anhand der Größe ihrer Verkaufsfläche. Ein kleiner Supermarkt hat eine Fläche zwischen 400 und 2.500 qm, ein großer Supermarkt nutzt eine Fläche von 2.500 bis 5.000 qm2, während das SB-Warenhaus eine Fläche von mindestens 5.000 qm2 besitzt.[130]

 

Nachstehend erfolgt eine Branchenstrukturanalyse des deutschen LEH. Ein geeignetes Modell sind „Porter's Five Forces", mit denen sich der Einfluss von fünf Marktteilnehmern auf die Branchenstruktur untersuchen und die Marktattraktivität bewerten lässt.[131]

 

 

Abbildung 3.1: Porter's Five Forces That Shape Industry Competition [132]

 

Rivalry among existing competitors

 

Der deutsche LEH zeichnet sich durch eine besonders hohe Umsatzkonzentration aus: Den Branchenumsatz von 227,9 Mrd. Euro in 2011 prägten die fünf umsatzstärksten Unternehmen mit rund 73 %, die „Top Ten"-Konzerne sogar mit rund 85 % Anteil (siehe Abbildung 3.2). Den höchsten Rang bildet die Edeka-Gruppe mit einem Gesamtumsatz von 47,17 Mrd. Euro in 2011, den sie im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 % steigerte. Darauf folgen die Rewe-Gruppe (35,5 Mrd. Euro) und die Metro-Gruppe (30,1 Mrd. Euro), die jeweils an Umsatz verloren. Die Folgeränge werden von DiscounterKonzernen belegt: Die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland (28,7 Mrd. Euro) und die Aldi-Gruppe (24,7 Mrd. Euro) verzeichneten ein Plus.[133]

 

 

Abbildung 3.2: Anteil der Top 5/Top 10 LEH am Branchenumsatz, Mio. €, 2011[134]

 

Discounter-Konzerne machten in 2011 zusammen ein Fünftel des Branchenumsatzes aus (siehe Abbildung 3.2). Ihr Differenzierungsmerkmal ist der Preis, welchen sie mittels Eigenmarken-Management garantieren. Vor allem Aldi nutzt ein hohes Flächenpotential; Ladenlayout und Warenpräsentation sind standardisiert. Zunehmend setzen auch traditionelle Konzerne auf Handelsmarken und nutzen seit Ende des 20.Jahrhunderts den Betriebstyp der Discounter: Zur Rewe-Gruppe gehört Penny, zur Edeka-Gruppe Netto.[135]

 

Es lässt sich somit auf einen harten Wettbewerb in einem stark konzentrierten Wettbewerbsumfeld im deutschen LEH schließen, der allerdings wie nachstehend gezeigt von Verbrauchererwartungen bestimmt wird. 3 Praktischer Teil: Analyse der neuronalen Gestaltungsoptionen von Supermärkten

 

Bargaining power of buyers

 

Im 20.Jahrhundert hat sich die Struktur des LEH, generell des EH, vom Verkäufer- zum Käufermarkt gewandelt. Darunter wird die Marktsituation sinkender Preise, die sich entweder durch einen Angebotsüberschuss, der bei steigendem Angebot und konstanter Nachfrage entsteht, oder ein Nachfragedefizit, das durch sinkende Nachfrage und konstantes Angebot entsteht, verstanden.[136]

 

Die hohe Verhandlungsmacht der Kunden ist auf einen ständigen Wandel der Kundenerwartungshaltungen zurückzuführen. Dies zwingt Handelsunternehmen zur Differenzierung ihrer Angebotssysteme. Schon bei der Auswahl an Betriebstypen zeichnet sich eine Vielfalt spezieller Einkaufsstätten ab.[137]

 

Die Anpassung an Kundenbedürfnisse zeigt sich ebenso am zunehmenden Angebot an regionalen Produkten, Waren aus eigener Herstellung und Handelsmarken. Andererseits erwarten Kunden bestimmte Produkte („must-stock-products"), für dessen permanente Verfügbarkeit der Händler sorgen muss, um keine Verluste zu erzielen.[138]

 

Bargaining power of suppliers

 

Die Verbrauchermacht schlägt sich auf eine vorteilhafte Stellung des Handels gegenüber der Industrie zurück. Angesichts dessen und aufgrund der Umsatzkonzentration entsteht der Vorwurf einer wettbewerbsbedenklichen Nachfragemacht des Handels. Demnach müssten Handelskonzerne nicht nur großen Verhandlungsspielraum gegenüber Lieferanten haben, sondern auch in einer willkürlichen Verhaltensposition gegenüber Verbrauchern stehen. Diesen seien dann keine Ausweichmöglichkeiten mehr zu alternativen Einkaufsstätten geboten.[139]

 

Gegenwärtig sind aber die Kunden die entscheidenden Akteure und können zwischen einer Vielzahl an Betriebstypen und einer hohen Produktvielfalt und Sortimentstiefe (siehe 2.1.3) wählen. Vom Händler-Hersteller-Verhältnis profitieren sie durch relativ niedrige Lebensmittelpreise und einer hohen Preisstabilität.[140]

 

Auch Lieferanten nehmen Vorteile wahr: Sie erhalten steigende Aufträge zur Produktion von Handelsmarken, welche sich zunehmend auf einem gemeinsamen Preisniveau zu Herstellermarken befinden. Vor allem bei den „must-stock-products" besitzen Hersteller eine große Verhandlungsposition, denn diese bestehen ausschließlich aus Herstellermarken.[141]

 

Threat of new entrants

 

Der harte Wettbewerb und die Umsatzkonzentration im LEH resultieren in einem Verdrängungswettbewerb, der neuen Wettbewerbern den Markteintritt erschwert. Unternehmen müssen bei der Erschließung des weitgehend gesättigten Lebensmittelmarktes Wettbewerbern Marktanteile abtreten, um sich zu behaupten.[142]

 

In anderen Einzelhandelsbranchen ist das Risiko, durch neue Wettbewerber Marktanteile zu verlieren, größer. So vermehren sich insbesondere in der Textilindustrie Herstellerfilialen, die traditionelle Warenhäuser verdrängen.[143]

 

Threat of substitute products or services

 

Ein für den stationären Handel bedrohliches Ersatzprodukt könnte der E-Commerce sein. Hier ist eine kontinuierliche Umsatzsteigerung in Deutschland im letzten Jahrzehnt zu beobachten, wobei der Handelsverband Deutschland für 2013 ein weiteres Umsatzplus von 12 % im Vergleich zum Vorjahr auf 33,1 Mrd. Euro prognostiziert. Dies würde eine Steigerung um mehr als das dreißigfache gegenüber 1999 bedeuten.[144]

 

Auch im EH ist ein Aufschwung des E-Commerce zu verzeichnen. 2012 nahm er mit 7,7 % einen rund eineinhalbfachen Anteil im Vergleich zu 2007 am Gesamtumsatz....

Weitere E-Books zum Thema: Marketing - Verkauf - Sales - Affiliate

Marketing

E-Book Marketing
Grundlagen für Studium und Praxis Format: PDF

Dieses Lehrbuch vermittelt die gesamten Grundlagen des Marketing und nimmt dabei konsequent Bezug auf die Praxis. Die anwendungsorientierte Darstellung versetzt den Leser in die Lage,…

Marketing

E-Book Marketing
Grundlagen für Studium und Praxis Format: PDF

Dieses Lehrbuch vermittelt die gesamten Grundlagen des Marketing und nimmt dabei konsequent Bezug auf die Praxis. Die anwendungsorientierte Darstellung versetzt den Leser in die Lage,…

Die Zukunft des Kunstmarktes

E-Book Die Zukunft des Kunstmarktes
Format: PDF

Mit Beiträgen von Jean-Christophe Ammann, Bazon Brock, Peter Conradi, Wilfried Dörstel, Andreas Dornbracht, Walter Grasskamp, Bernd Günter/Andrea Hausmann, Arnold Hermanns, Bernd Kauffmann, Tobias…

Texten für das Web

E-Book Texten für das Web
Erfolgreich werben, erfolgreich verkaufen Format: PDF

Dieses Buch bietet das nötige Handwerkszeug, um die Qualität der eigenen Web-Texte zu verbessern bzw. eingekaufte Texte sicherer beurteilen zu können. Es liefert klare Kriterien für die Textanalyse,…

Texten für das Web

E-Book Texten für das Web
Erfolgreich werben, erfolgreich verkaufen Format: PDF

Dieses Buch bietet das nötige Handwerkszeug, um die Qualität der eigenen Web-Texte zu verbessern bzw. eingekaufte Texte sicherer beurteilen zu können. Es liefert klare Kriterien für die Textanalyse,…

Texten für das Web

E-Book Texten für das Web
Erfolgreich werben, erfolgreich verkaufen Format: PDF

Dieses Buch bietet das nötige Handwerkszeug, um die Qualität der eigenen Web-Texte zu verbessern bzw. eingekaufte Texte sicherer beurteilen zu können. Es liefert klare Kriterien für die Textanalyse,…

Total Loyalty Marketing

E-Book Total Loyalty Marketing
Format: PDF

Die immer gleiche Marke als Lebensabschnittsbegleiter hat ausgedient - könnte man meinen. Doch zu einigen Produkten und Dienstleistungen haben deren Verwender eine besondere Beziehung: eine…

Weitere Zeitschriften

arznei-telegramm

arznei-telegramm

Das arznei-telegramm® informiert bereits im 53. Jahrgang Ärzte, Apotheker und andere Heilberufe über Nutzen und Risiken von Arzneimitteln. Das arznei-telegramm®  ist neutral und ...

FREIE WERKSTATT

FREIE WERKSTATT

Die Fachzeitschrift FREIE WERKSTATT berichtet seit der ersten Ausgaben 1994 über die Entwicklungen des Independent Aftermarkets (IAM). Hauptzielgruppe sind Inhaberinnen und Inhaber, Kfz-Meisterinnen ...

BIELEFELD GEHT AUS

BIELEFELD GEHT AUS

Freizeit- und Gastronomieführer mit umfangreichem Serviceteil, mehr als 700 Tipps und Adressen für Tag- und Nachtschwärmer Bielefeld genießen Westfälisch und weltoffen – das zeichnet nicht ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

CE-Markt

CE-Markt

CE-Markt ist Pflichtlektüre in der Unterhaltungselektronik-Branche. Die Vermarktung von Home und Mobile Electronics mit den besten Verkaufsargumenten und Verkaufsstrategien gehören ebenso zum ...

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum. Organ des Landesverbandes Haus & Grund Brandenburg. Speziell für die neuen Bundesländer, mit regionalem Schwerpunkt Brandenburg. Systematische Grundlagenvermittlung, viele ...

Demeter-Gartenrundbrief

Demeter-Gartenrundbrief

Einzige Gartenzeitung mit Anleitungen und Erfahrungsberichten zum biologisch-dynamischen Anbau im Hausgarten (Demeter-Anbau). Mit regelmäßigem Arbeitskalender, Aussaat-/Pflanzzeiten, Neuigkeiten ...

ea evangelische aspekte

ea evangelische aspekte

evangelische Beiträge zum Leben in Kirche und Gesellschaft Die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland ist Herausgeberin der Zeitschrift evangelische aspekte Sie erscheint viermal im Jahr. In ...