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Buddhistisch-hermetische Aufsätze vom "Golden Dawn"-Mitglied Allan Bennett

Der hermetische Bund teilt mit: Sonderausgabe Nr. 12

AutorAllan Bennett
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl172 Seiten
ISBN9783744884020
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,49 EUR
Nach dem Autor des "Lexikon des Geheimwissens" - Horst E. Miers - ist Allan Bennett der Verfasser, der in "allen Einzelheiten den einzigen authentischen Bericht über die Aufnahme in einem buddhistischen Orden" in Burma beschrieb. Über das alles und noch viel mehr berichtet diese 12. philosophisch-buddhistische Sonderausgabe. Inhalt: Allan Bennett 1. Prolog 2. Ein burmesischer Feiertag 3. Das Verlassen des Heimes 4. Der erste Tag im Tempel 5. Das Noviziat 6. Der Pfad zum Frieden 7. Der Ursprung des Buddhismus 8. Der Buddho 9. Der Dhammo 10. Der Sangho 11. Rechte Erkenntnis 12. Die drei Merkmale 13. Alte und neue Kritik des Buddhismus

Allan Bennet war Mitglied im Orden der "Goldenen Dämmerung" und war einer der wenigen, der beim wahren Meister Mathers blieb, als der Orden zusammenbrach.

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Leseprobe

2. Ein burmanischer Feiertag.


Glücklich sind wir, die wir nichts unser eigen nennen;

Glücklich sind wir, in hassender Welt von Hass erlöst;

Im Weltgewirr von eitlen Träumen frei:

Den lichten Göttern gleich wir,

und unsere Speise ist Glückseligkeit.

Dhammapadam 197-200.

Es war der Feiertag der großen Pagode, am Vollmond des Thadingyut, der die lange buddhistische Fastenzeit beschließt, und das ganze burmanische Rangun rüstete sich, um den Tag der Freude festlich zu begehen.

Während der drei Fastenmonate bereitet sich ganz Burma auf eine doppelte Ernte vor: auf die Reisernte, der die Bevölkerung ihre Nahrung verdankt, und auf die größere Ernte guter Werke, welche die liebliche Frucht eines höheren, glücklicheren Lebens zeitigt. An den Fasttagen dürfen keine Pwes oder Hochzeiten stattfinden, und das Denken des ganzen Volkes ist dann mehr als sonst ernsten und heiligen Dingen zugewandt. Dann hat jeder Tempel seinen vollen Bestand an Mönchen; denn während der Fastenzeit soll der Mönch in seinem Tempel leben und darf höchstens wenige Tage abwesend sein; dann sind die Rasthäuser an den Feiertagen voll von Scharen Andächtiger, welche die acht Vorschriften beobachten und wie die Mönche ihre Mahlzeit nur vor Mittag einnehmen und den Predigten über das höchst vortreffliche Gesetz lauschen; dann hallen die Klöster wieder von den Stimmen laut lernender jugendlicher Novizen, die stolz auf das Gelbe Gewand sind, das sie während der Fastenzeit tragen, das Gelbe Gewand, das ihnen erst ihre Männlichkeit verleiht; denn bevor der burmanische Knabe nicht als Novize im Gelben Gewand gelebt hat, betrachtet er sich nicht eigentlich als Mann, oder seine Eltern betrachten ihn nicht als solchen, was auf dasselbe hinausläuft. Die Fastenmonate in Burma sind Tage großer Feierlichkeit, eine Zeit der Selbstzucht und hoher religiöser Ideale; dann vergisst der lachlustige Burmane zeitweilig seine angeborene Fröhlichkeit und widmet sich mit tiefem Ernst der Läuterung von Herz und Geist, um Verdienst zu säen, das in einem anderen Leben reifen wird.

Aber die langen Tage der Disziplin gehen schließlich zu Ende, und nun ist das ganze buddhistische Rangun bereit, sich einer ungehinderten Fröhlichkeit zu überlassen. Den Laienanhängern steht es nun wieder frei, zu heiraten und Unterhaltungen zu arrangieren; die kleinen Ex-Novizen, ausgehungert durch das dreimonatliche Fasten, legen schnell wieder weltliche Kleidung an, um im Vollbewusstsein ihrer neuen Manneswürde an den Freuden des Volkes teilzunehmen; die Kinder plappern lustig vom bevorstehenden Feste; alle, alle strahlen in heller Lebensfreude und sind bereit, nach dem Grade ihrer nicht unbeträchtlichen Fähigkeit fröhlich zu sein. Ja, Erde und Himmel selbst scheinen an der allgemeinen Freude Anteil zu nehmen; denn die Regenzeit ist nun vorüber und dahin; der Himmel, der bis jetzt von jagenden Wolken verfinstert war, ist plötzlich wieder ganz blau und klar; die lachende Sonne, seit drei Monaten verhüllt, durchflutet die Lüfte von neuem mit ihrem strahlenden Glanze, und die ganze Erde erwacht abermals zu jungem Leben und frischer, schillernder Blütenpracht.

Und an der Pagode selbst ist alles Leben und Bewegung. Vom frühesten Morgengrauen an haben Ochsen-bespannte Wagen, mit Fähnlein und Wimpeln geschmückt, ihre lustigen Insassen abgeladen; ganze Familien, das Baby nicht ausgenommen, sind von Dörfern außerhalb die ganze Nacht hindurch gefahren; dort sind wieder geschäftige Nonnen und Frauen, welche die Nacht in den Rasthäusern nahe der Pagode verbracht haben, um in aller Frühe vor Tagesanbruch frische Speisen zu bereiten, die sie in menschenfreundlicher Gesinnung Mönchen und Armen verabreichen werden: dann Verkäufer von Tand und Blumen, von bunten Zündhölzern und Kerzen, Verkäufer von allerlei bei den Burmanen beliebten Esswaren, die ihre Buden für den lohnenden Erwerb des Tages bereits aufbauen; seltsam gekleidete Kaufleute kommen, um ein frisches Goldblatt dem „Goldenen Tempel“ zu stiften; staunend betrachten sie das lärmende Treiben der Stadt, das gegen die Stille ihrer gebirgigen Heimat so sehr absticht. Schon in der Frühe kommen Bettler in großer Anzahl, um sich einen günstigen Platz zu sichern; denn dieser Tag scheint ihnen eine Silber-Ernte zu versprechen. Diese Leute und noch viel anderes Volk rühren sich dort und verursachen in der großen Pagoden-Stadt einen ungewöhnlichen Lärm; und alle Herzen schlagen der allgemeinen Freude entgegen.

Tags zuvor sind die Vorbereitungen hastig getroffen worden, und jetzt stehen auf der weiten Plattform viele zeitweilige Gebäude, worin es ungezählte wunderbare Dinge zu sehen und zu hören gibt. Die „Gesellschaft der Gläubigen aller vier Weltteile“ hat ihr Haus, wo der Arme auf seine Anfrage Essen erhält; die „Chinesische Gesellschaft“ hat einen großen Bau von Papier-Schirmen errichtet, dessen innere Wände mit wundervollen Malereien geziert sind, und über der Tür prankt in drei Sprachen die Aufschrift: „Allen ein herzliches Willkommen!“ Herr Edison hat den Festplatz mit seinen Phonographen besetzt, die aus ihren starren, ehernen Schlünden burmanische Lieder kreischen und Erzählungen schnattern zum grenzenlosen Erstaunen der Leute vom Lande, die in ihrer Bestürzung nichts weiter dazu sagen können als das verwunderte: ,,O meine Mutter!“ Die ganze Plattform ist mit Fahnen und Papierdrachen geschmückt, die in ihrer Pracht mit den glänzenden seidenen Kleidern der fröhlichen Scharen wetteifern. Hier und dort sitzen Musikanten auf ihren Matten: der eine schlägt die süß tönende burmanische Laute, bestehend aus einem harten Bambus-Streifen, der mit seidenen Fäden bespannt ist; ein anderer sitzt inmitten eines förmlichen Orchesters von Gongs, denen er durch leises Anschlagen klagende Melodien entlockt, während ein dritter auf einer Bambus-Flöte schrille, durchdringende Töne bläst, die bis in eine erstaunliche Ferne dringen. Märchenerzähler berichten alte, schon oft erzählte Geschichten, und dort unten, am Hange des Hügels, sind Arbeiter tätig, Bambus-Bühnen herzurichten, für die zahlreichen Hochzeiten, die nach Eintritt der Dunkelheit gefeiert werden und bis zur Frühdämmerung des nächsten Tages währen. Und dann als das Schönste von allen die zahlreichen Altäre, wo man Kerzen, Blumen und Weihrauch opfern kann; denn unser Burmane vergisst an seinen Festtagen niemals, das Andenken desjenigen zu ehren, dessen Lehre er all sein Glück verdankt.

Wie der Tag allmählich zur Neige geht, kommen Frauen und Mädchen, große Körbe auf ihrem Kopf tragend, aus den Gärten und Waldungen mit frischen Blumen, um den langsam abnehmenden Vorrat der Blumenläden zu ergänzen, und nachdem sie ihre Ware verkauft haben, mischen sie sich unter die Besucher, aber sie vergessen dabei nicht, die schönsten ihrer Blumen auf ihren Lieblings-Altären zu opfern. Alles ist Leben und Fröhlichkeit von früh bis spät, und nun wechselt plötzlich die ganze Szenerie, und eine neue Freude beginnt, um erst mit der Nacht zu weichen.

Die Sonne hatte das Gold des Shwe Dagon-Tempels in eine mit Worten nicht zu beschreibende Flut von karmesinfarbigem Licht getaucht, als mein Freund und ich den terrassenförmigen Pfad entlang schritten, der von unserem Kloster zu der Großen Pagode führt, und als der leise Abendwind durch die luftigen Kronen der Palmen fächelte, erklangen plötzlich vom Turm hoch über dem verworrenen Lärm der Menge klar und süß die silbernen und goldenen Glocken. Als wir näher kamen, erstrahlte von der Spitze des Turmes ein Lichtpunkt, wie ein Stern am Himmelszelt – hier wieder ein Licht, dort wieder, – bis der ganze gewaltige Bau der Pagode in seinen Umrissen wie Feuer leuchtete; das Licht von Tausenden von Lampen erstrahlte in regelmäßigen Linien hoch über Rangun, ein neuer Orion am westlichen Firmament.

Ich glaube, es gibt in der ganzen Welt keine Stätte, die in ihrer harmonischen Schönheit so vollkommen wäre, wie diese Stadt der Großen Pagode, das Heiligtum dessen, der die Lehre verkündete, dass alle schönen Formen vergänglich, voll von Leid und nicht wesenhaft sind. Die ganze Lieblichkeit dieses Platzes ruft unwillkürlich jene Lehre ins Gedächtnis; denn diese Lieblichkeit scheint überirdisch zu sein und jenseits der nackten, traurigen Wirklichkeit des menschlichen Lebens zu schweben; das Herz krampft sich zusammen beim Anblick all dieser Herrlichkeit, und der Geist denkt an die furchtbar-ernste Lehre von der Vergänglichkeit. Es ist uns wie in einer nächtlichen Vision, wo Glanz und Wunder sich vor uns entfalten, bis wir merken, dass ein Traumbild uns umgaukelt, und wir trotz unseres Verlangens, noch länger in dem schönen Anblick zu verharren, jäh erwachen. Heute glich dieser Ort mit seinem Glanz und dem Lachen der fröhlichen Menschen, mit seinen Gesängen, Schauspielen und Mysterien-Darstellungen aus alter Zeit mehr dem Lande der Götter als irgendetwas anderem. Die kleinen...

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