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E-Book

Burnout

So gewinnen Sie neue Lebensfreude und bleiben trotzdem erfolgreich

AutorBen Kubassek
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2001
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783864158513
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Kennen Sie diesen Zustand: Alles ist Ihnen zu viel, Sie fühlen sich erschöpft und ihr Elan ist wie weggeblasen? Selbst einfachste Entscheidungen fallen Ihnen schwer und was früher Spaß gemacht hat, ist auf einmal nur anstrengend? So oder so ähnlich fängt es meistens an, wenn die Gefahr einen Burnout droht. Dabei ist es immens wichtig, diese ersten Symptome zu erkennen, denn ein Burnout stellt sich nie über Nacht ein - wie oft geglaubt wird. Wer die frühen Anzeichen zu deuten vermag und ernst nimmt, kann lernen, ihn zu vermeiden. Ben Kubassek zeigt nicht nur das, sondern auch, wie Sie Stress reduzieren, ohne auf ein zufrieden stellendes berufliches Leben und Erfolg zu verzichten.

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Leseprobe

1


Kapitel


Burnout – die Erfahrung


Es fing alles damit an, dass mein Herz vor Angst wild schlug, als wir die Umschläge öffneten. Es handelte sich um ein ziemlich großes Projekt, das größte, auf dass ich mich bisher eingelassen hatte: 97 Häuser in einer großen Wohnanlage. Das war etwas ganz anderes als die Häuser mit 16 Wohneinheiten und das runde Dutzend Einfamilienhäuser, das ich davor gebaut hatte. Ich hatte außerdem schon über 50.000 Dollar für Infrastrukturmaßnahmen ausgegeben und das Land gekauft. Heute kamen die ersten Gebote, und ich würde einen ersten Eindruck davon bekommen, wie viel Geld bei diesem Geschäft rausspringen würde.

Aber während der Mitarbeiter der Genehmigungsbehörde, mein Ingenieur und ich in den Beratungsräumen im Rathaus an jenem sonnigen Nachmittag im April des Jahres 1987 einen Umschlag nach dem anderen öffneten, bekam ich plötzlich Angst, mich finanziell zu ruinieren und alles zu verlieren, wofür ich die letzten fünf Jahre hart gearbeitet hatte. Ich hatte häufig 80 Stunden die Woche eingelegt, um mein kleines Elektrogeschäft in eine Unternehmensgruppe umzuwandeln, die sich um Mechanik und Elektrik kümmerte, Grundstücke erschloss, Häuser baute, Küchen und Bäder verkaufte und renovierte. Es war nichts Ungewöhnliches für mich, den ganzen Tag über zu arbeiten und nach dem Abendessen weiterzumachen. Denn dann war meist der Papierkram dran: Ich machte die Verträge, rechnete Kostenvoranschläge durch oder entwarf elektrische Schaltungen für meine Kunden. Ich war selten vor 22 oder 23 Uhr fertig. Darunter litt natürlich meine Ehe. Der Abstand zwischen mir und meiner Frau wuchs. Aber mein Erfolg überstieg – trotz der Magengeschwüre, die ich bekam – meine größten Erwartungen.

Und jetzt im Rathaus zeigte sich, dass die Angebote weit höher ausfielen, als meine Ingenieure zuvor geschätzt hatten: Im Schnitt 30 Prozent. Nun würden sich die Nebenkosten des Grundstücks auf 100.000 Dollar belaufen – weit mehr als ich erwartet hatte. Es hatte mich bereits einen Haufen Geld gekostet, das Projekt in Angriff zu nehmen, und jetzt sah es so aus, als würde es mir nicht nur keinen Gewinn bringen, sondern mich alles kosten, was ich hatte.

Angstschweiß

Normalerweise hätte ich mir überhaupt keine Sorgen gemacht, sondern gesagt: „Na und?“ Wenn ich alles verlieren würde, was ich hatte, dann würde ich es in den nächsten Jahren einfach noch mal verdienen. Ich hatte Erfahrung. Und die konnte mir niemand nehmen. Es war immer meine Einstellung gewesen, dass es keine Probleme gibt, sondern nur Herausforderungen und Chancen. Dieses Mal war es jedoch ganz anders. Mein Herz klopfte wie wild und ich wurde von diesen Befürchtungen regelrecht überfallen. Das hatte ich noch nie erlebt. Ich hatte Angst, nicht nur wegen dieses Geschäftes, sondern auch weil ich dieses Gefühl noch nie so erlebt hatte und nicht kannte.

In jener Nacht überschlugen sich meine Gedanken. Ich war weit von meiner üblichen positiven Einstellung entfernt, denn nun sah ich nur noch die möglichen Gefahren aller Geschäfte, in die ich involviert war. Ich badete in Angstschweiß und habe wohl kaum mehr als eine Stunde geschlafen.

Das änderte sich auch am nächsten Tag nicht. Normalerweise stand ich morgens um halb sieben auf und verließ das Haus eine halbe Stunde später. Eine Scheibe Toast und eine Tasse Kaffee musste für die erste Hälfte des langen Arbeitstages reichen. An jenem Morgen graute es mir allerdings vor dem neuen Tag. Ich quälte mich dann aber aus dem Bett und schaffte es gerade mal bis zum Sofa, wo ich zusammenbrach.

Meine Frau wollte wissen, was mit mir los war, aber ich war nicht sicher. Ich konnte ihr nur von meinen Befürchtungen erzählen, die mir die ganze Nacht durch den Kopf gegangen waren.

Als ich schließlich genügend Energie gesammelt hatte, um wieder zur Arbeit zu gehen, schaffte ich es nur bis in mein Büro, schloss die Tür hinter mir ab und begann zu weinen. Ich schaffte an diesem Morgen sehr wenig, und als ich zum Mittagessen nach Hause kam, brach ich erneut zusammen. Es endete damit, dass ich zurück ins Bett kroch (nachdem ich mich gezwungen hatte, etwas zu essen) und ein paar Stunden schlief.

Ausgelaugt

Obwohl mir das damals nicht bewusst war, hatte der Stress vom Vortag mich völlig aus der Bahn geworfen. Meine Hingabe an meine Arbeit und meine vielen Arbeitsstunden hatten mich ausgelaugt. So reichte diese Krise aus, mich in den Abgrund zu stürzen.

Was ich damals nicht sehen konnte, sehe ich heute ganz klar. Wie viele andere war auch ich ein Gefangener der enormen Geschwindigkeit des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Ich war wie eine Maschine, die sich mit Warp-Geschwindigkeit fortbewegte, ohne jemals Pause zu machen – bis sie schließlich zusammenbrach.

Obwohl ich mir verzweifelt wünschte, dass sich die Gefühle der ersten zwei Tage auflösten, konnte ich scheinbar nichts dazu beitragen. Schlimmer noch, sie verließen mich auch nachts nicht, und am nächsten Tag ... und am nächsten ... und am nächsten. Von Mai bis August kämpfte ich gegen Depressionen, Ängste, Verzweiflung und Lethargie. Ich machte nur Dienst nach Vorschrift, und selbst die kleinste Aufgabe kostete mich eine Menge Energie.

Einige Leute, darunter meine Brüder (drei arbeiten in der Firma) und mein Bauleiter wussten, was ich durchmachte; sie halfen mir die Last des Unternehmens zu tragen. Ich versuchte, meine Gefühle vor anderen zu verbergen, und es kostete mich viel Mühe, jeden Tag „Guten Morgen“ zu sagen, meine Mitarbeiter aufzumuntern und die Erwartungen zu erfüllen, die man an mich als Geschäftsführer und Teamleiter stellte.

Heute weiß ich, dass es für meine Genesung wichtig war, dass ich jeden Tag zur Arbeit ging, aber damals musste ich der dauernden Versuchung widerstehen, meine Geschäfte schleifen zu lassen.

Auch zu Hause war es nicht leichter. Wenn ich abends nach Hause kam, wollten meine Kinder mit mir spielen, aber nach einem schweren Tag, an dem ich andauernd mit meinen Gefühlen gekämpft hatte, konnte ich kaum etwas anderes tun, als auf dem Sofa zu liegen und mich auszuruhen. Ihr Lärm nervte mich. Sie hatten einfach nur Spaß – wie Kinder nun mal sind -, aber mich irritierte es enorm.

Mir fiel alles schwer. Ich musste mich morgens fast aus dem Bett prügeln. Hindernisse, die ich früher einfach weggebügelt hatte, kamen mir jetzt unüberwindlich vor. Ich fürchtete mich, Entscheidungen zu treffen, wo ich früher nicht gezögert hätte. Die Angebote der Bauunternehmer hatten meinen Burnout ausgelöst, aber sie waren nicht der Grund dafür, dass ich mental in einer Intensivstation gelandet war. Es stellte sich sogar heraus, dass alles viel besser laufen würde, als ich befürchtet hatte – das Geschäft brachte mir am Ende einen satten Gewinn. Die Krise warf jedoch ein Schlaglicht auf tiefer liegende Probleme.

Selbstmord

Besonders schlimm war es unterwegs zum Büro und von dort wieder nach Hause oder wenn ich zu irgendeinem Projekt fahren musste – ich war mit meinen Gedanken allein und manchmal dachte ich sogar daran, alledem ein Ende zu setzen. Meine größte Befürchtung war, dass ich niemals wieder gesund werden würde. Mir war natürlich klar, dass mein geschäftlicher Erfolg – von dem ich mir eigentlich erhofft hatte, dass er mich glücklich machen würde – mich in diese miserable Lage gebracht hatte. Das Leben hatte seine Bedeutung verloren. Allein unterwegs auf der Straße kam mir öfter der Gedanke, mein Auto einfach gegen den nächsten Baum zu setzen.

Am meisten sehnte ich mich jedoch nach jemandem, der mir erklären konnte, was mit mir los war, aber anscheinend konnte niemand das. Wohlmeinende Freunde sagten mir, ich solle mir weniger Stress machen und meine Unternehmen verkaufen. Manche Leute hielten mich dazu an, nicht so negativ und deprimiert zu sein, wobei ihnen allerdings nicht klar war, dass ich meine Gefühle kaum unter Kontrolle hatte. Sogar mein Arzt verschrieb mir anfangs Medikamente, die Nerven beruhigen und einen erholsamen Schlaf ermöglichen sollen.

Mir kam niemals in den Sinn, dass es sich vielleicht um einen Burnout handelte. Wenn ich schon davon gehört hatte, wusste ich nicht, worüber die Leute redeten, bis mir mein Arzt im September sagte, dass ich an mentalem, körperlichem und spirituellem Burnout litt. Er empfahl mir, in Florida Ferien zu machen und nicht zurückzukommen, bis es mir besser ging. Die zweieinhalb Wochen dort haben mir geholfen, mich zu entspannen und meine Arbeit zu vergessen.

Noch wichtiger aber war die Tatsache, dass die letzten paar Monate meines Burnout mich veranlassten, Bilanz zu ziehen. Ich musste mein Leben grundlegend ändern, dass war sonnenklar, und die Erkenntnisse, die ich auch mithilfe anderer Leute erlangte, halfen mir, nicht nur meinen Erschöpfungszustand zu überwinden, sondern auch...

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