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E-Book

Burnout & Depression

Das Hilfebuch in der Lebenskrise

AutorAndreas Hillert, Gabriele Hiller, Ulrich Voderholzer
VerlagTrias
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783432103358
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Aufbruch in ein gutes Leben Ständig abgehetzt, zutiefst erschöpft und unter einem nicht mehr nachlassenden Druck? Dieses Gefühl kennen viele Menschen nur zu gut. Und schon beginnt das Fragenkarussell: Bin ich nur überarbeitet, kann ich mir noch selbst helfen oder brauche ich professionelle Hilfe? Und welche wirksamen therapeutischen Wege passen zu mir, was hilft mir wirklich weiter? Drei Experten zeigen Ihnen anhand von Fallbeispielen, wie Sie erste Anzeichen von Burnout und Depression erkennen und was Sie selbst gezielt tun können, um diese zu vermeiden. Ändern Sie Ihre Verhaltensmuster, überdenken Sie Ihr Selbstbild und gelangen Sie so zurück zu einem freudvollen, aktiven Leben. - Die eigenen Bedürfnisse neu entdecken: Veränderungen fühlen - Die eigene Umgebung gestalten: Selbst im Mittelpunkt stehen statt immer nur zu reagieren - Den inneren Schutzschild entdecken: Stärke und Zuversicht für die Zeit nach Burnout und Depression Die Schön Klinik Roseneck: FOCUS Klinikliste Platz 2 bei Zwängen und Depressionen. Das Autorenteam arbeitet in der Klinik Roseneck am Chiemsee, wo Prof. Dr. Ulrich Voderholzer Ärztlicher Direktor, Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Hillert Chefarzt und Dr. med. Gabriele Hiller Oberärztin sind. Dr. Voderholzer und Dr. Hiller sind zudem Mitglied der 'Task Force Burnout' der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde

Das Autorenteam arbeitet in der Klinik Roseneck am Chiemsee, wo Prof. Dr. Ulrich Voderholzer Ärztlicher Direktor, Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Hillert Chefarzt und Dr. med. Gabriele Hiller Oberärztin sind. Dr. Voderholzer und Dr. Hiller sind zudem Mitglied der "Task Force Burnout" der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde

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Leseprobe

1 Fragen zu Burnout und Depression


Die folgenden Fragen werden uns von Betroffenen im klinischen Alltag immer wieder gestellt. Weil die Antworten grundlegend sind, wollen wir damit beginnen.

Burnout, was ist das eigentlich? Kann Burnout jeden treffen oder haben bestimmte Menschen ein höheres Risiko? Brennen nur die rund um die Uhr aktiven Manager sowie Krankenschwestern und Lehrer, die sich für andere aufopfern, aus? Wann ist man wirklich krank? Denn erschöpft und überlastet fühlt sich fast jeder einmal. Oder ist es vielleicht gar kein Burnout, sondern eine Depression?

1.1 Sind Burnout und Depression das Gleiche?


Zunächst einmal: »Burnout« bzw. »ausgebrannt sein« wird als solches erlebt; es ist also primär ein subjektives Phänomen. Ein Mensch fühlt sich so, wie man sich beispielsweise, im Sinne einer Analogie, ein ausgebranntes Haus vorstellt: ausgebrannt, leer, leblos, lustlos, perspektivlos, hilflos. Depression hingegen ist eine psychische Erkrankung, die anhand definierter Kriterien von Ärzten und Psychotherapeuten diagnostiziert und von anderen seelischen Erkrankungen unterschieden werden kann. Dabei werden drei Schweregrade unterschieden: leicht, mittelgradig und schwer. Wenn man sich ausgebrannt fühlt, dann fühlt man sich so; wobei neben dem betreffenden Grundgefühl eine Wertung vorgenommen wird. Man ist in ebendiesem Zustand, weil man davon ausgeht, zumal in der Arbeit, zu viel Energie investiert zu haben bzw. weil Arbeitsbedingungen als schlecht, überfordernd und/oder kränkend erlebt werden. Entscheidend sind dafür letztlich nur die eigenen Kriterien des Betroffenen. Die meisten Menschen, die sich ausgebrannt fühlen, erfüllen nicht die Kriterien einer Depression.

Burnout und Depression sind also nicht gleichzusetzen: Burnout ist die Sicht bzw. das Erleben von Betroffenen, Depression ist eine von Fachleuten wie Psychiatern oder Psychologen gestellte Diagnose, für die es allgemein anerkannte Kriterien gibt. Die Schnittmenge von Burnout und Depression ist groß. Noch größer ist jedoch die Gruppe von Menschen, die sich ausgebrannt fühlen und (zumindest gegenwärtig) klinisch gesund sind. Aber es gibt auch Menschen, die nach klinischen Kriterien unter einer Depression leiden und sich nicht ausgebrannt fühlen, beispielsweise weil sie ihren Zustand nicht auf (berufliche) Überlastung zurückführen.

Also: Depression und Burnout sind nicht das Gleiche! Burnout ist ein subjektives Erleben und, weil es sich letztlich weder anhand der – unspezifischen – Symptome noch anhand einer spezifischen Entstehung klar diagnostizieren lässt, keine anerkannte Krankheitsdiagnose. Eine Depression dagegen kann anhand bestimmter Kriterien festgestellt werden. Nur ein Teil der Menschen, die sich als ausgebrannt erleben, leidet an einer Depression.

1.2 Kann Burnout jeden treffen?


Grundsätzlich ja, schließlich ist niemand immun gegenüber Überforderungskonstellationen, anhaltender Erschöpfung und seelischem Leid. Jeder Mensch kann in seinem Leben Situationen ausgesetzt sein, die mit seinen Ressourcen nicht oder nur schwer zu bewältigen sind. Entsprechend haben nicht alle Menschen das gleiche Burnout-Risiko. Die Ursachen für Burnout-Erleben sind vielfältig und lassen sich am besten anhand eines »bio-psycho-sozialen Entstehungsmodells« beschreiben. Damit ist gemeint, dass sowohl körperliche (biologische), psychologische und soziale, das heißt die Lebenssituation betreffende Ursachen an der Entwicklung eines Burnout-Erlebens bzw. einer Depression beteiligt sind. Es ist selten nur eine einzige Ursache für die Entstehung verantwortlich, meist spielen unterschiedliche Faktoren zusammen.

1.2.1 Gibt es einen Burnout-Typus?


Gibt es Menschen, die mehr als andere dazu neigen, in beruflichen oder anderen Belastungskonstellationen »auszubrennen« bzw. sich entsprechend zu erleben? Entgegen der verbreiteten Ansicht sind es eher nicht die Menschen, die sich besonders für ihren Beruf engagieren sondern solche, die sich ihrer Aufgabe nicht gewachsen fühlen, diese in Ermangelung von Alternativen quasi notgedrungen ausüben und/oder sich von den Vorgesetzten und Kollegen nicht hinreichend in ihrer Tätigkeit anerkannt bzw. gekränkt fühlen. Menschen haben ansonsten meist recht stabile Muster, mit Belastungen umzugehen. Eine Kombination aus hohen Ansprüchen (an sich und/oder an andere), dem zwingenden Wunsch, von allen gemocht und anerkannt zu werden und Schwierigkeiten darin, unvermeidliche Konflikte auszutragen hat sich als eine besonders Burnout-trächtige Kombination persönlicher Eigenschaften erwiesen. Entsprechend haben Studien gezeigt, dass auch Menschen mit einer eher geringen Identifikation mit dem Beruf und einer von vorneherein eher geringen Bereitschaft, sich zu verausgaben, stärker zum Burnout-Erleben neigen.

1.2.2 Welche beruflichen Stressfaktoren begünstigen Burnout-Erleben?


Oft ist es eine Kombination aus hohen beruflichen Anforderungen, einem geringen Handlungsspielraum (z. B. keine Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen), dem Erleben geringer Wertschätzung und sozialer Anerkennung und Unterstützung. Dass solche Konstellationen heute häufig geworden sind, ist letztlich ein Ergebnis des rasanten Wandels in Gesellschaft und Arbeitswelt. Für immer mehr Menschen wird die Arbeit zum zentralen, sinnstiftenden Lebensinhalt, schon deshalb, weil viele traditionelle Werte, von der Religion über Vereine bis zu den Familien, zunehmend als relativ wahrgenommen werden. Gleichzeitig sind langjährig stabile Beschäftigungen selten geworden. Die Anforderungen in der Arbeitswelt steigen immer weiter, niemand kann sich auf seinen Erfolgen und seinem Wissen ausruhen. Alles ist im Wandel. Entsprechend erleben viele Menschen auf mehreren Ebenen einen Verlust an Sicherheit. Wer nicht ständig aktiv bemüht ist, den Anschluss nicht zu verlieren und sich sozial wie finanziell abzusichern, für den steigt das Risiko des Scheiterns und des Abstiegs.

1.3 Was ist noch normal und wo fängt Krankheit an?


Auf diese Frage gibt es schon bei körperlichen Erkrankungen meist keine klare Antwort: So bezeichnen sich die einen schon bei mehrmaligem Husten als krank, andere sehen sich dagegen noch mit Fieber als gesund an. Bei psychischen Krankheiten ist die Einteilung in »gesund« und »krank« noch viel schwieriger. Ein Gefühl der Erschöpfung ist keinem Menschen fremd. Wo die Grenze zwischen »normal« und »nicht normal« verläuft, hängt vom Schweregrad der Beeinträchtigung und den Folgen für den beruflichen und privaten Alltag ab. Ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Symptomen. Ist es bereits eine Krankheit, wenn ich drei Nächte hintereinander nicht gut schlafen konnte? Oder wenn ich mich eine Woche lang niedergeschlagen fühle und mich schon kleinste alltägliche Aufgaben erschöpfen? Bezogen auf Durchschnittswerte in der Normalbevölkerung stellen beide Beispiele noch keine krankheitswertigen Symptome dar.

1.3.1 Die Dauer und der subjektive Leidensdruck spielen eine Rolle


Eine Depression wird, im Sinne der Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation, erst dann diagnostiziert, wenn die Symptome mindestens über einen Zeitraum von 14 Tagen zu der meisten Zeit des Tages vorliegen und mit einer subjektiven Beeinträchtigung verbunden sind. Bei Schlafstörungen sind es sogar vier Wochen! Daraus folgt also: Nur wenn die Symptome über einen längeren Zeitraum und kontinuierlich vorliegen und wenn man selbst unter den Symptomen leidet, ist es nicht mehr als gesund anzusehen. Entscheidend sind also immer auch der subjektive Leidensdruck und die Folgen, die daraus entstehen. Und damit ist es nur bedingt möglich, von außen eine eindeutige Entscheidung zu treffen, ob jemand krank ist oder nicht. Die Diagnosekriterien der Weltgesundheitsorganisation können angesichts dessen ihrerseits nur Annäherungen an das komplexe Phänomen seelische Gesundheit bzw. Krankheit sein. Sie wurden in Konsens-Verfahren von Wissenschaftlern formuliert und sind abhängig von den jeweiligen sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen. Parallel zu deren Wandel und neuen wissenschaftlichen Befunden werden diese sukzessive aktualisiert. Zumal in Grenzbereichen ist und bleibt die Frage, ab welchen und wie vielen Symptomen ein Zustand als »seelisch krank« zu bewerten ist, eine Definitionsfrage, die von Experten und Betroffenen nicht selten unterschiedlich beantwortet wird. Das erklärt, warum immerhin die Hälfte der – wenn man die Diagnosekriterien anwendet – Betroffenen trotz Beschwerden nie einen Arzt aufsuchen: Viele erleben sich de facto nicht als krank, andere haben Angst davor, mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen zu werden oder keine Hoffnung, dass ihnen geholfen werden könnte. Auch Schamgefühle und der persönliche Stolz, von anderen keine Hilfe annehmen zu wollen, können eine Rolle spielen.

Wenn Sie nun sich selbst überwiegend als ausgebrannt oder erschöpft erleben und vor der Frage stehen, ob Sie krank oder noch gesund sind, so ist es immer zu empfehlen, einen Arzt, am besten einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, oder einen Psychotherapeuten aufzusuchen, um gemeinsam dieser Frage auf den Grund zu gehen.

Fassen wir zusammen: Bei psychischen Erkrankungen spielen bei der Einschätzung, ob jemand krank oder gesund ist, neben den vorherrschenden Symptomen die Dauer der Erkrankung, die Auswirkungen auf das berufliche und soziale Leben und der subjektive Leidensdruck eine große Rolle. Zur Abklärung...

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