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Change Management am Theater

Eine Analyse am Beispiel des Friedrichstadtpalastes Berlin

AutorLydia Stübler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl112 Seiten
ISBN9783640944118
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich BWL - Offline-Marketing und Online-Marketing, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Kulturwissenschaft), Veranstaltung: Kulturwissenschaft/Medienwissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Begriffe Krisenmanagement und Change Management haben vor allem in den letzten Jahren während der so genannten Finanzmarktkrise eine immer größere Bedeutung in der freien Wirtschaft bekommen. Unternehmen versuchen sich mit Hilfe von Managementveränderungen, aber vor allem durch Imagewandel von der Krise zu befreien, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Doch inwiefern lässt sich diese Art der Krisenbewältigung auch in kulturellen Einrichtungen (speziell am Theater) anwenden? Sind Change Management und Marketing überhaupt ein Thema im Theater und wenn ja, tragen sie zum Erfolg der Theater bei? Zur Anwendung der Managementaspekte in einem Theater gibt es nur sehr wenige Untersuchungen. Dabei sind Theater ebenso wie andere Unternehmen auf ein wirtschaftliches Management und auf die Einnahmen durch die Besucher angewiesen. Sie weisen jedoch spezifisch kulturelle Merkmale und Ziele auf, die es erschweren, eine betriebswirtschaftliche Unternehmensführung eins zu eins auf das Theater zu übertragen. Anhand des FriedrichstadtPalastes in Berlin wird in dieser Arbeit auf die Spezifiken des Kulturmanagements und -marketings eingegangen und erläutert, inwiefern genannte Prozesse im Theater eine Anwendung finden können.

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Leseprobe

3. Change Management am Theater am Beispiel des Friedrichstadtpalastes


 

Im ersten Teil wurde deutlich, dass auch Theater eines Managements bedürfen. Zudem wurde deutlich, dass Marketingmanagement als Teil von Management vor allem in der Kommunikationspolitik sowohl für öffentliche als auch für private Theater von großer Bedeutung ist, um die Besucherzahlen zu erhöhen und Besucher zu binden. Das Image eines Theaters in den Köpfen der (potentiellen) Besucher spielt dabei eine wichtige Rolle und ist möglichst positiv zu gestalten, um neue Besucher zu gewinnen und alte zu halten.

 

Zudem wurde im ersten Teil hervorgehoben, dass Change Management in vielen Bereichen des Theaters von großer Bedeutung ist, denn ohne Anpassung des Betriebes an den ständigen äußeren Wandel kann auch ein Theater nicht überleben.

 

Ein Beispiel für ein Theater, welches sich scheinbar angepasst hat und durch die daraus folgenden höheren Besucherzahlen wieder eine positive Bilanz vorweisen kann, ist der Friedrichstadtpalast in Berlin. Im zweiten Teil dieser Arbeit soll deshalb analysiert werden, welche Mittel und Wege der Friedrichstadtpalast genutzt hat, um mit einem positiven Image die Besucherzahlen und damit den Kartenverkauf nach einer Krise im Jahr 2007 wieder zu steigern. Dabei sollen Informationen des aktuellen Managements (z.B. Lageberichte der GmbH) als Quelle für Informationen zum Haus und zu Veränderungen im Haus genutzt werden. Weiterhin dienen Pressematerial und Statistiken zur Auswertung der aktuellen Lage des Hauses.

 

3.1. Der Friedrichstadtpalast- Europas größtes Revuetheater


 

Ursprünglich 1867 als Markthalle eröffnet, wurde das Gebäude des alten Friedrichstadtpalastes an der Weidendammer Brücke in Berlin Mitte bereits 1873 zu einer Zirkusarena mit 5000 Plätzen umgebaut. Die Zirkus-Unternehmen Salamonski, Renz und Schumann begeisterten die Berliner. Der berühmte Regisseur Max Reinhard ließ das Gebäude nach dem ersten Weltkrieg erneut umbauen. Es entstand das „Große Schauspielhaus“, dessen Direktor 1924 Eric Charell wurde. Er engagierte Stars wie Marlene Dietrich, Claire Waldorff und die Comedian Harmonists und feierte in diesem Haus die ersten Revueerfolge, z.B. mit „Im weißen Rössl“. [138]

 

Nach 1945 war das Haus teilweise zerbombt. Die Artistin Marion Spadoni organisierte Gelder von Sponsoren für den Wiederaufbau und ließ am 17. August 1945 die erste Vorstellung im „Palast-Varieté“ unter ihrer Leitung stattfinden.[139] Da Marion Spadoni jedoch beschuldigt wurde, die Nationalsozialisten unterstützt zu haben, verlor sie 1947 ihre Lizen für den Spielbetrieb und flüchtete ins Ausland. Der Magistrat des Landes Berlin übernahm das Haus und übergab die Leitung Nicola Lupo und später Gottfried Herrmann. Er gab ihm außerdem den Namen „Friedrichstadtpalast“. Dies hatte finanzielle, sowie künstlerische Konsequenzen. Zum einen wurde das Haus nun vom Magistrat finanziert, als Kulturgut im Ostteil der Stadt eingestuft und damit auch steuerlich entlastet, zum anderen begann eine neue Ära der Revue mit Herrmann im Palast. Weltberühmte Ensembles wie das Bolschoi-Ensemble, das Indische Nationalballett und der Moskauer Staatszirkus traten auf. Ab 1961 kamen unter Wolfgang E. Struck glanzvolle Revueproduktionen dazu und der Palast erlebte eine lange Blütezeit.[140]

 

1980 musste das Haus jedoch wegen maroder Bausubstanz geschlossen werden und das Ensemble zog in den 1984 eröffneten neuen Friedrichstadtpalast an der Friedrichstraße 107 um.

 

1989/90 kam die Wiedervereinigung Deutschlands und man sah sich erneut mit dem alten Problem der Finanzierung konfrontiert. Der Senat ließ das Haus von 1991 bis 1995 als „Haushalt für eine abzuwickelnde Einrichtung“ laufen und beauftragte Professor Julian Herrey[141] mit genau dieser Abwicklung. Doch das Ensemble und das Publikum stellten sich quer, kämpften gegen die Schließung, bis 1993 Alexander Illjinski zusammen mit Holger Markmann (künstlerische und wirtschaftlicher Leitung hier erstmals getrennt) das Haus übernahmen. Alexander Illjinski brachte sein eigenes Konzept mit an das Haus, eine Mischung aus traditioneller Revue und modernen Show-Elementen, und feierte damit zahlreiche erfolgreiche Premieren wie „Elements“ und „Wunderbar“. Auch finanziell gab es eine Neuerung: Die landeseigene GmbH, welche sich aus Subventionen vom Staat, eingespieltem Geld und der Hilfe von Sponsoren und dem „Freundeskreis Friedrichstadtpalast“ finanziert.[142]

 

Im Jahr 2004 feierte der Friedrichstadtpalast schließlich sein 20jähriges Jubiläum im neuen Haus und verabschiedete sich von Illjinski am 01.08.2004. Thomas Münstermann und Guido Herrmanns übernahmen die Leitung des Hauses.[143] Darauf folgten jedoch wieder finanzielle Krisenjahre für den Friedrichstadtpalast.

 

Ab 2004 fielen die Besucherzahlen der großen Revue jedoch wieder drastisch, der Friedrichstadtpalast kam erneut in die roten Zahlen. Wie diese Krise, die im Jahr 2007 mit einem Führungswechsel und vielen anschließenden Veränderungen gipfelt, entstehen konnte und wie es der Palast vor allem wieder aus der Krise herausgeschafft hat, das soll in den nächsten Kapiteln genauer betrachtet werden. Zunächst muss jedoch noch einmal hervorgehoben werden, dass der Friedrichstadtpalast das einzige Theater in Europa ist, das in langer Tradition Stücke des Genres Revue in jährlichem Wechsel mit eigener Belegschaft (technische Mitarbeiter, Ballett, Dramaturgie) auf die Bühne bringt. Damit hat es für den Berliner Senat die Funktion eines Unterhaltungstheaters und gilt nicht als traditionelle Kulturstätte, deren meritorisches Gut es zu fördern gilt. Der Friedrichstadtpalast ist jedoch ein starker Magnetpunkt für vor allem touristische Besucher Berlins.

 

Anhand eines Vergleichs der Finanzen und Besuchszahlen zwischen einem staatlichen Theater, der Deutschen Oper Berlin, und dem privat geführten Friedrichstadtpalast soll kurz die unterschiedliche Ausgangssituation der Berliner Theater dargestellt werden. Die beiden zu vergleichenden Theater spielen durchaus Stücke unterschiedlichen Genres. Hier geht es jedoch nur um die Anzahl der Vorstellungen, die für inländische und ausländische Zuschauer gespielt werden und damit um die Leistung, die die Theater z.B. für den Tourismus des Landes Berlin bringen.

 

Zunächst ist aus Tabelle 1 abzulesen, dass die privaten Theater jährlich deutlich mehr Vorstellungen vorzuweisen haben als die staatlichen Theater in Berlin.

 

 

Tabelle 1: Anzahl Berliner Theater-Vorstellungen

 

Quelle: Statistisches Jahrbuch Berlin 1991- 2009

 

Auch aus der Statistik über die Zahl der Theater-Besucher pro Jahr in Berlin lässt sich (bis zum Jahr 2001[144]) deutlich ablesen, dass die privaten Theater mehr Besucher zu verzeichnen hatten, als die staatlichen Theater in Berlin:

 

 

Tabelle 2: Anzahl Berliner Theater-Besucher

 

Quelle: Statistisches Jahrbuch Berlin 1991- 2009.

 

Schaut man sich zudem die Kennzahlen der beiden zu vergleichenden Theater in der Gegenüberstellung an, kann man deutlich erkennen, dass der Friedrichstadtpalast (auch in seinen so genannten „Krisenjahren“) mehr Besucher vorzuweisen hat, als die Deutsche Oper Berlin.

 

 

Tabelle 3: Vorstellungen und Besucher des Friedrichstadtpalastes (FSP) und der Deutschen Oper Berlin.

 

Quelle: Statistisches Jahrbuch Berlin 1995- 2009.

 

Alle bis hierhin aufgezeigten Daten verdeutlichen also, dass die privaten Theater nicht nur mehr Vorstelllungen, sondern auch mehr Zuschauer zu verzeichnen haben.

 

Die Friedrichstadtpalast Betriebsgesellschaft mbH besteht seit dem Jahr 1995. Alleiniger Gesellschafter ist das Land Berlin (vertreten durch die Senatsverwaltung für Finanzen).

 

„Dies gewährt dem FSP[145] im Rahmen eines Zuwendungsbescheides eine jährliche institutionelle Förderung zur Deckung des sich aus dem Betrieb ergebenen Fehlbedarfs und zur Erfüllung des kulturpolitischen Auftrags.“[146]

 

Diese Zuwendungen werden durch die Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten gesichert. Gegenstand des Unternehmens ist der Betrieb des Revuetheaters Friedrichstadtpalast. Auftrag ist der „Erhalt und die Entwicklung des einzigartigen künstlerischen Profils des Theaters und die Verpflichtung zur Förderung des Kinder- und Jugendtheaters“[147]. Der Friedrichstadtpalast ist dennoch ein privat geführtes Theater in der Rechtsform einer GmbH, das jährlich einen Zuschuss durch das Land Berlin (seinem Gesellschafter) zum Ausgleich der Verluste erhält. Im Geschäftsbericht des Friedrichstadtpalastes heißt es:

 

„Der Eigenfinanzierungsanteil...

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