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Christoph Willibald von Gluck

Große Komponisten

AutorAugust Reissmann
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl135 Seiten
ISBN9783849602284
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Die vorliegende Arbeit Reissmanns über den genialen Reformator der Oper ist nach denselben Gesichtspunkten ausgeführt, wie seine früher erschienenen Darstellungen des Lebens und der Wirksamkeit der anderen großen Meister: Inhalt: Glucks Jugend und seine Vorbereitung für den Künstlerberuf. In Wien. Die italienische Oper. Glucks Opern italienischen Stils. Die französische Oper. Die beginnende Reformation der Oper. Auf dem Gipfel der Entwickelung. Gluck in Paris. Die letzten Pläne. Das Ende. Gluck - Händel und Bach.

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Leseprobe

 

Von den ersten Opern Glucks sind uns nur einzelne Arien bekannt; sie zeigen sämmtlich daß Gluck den ganzen Apparat der italienischen Oper vollständig beherrschte, und zwar in der Weise, wie er ihm namentlich durch Sammartini gelehrt worden war. Er hat nicht nur die Da Capo-Form der Arie einfach adoptirt, sondern auch eine ganze Reihe typischer Phrasen der ganzen Richtung, aber dabei macht sich doch auch schon ein individueller Zug geltend, der den jungen Tondichter als Deutschen kennzeichnet und die künftigen eigenen Wege desselben ahnen läßt. Die Arien aus »Artamene« sind alle nach demselben Muster angelegt und ausgeführt. Der Mittelsatz der Arien: 1) »Rasserena il mesto ciglio« (E-dur), 2) »Pensa asserbami« (D-dur) und 3) »E maggiore d'ogn' altro dolore« (A-dur) ist in der gleichnamigen Moll–Tonart gehalten; die der folgenden beiden 4) »Il suo leggiadro viso« (F-dur) und 5) »Se crudeli tanto siete« (A-dur) in der Parallel-Tonart; die 6) »Già presso al termine de suoi martiri« hat einen sehr kurzen Mittelsatz, der sich nach der Unterdominant wendet.

 

Der Ausdruck der Arien ist immerhin so, daß er dem Text nicht widerspricht, wenn er auch nichts thut, ihn näher zu erläutern. Wenn man es nicht aus dem Text erführe, würde man kaum ahnen, daß die erste der Abschied eines Helden ist, der zum Tode geht:

 

 

 

und auch die zweite würde man schwerlich ohne Text als den Abschiedsgesang eines Helden gelten lassen:

 

 

 

Der Ausdruck in beiden ist in der conventionellen, ganz allgemein gefaßten Weise der italienischen Oper gehalten, so daß er nicht im Widerspruch mit dem Inhalt des Textes steht, diesen aber auch nicht näher erläutert. Trotzdem gewinnt der Ausdruck doch schon einen höheren Grad der Innigkeit, als der, den wir bei den Italienern und selbst in den meisten Opern-Arien von Händel finden. Wir empfinden in diesen Arien schon etwas von jener Gefühlswärme, mit welchen Gluck dann später die Helden seiner Opern zu wirklich individuellen Persönlichkeiten belebte, als welche sie uns bei der italienischen Oper nicht erscheinen; jene Gefühlswärme, die ihn sogar in seinen späteren Opern dieser Periode manchmal wieder verläßt. Die dritte dieser Arien hat einen, der zweiten verwandten Stimmungsgehalt und veranlaßt Gluck zur Einführung eines reichen Coloraturgesanges. Die vierte besingt die Reize der Geliebten und dabei erhalten die Streichinstrumente erhöhten Antheil. Die fünfte bietet einen größeren Apparat von Figuren, um den Ausdruck zärtlicher Vorwürfe, welche die Geliebte dem Geliebten macht, damit zu illustriren. Die letzte ist jedenfalls die inhaltreichste.

 

In mancher Hinsicht bietet schon die erste Oper, die Gluck für Wien schrieb: »La Semiramide riconnosciuta«, einen bemerkenswerthen Fortschritt. Daß dieser nicht noch bedeutsamer ist, verschuldet wol einzig der Textdichter, der ihm weder eine lebendig bewegte Handlung, noch einige, von hohen und großen Ideen erfüllte Personen, nachzugestalten gab. Metastasio's »Semiramis« ist nicht die Städte erbauende, Völker unterjochende Königin, welche den eigenen Sohn verdrängt, um in seinem Namen mit gewaltiger Hand die Zügel der Regierung des großen assyrischen Reiches weiter führen zu können, sie ist vielmehr eine verliebte Intriguantin, in der kein Zug an die große Königin erinnert. Doch ist sie die einzige Person in der Oper, welche durch einen Anflug von lebenswahrer Empfindung unser Interesse erregt. Sie liebt Scytalkes – dem sie ihr Herz vor 15 Jahren in der Heimath zuwandte, wo er sich Idren nannte – noch, und diese Liebe bestimmt ihre Handlungsweise. Die anderen Personen: Tamyris, Sibaris, Myrtäus und Scytalkes, schwanken hin und her und das Gewirr von widerstreitenden Interessen führt weder zu einem großartig tragischen Conflict, noch zu einer einzigen komischen Entwickelung; wir sehen es einfach vor unseren Augen in einem losen Nacheinander sich abspielen und dann in einer Doppelheirath sich auflösen. Nirgend schlägt dabei der Textdichter den Ton tieferer Erregung an, Alles wird in den conventionellen Formen abgemacht. Von diesem Text konnte Gluck nicht lebhafter angeregt werden; wo er eine Situation tiefer erfaßt, thut er dies aus eigenem schöpferischen Antriebe.

 

Die einleitende Sinfonie der Oper ist ein Instrumentalsatz, der in seiner oberflächlich populären Haltung ganz und gar an Sammartini's Schule erinnert. Das erste Motiv des ersten Allegro:

 

 

 

ist nicht weniger unbedeutend wie das zweite:

 

 

 

und die lose Art ihrer Verknüpfung giebt ihnen auch im ferneren Verlauf keine höhere Bedeutung. Der Mittelsatz wird durch die Energie, mit der er aus dem Motiv:

 

 

 

entwickelt ist, etwas werthvoller, um so mehr verliert aber dann der Schlußsatz an Bedeutung, rein musikalisch betrachtet, wie in Bezug auf sein Verhältniß zur Oper. Er paßt zu einer lustigen Bauernhochzeit, nicht zu irgend einer, und wäre sie auch die fröhlichste Scene in einer ernsten Oper. Den Anschauungen der Zeit entsprechend, ist die Partie der Semiramis eine reich ausgestattete Coloraturpartie; der äußere Apparat muß hiernach vielfach ersetzen, was an innerer Bedeutung fehlt. Eine Arie der Semiramis (Act II Scene XXII) tritt bedeutsam heraus: Tradita, sprezzata1. Scytalkes hat ihr Verrath vorgeworfen und sie singt ihren tiefen Schmerz in leidenschaftlicher Weise aus, unterstützt durch das wirksam eingreifende Orchester. Die Arie hebt sich auch der Form nach bedeutsam von der üblichen Da Capo-Arie ab; die Wiederholung des ersten Theils erfolgt in wirksamster Veränderung. Eine andere Arie der Semiramis: »Se amar volete« (Act I. 8.) ist außerordentlich weich, wenn auch nicht so ausdrucksvoll gesungen und die Instrumentalbegleitung, 2 Flöten, 2 Hörner, Violinen und 2 Violen, erhöhen ihre Wirkung.

 

Einzelne Arien sind auch bereits, wie die vorgenannte, mit größerer Sorgfalt, als sonst in der italienischen Oper angewendet wird, instrumental ausgeführt. Selbstverständlich lassen die Instrumente kaum eine Gelegenheit zu äußerlicher Situationsmalerei vorüber, wie hier beispielsweise bei der Arie des Ircano: »Talor se il vento freme«. Die in der Einleitung ausgeführte Malerei – Streichinstrumente und zwei Trompeten bilden das Orchester:

 

 

 

 

 

 

 

wird auch zum Gesange noch weiter fortgesetzt:

 

 

 

 

 

Bei den Recitativen betheiligen sich die Instrumente nur in vereinzeiten Fällen, wie an dem, der Arie des Scytalco: »Non saprai qual doppia voce« vorangehenden Recitativ. Die meisten sind Secco-Recitative, nur mit einem Baß begleitet. In der erwähnten Arie des Scytalco sind neben einer Solo-Geige und dem Solo-Violoncello auch die Hörner mehr selbständig geführt:

 

 

 

 

 

Wenige Tacte später übernimmt das Violoncello das Solo und darauf wieder die Voline, bis beide sich zu brillanter Weiterführung einigen. Auch als dann die Singstimme eintritt, werden beide Instrumente in derselben Weise als Solo-Instrumente weiter geführt.

 

Auch zwei Chöre enthält die Oper, die indeß durchaus keine dramatische Bedeutung gewinnen. Der erste leitet – im zweiten Act – die Scene ein, in welcher Tamiris unter den drei Freiern wählen soll. Er ist, obwol glückwünschend (Il piacer la gioja scenda, fidi sposi, al vostro cor), fast klagend gehalten und auch die immittirenden Zwischensätze der Freier: Scytalco und Ircano: »Aspra cura, atro sospetto« und des Scytalco und Mirteo: »Sorga poi prole felice« vermögen nicht, ihm höheres Interesse zu verleihen. Der zweite Chor ist ein, im Coupletstil gehaltener Gratulationsgesang in der herkömmlichen, denkbar einfachsten Weise.

 

Einige andere Arien, wie die des Scytalco: »S'intende si poco«, oder die im Menuettenstil gehaltene des Sibari2 mögen der anheimelnden Naivetät ihres Ausdruckes, die des Scytalco: »Voi, che le mie vicende« ihres energischen Charakters wegen Erwähnung finden, vor allem die Arie des Ircano: »Saper bramate« mit dem reizenden Mittelsatze:

 

 

 

 

 

 

 

der zum ersten Male jenen Ton anschlägt, welcher lange die bessere italienische Oper beherrschte und in unserem Jahrhundert, namentlich in Rossini, noch einmal die Welt entzückte.

 

Inmitten der bisher betrachteten und der noch später zu erwähnenden Opern Glucks im italienischen Stile, macht die, welche er 1750 für Rom schrieb: »Telemacco ossia L'Isola di Circe« einen nahezu befremdlichen Eindruck. Sie zeichnet die Grundzüge jenes...

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