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Corporate Transparency

Wie Unternehmen im Glashaus-Zeitalter Wettbewerbsvorteile erzielen

VerlagFrankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl246 Seiten
ISBN9783899814583
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
'Jedes unternehmerische Handeln ist öffentlich'. Lidl bespitzelt, Siemens schmiert, die Deutsche Bahn hört ab. Was vor zehn Jahren kaum bis zur Devisionsabteilung drang, führt heute zu Medien-GAU, Rücktritten, Millionenstrafen und Verbraucherboykott. Das Glashaus-Axiom besagt: Jedes unternehmerische Handeln ist öffentlich. Unternehmen müssen sich daher bewusst werden, dass Offenheit unabdingbar für nachhaltigen Erfolg ist, und umgekehrt jede Form mangelnder Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit unabsehbare Folgen für das Unternehmen zeitigen kann. Die spektakulären Wirtschaftsskandale der vergangenen Jahre beweisen dies: Wer Transparenz nicht rechtzeitig freiwillig herstellt, wird gejagt, geächtet, angeprangert und ausgegrenzt. Und im Handumdrehen sinken Vertrauen, Reputation und Unternehmenswert. Dann ist auch der langfristige Erfolg in Gefahr. In 'Corporate Transparency' zeigen unter anderem die Kommunikationsmanager von Adidas, HypoVereinsbank, McDonalds, SAP oder BASF, wie ihre Unternehmen aktiv mit dem Erfolgsfaktor Transparenz umgehen. Erweitert wird diese Perspektive durch praxisrelevante Beiträge von Kommunikationswissenschaftlern, Rechts- und Finanzexperten, die das brisante Thema aus verschiedensten Blickwinkeln betrachten. Corporate Transparency ist für alle Unternehmer und Kommunikationsfachleute ein unverzichtbarer Leitfaden, der helfen wird, als Unternehmen transparenter und damit erfolgreicher zu sein. Mit einem Geleitwort des Transparency International-Gründers Peter Eigen.

Volker Klenk, Dr., gründete 2003 zusammen mit Stephan Hoursch die Agentur Klenk & Hoursch Corporate Communications. Klenk beschäftigt sich schon seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Transparenz, veröffentlichte 2004 das Glashaus-Axiom und betreibt die Themenwebsite transparenz.net. Daniel J. Hanke ist Director bei Klenk & Hoursch. Gemeinsam mit Volker Klenk entwickelte er in den vergangenen Jahren diverse Kommunikationsstrategien zu Corporate Responsibility und Transparenz.

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Leseprobe

Organisatorische Transparenz und Vertrauen


Günter Bentele und Jens Seiffert

Transparenz als gesellschaftlicher Megatrend?


Es war eine der ersten Amtshandlungen Barack Obamas, seinem Versprechen von mehr Bürgernähe der Regierung in Washington Taten folgen zu lassen. Schon am ersten Tag seiner Präsidentschaft kündigte Obama an: „Transparency and the rule of law will be the touchstones of this presidency.“1 Eines der Ergebnisse dieses, im Vergleich zur Bush-Administration doch sehr radikalen, Richtungswechsels im Feld der politischen Kommunikation war die Eröffnung der Plattform www.data.gov, deren erklärtes Ziel die Stärkung von bürgerlicher Partizipation auf der Basis von Transparenz ist: „Public participation and collaboration will be one of the keys to the success of Data.gov. Data.gov enables the public to participate in government by providing downloadable Federal datasets to build applications, conduct analyses, and perform research.“2

24 Jahre zuvor, im März und April 1985, hatte Michail Sergejewitsch Gorbatschow, seinerzeit frisch gewählter Generalsekretär der KPdSU, die Politik von Glasnost (Offenheit, Transparenz, Informationsfreiheit) und Perestrojka (Umbau, Umstrukturierung) verkündet und mit dieser Reformpolitik in den Jahren seiner Regentschaft in Richtung von mehr Informations-, Meinungs- und Medienfreiheit nicht nur die Politik der damaligen Sowjetunion im Sinne von mehr Offenheit und Demokratie verändert, sondern als Konsequenz auch die Architektur der Weltpolitik.

Sowohl Obamas Versprechen einer „new era of openness“3 wie auch Gorbatschows Glasnost-Politik verweisen dabei auf ein Phänomen, das sich in allen Bereichen vieler moderner Gesellschaften, speziell in zwei der wichtigsten gesellschaftlichen Teilsysteme, der Politik und der Wirtschaft wie auch ihrer Teilsysteme (z.B. dem Finanzsystem) und auch den darin agierenden Organisationen, beobachten lässt. Der Trend zu mehr Offenheit staatlicher und ökonomischer Teilsysteme ist dabei sicher oftmals nicht auf deren eigene Entscheidungen zurückzuführen, sondern dem Druck aus der Gesellschaft zuzuschreiben. NGOs, Aktivistengruppen und Medien dürften dabei die wichtigsten Transparenztreiber4 sein, das heißt, diejenigen Organisationen, in deren eigenem oder von ihnen – allerdings weitgehend ohne formal-demokratische Legitimation – vertretenen Interesse es ist, mehr Offenheit gesellschaftlicher Prozesse und Institutionen herzustellen.

In ihrem Europa-Wahlkampf 2009 verwendet die SPD den Slogan „Für Transparenz und Kontrolle der Finanzmärkte“. Der Dow Jones-Nachrichtendienst „Anleger-Nachrichten.de“ bringt am 29. Januar 2009 folgende Meldung:

„Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich für eine höhere Transparenz im Finanzsystem ausgesprochen. Sowohl die Finanzinstitute als auch die -instrumente müssten transparenter werden, damit solche Krisen in Zukunft vermieden würden“, sagte Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Davos. „Dies sei auch für die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems von, höchster Wichtigkeit‘.“

Der Corporate Governance Kodex ist ein gutes Beispiel für die Erhöhung von Transparenz im Unternehmenssektor. Von einer im Jahr 2000 eingesetzten Regierungskommission vorgeschlagen, sollte dieser Kodex mehr Transparenz in das Unternehmensverhalten und die Unternehmensführung (z.B. die Offenlegung der Gehälter von Vorständen) bringen. Allerdings hat der Gesetzgeber hier nachgeholfen: Nach § 161 Aktiengesetz müssen Vorstand und Aufsichtsrat von börsennotierten Unternehmen jährlich erklären, welche der von der Regierungskommission gemachten Empfehlungen entsprochen wurde, welchen nicht und warum nicht. Mit dem Corporate Governance Kodex sollte das Vertrauen in deutsche Unternehmen und damit auch den deutschen Kapitalmarkt gestärkt werden.

Auch im Gesundheitsbereich steht mehr Transparenz auf der Tagesordnung. Am 28. Mai 2009 meldet die WAZ: „Der Pflege-TÜV nimmt Altenheime unter die Lupe“.5 Nach diversen Skandalen im Jahr 2007 war für den Pflegebereich von vielen Seiten größere Transparenz gefordert worden. Im Pflegemarkt, für den das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) rund 25 Milliarden Euro Umsatz im Jahr errechnet hat, haben Pflegekassen, die Träger der Pflegeeinrichtungen und -dienste, der Medizinische Dienst der Krankenkassen und die Kommunalen Spitzenverbände der Länder seitdem das gemeinsame Verfahren zur Qualitätskontrolle entwickelt und beschlossen. Im Juli 2008 trat der neue § 115 Sozialgesetzbuch XI in Kraft. Er regelt, dass die Ergebnisse des „Pflege-TÜV” veröffentlicht werden müssen – hausintern und im Internet. Ab Juni 2009 kommen Teams der Medizinischen Dienste unangemeldet und nehmen Pflegeeinrichtungen, seine Bewohner und die Arbeit der Beschäftigten akribisch unter die Lupe.

Institutionen und Organisationen, gleich ob sie politischer, wirtschaftlicher oder anderer Natur sind, egal ob es sich um Regierungen, NGOs, Unternehmen oder Universitäten handelt, sie alle operieren immer mehr unter den kritischen Augen der Öffentlichkeit(en) und sehen sich mehr und mehr dem Druck ausgesetzt, ihr Handeln darzustellen, erklären und legitimieren zu müssen. Eine wichtige Ursache für diese stärkeren Legitimationsnotwendigkeiten ist die Mediatisierung der Gesellschaft.

Überall dort, wo Vertrauen verlorengeht, wo Vertrauenswerte sinken, kommt die Forderung auf, mehr Transparenz ins System zu bringen, um das Vertrauen wieder herstellen zu können. Schwindendes Vertrauen in die Problemlösungskompetenz der Politik führt allenthalben zu steigender Politikverdrossenheit und -abstinenz der Bevölkerung.6

Und die Wirtschaft sieht sich aufgrund von Fällen von Missmanagement, Korruption oder Unfällen nicht erst seit der globalen Finanzkrise mit sinkenden Vertrauenswerten konfrontiert7, wenngleich die aktuelle Situation den Vertrauensverlust scheinbar auf das Ausmaß einer globalen Vertrauenskrise anwachsen lässt, in der selbst der Politik, präziser: dem Staat als dem mächtigsten Rechts- und Vertrauens-Garanten, deutlich mehr Vertrauen in Bezug auf die Problemlösungskompetenz entgegengebracht wird als der Wirtschaft.8 Das weltweite Finanzsystem kann nur mit massiven staatlichen Hilfen beziehungsweise Hilfen des internationalen Staatenverbundes vor dem Absturz ins Bodenlose bewahrt werden.

Transparenz als soziales Phänomen


Definition und Begriffsgeschichte: Soziale und organisatorische Transparenz


Auch wenn der Begriff der Transparenz erst seit relativ kurzer Zeit im sozialwissenschaftlichen Diskurs auftaucht, so reicht sein Bedeutungsinhalt doch weit in die Vergangenheit zurück. Die Entwicklung des Rechts der Bürger, sich frei zu informieren, ist eng an die Entwicklung von (staatlicher) Transparenz geknüpft. Die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft im England des ausgehenden 17. Jahrhunderts war vor allem eine Auseinandersetzung um die Objektivierung herr-schaftlicher Macht mittels Publizität.

„Die Bürgerlichen sind Privatleute; als solche, herrschen‘ sie nicht. Ihre Machtansprüche gegen die öffentliche Gewalt richten sich darum nicht gegen die Zusammenballung von Herrschaft, die, geteilt‘ werden müsste; sie unterlaufen vielmehr das Prinzip der bestehenden Herrschaft. Das Prinzip der Kontrolle, das das bürgerliche Publikum diesem entgegensetzt, eben Publizität, will Herrschaft als solche verändern.“9

Bereits 1822 schrieb James Madison, vierter Präsident und einer der Verfassungsväter der USA: „A popular government, without popular information, or the means of acquiring it, is but a prologue to a farce or a tragedy; or, perhaps both.“10 Es war Schweden, das 1766 als erstes Land überhaupt seinen Bürgern „freedom of information“11 gewährte, ein Recht, das sich zehn Jahre später auch in der Verfassung der Vereinigten Staaten wiederfand. Den eigentlichen „Siegeszug“ trat dieser Typ von staatlichem Transparenzgebot jedoch erst im 20. Jahrhundert an. So waren es 2004 immerhin schon 50 Länder, welche die Informationsfreiheiten in den Rang eines Gesetzes erhoben hatten12, beginnend mit den skandinavischen Staaten ab Mitte des 20. Jahrhunderts, heute sind es über 65 Länder, die ein Gesetz über Informationsfreiheit haben, so informiert zumindest Wikipedia.

Transparenz (lateinisch trans „(hin)durch“ und parere „sich zeigen, scheinen“) ist dabei ursprünglich ein physikalischer Begriff, mit dem die Eigenschaft eines Körpers beschrieben wird, für elektromagnetische Wellen durchlässig zu sein. Demnach ist es möglich, durch transparente Körper hindurchzusehen. Der in den Sozialwissenschaften gebrauchte Begriff der Transparenz ist diesem zwar semantisch verwandt, geht in seiner normativen Zuschreibung aber nicht von einer völligen Transparenz im Sinne der Physik aus. Totale Transparenz in Bezug auf soziale Systeme ist nicht möglich und sie ist im sozialen Bereich auch eher negativ konnotiert. Schlagwörter wie der „gläserne Bürger“ oder der „gläserne Patient“ implizieren die Bedenken der bürgerlichen Gesellschaft einer totalen Transparenz dem Staat gegenüber. Transparenz aus sozialwissenschaftlicher Perspektive muss daher zunächst sehr allgemein beschrieben werden als „the ability of one actor to access information from another actor“13. Holzner definiert wie folgt: „the concept, transparency‘ in sociology refers to the globally emerging value (and its derivative norms) of information disclosure and access.“14

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