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E-Book

Corporate Volunteering und professionelles Freiwilligen-Management

Eine organisationssoziologische Betrachtung

AutorClaire Kim Schäfer
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl124 Seiten
ISBN9783531918518
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Was in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Thema betrieblicher Umweltschutz war, ist heute das Thema Corporate Social Responsibility. Im Gegensatz zur damaligen Debatte um die Bereitschaft der Wirtschaft, für die ökologischen Folgen der Industrialisierung aufzukommen, geht es den Wi- schaftsunternehmen heute darum, durch soziale Projekte ihre gesellschaftliche Verantwortung zu belegen und sich gleichzeitig als erfolgreiche Akteure im Kontext der Globalisierung darzustellen. Selten wird Corporate Social Respon- bility dabei als eine der drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit) dargestellt, sondern eher als etwas Neues präs- tiert, was abgekoppelt von der eher ungeliebten Debatte um Umweltschutz dazu dienen soll, das gesellschaftliche Image der Unternehmen zu verbessern. Neben ökonomischer Effizienz scheint mit dem gesellschaftlichen Engagement der Unternehmen ein weiteres - sehr modernes - Ziel der Privatwirtschaft auf, das vereinbar ist mit Wettbewerbsfähigkeit und Konkurrenz. Claire Schäfer greift in ihrer Arbeit einen Sonderfall von Corporate Social Responsibility auf, der bisher in den Sozialwissenschaften nur wenig Aufme- samkeit fand. Corporate Volunteering ist ein Bereich von Corporate Social Responsibility, bei dem gesellschaftliches Engagement gezielt in die Untern- mensstrategien integriert und mit wirtschaftlichen Tätigkeiten des Unternehmens verbunden wird. Corporate Volunteering ist somit ein pro-aktiver Prozess der Wirtschaft, der vor allem an den Rändern der Organisation ein erhöhtes Koo- rationspotential notwendig macht und für den sich die Rolle der Freiwilligen- Manager im Sinne eines Schnittstellenmanagements als zentral erweist.

Dipl.-Soz. Claire Kim Schäfer ist als Communications Executive für eine international wirtschaftsberatende Rechtsanwaltskanzlei tätig und organisierte zahlreiche Corporate-Volunteering-Projekte.

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Leseprobe
1 Einleitung (S. 11)

„Unternehmen, die nur auf den Faktor Kosten schauen, verdienen Artenschutz, sind vom Aussterben bedroht.“

In den Sozialwissenschaften werden seit Beginn der 1970er Jahre sowohl die Ursachen als auch die Folgen eines gesellschaftlichen Wertewandels diskutiert. Als Hauptursache wird der Prozess der gesellschaftlichen Modernisierung in den Vordergrund gerückt, der einen zunehmenden Bedarf an individualistisch gelagerten Selbstentfaltungsorientierungen mit sich bringt (vgl. Klages 2001: 729).

Diese Entwicklung gekoppelt mit der Beobachtung, dass das staatliche Unterstützungssystem an seine Grenzen gestoßen ist, hat dazu beigetragen, dass das Thema bürgerschaftliches Engagement in der öffentlichen und politischen Diskussion zunehmend an Bedeutung gewonnen hat (vgl. Backhaus-Maul 2001: 34).

Insbesondere die Feststellung, dass mit dem gesellschaftlichen Wertewandel eine Veränderung der Engagementarten und -motive einherging, bietet Anlass zur Diskussion (vgl. Kegel 2002: 90).

Fraglich ist, wie auf diese Entwicklung reagiert werden kann und von wem neue Zugangsmöglichkeiten zu bürgerschaftlichem Engagement geschaffen werden können. Mögliche Antworten bieten zwei im angelsächsischen Raum entwickelte Unternehmenskonzepte für den verantwortungsvollen Umgang mit gesellschaftlichen Problemen: Corporate Social Responsibility (CSR) und Corporate Citizenship (CC) (vgl. Schwarz 2006: 279f).

Auch für Organisationen rückt die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung zunehmend in den Vordergrund (vgl. Enquete-Kommission 2002b: 468). Als Gründe werden neben den Einflüssen der Globalisierung (vgl. Europäische Kommission 2001: 4) auch der Ansehensverlust von Wirtschaftseliten sowie die Expansion der Medien genannt.

Es besteht die Annahme, dass allein durch die Macht der Medien immer mehr Möglichkeiten bestehen, Organisationen in ihrem Handeln zu beobachten, weshalb sich der gesellschaftliche Druck auf sie erhöht (vgl. Kirchhoff 2006: 13). Mit den wachsenden Aufgaben von und vor allem Erwartungen an Organisationen könnte insbesondere Corporate Volunteering (CV), also das Engagement von Unternehmen und seinen MitarbeiterInnen, das – zumindest in Deutschland – eine relativ neue Form des Engagements ist, Lösungen bereitstellen, um einerseits Erwartungen aus der Gesellschaft in Unternehmen zu transportieren (vgl. Hubbertz 2006: 308) und andererseits auf die Herausforderungen, die sich an das neue bürgerschaftliche Engagement richten, zu reagieren (vgl. Schöffmann 2001b: 14).

Zu beobachten ist, dass sich bei der Organisation, Umsetzung und Auswertung von CV-Programmen neue Herausforderungen sowohl an Unternehmen als auch an Non-Profit-Organisationen3 (NPOs) stellen, die verstärkt zu Kooperation sowie wechselseitigem Austausch von Kompetenzen und Ressourcen aufgerufen werden (vgl. Backhaus-Maul 2004: 24).

Hilfe könnten vermittelnde Freiwilligen- Agenturen, aber auch Fortbildungen und neue Studiengänge sowie eigens auf die Entwicklung und Durchführung solcher CV-Programme spezialisierte Abteilungen leisten. Auch neue Stellen, die des professionellen Freiwilligen-Managements, werden als vielversprechende Lösungen betrachtet (vgl. Biedermann 2002: 79).

Allerdings erscheint die Einführung solcher Programme und Stellen aus einer rein wirtschaftlich betrachteten Perspektive wenig lukrativ, da sie zunächst einmal mit Kosten verbunden sind. In Anbetracht der Tatsache, dass die Messbarkeit und Effektivität solcher Programme noch nicht empirisch belegt ist (vgl. Backhaus-Maul 2004: 26), stellt man sich die Frage, warum Organisationen dazu übergehen, diese Programme einzuführen und diese Stellen zu schaffen. Unternehmen erkennen, dass es nicht mehr ausschließlich um das Erzielen finanzieller Gewinne geht, sondern darum, dass auch Erwartungen erfüllt werden müssen, die über den finanziellen Erfolg hinausgehen (vgl. Janes 2001: 25).

Die notwendige Legitimität des unternehmerischen Handelns in der Gesellschaft einzuholen, tritt daher aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten immer häufiger in den Vordergrund (vgl. Kirchhoff 2006: 15f). Die in der amerikanischen Organisationsforschung entstandene neoinstitutionalistische Organisationstheorie, die auch im deutschsprachigen Raum zunehmend Anwendung findet, bietet gute Ansatzpunkte, diese Entwicklung zu erklären. Im Gegensatz zu anderen Organisationstheorien stellt sie die relevante Umwelt einer Organisation und die damit einhergehenden Erwartungen an die formale Struktur in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung (vgl. Walgenbach 2006: 353).
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort7
Inhalt9
1 Einleitung11
2 Von Ehrenamt zu neueren Formen freiwilligen Engagements15
2.1 Bürgerschaftliches Engagement15
2.2 Corporate Social Responsibility20
2.3 Freiwilligen-Management29
2.4 Zwischenfazit34
3 Neo-Institutionalismus als theoretische Perspektive36
3.1 Die zentralen Texte38
3.2 Wichtige Begriffe und Weiterentwicklungen49
3.3 Zwischenfazit58
4 Operationalisierung60
4.1 Legitimität60
4.2 Strukturangleichung und organisationales Feld63
4.3 Institutionalisierung66
4.4 Professionalisierung69
5 Empirische Erhebung72
5.1 Methodisches Vorgehen72
5.2 Datenerhebung73
5.3 Die untersuchten Organisationen75
5.4 Datenauswertung76
6 Darstellung der Untersuchungsergebnisse79
6.1 Erwartungen wichtiger Anspruchsgruppen79
6.2 Herausbildung eines organisationalen Feldes81
6.3 Strukturangleichung im organisationalen Feld83
6.4 Anpassung der formalen Struktur87
6.5 Konflikte89
6.6 Legitimitätsstiftende Faktoren91
6.7 Ressourcenfluss98
6.8 Förderung bürgerschaftlichen Engagements101
6.9 Handlungsbedarf102
7 Zusammenfassung und Ausblick104
Literatur109
Anhang 1: Leitfaden für ExpertInnen-Interview115
Anhang 2: Kategoriesystem118

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