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E-Book

Crowdfunding als Alternative zur klassischen Bankfinanzierung. Welche Möglichkeiten bieten Fintechs für KMU?

AutorJonathan Heimer
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl88 Seiten
ISBN9783960953586
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Seit einigen Jahren revolutionieren Fintechs die Finanzindustrie mit innovativen Technologien und neuen Finanzdienstleistungen. Der Fintech-Markt ist ein dynamisches und schnelllebiges Umfeld, in dem immer mehr Start-Ups mit neuartigen Geschäftsmodellen auftreten. Jonathan Heimer gibt in seiner Publikation einen Überblick über den deutschen Fintech-Markt. Er untersucht die jüngsten Entwicklungen und beleuchtet die einzelnen Segmente. Wie sind Fintechs im Bereich Crowdfunding aufgestellt? Können Fintechs dabei helfen, die Finanzlücken kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zu schließen? Und ist eine Finanzierung durch Crowdfunding eine Alternative zur klassischen Bankfinanzierung? Heimer prüft die Chancen und Risiken für KMU und beurteilt die entsprechenden Angebote der deutschen Fintechs. Aus dem Inhalt: -Bankfinanzierung; -Finanzindustrie; -Start-Ups; -KMU; -Finanzierung

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Leseprobe

4 Fintech


 

Dieses Kapitel der Arbeit beschäftigt sich mit den sogenannten Fintech-Unternehmen, welche in Kapitel 2.2 bereits kurz definiert wurden. In Kapitel 4.1 wird eine detailliertere Definition von Fintechs anhand der Klassifizierung nach Segmenten, in denen das jeweilige Fintech-Unternehmen aktiv ist, durchgeführt. Darüber hinaus wird eine kurze Übersicht über den Fintech-Markt in Deutschland gegeben und die Aktivitäten von Fintechs in verschiedenen Segmenten des Finanzwesens kurz beschrieben.

 

4.1 Segmentierung deutscher Fintechs


 

Trotz der Vielfältigkeit der Geschäftsmodelle in der Fintech-Branche lassen sich die dort tätigen Unternehmen in vier größere Segmente aufteilen: Finanzierung, Vermögensmanagement, Zahlungsverkehr und sonstige Fintechs.[80]

 

Der erste Bereich der Finanzierung beschreibt Unternehmen, die Finanzierungen für Privatpersonen und/oder Geschäftskunden bereitstellen. Diesem untergeordnet, kann unter anderem in Fintechs unterschieden werden, welche eine Finanzierung anhand der Beteiligung einer Vielzahl von Kapitalgebern (Teilsegment Crowdfunding) anbieten und in Fintechs, die Kredite ohne die Teilnahme einer solchen Crowd ermöglichen (Teilsegment Kredite und Factoring).

 

Crowdfunding-Plattformen lassen sich anhand der Gegenleistung, die die Kapitalgeber (Crowd) für ihre Investition erhalten, erneut in vier weitere Teilsegmente gliedern.[81] Zunächst ist das spendenbasierte Crowdfunding (donation-based Crowdfunding) zu erwähnen, bei dem keine Vergütung oder Belohnung an die Investierenden gezahlt wird.[82] Hierbei steigt möglicherweise der persönliche Nutzen für den Kapitalgeber durch den Akt des Spendens allein.[83]

 

Beim gegenleistungsbasierten Crowdfunding (reward-based Crowdfunding) erhalten die Investierenden hingegen eine nichtmonetäre Gegenleistung. Dies kann z.B. der Vorverkauf eines Produktes oder die namentliche Erwähnung der Investoren im Abspann eines finanzierten Filmes sein.[84]

 

Die Finanzierung der Plattformen erfolgt allgemein über eine Gebühr, welche sich oftmals in einer Spanne von 5 % bis 11 % des finanzierten Betrages beläuft. Es gibt jedoch auch Plattformen, die sich ausschließlich über freiwillige Zuwendungen der Investierenden und Emittenten von Projekten finanzieren. So trägt sich die Plattform Startnext durch eine freiwillige Provision.[85]

 

Im dritten Teilsegment des Crowdfundings ist das Crowdinvesting zu nennen. Dies ist eine eigenkapital-orientierte Form der Beteiligung. Demnach beteiligen sich die Investierenden am kapitalsuchenden Unternehmen durch den Erwerb von Eigenkapital-Anteilen.[86]

 

Zum vierten Teilsegment, Crowdlending, zählen Plattformen, welche die Vergabe von Privat- und/oder Unternehmenskrediten durch die Crowd eröffnen. Die Gegenleistung für die Bereitstellung der Darlehenssumme ist ein vorab festgelegter Zinssatz.[87] Auf dem deutschen Crowdlending-Markt finanzieren sich die Marktführer über zweierlei Optionen: zunächst zahlt der Kreditnehmer einen Beitrag, der von der Laufzeit sowie seiner eigenen Bonität abhängig ist. Des Weiteren wird von den Kapitalgebern ein fixer Prozentsatz – häufig 1 % der Anlagesumme, als Gebühr erhoben.[88]

 

Zusätzlich existiert neben dem Teilsegment Crowdfunding der Bereich Kredite und Factoring. Dort tätige Fintechs vermitteln Kredite an Privatpersonen und/oder Unternehmen, ohne dabei auf eine Crowd zurückzugreifen. Vielmehr pflegen diese Fintechs Kooperationen mit einer oder mehreren Partnerbanken.[89]

 

Des Weiteren werden in dieser Teilsparte innovative Factoring-Lösungen angeboten, bei denen die Forderungen online versteigert werden. Die Prozesse werden in der Regel von den Fintechs automatisiert. Somit ermöglichen sie für den Kreditnehmer schnelle, kostengünstige und effiziente Dienstleistungen.[90]

 

Das zweite große Segment Vermögensverwaltung zählt Fintechs, welche die Beratung, Verwaltung oder Anlage von Vermögen offerieren. Auch hier untergliedern sich Teilsegmente. Beim sogenannten Social Trading können die Investierenden die Anlagestrategie oder die Portfolios andere Mitglieder eines sozialen Netzwerkes einsehen, diskutieren und bei Bedarf kopieren. Vorteil dieser Anlageform ist, dass die einzelnen Anleger vom kollektiven Wissen vieler Nutzer profitieren können. Die Social-Trading-Plattform finanziert sich durch Aufschläge auf anfallende Spreads, Orderkosten oder prozentuale Gebühren vom investierten Beitrag der Nutzer.[91]

 

Im Teilsegment Robo Advice werden Portfoliomanagementsysteme verwendet, die algorithmusbasierte und meist automatisierte Anlageempfehlungen an dessen Nutzer weitergeben. Die Finanzierung dieses Geschäftsmodelles erfolgt häufig über eine Gebühr, welche anteilig von der Anlagesumme einbehalten wird.[92]

 

Fintechs, welche die private Finanzplanung, im Besonderen die Verwaltung und Visualisierung aggregierter Finanzdaten der Endkunden, als software- oder app-basierte Dienstleistung offerieren, werden dem Personal Financial Management (PFM) Segment zugeordnet. Mithilfe dieser PFM-Systeme ist es Kunden möglich, ihr bei unterschiedlichen Finanzinstitutionen hinterlegtes Vermögen in einer nutzerfreundlichen Anwendung visualisiert zu bekommen und gegebenenfalls eine Eigenanalyse durchzuführen. Für eine solche App bzw. Software fällt häufig eine monatliche bzw. jährliche Nutzungsgebühr oder ein einmaliger Betrag für die Nutzer an. [93] Um das bei unterschiedlichen Institutionen hinterlegte Vermögen für den Kunden zentral zu aggregieren, werden oftmals offene Schnittstellen von den Finanzinstitutionen mittels Application-Programming-Interface (API)-Techno-logie verwendet. [94]

 

Das dritte große Teilsegment thematisiert den Zahlungsverkehr (Payment). Fintechs aus dieser Branche bieten Anwendungen und Dienstleistungen an, welche den nationalen sowie internationalen Zahlungsverkehr tangieren.

 

Mögliche Unterordnungen sind Blockchain und Kryptowährung. Fintechs, die sogenannte Kryptowährungen, anbieten, ermöglichen eine Alternative zum Fiatgeld. Ähnlich wie bei gesetzlichen Zahlungsmitteln können Kryptowährungen gehandelt, getauscht und verwahrt werden.[95] Die wohl bekannteste Kryptowährung ist Bitcoin. Diese konnte sich bisher nicht als ernsthafte Alternative zu offiziell emittierten Währungen durchsetzen, da sie ex-post betrachtet hohen Wertschwankungen unterlag. So lag der durchschnittliche Preis für eine Einheit dieser Währung, einen Bitcoin, im Oktober 2013 bei 122 USD; wenige Monate später im Dezember 2013 lag dieser bei 1.151 USD. Anfang August 2017 betrug der Preis für einen Bitcoin 3.407 USD (Stand 07.08.17)[96]. Knapp eine Woche später lag dieser bereits bei 4.126 USD (Stand 13.07.17)[97].

 

Bei Bitcoin wird die Transaktion mittels Blockchain-Technologie abgesichert. Hierfür werden alle Transaktionen einzeln registriert und auf eine Vielzahl von Servern gespeichert. Eine Fälschung der darin enthaltenen Informationen ist somit sehr schwer. In der Konsequenz entsteht ein dezentraler Handel der Währung.[98]

 

Ebenso gehören in das Segment Zahlungsverkehr (Payment) Fintechs, die alternative Bezahlmethoden anbieten, wie z.B. Mobile-Payment-Lösungen. Hierzu zählen Unternehmen, die Zahlungsmethoden offerieren, welche über das Mobiltelefon abgewickelt werden können oder kontaktloses Bezahlen ermöglichen. Auch Anbieter von sogenannten E-Wallets, ein System, in dem digitale Währungen sowie Zahlungsinformationen für andere Bezahlsysteme gespeichert werden, sind diesem Segment zuordenbar.[99]

 

Einer zunehmenden Popularität erfreut sich ebenso das alternative Bezahlverfahren der Peer-to-Peer-Überweisung, ergo die Überweisung von Geld zwischen zwei Einzelpersonen. Das Geld wird hierbei meist in Echtzeit und deutlich schneller im Vergleich zum klassischen Bankgeschäft transferiert.[100]

 

Zuletzt beschreibt das Segment sonstige Fintechs Unternehmen, welche weder den Bereichen Finanzierung, Vermögensmanagement oder Zahlungsverkehr zuordenbar sind. Dies können Fintechs sein, die Versicherungen anbieten oder vermitteln. Häufig werden sie als Insurtechs bezeichnet. Eine Wortkombination aus Insurance (engl. für Versicherung) und Technology. [101] Darüber hinaus zählen Suchmaschinen und Vergleichsportale für Finanzprodukte und –dienstleistungen ebenfalls zu den sonstigen Fintechs.[102]

 

Eine zusammenfassende Darstellung sämtlicher Segmente der Fintech-Branche zeigt Abb. 4 Segmente der Fintech-Branche.

 

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