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E-Book

Cyberneider

Diskriminierung im Internet

AutorNatascha Kampusch
VerlagDachbuch Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783903263130
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Natascha Kampusch, selbst immer wieder im Visier von Cyberattacken, hat gelernt, auch mit ungerechtfertigter Kritik zu leben. Wortlos über sich ergehen lassen will sie die jedoch nicht. Reflektiert und ungefiltert führt sie uns die sozialen Abgründe von Cybergewalt vor Augen. Diskriminierung im Internet ist längst kein Randphänomen mehr, sondern ein alltägliches Übel unserer Gesellschaft. YouTube, Facebook, Twitter und Instagram prägen heute das soziale Miteinander. Direkt vor unseren Augen und doch fernab von Gesetz und Moral bringen Debatten um Hashtags wie #MeToo, #Ibizagate und #Climatestrike die Gemüter zum Kochen. Populismus, Sexismus und Rassismus, die Werkzeuge der Radikalen, dominieren längst Medien und Politik. Es muss ein Umdenken stattfinden, besser heute als morgen, denn eines steht fest: Es kann und darf keine Rechtfertigung für Diskriminierung geben, niemals! 'Rückblickend wird klar, dass Kampusch eines der ersten prominenten Opfer von Online-Mobs war.' (Der Standard)

Natascha Kampusch wurde 1988 in Wien, Österreich geboren. In einem der spektakulärsten Entführungsfälle der jüngeren Vergangenheit gelang ihr nach über acht Jahren Gefangenschaft die Flucht. Die Geschehnisse während und nach dieser Zeit verarbeitete die Autorin in ihren beiden Autobiografien '3096 Tage' und '10 Jahre Freiheit'. Sie lebt und arbeitet seit ihrer Selbstbefreiung 2006 in Wien.

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Leseprobe

NEUE MEDIEN


Ein Überblick


Begriffe wie »Web 2.0«, »Open Data« oder »Affiliate-Marketing« sind allgegenwärtig. Das Internet ist ein derart schnelllebiges Organ, dass es schwerfällt, selbst seine wichtigsten Entwicklungen im Auge zu behalten. Ein unendlicher Datentransfer prägt unseren Alltag, während sich das Miteinander zu einem wesentlichen Teil in die sozialen Netzwerke verlagert hat. Facebook, Instagram und Twitter sind jene Orte, an denen man heute miteinander kommuniziert. Und ihre Macher, neue multinationale Konzerne, sind drauf und dran, die alteingesessenen Riesen der Medienbranche zu unterwandern, zu untergraben und letztlich abzulösen.

Schon vor einem Vierteljahrhundert gab es im Internet haufenweise Chats und Foren, die nicht nur unter jüngeren Usern äußerst beliebt waren. Die Handhabung war einfach: Man betrat einen Chatroom, wählte irgendeinen Spitznamen und textete drauflos. Man wollte schreiben, spielen, schmunzeln, flirten, fragen, antworten, kommentieren und ein bisschen die große weite Welt erkunden. Bei einer Plattform musste man sich registrieren und ein Benutzerkonto mit Foto samt persönlicher Angaben anlegen, bei einer anderen war das nicht notwendig. Das ist eigentlich bis heute so geblieben, wobei sich natürlich die Geräte, die Oberflächen und vor allem die Algorithmen dahinter verändert haben. Doch auch die User haben zuweilen andere Ansprüche als damals. Daten wurden über Nacht zu einem kostbaren Gut, vergleichbar mit Gold, Wasser oder Getreide. Tagtäglich schießen neue Apps wie Pilze aus dem Boden und jede von ihnen könnte zur nächsten, alles menschliche Leben stützenden Technologie werden.

Bevor ich 1998 entführt wurde, waren Fernsehen, Radio und Printmedien die Massenmedien schlechthin, daran führte kein Weg vorbei. Überall lagen die gleichen Zeitschriften auf, jeder schaute die gleichen Programme, überall liefen die gleichen Nachrichten. Die Informationsgesellschaft des zwanzigsten Jahrhunderts war im Vergleich zu heute um einiges statischer und passiver, weil die Menschen noch von der Flut an Information überfordert waren, die auf sie herniederprasselte. Zweihundertfünfzig TV-Sender boten mehr Exotik als man es sich je hätte erträumen können. Und jetzt, im hochtechnologischen Plastikzeitalter des einundzwanzigsten Jahrhunderts, ist das Handy unser höchstes Gut. Mit ihm regeln wir alles, was unser Dasein ausmacht: Privates, Soziales, Geschäftliches, Finanzielles. Es steht regelrecht für unsere Unabhängigkeit (oder Abhängigkeit?). Wir möchten keine austauschbaren Fabriksarbeiter mehr sein. Wir wollen uns selbstverwirklichen und bestmöglich nach unseren Wünschen und Vorstellungen leben. Ein Luxus, den wir uns alle leisten – koste er, was es wolle.

Viele neue Medien bewegen sich bereits auf Augenhöhe mit den größten Medienhäusern der Welt. Dabei wird die öffentliche Meinung nicht mehr über dieselben drei Kanäle generiert, sondern über allerlei Meinungsmacher, Multiplikatoren und dank Social Media zu einem erheblichen Teil auch über uns selbst. Genauer gesagt über den Content, den wir liefern. Ununterbrochen werden wir mit Bildern, Inhalten und Botschaften bombardiert, die uns ansprechen, stimulieren, verwirren und vielleicht sogar dazu anstiften, dieses und jenes zu tun oder zu lassen. Screen um Screen wird uns vorgelebt, wie wir sein können, sollen, müssen und letztlich wollen. Reizüberflutung wohin wir unsere Sinne auch lenken! Es geht um Inhalte, Inhalte, Inhalte – denn die bringen das große Geld.

Was aber sind diese »Neuen Medien« nun genau? Wie erwähnt, zeichnen sie sich vor allem durch drei Eigenschaften aus: Sie sind elektronisch, online und interaktiv. Ihr Zweck ist der soziale Austausch, wobei sie privat wie geschäftlich gleichermaßen genutzt werden. Um einen Überblick darüber zu bekommen, wie sie funktionieren, wer sie nutzt und welche die populärsten unter ihnen sind, habe ich ein wenig recherchiert und folgende Liste7 zusammengestellt:

Messenger-Dienste (WhatsApp, Snapchat, Telegram, Skype)

Messenger-Dienste (auch Instant-Messaging-Dienste genannt) dienen vor allem der Kommunikation mit dem persönlichen Umfeld (wie Familie, Freunde, Kollegen), aber auch mit Geschäftskontakten. Das Synchronisieren von Telefonnummern sowie das Verschicken von Textnachrichten, Emojis, Bildern, Videos oder Links ist kinderleicht, auch Chat-Groups mit mehreren Personen kann man erstellen, was gerne in Freundeskreisen, Arbeitsgruppen, Unizirkeln oder für Veranstaltungen genutzt wird. Messenger sind sowohl am Desktop nutzbar als auch als App am Smartphone, was mittlerweile eigentlich Usus geworden ist. Berühmte Vorgänger waren ICQ, der Yahoo- oder der MSN-Messenger. WhatsApp, das wohl beliebteste Service der Gegenwart, ist übrigens ebenso Teil des Facebook-Imperiums wie Instagram, wodurch sich erahnen lässt, warum sich so viele Datenschutzverfechter gegen dieses Unternehmen wehren.

Soziale Medien (Facebook, Instagram, Twitch, Twitter, YouTube, LinkedIn, TripAdvisor)

Eigentlich sind soziale Medien und Messenger das, was die meisten von uns unter Social Media verstehen. Sie decken so gut wie alle Bereiche des sozialen Lebens ab (Freunde, Arbeit, Nachrichten, Unterhaltung, Politik, Religion, Reisen, Ernährung, Sport, Spiele) und beherbergen Unmengen an eigenständigen Communitys. Es wird sich ausgetauscht, Content hoch- und heruntergeladen, geteilt und bewertet. Social-Media-Profile sind die neuen Visitenkarten und zugleich Orte der grenzenlosen Selbstinszenierung. Es geht um Interaktion, ums Sehen und Gesehen werden, wobei es nicht zwingend notwendig ist, die anderen aus dem realen Leben zu kennen. Man liket dieses oder jenes, knüpft Freundschaften, folgt anderen und lässt sich folgen. Eindrücke, wohin der Daumen tippt, und natürlich spielt die Content-Bewertung die übergeordnete, alles entscheidende Rolle – der Like-Button ist das Mobbing-Tool schlechthin, der Follower-Zähler nur dicht dahinter. Und auch die Werbeindustrie mischt selbstverständlich kräftig mit. Trotz allem nutzen jedoch täglich Milliarden von Menschen die sozialen Netzwerke und so gut wie jeder ist dabei – unser größter Star genauso wie der Nachbar von nebenan.

Blogs und Foren (Tumblr, 4chan, Reddit, Pinterest, Huffington Post)

Sie wirken im Vergleich zu Social Media etwas statisch, sind dafür aber weniger überlaufen und enorm zielgerichtet, was den Informationsgehalt betrifft (was natürlich nichts über dessen Qualität aussagt). Man schreibt, liest, kommentiert, sucht Inspiration oder gibt Hoffnung. User, die in Weblogs, Foren oder auf Boards posten, kennen sich in der Regel eher selten aus dem realen Leben, wobei manche Gruppen eingefleischt und jahrelang zusammen sind, mit regelmäßigen User-Treffen und allem Drum und Dran. Wie viele andere neue Medien sind auch sie nicht ortsgebunden und theoretisch offen für jeden Internet-User auf der Welt. Themenportale, Nachrichtendienste, Tauschbörsen oder Pinnwände dienen dem Austausch von Neugierigen, Nerds und Profis. Die Palette an Blogs und Foren ist enorm und reicht von kommerziellen Plattformen mit Millionen von Zugriffen bis hin zu kleinen Nischen oder Zirkeln, wo in gemütlicher Atmosphäre miteinander gekocht, gebastelt, geplaudert und philosophiert wird.

Dating Apps (Elitepartner, Tinder, Grindr, Lovoo)

Die Partnervermittlung im Internet boomt, wodurch immer mehr Menschen per Wisch und Mausklick zueinander finden. Online-Singlebörsen sind populärer denn je, längst ist aus einer Teenie-Mode ein millionenschweres Erfolgsmodell geworden. Während sich der Bezahldienst Elitepartner möglichst seriös gibt und stark über die klassischen Medien um Kunden wirbt, fischt der Gratisdienst Tinder über Social Media nach junger Klientel, das ungezwungen flirten möchte. Soweit ich weiß, ist Tinder stark von Facebook abhängig, allerdings nicht Teil dessen Imperiums. Die Dating-App holt sich Fotos und andere relevante User-Daten direkt von Facebook und wirbt im Gegenzug aktiv für sie. Doch nicht nur Liebesbeziehungen werden über Dating-Apps gesucht, auch Reisepartner, Sportgegner oder Kollegen zum Lernen sind begehrt, da man sich so im Alltag wohl nie kennenlernen würde.

Online-Enzyklopädien (FreeWiki, Wikipedia)

Bis in die späten Neunziger stand so gut wie in jedem Haushalt ein Lexikon von Meyers oder Brockhaus. In den vergangenen zwanzig Jahren wurden sie sukzessive von Wikipedia abgelöst und verstauben nun in Bibliotheken oder Antiquariaten. Online-Enzyklopädien haben neben ihrem nicht vorhandenen Platzproblem den großen Vorteil, tagesaktuell und somit immer am neuesten Stand zu sein. Eine Aktualisierung kostet maximal ein paar Minuten Zeit, Bücherbände hingegen brauchen eigens eine neue Auflage. Allerdings stehen sie aufgrund oft unzuverlässiger Quellen gern in der Kritik, vor allem im Schul- und Unibetrieb. Wikipedia ist meiner...

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