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Damit aus kleinen Ärschen keine großen werden

Warum Eltern die besten Vorbilder sind - Mit einem Vorwort von Joachim Bauer

AutorHans-Otto Thomashoff
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783641212698
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Auf der Basis der modernen Hirnforschung zeigt Hans-Otto Thomashoff mit zwölf anschaulichen Fallbeispielen, wie Eltern ihren Kindern gute Vorbilder sein können.

Das menschliche Gehirn lernt in erster Linie aus der erlebten Erfahrung. Übertragen auf die Erziehung von Kindern heißt das: Alles, was Kinder bei ihren Eltern erleben und erfahren, prägt ihr eigenes Denken und Handeln. Ist Eltern daran gelegen, dass ihre Kinder ein glückliches und erfolgreiches Leben führen, sollten sie deshalb vor allem darauf achten, ihnen entsprechende Werte und Verhaltensweisen vorzuleben - in der Zeit mit Babys und Kleinkindern ebenso wie mit Grundschulkindern und Jugendlichen in der Pubertät.



Hans-Otto Thomashoff ist Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse in eigener Praxis in Wien sowie promovierter Kunsthistoriker und Naturfotograf. Er ist Ehrenmitglied des Weltpsychiatrieverbandes, Aufsichtsratsmitglied in der Sigmund-Freud-Privatstiftung und Mitglied des internationalen P.E.N-Clubs. Außerdem ist er Autor zahlreicher Sachbücher und Fachpublikationen.

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Leseprobe

Einleitung

In diesem Buch geht es um die Erziehung unserer Kinder. Ich weiß, dazu erscheinen jährlich Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Fachbüchern. Aber das hier ist kein klassischer Erziehungsratgeber, der sich aus einer Ansammlung gut gemeinter Ratschläge zusammensetzt. Vielmehr geht es hier um Erziehung mit Hirn, das heißt um Erziehung auf der Grundlage der Hirnforschung, die uns beinahe täglich neue Erkenntnisse liefert. Das Buch handelt also von Erziehung unter Berücksichtigung der Regeln, die für die Arbeit unseres menschlichen Gehirns gelten.

Wo stehen wir heute in der Erziehung unserer Kinder, in einer Zeit, in der wir uns mehr darum bemühen als je zuvor?

Der Soll-Zustand lautet: Wir wollen glückliche Kinder, die als Erwachsene gut im Leben zurechtkommen.

Aber paradoxerweise haben wir als Ist-Zustand: Wir bekommen immer mehr nervliche Wracks oder verwöhnte Schnösel und sehen uns immer deutlicher mit der Angst konfrontiert, dass unsere Kinder am Leben scheitern könnten. Und gar nicht selten passiert das leider auch.

Warum ist das so? Wie kommt es zu dieser unglücklichen Entwicklung? Der Grund dafür ist erfrischend einfach. Er erklärt sich aus der Art, wie unser menschliches Gehirn und damit auch das Gehirn unserer Kinder funktioniert, genauer gesagt, wie es lernt: Es lernt nämlich vor allem aus der erlebten Erfahrung. Das heißt, unsere Kinder lernen das, was wir ihnen als Eltern vorleben. Wohlgemerkt, was wir ihnen vorleben und nicht, was wir ihnen vorbeten. Und dann machen unsere Kinder es nach. Entweder kopieren sie unsere Eigenschaften und Marotten, oder aber sie machen das genaue Gegenteil. Je nachdem, ob ihr Gefühl das Vorgelebte als passend oder als unpassend einordnet. Das geschieht unbewusst und unwillkürlich, eben vom Gefühl her und deshalb pauschal. Ob Nachmachen oder das Gegenteil davon: In jedem Fall orientieren sich die Kinder an dem Vorbild, das wir ihnen Tag für Tag bieten. Live und in Farbe.

Segen der Nachahmung

Das ist von Natur aus ein enorm effizienter Mechanismus: nachmachen, was vorgelebt wird. Denn dieser Mechanismus funktioniert ganz von selbst. Bekanntermaßen gibt es ihn keineswegs nur bei uns Menschen. Einfach, wie er ist, hat er sich in der Natur schon bewährt und durchgesetzt, lange bevor wir den Planeten zu bevölkern begannen. Und so ganz nebenbei hat er die Evolution einen entscheidenden Schritt vorangebracht. Denn letztendlich besteht Evolution ja darin, dass Information weitergegeben wird. Von Generation zu Generation. Ursprünglich über die Gene und ihre Steuerung, aber bereits bei vielen Tieren und erst recht bei uns Menschen vor allem über die Information, die wir in unseren Gehirnen speichern. Bewusst und unbewusst sammeln wir dort all das, was wir im Laufe unseres Lebens an Erfahrungen machen, und geben es an unsere Nachkommen weiter. Meist ganz automatisch, ohne dass wir groß darüber nachdenken.

Vor allem, was wir mit intensiven Gefühlen erleben, hat dabei Vorrang. Denn Gefühle signalisieren uns, was wichtig ist, und steuern dadurch unser Verhalten. Genau deshalb, weil unsere Gefühle unser Verhalten steuern und daher Gefühl und Verhalten meist an einem Strang ziehen, ist das, was wir unseren Kindern vorleben, in der Regel mächtiger als jedes noch so gut gemeinte gesprochene Wort.

Allerdings haben wir Menschen für die Weitergabe unseres Verhaltens eine entscheidende Ebene hinzugewonnen. Denn anders als Tiere haben wir ein echtes Bewusstsein entwickelt. Das heißt, wir können uns alle Facetten unserer Existenz und damit auch unser Verhalten bewusst machen. Hierdurch können wir aktiv unser Verhalten steuern und damit natürlich auch die Vorbildfunktion für unsere Kinder. Wenn wir nur wollen, können wir gezielt beeinflussen, was wir unseren Kindern beibringen, und entscheiden auf diese Weise ein Stück weit aktiv selber mit, was einmal aus ihnen werden wird. Das ist fraglos eine tolle Sache. Denn dadurch können wir mitgestalten, wie sich unsere Kinder entwickeln und damit letztlich auch, wohin sich unsere menschliche Evolution bewegt.

Leider will uns das allerdings häufig nicht so recht gelingen. Trotz bester Absicht und ehrlichem Bemühen. Warum? Nun, die Sache mit der Verhaltensweitergabe hat einen massiven Haken.

Und da kommen wieder unsere Gefühle ins Spiel. Meist ganz unbemerkt. Unsere bewusste Steuerung steht nämlich unweigerlich unter dem Einfluss unserer Gefühle. Ihretwegen neigen wir dazu, uns selbst und alles andere immer in dem Licht zu sehen, das gerade zu unserer Stimmung passt. Genau das hat die Hirnforschung ans Tageslicht gebracht. Wer vor einer Befragung zur Zufriedenheit mit seinem Leben zehn Cent findet, schätzt allen Ernstes sein ganzes Leben besser ein als jemand, der einfach so nach seinem Lebensglück gefragt wird. Das Gefühl beherrscht den Verstand. Außer, wir achten bewusst darauf.

Alles Gefühl?

Doch damit nicht genug. Andauernd sind wir Einflüssen aus unserer Umwelt ausgesetzt. Permanent stehen wir mit ihr in Wechselwirkung, färbt sie auf uns ab. Am massivsten, wenn der Stress groß ist. Und das ist er heutzutage bedauerlicherweise oft. Wenn pausenlos irgendwelche Eindrücke auf uns hereinprasseln, verlieren wir nur allzu leicht aus den Augen, wohin unsere Gefühle uns treiben, wie wir uns also in Wirklichkeit verhalten. Statt bewusster Kontrolle durch den Verstand bestimmen dann allein die Gefühle unser Handeln.

Das zeigt sich besonders, wenn wir uns anders verhalten, als wir das eigentlich wollen. Wenn uns unser Gefühl zu Handlungen drängt, die wir bei bewusster Einsicht vermeiden würden. Dann laufen wir auf Autopilot. Oft ohne dass uns selbst das bewusst klar wird.

Vielleicht kennen Sie das ja aus Ihrem Bekanntenkreis: Ein Freund oder eine Freundin macht immer wieder den gleichen Fehler. Obwohl es jeder Außenstehende längst erkannt hat, sucht er oder sie sich immer wieder den gleichen Typ als Partner. Und dann klappt es wieder nicht. Und jedes Mal findet er oder sie irgendwelche Gründe dafür. Meist ist einfach der andere schuld.

Wir haben hier ein wunderbares Beispiel dafür, wie im Gehirn immer zuerst ein Gefühl entsteht und dann der Verstand nach einer Erklärung für das Gefühl sucht. Das liegt daran, dass die Regionen im Gehirn, die für unsere Gefühle zuständig sind, schneller arbeiten als unser für den Verstand zuständiges Großhirn. Denn die Gefühlsregionen sind einfacher gebaut. Sie entstanden bereits früher in der Evolution. Der Verstand kam erst später hinzu.

Das Pikante daran ist, dass die Erklärung, die der Verstand sich für ein Gefühl zusammenbastelt, richtig sein kann. Aber sie muss es nicht. Oft greift die Suche nach der logischen Ursache für ein Gefühl ganz schön daneben. Etwa, wenn die Laune mies ist, weil wir einen Kater haben, wir aber den Lärm unserer Kinder dafür verantwortlich machen. So etwas soll ja vorkommen. Sie merken schon: Die Erkenntnisse aus der Hirnforschung haben durchaus Bedeutung für die alltägliche Lebenspraxis.

Doch nicht nur im Auf und Ab unserer Beziehungen können wir täglich erleben, wie unser Verhalten vor allem von Gefühlen gesteuert wird und nicht vom Verstand. Beispiele dazu finden sich überall. Wir gehen aus Angst nicht zum Arzt, bis es dann richtig schlimm wird. Oder wir machen uns andauernd künstlich Stress.

Unsere Gefühle sind auch dafür verantwortlich, dass wir immer dort, wo das Hinschauen unangenehm für uns werden könnte, unsere blinden Flecken haben. Da schauen wir dann partout weg. Und genau dieses Wegsehen – dort, wo es am offensichtlichsten ist – bestimmt häufig auch die Erziehung unserer Kinder. Gerade weil dabei laufend unsere Gefühle im Spiel sind. Mit der Folge, dass unsere Kinder unweigerlich auch unsere Fehler übernehmen. Und mehr noch: Auch ihre Kinder, unsere Enkel, werden eines Tages diese Fehler auf genau demselben Weg lernen. Ein klassischer Teufelskreis. Doch was tun, um ihn zu durchbrechen?

Vom Gefühl zum Verstand

Keine Frage: Der Verstand muss her. Es führt kein Weg daran vorbei: Wir müssen uns selbst den Spiegel vorhalten und dadurch verstehen lernen, wie wir wirklich ticken. Vor allem dort, wo es unangenehm ist. Denn nur dann können wir unsere eigenen Muster durchbrechen. Die, die unsinnig sind und uns und unseren Kindern letztlich schaden, selbst wenn sie uns so selbstverständlich und vertraut erscheinen.

Natürlich kann ein ehrlicher Blick in den Spiegel gelegentlich wehtun. Ja, es kann dabei sogar ans Eingemachte gehen. Denn genau das ist ja der Grund für unser Wegschauen. Aber Schmerz hin, Schmerz her, schließlich geht es um unsere Kinder. Und für die wollen wir doch von Herzen nur das Beste, für sie geben wir uns tagaus, tagein Mühe, möglichst perfekte Eltern zu sein.

Fraglos waren die Anstrengungen dafür noch nie so groß wie heute. Und so stehen wir unter Druck, suchen Orientierung, lesen einen Erziehungsratgeber nach dem anderen und überhäufen uns mit klugen und gut gemeinten Ratschlägen. Doch selbst, wenn wir sie alle verstehen, kennen wir uns schon bald gar nicht mehr aus.

Warum eigentlich setzen wir uns in der Erziehung so unter Druck? Warum fällt uns heutzutage eine der natürlichsten Sachen der Welt so ungemein schwer? Mir scheint, die Antwort ist ganz einfach: weil wir Eltern unsere eigenen Gefühle ausblenden, ihnen nicht mehr vertrauen und nicht gelernt haben, sie, wo nötig, bewusst und gezielt zu steuern. Und so übersehen wir, dass unsere Kinder sich eben nicht an Ratgeber oder pädagogische Prinzipien halten. Nein, sie machen, wie geschildert, einfach das nach, was wir ihnen vorleben: unser von Gefühlen geleitetes Verhalten.

Ganz von selbst...

Blick ins Buch

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