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E-Book

Damit die Liebe lebendig bleibt

Warnsignale in der Partnerschaft erkennen

AutorRino Ventriglia
VerlagVerlag Neue Stadt
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl116 Seiten
ISBN9783879964321
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Anhand vieler konkreter Beispiele gibt der Autor prägnante Empfehlungen für Paare in unterschiedlichen Lebenssitutionen. Wer in einer Beziehung einige Signale beachtet, wird sich selbst, den Partner bzw. die Partnerin und auch die Dynamik der Beziehung besser verstehen. In vielen Fällen lassen sich die Weichen so stellen, dass der gemeinsame Weg Zukunft hat. Aus dem Inhalt: Einander wertschätzen in dem, wie wir gemacht und geworden sind - 'Warnsignale' der Liebe: Ständig im Konflikt? · Nicht auf Augenhöhe? · Wenn die Gefühle abnehmen · Die Gefahr, ein 'Familienunternehmen' zu werden · 'Darüber kann ich nicht sprechen!' · Wenn das Verlangen abnimmt · Zuhause die Hölle, draußen alles bestens? · Fluchttendenzen - Im Blick der Freunde - Zum Thema 'Vergeben'

Rino Ventriglia, Psychotherapeut und Neurologe, jahrzehntelange Erfahrung in Paar- und Familientherapie, Gründer des Centro Logos/Caserta (Italien), Autor mehrerer Publikationen und einem internationalen Publikum bekannt durch seine Vortragstätigkeit.

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Leseprobe

Warnsignale für die Liebe


Im Folgenden werden wir versuchen, anhand exemplarischer Erfahrungen „Warnleuchten“ zu erkennen, die anzeigen, wenn in der Beziehung etwas nicht stimmt. Es geht darum zu verstehen, wie sich ein „Motorschaden“ in der Beziehung vermeiden lässt. Greifen wir einige wichtige Warnsignale heraus:

1. Ständig im Konflikt – und nie „ein bisschen Frieden“?

2. Nicht auf Augenhöhe oder: Wenn ein Partner eine Vater- oder Mutterrolle innehat …

3. Wenn Grenzen offenkundig werden oder: Habe ich den/die Falsche(n) erwischt?

4. Die Gefahr, ein „Familienunternehmen“ zu werden

5. Das geheime Negativpunkte-Konto oder: Was man besser nicht sammelt …

6. Grauzonen oder: „Darüber kann ich mit ihm/mit ihr nicht reden!“

7. Wenn das Verlangen abhanden kommt …

8. Parallelwelten: draußen alles bestens, zu Hause alles öde?

9. Fluchttendenzen

1. STÄNDIG IM KONFLIKT – UND NIE „EIN BISSCHEN FRIEDEN“?


„Sie lieben sich wie am ersten Tag!“, heißt es in einer alten Redewendung. Nicht nur einmal bin ich Ehepaaren begegnet, zu denen besser die Abwandlung gepasst hätte: „Sie streiten sich wie am ersten Tag!“ – Immer aufgeregt, immer verärgert, immer im Konflikt.

Ich denke an Michaela und Dario, seit 35 Jahren verheiratet. Sie sitzen vor mir auf zwei Stühlen, nebeneinander, doch sie wirken wie zwei weit entfernte Körper und Seelen. Beide drücken ihr Anliegen aus, in dem sie seltsamerweise übereinstimmen: Sie wollen mit dem Dauerstreit aufhören und die Jahre, die ihnen jetzt, da die Kinder versorgt sind, bleiben, in Frieden miteinander leben. In den folgenden Begegnungen mit ihnen entwickelt sich die immer gleiche Dynamik: Michaela drückt ihr Unbehagen aus, für das sie stets den Partner verantwortlich macht, der „an allem schuld ist“, und der beginnt zu widersprechen, doch in dem Duell gibt er schließlich unter den verbalen Attacken seiner Frau klein bei. Er wendet sich ab, zieht die Schultern zusammen und schüttelt den Kopf. Ein wenige Minuten dauerndes Kondensat ihrer Beziehung: Sie sagt, was sie denkt, Dario sagt, was er meint; Michaela, überzeugt, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein, beharrt immer vehementer auf ihrer Meinung. Er versucht etwas dagegenzusetzen, gibt schließlich auf, geht traurig weg und fühlt sich wieder einmal nicht verstanden. Er hat sich in die Politik geflüchtet und in das eine oder andere Hobby, Dinge, die sie natürlich nicht mit ihm teilt.

Das Duell begann mit dem Kennenlernen, und zum Schlachtfeld wurden, wie es meistens ist, die kleinen und großen im Alltag des Lebens zu treffenden Entscheidungen: Wie soll die Hochzeitsfeier gestaltet werden? Wohin sollen sie ziehen? Auf welche Schule sollen die Kinder gehen? Wie soll sich die Beziehung zu den Ursprungsfamilien gestalten? Und so weiter und so fort. Sodann gibt es Situationen, in denen sich der Schmerz, so vom anderen enttäuscht zu sein, ihn so weit weg zu erleben, tief einnistet – und jederzeit kann sich dieser Schmerz Bahn brechen. Beide tragen solche Enttäuschungen in sich: sie über seine mangelnde Präsenz während der ersten Schwangerschaft, er über ihr Unverständnis für die Politik, seine große Leidenschaft, mit der er immer allein geblieben ist.

Ein Wendepunkt in dem therapeutischen Prozess wurde die Erkenntnis, wie sehr ihre Beziehung auf einer Art Konkurrenzkampf gründet. Aus ihren Lebensgeschichten ging hervor, dass sie beide schmerzliche Erfahrungen mit den Eltern gemacht hatten: er mit einer dominanten Mutter, die keine Schwächen duldete, sie mit einem Vater, der physisch und emotional kaum präsent war. Beide haben eine Angst entwickelt, sich einem anderen Menschen anzuvertrauen, und sie haben versucht, allein zurechtzukommen. Im Grunde handeln sie immer noch so, auch nach 35 Ehejahren. Allein diese Erkenntnis hat etwas in Bewegung gebracht. Eine Äußerung von Michaela aus dieser Phase ist besonders aufschlussreich; sie sagte: „Ich habe viele Jahre damit vertan, mich aufzuregen und Dario meine Meinung aufzudrängen; ich wollte ihn immer davon überzeugen, dass er falsch liegt. Hätte ich doch erst mal über unsere Beziehung nachgedacht, ihm einfach nur mal zugehört, ihn wissen lassen, was mir fehlt und was mich so traurig macht. Er ist ja nicht mein Vater!“

Ich dachte bei mir: Wie fern waren sich doch über all diese Jahre bei aller körperlichen Nähe ihre Seelen … Einsichten wie die hier angedeutete können dazu führen, dass man ins Gespräch kommt, dass allmählich ein größeres Vertrauen wächst – und jene Nähe, die beide Partner brauchen. In sogenannten kompetitiv-symbiotischen Beziehungen wie der von Dario und Michaela, in denen die dauernde Auseinandersetzung geradezu nötig zu sein scheint, ist es überaus hilfreich, einmal den Ring zu verlassen und den Boxkampf zu beenden. Nicht weiter austeilen, sondern sich fragen: Was bewegt den andern? Zuhören. Und den anderen wissen lassen, was einem selbst fehlt … Haken und Geraden hinterlassen ihre Spuren in jeder Beziehung und ermutigen nicht, die Nähe des anderen zu suchen.

2. NICHT AUF AUGENHÖHE ODER: WENN EIN PARTNER EINE VATER- ODER MUTTERROLLE INNEHAT


„Die unreife Liebe sagt:
,Ich liebe dich, weil ich dich brauche.‘
Die reife Liebe sagt:
,Ich brauche dich, weil ich dich liebe.‘“

Robert Frost

Es ist ganz natürlich, dass sich in einer Paarbeziehung die Partner gegenseitig stützen. Mal wird sie ihm eine Stütze sein, mal er ihr. In manchen Situationen, zum Beispiel während einer Krankheit, kann es sein, dass ein Partner auch für lange Zeit den anderen tragen muss. Auch dies kann zum gemeinsamen Weg dazugehören; im Eheversprechen ist ausdrücklich von der Treue „in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit“ die Rede. Hier handelt es sich um eine funktionale Symbiose; es gehört zur Logik der Liebe, dass ein Partner dem anderen, der etwa aus gesundheitlichen Gründen gerade bedürftig ist, beisteht.

Etwas anderes ist es, wenn die Paarbeziehung von vornherein so strukturiert ist, dass ein Partner immer eine Art Mutter- bzw. Vaterrolle einnimmt und der andere eine Art Kinderrolle. Einer ermutigt, bekundet Verständnis und sorgt für den Partner, während dieser – oft indirekt – ständig seine Bedürftigkeit und Wünsche ausdrückt, wobei er nicht selten unbewusst etwas vorspielt und den anderen manipuliert. In der Sprache der Psychologen: Es ist eine komplementärsymbiotische Beziehung; beide Partner stecken in starren Rollen – was die Entwicklung des Paares verhindert.

Ich denke zum Beispiel an Raffaella und Mario. Bereits im ersten Gespräch wird deutlich, in welch tiefer Krise die beiden stecken; sie gibt zu verstehen, dass es notwendig sei, sich zu trennen. Offenkundig sind die Rollen klar verteilt: Sie spielt zumeist das Kind und er den paternalistischen Vater. Schon als kleines Mädchen hat sie die Überzeugung gewonnen, nichts wert zu sein; sie hat sich immer als Niete empfunden, nicht zuletzt, weil sie sich zu Hause permanent von ihrem Vater getadelt und geringgeschätzt fühlte. Heute ergeht es ihr so mit ihrem Partner, von dem sie sich Bestätigung und Liebe erhofft hatte, aber eben auch, dass er sie führe. Sie wollte, dass er eine Vaterrolle einnimmt; doch dann musste sie erleben, dass er es auf eine aggressive, entwürdigende Art praktizierte, ähnlich wie ihr eigener Vater. So ging es über Jahre, bis sich ihr tiefes Unbehagen in Gestalt einer Depression Bahn brach. In dieser Phase wächst eine freundschaftliche Beziehung zu einem älteren Herrn; Mario aber kann nicht akzeptieren, dass sie einen Raum für sich hat, und reagiert mit einem völlig übertriebenen Bedürfnis nach Kontrolle, mit Geringschätzung und Aggressionen. Die Krise ist in vollem Gang. Nun wenden sie sich an mich.

Im therapeutischen Prozess werden sie sich beide bewusst, dass das unbewusste symbiotische Einvernehmen zerbrochen ist. Ihre Reaktionen sind unterschiedlich: Er möchte das frühere Gleichgewicht wiederherstellen und wünscht sich unterschwellig, dass ich seine Frau wieder „so hinkriege, wie sie früher war“. Sie aber hat gelernt, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken. Auf keinen Fall will sie ausgerechnet jetzt auf Freiräume verzichten, da sie spürt, dass ihr das zusteht. Diese unterschiedliche Positionierung wirkt sich auf den Ausgang der Therapie aus. Als Mario sich mit seinen Grenzen und seinen Fehlern seiner Frau gegenüber konfrontiert sieht, beschließt er, den Prozess abzubrechen. Raffaella entscheidet sich weiterzumachen, um sich klarer darüber zu werden, was sie eigentlich will – und wie sie dabei ihre eigenen...

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