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Das ABC vom Glück

Jüdische Weisheit für jede Lebenslage

AutorOberrabbiner Prof. Paul Chaim Eisenberg
VerlagChristian Brandstätter Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783710604119
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Paul Chaim Eisenberg macht keine halben Sachen. Wenn schon jüdische Weisheit in einem Buch, dann von A wie Aleph-bet bis Z wie Zwei Juden haben meist drei Meinungen. Weil bei so viel informativem Gehalt der Humor niemals zu kurz kommen darf, kleidet Eisenberg, von 1983 bis 2016 äußerst beliebter Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, fast jede Weisheit in eine von jüdischem Humor gespickte Geschichte. Schon Bert Brecht wusste, Lernen kann nur in vergnüglicher Form gelingen. Paul Chaim Eisenberg jedenfalls macht die Probe aufs Exempel und legt ein so kluges wie unterhaltsames Kompendium jüdischer Ein- und Zwischenfälle vor, von dem man viel zu lernen und mit dem man noch mehr zu lachen hat.

Paul Chaim Eisenberg ist Musiker, Bestsellerautor und der Oberrabbiner von Österreich. Das ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe: Ist der Rabbi für die Regeln zuständig, kennt (und lebt) der Oberrabbiner die Ausnahmen.

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Leseprobe

H


Heiraten


Eine besonders wichtige Aufgabe im Leben der jüdischen Gemeinschaft ist es, junge Männer mit jungen Frauen bekanntzumachen und dafür zu sorgen, dass Ehen geschlossen werden. Es gibt sogar Leute, die von dieser „Schidduch“ genannten Tätigkeit leben, diese nennt man „Schadchen“.

Wer aber war der erste Schadchen? Der erste Heiratsvermittler war der liebe Gott, weil er Adam und Eva zusammengebracht hat. Man könnte sagen, dass das keine große Kunst war, da es damals nur einen Mann und eine Frau gab. Aber die Tätigkeit Gottes war ein Wunder. Er suchte für Adam eine Partnerin, als es noch überhaupt keine Frau gab! Er fertigte Eva sogar so genau für Adam an, dass er sie als Fleisch von seinem Fleisch aus dessen Rippe formte.

Im Talmud findet sich dazu folgende Geschichte: Eine reiche Frau, die sehr viele Mägde und Knechte hatte, kam zu einem Rabbi und fragte: „Was macht der liebe Gott eigentlich, seit er die Welt erschaffen hat? Dafür hat er ja nur sechs Tage gebraucht, am siebten Tag war Schabbat, aber was macht er seither?“

Der Rabbi dachte kurz nach und antwortete dann, dass der liebe Gott seither für jeden Menschen einen Partner sucht – und meistens auch findet.

Das brachte die reiche Frau zum Lachen: „Was, das ist alles? Das kann ich aber auch.“

Die Frau hatte eine riesige Villa mit 40 Zimmern sowie 40 Dienern und 40 Dienerinnen. Also probierte sie es gleich aus, stellte 40 Paare aus ihrer Dienerschaft zusammen und sperrte sie in der folgenden Nacht in die 40 Zimmer ein.

„Morgen bringe ich Ihnen 40 Paare“, sagte sie triumphierend zum Rabbiner.

Aber als sie am nächsten Tag in der Früh nach und nach die Zimmer aufsperrte, erlebte sie eine Überraschung: Aus der einen Hälfte der Zimmer kamen die Mädchen kreischend herausgestürzt und riefen, dass sie den Mann, mit dem sie eingesperrt worden waren, nie wieder sehen wollten. Aus der anderen Hälfte der Zimmer taumelten Männer mit blauen Augen und zerkratzten Gesichtern und suchten rasch das Weite.

Da ging die reiche Dame zurück zum Rabbiner und sagte: „Jetzt habe ich verstanden, warum es für diese Aufgabe den lieben Gott braucht.“

Auch die Schadchanim (Mehrzahl von Schadchen) sind also in ihrer Arbeit auf die Hilfe des lieben Gottes angewiesen.

Es gibt auch weibliche Ehevermittler. Oft sind es Frauen von Rabbinern, die viele jüdische Familien kennen und einen guten Überblick haben, wer zu wem passen könnte. Da geht es um die äußeren Bedingungen: In welcher Familie wird wie Schabbat gehalten, welche Familie ist wie fromm und geht in welche Synagoge oder ist Anhänger eines bestimmten Rabbis. Wenn diese äußeren Bedingungen passen, dann ist das ein erster Schritt. Die inneren Bedingungen aber kann nur der liebe Gott stiften.

Ökonomisch müssen die jungen Leute übrigens nicht immer aus denselben Verhältnissen stammen, das ist weniger wichtig als die religiöse Übereinstimmung. Manchmal wollen reiche Familien für ihre Tochter zum Beispiel keinen reichen, sondern lieber einen besonders gebildeten Schwiegersohn, der viel Tora lernt. Geld haben sie selbst, aber mit dem Schwiegersohn kann der Vater dann in der Synagoge protzen.

Ein solcher reicher Vater kam einmal in eine Yeschiwa und sagte, er suche einen ganz besonders tollen und gebildeten Burschen, den er gerne mit seiner Tochter verheiraten würde. „Er muss wirklich etwas ganz Besonderes sein, denn ich habe nur eine einzige Tochter.“

Darauf antwortete der Leiter der Yeschiwa: „Die 50 Burschen, die hier studieren, sind alle meine einzigen Söhne.“

Ein anderer Vater, der einen Bräutigam für seine Tochter suchte, war selbst ein großer Tora-Gelehrter und sagte einem Rabbi, dieser solle ihm seine fünf besten Schüler schicken. Er werde jedem von ihnen eine schwierige Frage stellen und wer sie beantworten könne, solle seine Tochter zur Frau bekommen.

Der Rabbi schickte ihm die fünf besten Schüler, der Gelehrte stellte ihnen die Frage – und keiner wusste die Antwort. Am nächsten Tag verließ der Gelehrte das Städtchen daher wieder und sagte zum Rabbiner: „Ich habe nicht gefunden, was ich gesucht habe. Auf Wiedersehen.“

Als er aber schon losgefahren war, lief ihm einer der Burschen plötzlich nach und holte ihn ein – was möglich war, weil er mit einer Kutsche fuhr (wäre es ein Auto, dann wären wir in einem Film mit Tom Cruise). Der Gelehrte stoppte die Kutsche und sagte zu dem Burschen: „Na endlich, weißt du die Antwort?“

„Nein“, schnaufte der Schüler, „aber es stört mich, dass ich das Rätsel nicht lösen kann. Ich möchte, dass Sie mir die Antwort sagen.“

Darauf half ihm der Gelehrte in die Kutsche und sagte: „Du bist mein Schwiegersohn.“

Auf Jiddisch würde man sagen, der junge Mann hatte ein „Brenn“ fürs Tora-Lernen.

Einmal arbeiteten zwei Schadchanim zusammen, von denen jeder eine Familie sehr gut kannte. Sie verglichen die Sprösslinge und ihre Herkunft miteinander: Fromme Familie – fromme Familie; essen koscher – essen ebenfalls koscher; Anhänger eines bestimmten Rabbis – Anhänger desselben Rabbis!

Also eigentlich eine perfekte Übereinstimmung, zumal die Kinder auch im selben Alter waren. Nur eines hatten sie übersehen: Es stellte sich heraus, dass es zwei Mädchen waren.

Fast jedem Leser und jeder Leserin ist wohl die biblische Geschichte vom König Salomon bekannt, der mit seinem „salomonischen Urteil“ ein Baby, um das zwei Frauen stritten, jener zusprach, die es nicht in zwei Teile zerreißen lassen wollte.

Darauf baut eine sehr schöne Schidduch-Geschichte auf: Zwei befreundete Familien hatten jeweils eine Tochter. Der Schadchen fand für diese beiden Frauen zwei junge Männer. Als Fahrgemeinschaft kamen die beiden aus einer nahe gelegenen Stadt in die Heimatstadt ihrer beiden zukünftigen Bräute.

Nur leider: Auf der Reise starb einer der beiden jungen Männer überraschend. Als der andere ankam, stritten die Familien der Mädchen darüber, welche von ihnen ihren zukünftigen Schwiegersohn verloren hatte und wem der noch lebende gehörte.

Da auch der Rabbiner diesen Streit nicht entscheiden konnte, erinnerte er sich an das salomonische Urteil und sagte: „Wir werden das so machen: Wir teilen den noch lebenden jungen Mann einfach und jeder bekommt eine Hälfte.“

„Ja, so machen wir es!“, rief daraufhin die eine Mutter begeistert, während die andere sagte: „Nein, das ist zu grausam. Bevor wir ihn auseinanderschneiden, soll ihn lieber die andere zum Schwiegersohn bekommen.“

In der salomonischen Geschichte hätte sie damit genau das Richtige gesagt und den Zuschlag bekommen. Aber bei Schwiegermüttern ist das etwas anders: Der Rabbi sprach den jungen Mann der Frau zu, die ihn notfalls auch auseinanderschneiden wollte, denn sie hatte sich als echte Schwiegermutter erwiesen.

Das ist ein gemeiner Witz, weil er den Schwiegermüttern böse Eigenschaften unterstellt, aber er ist so gut, dass ich ihn uns trotzdem erlaubt habe.

Im Talmud steht übrigens, dass man eine Frau nicht heiraten darf, wenn man sie vorher nicht gesehen hat. Das mag heutzutage selbstverständlich klingen, aber bei gestifteten Ehen könnte es natürlich vorkommen, dass die Brautleute einander erst bei der Trauung begegnen.

Der Talmud begründet das aber auch: Der Mann muss die Frau vor der Trauung gesehen haben, weil es sonst ja sein könnte, dass sie ihm später nicht gefällt. Und dann könnte er das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ nicht einhalten, denn dieses Gebot gilt sogar für die eigene Frau.

Bei den Fundis gibt es allerdings die Regel, dass Mann und Frau sich vor der Hochzeit zwar einige wenige Male, aber nicht zu oft sehen sollen. Vor allem, nachdem sie verlobt sind, sollen sie bis zur Hochzeit Abstand voneinander halten.

Bei seinem ersten Treffen soll das zukünftige Paar allerdings sehr wohl darüber sprechen, wie es sich die Zukunft vorstellt, um herauszufinden, ob die Erwartungen überhaupt miteinander kompatibel sind. Und dabei gibt es aus religiöser Sicht ein kleines Problem: Streng genommen dürfen ein Mann und eine Frau nämlich nicht alleine miteinander in einem Zimmer sein, sofern sie noch nicht verheiratet sind. Wo sollen sich die jungen Leute dann aber treffen, um in Ruhe über ihre Zukunft zu reden?

In Israel hat man dafür eine geschickte Lösung gefunden: Die Lobbys von koscheren Hotels haben sich als beliebtester Treffpunkt für ein solches Kennenlernen etabliert. Denn dort ist genug Platz, um zu zweit und dabei doch nicht allein zu sein.

Kommt man als Gast in so...

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