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E-Book

Das Beste aus beiden Welten

Meine Lebensgeschichte als spirituelles Medium

AutorGordon Smith
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783843710893
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Bewegende Autobiografie eines Mediums Der bekannteste spirituelle Hellseher Großbritanniens gibt erstmals Einblicke in seine einzigartige Biografie und seine Entwicklung zum Medium. Gordon Smith hat bisher nie erzählt, unter welch außergewöhnlichen Umständen er seine spirituellen Kräfte entdeckte. Er glaubte, seine Mutter schämte sich für die ärmlichen Verhältnisse, aus denen die Familie stammte, und für die Brutalität, die der Sohn erleiden musste. Erst nach ihrem Tod im Jahre 2013 entschied er sich dafür, seine unglaubliche Geschichte von Anfang an zu erzählen: von der harten Kindheit in Glasgows Armutsvierteln bis zur Gegenwart, in der er ein international angesehenes und gefeiertes Medium ist.

Gordon Smith stammt aus Schottland, wo er schon als Kind seine übersinnliche Begabung entdeckte. Aber erst als ein verstorbener Freund ihm im Traum erschien, realisierte er mit Anfang Zwanzig, dass er eine mediale Verbindung zum Jenseits besitzt. Mit seiner besonderen Fähigkeit ist er inzwischen zum bekanntesten Medium Großbritanniens geworden und hat Tausenden von Menschen geholfen, mit verstorbenen Angehörigen zu kommunizieren. Die BBC widmete ihm eine eigene TV-Dokumentation und seine Bücher wurden zu internationalen Bestsellern. Gordon Smith nimmt für seine medialen Sitzungen kein Geld und geht zwischen seinen Vorträgen und Seminaren in Glasgow seinem erlernten Beruf als Friseur nach.

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Leseprobe

Einleitung

Nichts zieht unsere Gedanken tiefer in die Vergangenheit als ein Todesfall in der Familie. Er gehört zu jenen Ereignissen, durch die wir ein besseres Verständnis darüber gewinnen möchten, wer wir sind und wohin wir im eigenen Leben gehen. Ja, gewiss veranlasst uns der Tod, nach Antworten auf solche Fragen zu suchen. Genau das tat ich, als ich in der Kabine direkt über meinem Kopf die Ansage hörte, deren durchdringende Lautstärke mich in meinem Sitz förmlich nach vorn katapultierte: Crew fertig machen zum Abflug.

Das Begräbnis meiner Mutter sollte am nächsten Tag stattfinden. Als sie starb, arbeitete ich gerade auf einer spirituellen Tagung in der Schweiz. Die Nachricht ihres Todes hatte mich zurückgelassen mit dem schrecklichen Gefühl der Hilflosigkeit und Trennung von dem Menschen, der in meinem Leben immer völlig präsent gewesen war.

Während der vergangenen vier Tage seit der telefonischen Mitteilung meiner Schwester Joan, dass Mutter von uns gegangen war, hatte ich etliche Geschichten mit dieser sehr besonderen und doch äußerst schwierigen Frau noch einmal vor dem inneren Auge Revue passieren lassen. Sie übte nicht nur auf mich, sondern auf alle ihre Kinder einen großen Einfluss aus.

Auf jener Tagung war die Rede gewesen vom Leben nach dem Tod und dem Überleben des menschlichen Geistes; ich sollte den zahlreichen Teilnehmern die nötigen Antworten geben, worum ich mich nach besten Kräften auch bemühte, jetzt jedoch wollte ich einfach ganz in Ruhe über meine Mutter nachdenken.

Die Drinks waren soeben serviert worden, und der Fremde neben mir unternahm keinen Versuch, ein Gespräch zu beginnen, starrte nur gebannt auf seinen Gin Tonic – als läse er in einer Kristallkugel, dachte ich, ehe ich mich wieder meinen Erinnerungen hingab. Meine Mutter hatte eine derart starke Persönlichkeit, dass offenbar jeder, der ihr begegnete, den Drang verspürte, sie nachzuahmen. Sie war stets voller Elan, der ansteckend wirkte. Lizzy (unter diesem Namen kannte sie jeder in der Familie) war immer größer als das Leben ­– leicht zum Lachen zu bringen und ebenso leicht in Wut zu versetzen. Sicherlich würden alle Familienmitglieder zustimmen, dass unsere Mutter nie als gewöhnlich, unentschieden oder ausgeglichen zu bezeichnen gewesen wäre; sie war entweder begeistert oder niedergeschlagen, schwarz oder weiß. Bei Lizzy gab es kaum etwas, das zwischen den Extremen lag.

Auf diesem kurzen Flug von Zürich nach London muss ich die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle durchlebt haben. Ich lachte laut auf bei der Erinnerung daran, wie meine Mutter jenen Friseursalon in Glasgow betrat, in dem ich damals vor etwa zwanzig Jahren gearbeitet hatte. Ihr Gesicht bebte vor Zorn, als sie das Kopftuch herunterriss und eine wuschelige Masse hellgrünen Haars enthüllte. Die Farbe kontrastierte mit dem hochroten wutentbrannten Ton auf ihren Wangen und dem Weiß des Tuches, das auf ihre Schultern gefallen war. In diesem Moment ähnelte sie einer zerzausten Version der italienischen Flagge.

Meine Mutter spielte oft mit Haarfärbemitteln herum, und so war es nicht das erste Mal, dass ich mit einer derartigen Situation fertigwerden musste. In Armut aufgewachsen, hielt sie immer wieder Ausschau nach einem Schnäppchen und durchstöberte in Geschäften leidenschaftlich gern die Wühltische mit Sonderangeboten. Aber in diesem Fall hatte sie wohl ein Tönungsmittel gekauft, dessen Haltbarkeitsdatum längst abgelaufen war. So bizarr diese Szene schien, wagte ich es doch nicht, meiner Mutter ins Gesicht zu lachen. Nein, Lizzy war aufbrausend und jähzornig, weshalb all meine Familienmitglieder und Freunde darauf achteten, diese ungestüme Seite in ihr nicht wachzurufen.

»Schau dir mal meine verdammt’n Haare an. Was meinst’n, was da passiert ist?«, fragte sie. Ihre hellgrünen Augen schienen stärker hervorzutreten denn je. (Habe ich bereits erwähnt, dass Lizzy häufig fluchte?)

Das iss bloß ’n Kamm, Mutter, kein Zauberstab!, wollte ich erwidern, meinen Kamm vor ihr schwenkend. Doch das natürliche Taktgefühl des Friseurs gewann die Oberhand, und so setzte ich dessen schockierte Miene auf, sagte zu ihr, welches Pech sie hatte mit diesem schlechten Tönungsmittel, aber wie einfach es sei, das Problem zu beheben.

Ich frage mich, was sie gedacht hätte, wäre ihr bewusst gewesen, was mir – und sicherlich auch meinen Kollegen – dabei durch den Kopf ging: all die witzigen Dinge, die im selben Moment hätten ausgesprochen werden können, etwa Hinweise auf Rasenmäher oder Heckenscheren oder auf Krusty, den Clown aus den Simpsons. Ich stellte mir sogar eine Ziege vor, die hinter ihr stand und von dem blattartigen Haar fraß. Mein Körper war so gepeinigt von unterdrücktem Lachen, dass ich nur mit größter Mühe meine Selbstbeherrschung wahren konnte.

Ich spürte, dass der Mann neben mir in meine Richtung schaute. Wahrscheinlich fragte er sich, was diesen verrückten Typ an seiner Seite derart belustigte. Anstatt einen Erklärungsversuch zu unternehmen, vollführte ich eine jener Gesten von Leuten, die an einem öffentlichen Ort dabei erwischt werden, wie sie in sich hineinlachen. Ich hüstelte, rieb mir die Nase und schniefte heftig, als hätte ich Heuschnupfen. Wahrscheinlich wedelte ich mehrmals mit der Hand vor meinem Gesicht und warf dem Mann einen mitleiderregenden Blick zu, ehe ich zurücksank in die Erinnerungen an meine grünhaarige Mutter.

Als würde ich die Schublade einer alten vertrauten Kommode öffnen und nach etwas suchen, das sich darin befinden musste, wollte ich in Gedanken einen sanfteren Charakterzug meiner Mutter zutage fördern. Ich konnte keinen erkennen, entsann mich jedoch, welche Traurigkeit ich für sie empfand, wenn sie uns Geschichten über ihre Erziehung in den Gorbals erzählte, jenem Glasgower Bezirk südlich des Flusses Clyde, wo man zwischen den 1920er- und 1940er-Jahren in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Viele solcher Geschichten bekamen meine Brüder und ich im frühen Kindesalter zu hören – etwa wie sie zusammen mit ihren jüngeren Geschwistern wartete, dass ihre Mutter am Weihnachtsabend vom Flohmarkt zurückkehrte, auf dem sie gebrauchte Kleidung verkaufte, und sehen wollte, ob ihr und den anderen Geschenke mitgebracht worden waren. Im glücklichen Fall entdeckten sie in einer mit Asche gefüllten Socke eine Orange oder eine Banane. Nie werde ich vergessen, wie mir dabei vor Mitleid schwer wurde ums Herz, wie ich die Tränen unterdrückte. Sammy und John, meine älteren Brüder, fingen an zu lachen und sie zu necken, worauf Lizzy mit ihnen lachte und hinzufügte, dergleichen sei für Leute ihrer Zeit und aus dieser armseligen Gegend ganz normal gewesen; aber ich hatte immer das Gefühl, dass während des Erzählens ein tiefer Kummer von ihr Besitz ergriff, wohl gerade wegen der Asche. Diese erschien mir gleichsam als Metapher für vergebliche Wünsche.

Ihre Zähigkeit angesichts der Dinge, mit denen sie zu kämpfen hatte, erweckte in mir das Bedürfnis, um sie zu weinen, vielleicht weil sie nie imstande war, um sich selbst zu weinen. Traurigkeit war in Lizzys Augen ein Ausdruck von Schwäche. Sie hatte gelernt, über ihre Entbehrungen zu lachen und auf Anhieb witzige Bemerkungen zu machen, die ihr eine gewisse Kontrolle über die eigene Vergangenheit verliehen. Tatsächlich hatten meine Brüder, Schwestern und ich dank ihrer Fürsorglichkeit ein sehr privilegiertes Leben, und möglicherweise wollte sie uns genau diese Einsicht vermitteln, wenn sie uns ihre Geschichten erzählte.

Der Mann neben mir starrte mich erneut an, aber das war mir jetzt, da ich Tränen von meinem Gesicht wischte, ziemlich egal. Ich überlegte, was Lizzy dazu sagen würde. Wahrscheinlich hätte ihr Ausruf gelautet: »Wo schau’n Sie denn verdammt nochmal hin?« Kurz darauf suchte ich Zerstreuung im Bordmagazin. Wie sich herausstellte, war es eher eine Art Bildschirm als Quelle für Lesestoff.

Das Signal zum Anschnallen leuchtete über unseren Köpfen auf, während die Maschine den Anflug auf London begann. Erleichtert spürte ich, dass meine Heimat näher rückte, während das Brummen und Pfeifen der großen Motoren uns sanft auf die Erde zurückbrachte. Ich musste noch den Anschlussflug nach Glasgow erreichen, um mich dem Geist meiner Mutter wirklich verbunden zu fühlen. Keine Ahnung, warum diese Empfindung auftauchte, aber sie war da. Zwar hatte ich den größten Teil meines Erwachsenenlebens damit verbracht, den Menschen mitzuteilen, dass der Geist derer, die wir lieben, uns nah ist und begleitet, wohin wir auch gehen. Obwohl ich davon nach wie vor fest überzeugt bin, hatte ich doch den Geist meiner Mutter seit ihrem Tod nicht mehr nah bei mir gefühlt.

Der Anschlussflug war auf die Minute pünktlich. Das hätte Lizzy gefallen. Im Handumdrehen saß ich wieder angeschnallt auf meinem Platz mit gesenkter Armlehne und aufrechter Rückenlehne, um mich auf den nächsten Start vorzubereiten.

Mir fiel auf, dass es draußen zu dunkeln begann, als wir in den dunstig grauen Himmel über London emporschnellten. In dem Maße, wie das Flugzeug sich vorwärts bewegte, liefen meine Erinnerungen rückwärts, und ich wusste auch, warum. Ich wollte mein Gedächtnis nach jeder wertvollen Reminiszenz an das Leben meiner Mutter durchsuchen, die lustigen ebenso aufspüren wie die traurigen – und vor allem jene, die Lizzy genau erfassten und zu der Frau machten, wie jeder sie kannte.

Ich war gebeten worden, beim Trauergottesdienst über sie zu sprechen, und wünschte mir eine besondere Rede, denn trotz ihrer Fehler bedeutete sie uns wirklich alles. Einige Ereignisse aus ihrem Leben sollten in so authentischer Weise wiedergegeben werden, dass...

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