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E-Book

Das Dalai-Lama-Prinzip für Eltern

Erziehen mit Liebe und Respekt -

AutorAnne-Bärbel Köhle, Stefan Rieß
VerlagMosaik bei Goldmann
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl Seiten
ISBN9783641127251
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Kinder als Geschenk begreifen
Gelassenheit, Achtsamkeit und Respekt vor jedem Lebewesen in seiner Einzigartigkeit - das lehrt der Dalai Lama. Anne-Bärbel Köhle und Stefan Rieß erklären, wie Eltern die Prinzipien der fernöstlichen Philosophie im Umgang mit ihren Kindern anwenden können, um sie in eine angstfreie Zukunft voller Selbstvertrauen und Geborgenheit zu führen. Ganz praktisch wird Eltern hier geholfen, alltägliche und schwierige Situationen liebevoll und mit Freude zu bewältigen.
Ein wertvoller Beitrag zur Rückbesinnung auf Werte.



Die Journalistin Anne-Bärbel Köhle, ehemals Chefredakteurin beim Familienmagazin »Baby und Familie«, schreibt über Themen zu Psychologie und Partnerschaft und ist seit 20 Jahren verheiratet und Mutter von zwei Söhnen.

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Leseprobe

Vorwort


Warum wir dieses Buch geschrieben haben


Vor zwei Jahren kam mein Sohn Finn auf die Welt. (Wenn ich »mein« schreibe, ist das natürlich nicht ganz richtig, schließlich hat der kleine Mann auch eine Mutter, die meine Frau ist und die ich sehr liebe und in die Finn auch sehr verliebt ist. Also sollte es korrekt »unser« Sohn heißen. Aber da vielleicht die Meinungen, Einstellungen und Probleme meiner Frau Claudia im Allgemeinen und bei der Kinderziehung nicht unbedingt die gleichen sind wie meine, werde ich hin und wieder »mein Sohn« schreiben und nicht immer »unser Sohn«.)

Finn kam also auf die Welt und stellte nicht nur unser Leben auf den Kopf, sondern auch alle Bilder, die wir vom Familienleben hatten. Ich weiß nicht, was wir uns genau vorgestellt hatten, aber ich glaube, es war in etwa so, dass wir annahmen, unser Leben wie gewohnt fortzusetzen, nur mit dem Unterschied, dass wir einer mehr sind. (Ich will an dieser Stelle auch gleich sagen, dass ich mich jeden Tag darüber freue, dass Finn auf der Welt ist. Denn auch wenn auf den nächsten Seiten oft von Problemen oder Schwierigkeiten die Rede ist – Finn ist für mich das schönste Geschenk, das mir das Leben gemacht hat.)

Doch spätestens nach der Rückkehr meiner Frau aus dem Krankenhaus wurde blitzschnell klar, dass ab sofort alles anders ist – unsere gewohnte Tagesplanung wurde von nun an von unserem Sohn bestimmt. Wollte er essen, wurde gestillt oder Babybrei angerührt. Wollte er schlafen, legten wir ihn in sein Bettchen und verhielten uns mucksmäuschenstill. Wollte er ausfahren, ging es ab mit dem Kinderwagen.

Doch was jetzt so einfach klingt, ist es in Wirklichkeit nicht: Denn zuerst musste man ja herausfinden, was das kleine Wesen tatsächlich will, und das ist – dem werden alle Eltern zustimmen – nicht so leicht. Schließlich geht es darum, einem Neugeborenen seine Wünsche quasi von den Augen abzulesen respektive die verschiedenen Lautstärken und Tonlagen des Schreiens richtig zu interpretieren. Ist das Kleine vielleicht müde? Oder eher hungrig? Hat es möglicherweise Bauchschmerzen? Sind Zähne im Anmarsch? Fieber?

Tage mit Finn kamen und kommen mir manchmal vor wie eine Expedition in ein fremdes Land. Oft verstehe ich nicht genau, was Finn mir sagen will; dann habe ich wieder keine Ahnung, warum er etwas Bestimmtes tut oder haben möchte. Ich weiß also nie genau, was mich erwartet. Deshalb bleibt mir nur eine Lösung: Ich versuche mich so gut ich kann auf Unerwartetes einzustellen, möglichst offen für Überraschungen zu sein und mich in das Denken und die Handlungen meines Sohnes erst einmal einzufühlen.

Jedes Kind ist wie ein unentdeckter Kontinent, der erforscht und verstanden werden will. Wer glaubt, dass kleine Menschen im Grunde alle gleich sind, den muss ich enttäuschen: Patentrezepte gibt es für den Umgang mit Kindern nicht. Denn die Persönlichkeiten sind unterschiedlich, schon bei den ganz Kleinen. Es gibt die Ruhigen, die man erst einmal motivieren muss, sich zu bewegen; die Super-Aktiven, die sich den ganzen Tag auspowern; die Wagemutigen, die Vorsichtigen, die Selbstbewussten, die Schüchternen. Was also für das eine Kind richtig ist, muss nicht unbedingt für das andere richtig sein. Doch was sie verbindet, ist die Tatsache, dass sie ihre Eltern von Beginn an vor Herausforderungen stellen.

Kein Wunder, dass jedes Jahr unzählige Erziehungsratgeber auf den Markt kommen – mit den unterschiedlichsten Ansätzen und Zielen: Sie sollen den Eltern helfen, ihre Söhne und Töchter besser zum Schlafen zu bringen, von Bewegungsunruhe und Trotz zu befreien, bei der Entwicklung bestimmter Fähigkeiten zu fördern, auf die Schule vorzubereiten, durch die Pubertät zu begleiten. Und fit für die Zukunft zu machen. Viele dieser durchaus gut gemeinten Bücher funktionieren leider wie Gebrauchsanweisungen: »Wenn Sie das machen, passiert Folgendes …« Oder: »Sollte Ihr Kind zu diesem und jenem neigen, müssen Sie nur …« Ratgeber gehen dabei in der Regel problemorientiert vor. Es ist nichts gegen frühkindliche Förderung einzuwenden, und für viele Eltern mögen Tipps, wie man zum Beispiel mit einem Schreibaby umgeht, sicherlich von Nutzen sein. Dabei übersehen diese Ratgeber oft einen wichtigen Punkt: Das Problem liegt nicht (nur) beim Kind.

Wenn ein Kind ununterbrochen schreit oder nicht schläft oder nicht essen will, haben zunächst einmal die Eltern ein Problem. Schließlich müssen wir als Eltern dafür sorgen, dass unser Nachwuchs vernünftig isst, ausreichend schläft und sich rundum wohlfühlt. Wir müssen als Eltern in der Lage sein, mit unseren Kindern auf eine gute Art umzugehen. Denn wir sind für unser Kind verantwortlich und nicht umgekehrt. Dazu müssen Eltern sich jedoch zuerst einmal mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen, Einstellungen und Überzeugungen auseinandersetzen.

Stefan Rieß

 

 

Kein Tag gleicht bei uns dem anderen. Ständig passieren Überraschungen. Ereignisse treten ein, die sich unserer elterlichen Kontrolle entziehen. Dinge geschehen, für die wir noch keine Antwort haben, bei denen wir zunächst nicht mal wissen, wie wir uns fühlen: glücklich oder wütend. Wenn nachts ein Pubertierender sichtlich angetrunken durchs Haus trampelt, durchfluten mich nämlich beide Emotionen. Endlich ist er wohlbehalten wieder zu Hause, sagt die Mütterlich-Sanftmütige in mir. Am liebsten würde ich ihm die Ohren lang ziehen. So eine Rücksichtslosigkeit! Solche Anteile gibt es in meiner elterlichen Seele auch.

Wer mit Kindern lebt, bereist ein völlig neues geistiges Universum. Welche Werte gelten darin? Was für Einstellungen sind jetzt wichtig? Auf welches Verhalten kommt es jetzt an? Mein Mann und ich fragen uns das schon seit beinahe 19 Jahren. Damals kam unser erster Sohn Maximilian zur Welt. Sein Vater und ich waren 24 und 25 Jahre alt und studierten beide noch. Vor der Geburt gingen wir davon aus, dass unser Leben danach schlichtweg so fröhlich und unbeschwert weitergehen würde wie zuvor. Wir hätten eben einfach ein Kind, in der Haltung ungefähr so kompliziert wie ein junger Hund. In dem Moment aber, als mir die Hebamme mein Baby auf den Bauch legte, wusste ich, dass ich mich gründlich getäuscht hatte.

Angeblich empfinden Frauen den Moment, in dem sie ihr Baby das erste Mal sehen, als den schönsten in ihrem Leben. Noch herzerweichender und beglückender als die Hochzeit. Da muss ich zumindest für mich widersprechen. Ich hatte nämlich Angst. Mir wurde schlagartig klar, dass ich künftig die Verantwortung für einen hilflosen, winzig kleinen Menschen haben würde. Und ich fürchtete, dieser gigantischen Aufgabe innerlich nicht gewachsen zu sein. Ich wusste in dem Augenblick, als ich mein Kind ansah, dass ich noch nie jemanden mit einer solchen absoluten Bedingungslosigkeit geliebt hatte. Und dass unweigerlich der Tag kommen würde, an dem ich meinen Sohn ins Leben ziehen lassen müsste – ohne ihn weiter beschützen zu können, ohne beständig ein Auge auf ihn zu haben. Mit einem Wort: Ich fühlte mich glücklich, aber auch verletzlich wie nie zuvor in meinem Leben.

Den Initialschock erlebte ich bei seinem Bruder Felix, der zwei Jahre später auf die Welt kam, nicht mehr. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits verstanden: Unsere Kinder sind zwar ein Teil von uns, aber sie sind nicht wie wir. Sie mögen die Ohren vom Opa und die Augen von der Mama haben – das sagt noch lange nichts darüber aus, welcher Kosmos sich in ihrer Seele verbirgt. Ich ahnte: Was immer wir anstellen, sie werden nicht zu unseren Ebenbildern werden. Sie werden ihren eigenen Weg gehen müssen. Wir können sie beschützen, wir können ihnen gute, gedeihliche Angewohnheiten vorleben. Aber es ist nicht unsere Wahl zu entscheiden, wer oder was sie werden. Kurz: Wir müssen ihnen in dieser Welt Halt geben, auch wenn es bedeutet, selbst häufig zurückzustecken. Wir müssen lernen, sie loszulassen, gelassen, achtsam und freundlich zu bleiben. Und dabei möglichst nicht die Nerven verlieren.

Lässt sich das lernen? Manchmal ja, manchmal nein. Wenn sich an einem Tag die Katze aufs Sofa erbricht, das Finanzamt einen unersprießlichen Forderungsbrief schickt, die Spülmaschine die rülpsenden Geräusche macht, die nie etwas Gutes verheißen, muss ich zumindest tief durchatmen, um ruhig zu bleiben. Wenn dann noch eine Fünf in Latein und eine Sechs in Französisch ins Haus flattern, einer der Knaben fiebrig und schlecht gelaunt das Bett hütet und wegen des anderen die Polizei anruft (»Wir haben ihn und seine Freunde beim Zündeln im Wald erwischt«), dann würde ich ganz klar sagen: Nein. Gelassenheit? Unmöglich!

Aber es gibt auch die anderen Tage. Die, an denen ich weiß, welches Geschenk es bedeutet, Kinder zu haben, mit jungen Menschen zu leben. Bei der ersten Autofahrt meines Großen (»Mama, entspann dich!«) ging es mir so, als er mich erstmals zur Arbeit fuhr. Der Weg dorthin führt durchs Pullacher Isartal. An diesem Tag beschien die Sonne das Herbstlaub. Und mein Kind erinnerte mich daran, dass die kleinen Momente das Leben wirklich schön machen: »Was muss das für eine Freude sein, jeden Tag so einen hübschen Arbeitsweg zu haben«, sagte er. Ich danke dir, mein Sohn! Für die Lehre und für das Glück. An solchen Tagen gelingt es mir, eins mit mir und meiner Umwelt zu sein, den Moment zu genießen, Dankbarkeit und Verbundenheit zu spüren.

Wenn ich auf die letzten 18 Jahre zurückblicke, in denen jeder Tag irgendeine kleine Herausforderung, eine Überraschung, einen Schmerz oder eine große Freude bereithielt, wenn ich an die Tage (und Nächte) denke, in denen nichts planbar schien, verstehe ich erst, was ich dank meiner Kinder gelernt habe. Manche...

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