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Das dreifache Minimum und das Maß, I. und II. Buch

(De triplici minimo et mensura)

AutorGiordano Bruno
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783741228476
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,49 EUR
Mit seiner Lehre vom Minimum widersprach der Naturphilosoph Giordano Bruno ( 1548 bis 1600) der herrschenden Meinung seiner Zeit, die an eine unendliche Teilbarkeit der Materie glaubte. Denn ebenso wie im Größten, im unermesslichen Universum offenbarte sich für ihn auch im Minimum, im Kleinsten, das Geheimnis von Transzendenz und Spiritualität.

Der italienische Philosoph Giordano Bruno (1548 bis 1600) lehrte, dass alles Sein beseelt ist, dass das Universum unendlich ist, und dass Gott in und über allem ist. Seine Erkenntnislehre fordert, als ganzer Mensch zu erkennen und zu forschen, mit den Sinnen, den Emotionen, der Phantasie, dem Denken und dem Bewusstsein. Wer forscht soll nur der Wahrheit verpflichtet sein und nicht für Geld und Karriere wohlfeile Ergebnisse liefern. Für dieses Denken wurde er von der katholischen Kirche am 17. Februar 1600 auf dem Camp d'Fiori auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

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Leseprobe

I. Kapitel


I. KAPITEL

Vorwort in dem die Absicht, die dazu führenden Gründe, die Mittel und die Vorgehensweise erklärt werden.

Wie der Geist, der den natürlichen Dingen innewohnt,

seine Kraft in bestimmten Stufen entfaltet,

so dass er sie in ihrem Rang unterscheidet

und zu einer sinnvollen Ordnung vereint,

so legt am Anfang das Werk des Denkens,

die lebendige Kraft des scharfen menschlichen Verstands,

die Einteilung fest, die er darauf anwenden will,

und das Maß, mit dem er es wägt.

Doch eine Vielzahl lärmender Sophisten,

führt die Menschen weit fort von den offenen Pforten,

wo sie mit Leichtigkeit die richtige Lehre erkennen

und den Aufgang des Lichtes bewundern könnten,

in dem alles erstrahlt, was durch die Stimme

von Mutter Natur so kunstvoll erklingt,

und durch ihre Gestalt vor unseren Augen erscheint.

Oh du, der du in sterblichen Herzen

ein unauslöschliches Feuer entflammst,

der du in meiner Brust ein so großes Licht aufleuchten Iässt

und ein so großes Feuer entzündet hast, dass ich,

nachdem ich hier und dort die Dunkelheit vertrieb

und die träge Schwere der lähmenden Last bezwang,

meine Sinne erheben und den unermesslichen Umkreis

der Sterne durchwandern kann,

du bist das Leuchten, das alles sieht,

und das Licht, in dem alles sichtbar wird.

Du hebst den Geist empor und führst

über den Äther hinaus die Sinne mit dir fort,

du hast meine Schläfrigkeit vertrieben

und schenktest mir die Gabe, wach zu sein.

Du bringst die Fähigkeit des Sehens hervor

und zeigst dich, während du alles Lebendige wahrst,

unseren Blicken in deiner Lebendigkeit.

Das Härteste durchdringst du mit sanftem Druck,

und alles, was Erde, Fluten, der Äther

oder der Abgrund umgibt, wird durch dich offenbar.

Blind nennt dich das Volk, weil es nicht sehen kann,

und ohne Geist, weil es geistlos ist.

Es gibt keinen Ort, kein Schicksal, keine Zeit und kein Alter,

die mich je bewegen könnten, meine Haltung zu verraten,

oder die mich überzeugen könnten,

dass falsch ist, was du meinen Augen zeigtest.

Denn ich weiß, dass keine Grenze alles umschließt,

dass die funkelnden Sterne in Wahrheit Welten sind,

und dass auch die Erde als wahrer, heiliger

und verehrungswürdiger Stern mit leuchtender Gestalt erglänzt.

Oh wie oft, mein Gott, haben deine Flügel den Fallenden gehalten,

wie oft, als das Gewicht der Sorgen mich niederdrückte,

war es deine Kraft, mein Höchster,

die mich hielt und nicht in den Abgrund stürzen ließ.

Durch den Anblick des gestirnten Himmels

warst du mir freundschaftlich nah,

hast die Nebel des schändlichen Wahnsinns vertrieben,

und durch deine ausgebreiteten Flügel,

in deren tausend Farben alles ringsumher ruht,

die wirren Trugbilder zerteilt.

Auch die Erde zeigt sich Phöbus geschmückt

mit blühendem Grün und glänzenden Fluten,

und während sie sein Antlitz gleich deinem widerspiegelt,

erscheint es für ihn und für dich in jedem ihrer Teile als Ganzes.

Weshalb habe ich heimlich und schüchtern nur

von der Liebe gesprochen,

welche die Erde, das Meer und der Himmel feiern,

und die Mutter Natur über allem hervorbringt?

Brenne in der müden Brust, mein Leben,

brenne stärker, ich bitte dich!

Bewahre nicht die Pfeile für mich in deinem Köcher!

Deine tausend Wunden sollen mir eine Wunde schlagen,

damit ich mich in ein einziges Leuchten verwandle,

wie ein einziges Auge das Ganze erkenne,

alles ringsumher sehe, mit einfachem Blick

Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft erkenne

und zugleich oben, unten und alles rings um mich betrachte.

Es bleibt noch, dich aus tiefstem Herzen zu bitten:

Blicke mit aufmerksamem Geist auf das Edle,

das die Erde auf ihrer gewölbten Masse trägt

und das vergleichbar den großen Sternen am Himmel ist!

Blicke auf Julius aus edlem königlichem Stamm,

der einst einem unbesiegten Reich,

das im Zeichen des Krieges die Völker Europas unterwarf

und bis zu den heißen Ländern Libyens und Asiens

Unruhe gebracht hat, das Zeichen des Sieges entriss

und den Völkern Germaniens die Freiheit gab!

Dies ist Heinrich Julius, den ich besser kenne,

als meine Worte ihn beschreiben können,

denn ich weiß, dass die dreifache Gunst

eines angenehmen Wesens, der Schönheit

und des Ruhmes der Freigebigkeit

nur durch dich gegeben sein kann,

und sich nur durch dich in einer einzigen Brust vereint.

Wenn du auch, gütiger Gott, mit deinen Augen

in der Höhe alles wahrnehmen kannst,

sah ich hier doch jenen, dessen Schwester

mit dem Königreich der Dänen verbunden ist,

die vornehme Schwester einer anderen Nymphe

die mit einem großen Helden verheiratet ist,

zu dessen Königtum das berühmte Britannien aufblickt,

der als Verwandter die gegenwärtige Hochzeit feiert

und bei der Trauung des geistlichen Führers anwesend ist.

Diesen bitte ich, sich nicht von unseren Musen abzuwenden,

während er sich am Anblick der göttlichen Nymphe erfreut,

und dass er sich durch die süßen Fesseln nicht von heroischen Taten

und der klugen Erfüllung seiner königlichen Pflichten abhalten lässt.

Ich bitte ihn, meine Werke nicht als wertlos zu betrachten

und die Gaben Minervas nicht als unsinnig zu verachten.

Denn wie man bisweilen ein fremdes Haus

durch die Behändigkeit eines Tieres viel schneller erreicht,

wenn man den schaumbedeckten Rücken des Pferdes antreibt,

und durch die gekonnte Berührung der anspornenden Gerte

die schweren Hufe wie ein mit Kraft geschleuderter Speer

nach dem Willen des Reiters schneller laufen,

als ob sie fliegen würden, wenn sich die Muskeln spannen,

so wird auch alles aus meinem Bereich

durch von Gott gegebene Kraft gewirkt und vollendet.

Deshalb wird sich ein solch erhabener und würdiger Fürst

zuweilen diesen Studien widmen,

die einmal begriffen sich als sehr leicht erweisen.

Denn wieviel auch der Körper eines Pferdes vermag,

wie sehr es die Muskeln spannt und seine Kraft wahrt,

mit welch erstaunlicher Schnelligkeit es sich auch bewegt,

wirkt eine ähnliche Kraft auch in diesem Bereich,

in dem es genügt, wenn ein einziger frei ist von Furcht,

um es allen zu überbringen.

Auch wenn mich wie jeden Krankheit

oder Alter dahinraffen werden,

so doch nicht mein Werk,

denn die Gaben des Geistes,

durch die ein einziger Tausenden vorauseilen kann,

und durch die einst gemeinsam mit Kraft und Kriegsglück

der Erdkreis bezwungen wurde,

bewahren ihren Ruhm viele Jahrhunderte lang.

Daher erhebt sich manch Werk des Geistes wie ein riesiger Berg,

und seine Bedeutung wächst, je länger es währt,

so dass man glaubt, es zeige alleine dadurch seinen Wert,

dass es für sehr lange Zeit

eine solche oder größere Macht besaß.

Dennoch sollte der Verfasser so viel Geist besitzen,

seiner Kraft ein erhabenes Ziel zu setzen

und nicht jede Form für würdig zu halten.

Denn auch wenn man ihn ins Unermessliche erhebt,

so dass er mehr und mehr in Gestalt eines Gottes erscheint,

kann keiner dieses Ziel in der Spanne

eines einzigen Lebens erreichen, selbst wenn

einem sterblichen Los solche Ehren angemessen wären.

Kein Werk ist für gering zu achten,

das zeigt, was der Scheibe der Sonne eingeschrieben ist,

und das weder die Erdichtungen der Sophisten widerlegen

noch die Eifersucht der Priester verleumden kann.

Jeder, der es begreift, wird es deshalb

eines so großen Fürsten für würdig halten.

Denn am Ende wird es sich als richtig erweisen,

dass die riesigen, einander widerstreitenden Elemente

von den Schicksalsgöttern gezwungen wurden,

sich zu einer einzigen Masse zu verbinden.

So entzünde das Licht deines erhabenen Geistes,

das eine hohe Gottheit dir gab,

betrete den Tempel, berühmter Herzog,

und glaube deinen Augen,

denn wie wenig aus dem vielen, was ich zeige,

auch begriffen werden mag,

kann dein geistlicher Sinn diesem

als dem Würdigsten dennoch Glauben schenken.

Kein Besserwisser aus den Abgründen der Grammatik,

für die jede Weisheit Aufruhr bedeutet,

wie hoch er sich durch seine Titel auch erheben mag,

ist würdig, sich dir zu nähern oder dich zu belehren,

und niemand, der an diesem Leuchten nicht teilhat,

kann meine Schriften als ungelehrt verachten

oder meine Worte als unwahr verleumden.

Ihre Ordnung stimmt mit den Worten Gottes überein

und entspricht unseren Sinnen,

denn wie ungern man es auch eingestehen mag,

bestätigen die Sinne durch ihr Gewicht meine Lehre.

Hier endet der im Überfluss vorhandene Neid,

was immer er ausschließen oder behaupten mag,

und es beginnt das neue Wissen verstanden zu werden.

Vieles, was bereits verschollen war,

wird durch die Kraft seines Verdienstes wieder erhöht,

und es wird fallen, was durch seine Worte in Ehren...

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