Magisterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Linguistik, Note: 2,3, Georg-August-Universität Göttingen (Seminar für Romanische Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Sprache ist in Frankreich schon immer Staatsangelegenheit gewesen. Neben der Nationalsprache Französisch wird innerhalb des Staatsgebiets eine große Anzahl an weiteren Sprachen gesprochen, darunter befinden sich sowohl romanische Sprachen, germanische Varietäten, eine keltische als auch eine nichtindogermanische Sprache. Dazu kommen einige Kreolsprachen in den Überseegebieten. Seit 1969 ist besonders in Frankreich die Tendenz zu beobachten, dass die Bevölkerung immer mehr den Wunsch verspürt, ihre Regionalsprachen zu schützen und zu fördern. Doch die französische Verfassung erkannte erst 2008 den offiziellen Status der Regionalsprachen an. Allerdings nicht im berühmten Artikel 2 'la langue de la république est le français', sondern in einem neueingeführten Artikel 75, der lautet: 'Les langues régionales appartiennent au patrimoine de la France.' (Loi constitutionnelle n°2008-724 du 23 juillet 2008, Article 75-1). Die Regionalsprachen sind der Nationalsprache also eindeutig untergeordnet und dementsprechend sind sie vom Aussterben bedroht. Empirisch bewiesen ist, dass immer weniger junge Menschen ihre Regionalsprache sprechen und sie zudem immer weniger gut lernen. Außerdem lässt sich eine massive sprachliche Substitution erkennen. Von diesem Phänomen sind viele mehrsprachige Gebiete betroffen. Die Sprachwahl der Sprecher hängt von einem komplexen Gefüge aus historischen, politischen, sozialen und kulturellen Variabeln ab und somit kann der Staat durch massive sprach- und sprachenpolitische Maßnahmen sowohl die Sprachwahl als auch das Sprachbewusstsein einer Bevölkerung beeinflussen. Im Elsass existieren drei Sprach- und Kommunikationssysteme: die französische Nationalsprache, die hochdeutsche Standardsprache und die elsässischen Varietäten. Französisch nimmt bei dieser Konstellation die offizielle Prestigesprache, Hochdeutsch die mehrfach geschriebene und Elsässisch die überwiegend gesprochene Sprache ein. Dieses Sprachkontinuum lässt sich einerseits durch die geographische Lage und andererseits durch den geschichtlichen Hintergrund erklären. So hat das Elsass beispielsweise vier Mal innerhalb eines dreiviertel Jahrhunderts die Staatsangehörigkeit gewechselt und dabei haben sowohl die deutschen als auch die französischen Staatsherren versucht durch sprachenpolitische Maßnahmen in die Sprachgewohnheiten einzugreifen. Die Bilanz zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist ernüchternd. Weniger als 40% der erwachsenen Bevölkerung sprechen noch Elsässisch.
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