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E-Book

Das Ende des karolingischen Klosters Rotaha

AutorKarl Pohl
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl64 Seiten
ISBN9783640211784
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Forschungsarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: keine, , 28 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Jahre 2008 ist vom gleichen Autor das Buch 'Hier!? lag das karolingische Kloster Rotaha' erschienen, das sich mit allen bisherigen Argumenten auseinander setzte, die seither zum Thema 'Rotaha' und der vermuteten Lage des Klosters ins Feld geführt worden sind. Der Autor weist aber gute Gründe nach, die für den Standort im Stadtteil Rollwald / Nieder- Roden der Stadt Rodgau sprechen. Bekanntlich wird das Kloster Rotaha bisher dem Standort Oberroden der Stadt Rödermark, insbesondere auf Grund Aussagen von Prof. Schallmayer, zugeordnet. Vorliegender Beitrag beschäftigt sich mit dem Ende des Klosters. Im ersten Teil dieses Beitrages geht es um das individuelle Ende der Klosterinsassen, um die Grablege. Im zweiten Teil geht es um das plötzliche Verschwinden des Klosters und seiner möglichen Ursachen. Hierbei werden die Gründe untersucht, die eventuell in der Schenkungsurkunde der Äbtissin Aba vom 25.2.786 schon auf eine Klosterauflösung hindeuten. Aber auch die politischen Wirren im 13. Jahrhundert können die Ursachen des Verschwindens vom Kloster Rotaha gewesen sein. Im dritten Teil beschäftigt sich der Autor mit dem Verbleib der Klosterinsassen zum Zeitpunkt der Klosterauflösung. Es werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, was mit ihnen geschehen sein könnte. Zuletzt wird aufgrund neuerer Erkenntnisse auf die Lage des 'Niwenhofes' eingegangen. In der Schenkungsurkunde wird der 'Niwenhof' als topographisches Merkmal für die Lage von Rotaha angezeigt. Die vermutete Lage des 'Niwenhofes' kann durch das Auffinden einer Urkunde und die dortige Erwähnung historisch greifbar gemacht werden. In diesem Zusammenhang steht die Frage nach dem Zeitpunkt des Verschwindens des 'Niwenhofes'. So stellt diese Schrift eine Ergänzung des ersten Bandes über die heimatkundlichen Forschungsergebnisse dar und hilft, das Bild über Rotaha zu vervollständigen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Ergebnisse die Ansicht untermauern, dass das Kloster Rotaha in der Gemarkung Nieder-Roden / Rollwald der Stadt Rodgau situiert war.

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Leseprobe

3.  Die seelsorgerische Versorgung in Nieder-Roden bis zum 13.  Jahrhundert


 

Gemäß Schreiben (4) wird 1298 die kath. Kirche St. Matthias in Nieder-Roden eingeweiht.

 

Zuvor konnte in Nieder-Roden keine eigene Kirche nachgewiesen werden.

 

Simon äußert in seinem Buch ( 12  S. 31/32) die Ansicht, dass auf Grund der Termine der Auffindung der Gebeine des St. Matthias 1050 und 1127 in Trier , wenn es eine Vorgängerkirche der o. e. Kirche von 1298 gegeben hat, diese also erst nach den erwähnten Trierer Terminen existent war.

 

Da Nieder-Roden expressis verbis (Codex Laureshamensis Nr.1965) seit 791 nachgewiesen ist , vermutet er eine weitere Vorgängerkirche in Nieder- Roden, die womöglich eine Marienpatrozinium hatte, das von Rotaha übernommen wurde. Diese Argumentation weist auf eine Möglichkeit hin, aber dafür gibt es überhaupt keine Anhaltspunkte. Von der Logik her jedoch ist zuzustimmen, dass es schon vorher eine Kirche bzw. eine kirchliche Versorgung – in welcher Form auch immer- für Nieder-Roden gab.

 

Trotzdem sollte an dieser Stelle nochmals auf das Patrozinium eingegangen werden.

 

Die Argumentation, die Schallmayer ( 19 S. 892 ) wiederholt und damit unter Bezug auf das Nazarius – Patrozinium der Kath. Pfarrkirche Oberroden begründen will, dass das Kloster Rotaha in Oberroden gelegen haben soll, muss noch einmal angesprochen werden.

 

Im gleichen Buch wird (19  S.800 ) in der Betrachtung des Klosters Lorsch davon gesprochen, dass der Rückgang der Begeisterung für die Verehrung des HL. Nazarius  schon ab 792 zu spüren war, ohne dass bisher einwandfrei geklärt werden konnte, welche Gründe dafür ausschlaggebend waren.( Auf mögliche Gründe wird in späteren Kapitel hingewiesen.)

 

So besaß die Pfarrkirche von Uelvesheim  ursprünglich das Patrozinium des St. Nazarius        ( Urkunde Hess St. A. Darmstadt A 14 bis 1300  Nr. 2933), das später in St, Martin umgewandelt wurde. Weitere dem hl. Nazarius geweihte Kirchen stehen in Zazenhausen, Ergenzingen, Ersheim / Neckar und Öffingen.

 

 Bei allen genannten Orten bestehen keine Verbindungen zu vorausgegangen Klein- Kloster-Übernahmen durch Kloster Lorsch.

 

Flachdecker (24  S.145) schreibt dazu:“ Damit konnte es in der Realität zu Patrozinien-wechseln kommen, falls der verehrte Heilige aus politischen, religiösen, sozialen Gründen seine Attraktivität verlor, teilweise lassen sich Wellenbewegungen in der Beliebtheit feststellen. Dieser Wechsel war allerdings in den seltensten Fällen ein bewusster, zeitlich exakt anzugehender Akt.“ „Patrozinien waren von den jeweiligen Zeitströmungen abhängig. Heutige Patrozinien von Kirchen bzw. Altären lassen daher nur unter Einschränkungen auf das Alter ihrer Entstehung schließen.“ Und K.H. Schäfer schreibt in seiner Untersuchung „Kirchenpatrozinien in Hessen „ (S.111) „Patrozinienwechsel sind häufig Signale für einen Verdrängungswettbewerb zwischen einer alten, zunehmend abseits gelegenen, und einer neuen verkehrsgünstiger liegenden Kirche“.

 

 Zusammenfassend könnte man also sagen, dass das Patrozinium  des Hl. Nazarius von Oberroden dann entstanden sein kann, als der Niedergang des Klosters Rotaha als Eigentum des Klosters Lorsch den Ansporn zur Größe hervorrief, die Lorsch unter der Schutzherrschaft des Hl. Nazarius erfahren hatte. Es könnte auch eine Art der Fortsetzung seelsorgerischer Heimat sein, die das Kloster Rotaha – geweiht Maria und den Heiligen- für die Menschen von Oberroden gewesen sein, die das Kloster besuchten und die wirtschaftliche Unterstellung des Klosters Rotaha unter den Heiligen Nazarius erfahren hatten.

 

Wenn Kloster Lorsch vorher dem Kloster Rotaha das Patrozinium des Hl. Nazarius aufoktroiert hätte, so wäre es doch seitens des Klosters Lorsch total absurd, sich mit der Verleihung des Patroziniums an Oberroden  eine Konkurrenz zuschaffen, die mögliche Einkünfte durch Schenkungen schmälert. Ob überhaupt eine Verleihung stattgefunden hat, ist fraglich. In (19 S.168) wird – zwar unter anderem Bezug- von einer grundsätzlichen Wahl eines Patroziniums gesprochen.

 

Außerdem dürfte, wenn und überhaupt, diese Verleihung  erst um 1250 stattgefunden haben, da das Kloster, das  bekanntlich ein Marienpatrozinium ( ...in honore sanctae Mariae vel ceterum sanctorum...) hatte, wohl erst zu diesem Zeitpunkt im Gesamtbesitz vom Kloster Lorsch aufging. Aus (19 S.804) ist nicht zu entnehmen, wie die Behauptung zu werten ist, dass der bei Oberroden gelegene Besitz des Klosters Rotaha  mit zahlreichen (anderen) Schenkungen verbunden werden konnte.

 

Zweifel sind erlaubt, ob Oberroden überhaupt ein durchgängiges St. Nazarius –Patrozinium hatte. Zwar wird ohne Quellenangabe erwähnt (26 S.14), dass das Fest des Hl. Nazarius in Oberroden schon seit Mitte des 14.Jahrhunderts gefeiert wurde, jedoch bleibt die Frage offen, ob Nazarius zu diesem Zeitpunkt schon Kirchenpatron war. Dr. F. Büll OSB ist- persönlich um das Problem des Patroziniums befragt- der Meinung, dass ein Patrozinium nur erlangt wird, wenn auch Reliquien des Heiligen an die Kirche kamen. Dies entspricht voll der Meinung, die in (28 S.139) dargestellt wurde: „oder eine Reliquie wurde in einem Altar anlässlich dessen Weihe deponiert.“

 

Diese Reliquien werden seitens Oberroden in (26) mit keinem Wort erwähnt.

 

So können wir über eine Urkunde entnehmen (25 S.140)

 

„Über eine weitere Altarspfründe an diesem Ort erfahren wir im Jahre 1472. Am 12.Juni bittet Heinrich Molitor, Rector, d. h. Vikar am hiesigen St. Stephans- Altar ( in Ober- roden ) um Erlaubnis, die damit verbundene Einkunft gegen die des Heilig – Kreuz-Altars  an St. Gangolf zu Mainz, deren Inhaber Nikolaus Weisbeck ist, eintauschen zu dürfen.  Vorausgegangen war bereits die Beurkundung dieses Tausches durch Erzbischof Adolf von Mainz an einen Scholastiker Symon Heidegg an der Kirche Santa Maria in campis extra muros, der wohl Oberpfründner des Heilig-Kreuz-Altares war  und die Genehmigung des Kollators , des Grafen Philipp von Hanau.“

 

In der Urkunde ( Hess St. A. Nr. A1 14.7 174/5 v. 6.12.1472) , das sich mit dieser Angelegenheit befasst, wird jedenfalls von einem Nazarius- Patrozinium nicht gesprochen.

 

Auffällig an dieser Urkunde ist, dass im Gegensatz zu der Altarstelle in Mainz kein weiteres Patrozinium in Oberroden angegeben wird. „..alt: St. Stephani in sup. Roda et Nic. Wyhsbecker rect., alt; St. Cruci in ecclesiae St. Gingolf  dictae civit port.“

 

 So ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass die Kirche in Oberroden mindestens zeitweise dem St. Stephanus geweiht war und sich erst zu einem späteren Zeitpunkt das Patrozinium  des Hl. Nazarius in Erinnerung an bessere Zeiten  zugelegt hat.

 

 Es auch ist nicht denkbar, dass in der seinerzeit kleinen Gemeinde Oberroden mit etwa 300 Einwohnern ein möglicher Nebenaltar des Hl. Stephanus mit einem eigenen Vikar besetzt und dessen Einkünfte als Pfründe anzusehen war. Hier musste es sich offensichtlich um den Hauptaltar handeln und damit um das Patrozinium der Pfarrkirche.

 

Nebenbei bemerkt: Die Stiftskirche St. Gingolf in Mainz wurde 1570 – da baufällig geworden- durch einen Neubau ersetzt, der 1812 abgebrochen wurde.

 

Dass das Patrozinium zu Ehren der Gottesmutter Maria einen großen Stellenwert verfügte und im Kreis der Gläubigen von Nieder-Roden eine hervorragende Stellung einnahm, dafür spricht, dass die kath. Nachfolgekirche St. Matthias, der Verehrung der Gottesmutter einen großen Platz einräumte. Dies geschah durch die Anschaffung eines Marienaltares und einer Glocke, die der Hl. Maria geweiht ist. (20 S.232 ff.) Da dieses Inventar zu den ältesten  Einrichtungsgegenständen der Kirche zählen, ist davon auszugehen, dass man dem aus der Klosterkirche Rotaha gewohnten Marienpatrozinium Rechnung trug und so in gewisser Weise eine althergebrachte Tradition  weiterführte.

 

Im Codex Laureshamensis Nr. 164  wird von den 5 Töchterklöstern des Klosters Lorsch gesprochen. Von diesen größeren und einflussreicheren Töchterklöstern, die mit Kloster Lorsch viel länger und intensiver als das Kloster Rotaha verbunden waren, hat nicht ein einziges das Patrozinium des Hl. Nazarius vom Mutterkloster erhalten. Die Frage ist also, warum ausgerechnet das ziemlich...

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