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E-Book

Das Geheimnis dauerhaften Glücks

Leitsterne für Paare

AutorFriederike von Tiedemann
VerlagKreuz
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783451337888
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Steht die Liebe unter einem guten Stern? Wird sie von Dauer sein? Gute Vorsätze dafür wie 'Wir reden über alles' oder 'Wir akzeptieren uns so, wie wir sind' bringen die Liebenen meistens mit. Aber gerade diese führen oft zu Konflikten und Verletzungen. Friederike von Tiedemann stellt 13 typische Leitideen vor. Mit Beispielen und einem Selbsttest für Liebende macht sie deutlich, wie sie als Leitsterne für die Liebe auf Dauer wirken können. Hans Jellouschek: 'Ein wegweisendes Buch für eine gelingende Partnerschaft'

Friederike von Tiedemann, Diplompsychologin, Paartherapeutin, und Supervisorin, in der Therapeuten-Weiterbildung tätig, u.a. zusammen mit Hans Jellouschek.

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Leseprobe

»Bei uns geht es gerecht zu«


Paare, die diesem Leitstern folgen, führen ihre Beziehung nach dieser Leitidee: Du musst das Gleiche können, leisten und zahlen wie ich. Mein Käsekuchen von vorgestern wird gegen deinen Nusskuchen von heute aufgerechnet, getrennte Kassen, eigenes Bett, eigenes Konto. Heiraten kommt für mich nicht infrage, oder erst sehr viel später.

Partner mit dieser Leitidee bevorzugen die Unabhängigkeit und Autonomie und empfinden es als fair und partnerschaftlich, wenn keiner von beiden mehr gibt oder mehr nimmt.

Solchen Paaren fehlt es neben der die Liebe bereichernden Großzügigkeit oft an Verbindlichkeit und Gemeinschaftssinn, was dazu führt, dass ihnen irgendwann das Wir-Gefühl verloren geht. Dieses drückt sich gerade darin aus, zusammenzutun, was jeder geben kann, auch wenn es ungleich sein mag, und nicht ständig gegenzurechnen.

Die Geschichte

Peter und Ina sind ein Paar Mitte 30, das sich im Studium kennenlernte. Beide waren schon früh aus den Elternhäusern entflohen: Ina, weil ihr Vater Alkoholiker war und weil sie die abhängige und ohnmächtige Mutter genauso wenig ertragen konnte wie ihren Vater. Peter, weil er das sechste von sieben Kindern war und ohnehin das Gefühl hatte, seinen Eltern zur Last zu fallen. Beide fanden sich in erster Linie dadurch attraktiv, dass jeder so selbstständig sein Leben führen konnte, bereits früh auf eigenen Beinen stand und für sein Alter viel reifer und weniger kindlich wirkte als all die anderen in ihrem Semester. Auch war es für beide erleichternd, festzustellen, dass keiner befürchten musste, der andere könne sich zu sehr auf ihn verlassen oder sich schlimmstenfalls für ihn zuständig fühlen. Denn davon hatten sie aufgrund ihrer Geschichte wirklich genug. Auch in der ganz verliebten Anfangsphase trafen sie sich eher mit zwei- bis dreitägigen, manchmal sogar wöchentlichen Abständen, legten Wert auf eigene Freundeskreise, eigene Wohnunterkünfte, eigenes Geld. Letzteres war immer knapp und musste von beiden mühsam verdient werden: Ina arbeitete neben dem Studium oftmals bis tief in die Nacht in einer Gaststätte; Peter hatte Ferienjobs als Lastwagenfahrer und trug früh morgens um vier Uhr die Zeitung aus. Er pflegte auch regelmäßig eine alte Dame und lebte sehr sparsam und bescheiden. Das hatte er ja schon zu Hause gelernt.

Wenn sie im Urlaub waren, wurde exakt ausgerechnet, was wer wann ausgegeben hatte, und beide fanden es gerecht, wenn jede Ausgabe mit einer anderen verrechnet wurde. Wenn sie kochte, sollte er danach spülen, und umgekehrt. Wenn sie das Zelt aufbaute, sollte er dafür einkaufen etc.

Da sie darauf peinlich genau achteten, wurde das Rechnen und Gegenrechnen unbemerkt zum täglichen Inhalt ihrer Kommunikation. Meist fing Ina damit an, Peter aufzuzählen, was er ihr noch »schuldete«. Teils scherzhaft, teils ernst, aber dennoch mit ausnahmsloser Regelmäßigkeit. So wurde der Käsekuchen von gestern mit dem Nusshörnchen von heute aufgerechnet oder die Pizza vom Mittag mit der Kinokarte am Abend. Ihre Freunde scherzten nicht selten darüber, dass Peter und Ina mehr miteinander rechneten, als dass sie sich küssten, aber das ignorierten sie, denn sie waren sich einig und empfanden es sogar als Glück, dass es bei ihnen gerecht zuging. Keiner hatte ein Nachsehen und beide fühlten sich jederzeit selbstständig und unabhängig. Das war nach ihren genau gegenteiligen und leidvollen Erfahrungen im Elternhaus ein positiver, gemeinsamer Nenner, der sie verband.

Nach dem Studium erhielt Peter eine gute Position in einem großen Autokonzern. Die Karriereleiter stolperte er fast nach oben, da er mit seiner diplomatischen und korrekten Art gutes Feedback bekam. Mit 34 war er nicht nur Führungskraft, sondern auch Betriebsratsmitglied und verdiente für seine Verhältnisse richtig viel Geld, das er eifrig sparte. Aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes und seiner Ausdauer gewann er unter seinen Kollegen und Vorgesetzten bald hohes Ansehen.

Mit Ina ging es nicht ganz so erfolgreich weiter. Sie war mit ihrem Pädagogikstudium fertig, hatte aber zunächst keine Stelle in Aussicht – zumindest nicht in der gleichen Stadt wie Peter. Sie versuchte ihr Glück in verschiedenen Einrichtungen und sammelte einige wertvolle praktische Erfahrungen, bedauerlicherweise aber für schlechten Lohn.

Ina sehnte sich angesichts ihrer wechselhaften Berufslaufbahn nach mehr Verbindlichkeit in der Beziehung und wollte Peter gerne näher bei sich haben. Sie träumte immer öfter von Dingen, die ihr bisher nicht wichtig waren: eine gemeinsame Wohnung, Familiengründung, ein gemeinsames Leben.

Ina traute sich lange nicht, diese Wünsche bei Peter anzusprechen. Sie wusste, dass er seine Unabhängigkeit liebte. Schließlich aber, an einem ihrer letzten Urlaubstage in der Toskana, als sie sich gemütlich bei Kerzenschein und Barolo lange und gut unterhalten und die etwas schwieriger gewordene Rechnerei auch beendet hatten (die Budgets waren jetzt sehr unterschiedlich), fragte sie Peter, ob er mit ihr leben wolle. Es brauchte lange, bis er schließlich antwortete: »Ja, gern, aber jetzt noch nicht, erst will ich das neue Projekt hinter mich bringen.« Es vergingen noch eineinhalb Jahre, bis Peter sich endlich durchrang, und es dauerte auch deshalb so lange, weil sie sich nicht einig wurden, welche Wohnung die günstige und passende sei. Die Überlegungen umfassten die Quadratmeter, die Aufteilung der Zimmer, wer wie viel Platz, wie viel Sonne und wie viel Dachschräge zugeteilt bekam. Zahlreiche Gespräche vergingen, bis sie sich einig waren, wo die Wohnung liegen sollte. Peter wollte einen kurzen Arbeitsweg, Ina wollte eher in Zentrumsnähe wohnen, denn sie hatte mehrere Jobs in verschiedenen Einrichtungen. Nach den langen Gesprächen fühlten sie sich oft ganz erschöpft. Das ständige Aufpassen, dass es auch immer gerecht zuging, kostete Kraft, am Ende sogar Liebeskraft. Ina verlor schneller die Geduld, hatte sie mit ihrem Wunsch nach mehr Gemeinsamkeit doch ohnehin schon so lange innerlich gehofft und gewartet. Sie fand Peter in seiner Kleinlichkeit plötzlich albern und warf ihm vor, er liebe sie nicht genügend für ein Leben zu zweit, weil er so ausweichend war. Schließlich hielt sie ihm ja den Rücken frei, da sie bei der Wohnungssuche viel mehr an Zeit und Aufwand investierte und sich immer seine langatmigen Geschichten aus dem Job angehört und ihm beratend Beistand geleistet hatte.

Schließlich zogen sie in eine Wohnung, die genau auf halbem Weg zur Firma von Peter und zur Innenstadt lag. Obwohl Ina immer noch wenig verdiente, teilten sie Miete und Nebenkosten exakt und richteten eine Haushaltskasse ein, in die jeder regelmäßig einzahlte. Die Streitereien nahmen zu, weil Peter sich nun mehr gönnte, den besseren Wein, die teuren Fischfilets, das lederne Sofa, einen Mittelklassewagen, den Ina nur gegen Benzinauffüllung und Abnutzungsgebühr fahren durfte.

Ina fühlte sich traurig und wusste oft nicht, warum. Sie gestand sich nur insgeheim ein, dass sie sich nach dem Gefühl sehnte, man ziehe gemeinsam am selben Strang. Eine Stelle war nun in Aussicht, aber nur ein Teilzeitjob. Sie hatte keine Chance, ihrem rasch aufgestiegenen Peter das Wasser zu reichen. Sie wünschte sich eine Heirat und Kinder, doch beides wollte Peter nicht. In nächtlichen Diskussionen versuchte er, ihr klarzumachen, dass er sie auch ohne Trauschein liebe und dass das mit den Kindern doch noch Zeit habe, bis sie eine sichere Stelle hätte. Ina verlor aber langsam und sicher das Vertrauen in ihre Liebe zu Peter. Sie lebten als gut funktionierendes Team nebeneinanderher, rechneten weiterhin alles genau aus, so dass es zwischen ihnen gerecht blieb. Aber es fehlte etwas in ihrer Partnerschaft. Es fehlte die Verbindlichkeit und Großzügigkeit im Nehmen und Geben. Es fehlten das Gefühl der Zusammengehörigkeit und die Sicherheit, auch mal Durststrecken gemeinsam durchzustehen. Beiden fehlte innerlich der Kontakt zum anderen, und beide vermissten vor lauter »Ich« das »Wir«, das Gefühl, gemeinsam durchs Leben zu gehen.

Der gute Stern

Ina und Peter achten auf den Erhalt ihrer Autonomie in der Paarbeziehung, und damit tun sie durchaus etwas Kluges. Wertvoll daran ist, dass sie Individuen bleiben und damit füreinander interessant und anziehend sind. Sie haben aus ihrer Lerngeschichte eine erhöhte Aufmerksamkeit an der Stelle, wo Abhängigkeit zur Last und die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit begrenzt werden könnte. Deshalb ist es durchaus verständlich und sinnvoll, dass sie einander viele Jahre nichts schuldig bleiben. Keine Abhängigkeit voneinander wird zum Hauptgrund für ihr Zusammenbleiben. Die Beziehung ist immer frei, immer offen, immer spannend, immer fast wie am Anfang ihrer Liebe. Keiner kann sich des anderen zu sicher sein. Beide fühlen ihre Liebe in Freiheit und im gegenseitigen Respekt ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten. Dies nährt eine Beziehung auch auf Dauer und beide Partner fühlen sich darin lange recht wohl.

Wenn der Stern vom Himmel fällt

Bei Ina und Peter ist es dennoch anders gekommen, weil sie vor lauter Sorge, dass es bei ihnen gerecht zugehen möge, übersehen, dass sie einem anderen tiefen Wunsch, dem nach innerer Bindung und Verbindlichkeit, zu wenig Beachtung schenken. Auch änderte sich mit dem Fortschreiten der beruflichen und persönlichen Entwicklung die Lebenssituation der beiden, so dass die ähnliche Ausgangsbasis verloren ging und das Paar seinen Anspruch auf Gerechtigkeit nicht mehr so leicht verwirklichen konnte wie zu Studienzeiten, als beide materiell wenig hatten.

Schließlich sind das Bedürfnis nach...

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