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E-Book

Das Geheimnis glücklicher Kinder

AutorSteve Biddulph
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641137960
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Der Weltbestseller von Steve Biddulph mit über 500.000 verkauften Exemplaren allein in Deutschland
Der Psychologe und Familientherapeut Steve Biddulph gibt Eltern Handlungsanleitungen zu einem entspannteren und konfliktfreieren Umgang mit ihrem Nachwuchs. Hier erfahren Eltern, was in ihren Kindern wirklich vor sich geht und wie man am besten darauf reagiert.
«... ein tatsächlich einzigartiges Buch, das die üblichen Ratgeber weit hinter sich lässt ...»
SÜDDEUTSCHER RUNDFUNK

Steve Biddulph hat lange Jahre das Collinsvale-Zentrum für Lehrer, Therapeuten und Erziehungsberater in Hobart, Australien geleitet. Der ausgebildete Psychologe und Familientherapeut ist bei den wichtigsten Pionieren der Kinderpsychologie in Australien und den USA in die Lehre gegangen. Auf dieser Grundlage und unter Einbeziehung neuester Erkenntnisse der Kinderpsychologie hat er seinen eigenen, von Humor und Anteilnahme geprägten frischen Beratungsstil entwickelt. Er hat eine Tochter und einen Sohn und lebt mit seiner Familie an der Pazifikküste im Norden des australischen Bundesstaates New South Wales

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Leseprobe

Die Psyche prägen


Sie hypnotisieren Ihre Kinder ohnehin jeden Tag. Warum dann nicht bewußt das Richtige vermitteln?


Es ist 9 Uhr abends, und ich sitze in meinem Büro mit einer in Tränen aufgelösten 15-Jährigen. Ihr modisches Outfit, für weit Ältere gedacht, läßt sie noch hilfloser und kindlicher erscheinen. Wir sprechen über ihre Schwangerschaft und darüber, was sie jetzt tun will.

Jedem, der mit Teenagern arbeitet, ist diese Situation wohlbekannt. Doch das heißt nicht, daß hier Routine wohlfeile Ratschläge und schnelle Lösungen zuläßt. Denn für die junge Frau, die vor mir sitzt, ist dies der schlimmste Tag ihres Lebens, und sie braucht all meine Unterstützung und all die Zeit und Konzentration, über die ich verfügen kann. Am wichtigsten aber ist, ihr zu helfen, eine eigene Entscheidung zu treffen.

Ich frage sie, wie wohl ihre Eltern reagieren werden, und als Antwort platzt aus ihr heraus:

„Na, die werden sagen, daß sie es mir schon immer prophezeit haben; sie haben mir schon immer gesagt, daß ich zu rein gar nichts tauge.?

Auf der Heimfahrt geht mir dieser Satz nicht aus dem Kopf: „Sie haben mir schon immer gesagt, daß ich zu rein gar nichts tauge? – wie oft habe ich Eltern auf diese Art und Weise und ähnlich mit ihren Kindern sprechen hören:

„Bei dir ist Hopfen und Malz verloren!?
„Du bist vielleicht eine Nervensäge?
„Das wirst du noch bereuen?
„Du bist genauso böse wie dein Onkel Erwin?
(der im Gefängnis sitzt)
„Du bist genauso wie deine Tante Erika?
(die gerne ein Glas trinkt)
„Bist du verrückt geworden oder was??

Mit diesen Sätzen werden viele Kinder quasi programmiert. Unabsichtlich werden sie von gestreßten Eltern dem Nachwuchs verabreicht wie ein Fluch, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Sie haben die Wirkung einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung – je öfter sie wiederholt wird, desto eher tritt sie auch ein. Kinder sind hochbegabte, exakte Beobachter und auf seltsame Weise kooperativ – normalerweise erfüllen sie die Erwartungen, die wir in sie setzen!

Die eben genannten, zugegebenermaßen krassen Aussprüche sind unzweifelhaft schädlich. Die meisten der negativen Programmierungen sind jedoch nicht sofort als solche zu erkennen. Spielen Kinder auf einem Baugrundstück, klettern sie auf einen Baum, so hört man schon den ängstlichen Ruf der Mutter am Zaun: „Du wirst runterfallen! Paß auf, du rutschst gleich aus!?

Am Ende eines halbherzig geführten Streits mit der Mutter, die daraufhin wutentbrannt die Tür zuknallt und auf die Straße läuft, verkündet der leicht angetrunkene Vater: „Da siehst du es, mein Sohn, trau keiner Frau über den Weg. Am Ende machen sie dich fertig.? Der Siebenjährige schaut feierlich zum Vater auf und nickt: Ja, Papi.

Und in Millionen von Wohnzimmern und Küchen fallen Sätze wie:

„Mein Gott, bist du faul!?
„Du bist so egoistisch!?
„Du Idiot, laß das!?
„Gib das her, du Blödmann!?
„Laß mich in Ruhe, nerv’ mich nicht!?

Unsere Untersuchungen haben gezeigt, daß sich ein Kind in der Folge solcher Aussprüche nicht nur unmittelbar danach schlecht und minderwertig fühlt. Nein, solche Äußerungen haben auch einen hypnotischen Effekt und wirken im Unterbewußtsein weiter. Wie Samen werden sie in der Psyche keimen und das Selbstverständnis des betroffenen Menschen beeinflussen, um am Ende sogar seine gesamte Persönlichkeit zu prägen.


Wie hypnotisieren wir unsere Kinder?

Hypnose und Suggestion haben die Menschen schon immer fasziniert, oft werden damit magische und transzendente Vorgänge assoziiert; tatsächlich aber handelt es sich um wissenschaftlich belegte Methoden. Viele von Ihnen werden ihre Wirksamkeit schon erlebt haben, vielleicht bei einer Hypnoseshow, anläßlich einer Raucherentwöhnung oder im Zusammenhang mit Entspannungsübungen.

Wir alle kennen die wesentlichen Elemente der Hypnose: Ein sich gleichmäßig bewegender Gegenstand lenkt den Geist ab („konzentrieren Sie sich auf die pendelnde Uhr?), in sanftem Befehlston („Sie sind ganz müde!?) wiederholt der Hypnotiseur rhythmisch immer wieder denselben Satz. Auch die posthypnotische Suggestion ist uns geläufig, die Möglichkeit, einer nichts ahnenden Person einen Befehl zu suggerieren, den diese später auf ein bestimmtes Signal hin ausführt. Auf der Bühne lassen sich damit verblüffende Effekte erzielen, und von einem speziell ausgebildeten Therapeuten angewendet, kann Hypnose ein sehr wirksames Instrument bei der Heilung sein.

Doch den meisten von uns ist nicht bewußt, daß Hypnose ein fester Bestandteil unseres Alltags ist. Sobald wir bestimmte Sprechmuster wiederholt verwenden, greifen wir bereits in das Unterbewußtsein unserer Kinder ein und programmieren sie – auch wenn wir es gar nicht beabsichtigen. Allgemein wird angenommen, daß Hypnose in einem anderen Bewußtseinszustand, einem Zustand der Trance, wirkt, was mittlerweile widerlegt wurde; nur bestimmte Formen des unbewußten Lernens bedürfen solcher Zustände. Tatsächlich verhält es sich so – und das ist ziemlich beunruhigend –, daß der menschliche Geist auch im Wachzustand, ohne daß die betroffene Person sich dessen gewahr würde, programmiert werden kann.

Hypnotisiert werden, ohne es zu wissen


Der verstorbene Dr. Milton Erikson galt als der größte Hypnotiseur seiner Zeit. Einst wurde er zu einem Mann gerufen, der wegen einer Krebserkrankung unter starken Schmerzen litt, sich aber weder der Hypnose unterziehen noch Schmerzmittel einnehmen wollte. Erikson suchte ihn einfach im Krankenzimmer auf und begann eine Unterhaltung über dessen bevorzugtes Hobby – die Tomatenzucht.

Einem aufmerksamen Zuhörer wäre die merkwürdige Sprechweise Eriksons, die Betonung bestimmter Wörter wie „tief unten? (im Boden), „gut und stark? (wachsend), „einfach? (zu pflücken),„warm und locker? (im Glashaus) sowie der ungewöhnliche Rhythmus seiner Sätze aufgefallen. Der Beobachter hätte auch bemerkt, daß sich Eriksons Gesicht und Haltung beim Aussprechen dieser Schlüsselwörter leicht veränderte.

Der krebskranke Mann hatte allerdings das Gefühl, sich lediglich gut zu unterhalten. Bis zu seinem Tod aber, der, wie die Ärzte vorausgesagt hatten, fünf Tage später eintrat, verspürte der Mann keine Schmerzen mehr.

In den Vereinigten Staaten ist man bereits dabei, Verkäufer und Mitarbeiter von Werbeagenturen für den Einsatz von hypnotischen Methoden im alltäglichen Geschäftsverkehr zu schulen  – eine erschreckende Vorstellung (einige weitere Anmerkungen zu diesem Thema finden Sie im Anhang des Buches, wo kurz auf die theoretischen Grundlagen eingegangen wird).

Glücklicherweise erfordert der manipulierende Einsatz von Hypnose große Erfahrung und Geschick; zudem kann jeder Manipulationsversuch unterlaufen werden, wenn sich die betreffende Person des Vorgangs bewußt wird. Zufällige Hypnose jedoch ist so alltäglich, daß Eltern – ohne es zu merken – ihren Kindern Botschaften einimpfen, die ein Leben lang fortwirken, wenn sie nicht deutlichem Widerspruch begegnen.

Der Geist eines Kindes ist voller Fragen. Und die vielleicht wichtigsten dieser Fragen lauten: Wer bin ich? Was für eine Art von Person bin ich? Wo gehöre ich hin? Fragen zur Selbsteinschätzung, Fragen der Identitätssuche, von denen grundsätzliche Entscheidungen abhängen. Deshalb wird ein Kind gravierend von allen Feststellungen, die mit den Worten „Du bist” beginnen, geprägt.

Du-Botschaften

Ob die Botschaft „Du bist faul? oder „Du bist großartig? lautet, ist gleich, derartige Feststellungen einer „großen? Person werden sich im Unterbewußtsein eines Kindes festsetzen. Oft habe ich von Erwachsenen, die in eine Lebenskrise geraten waren, gehört, daß man ihnen in der Kindheit gesagt hat: „Du bist zu nichts nutze, das weiß ich genau!?

Die psychologische Fachsprache mit ihrer Tendenz, die Dinge noch ein bißchen komplizierter zu machen, nennt solche Aussagen „Attribute?: Und in jedem Erwachsenenleben tauchen solche Attribute immer wieder auf.

„Warum bewirbst du dich nicht für die in deiner Firma ausgeschriebene Stelle??
„Nein, dafür bin ich nicht gut genug.?

 

„Siehst du nicht, daß er so ist wie dein letzter Mann??
„Ich bin wahrscheinlich einfach zu blöd!?

 

„Warum läßt du dich von ihm rumkommandieren??
„Das ist mir mein ganzes Leben so ergangen.?

Die Worte „nicht gut genug? oder „einfach zu blöd?, kommen nicht von ungefähr. Sie sind in der Psyche der betreffenden Personen gespeichert, sie wurden ihnen in einem Alter eingetrichtert, als sie deren Wahrheitsgehalt nicht hinterfragen konnten. „Aber?, höre ich Ihren Einwand, „Kinder sind doch sicherlich nicht mit solchen ,Du-Botschaften‘ einverstanden.?

Stimmt, Kinder denken über die Sachen nach, die sie zu hören bekommen, überprüfen sie auf ihre Richtigkeit hin. Aber Kinder haben wenig Vergleichsmöglichkeiten; sind wir denn nicht alle manchmal egoistisch, faul, schlampig, vergeßlich, schadenfroh usw.? Wenn der Pfarrer in alten Zeiten von der Kanzel donnerte “Ihr habt gesündigt!”, so konnte er kaum falsch liegen – alle hatten gesündigt!

„Erwachsene wissen alles; sie können sogar Gedanken lesen?, so denken Kinder. Wenn einem Kind gesagt wird „Du bist ein Tolpatsch?, wird es sich tatsächlich tolpatschig verhalten.

Das Kind...

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