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Das Gesetz des Unbewussten im Rechtsdiskurs: Grundlinien einer psychoanalytischen Rechtstheorie nach Freud und Lacan.

AutorMartin Schulte
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheSchriften zur Rechtstheorie 249
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783428530885
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis79,90 EUR
Das ethische Ziel des Autors ist es, mittels der theoretischen Psychoanalyse Freuds und Lacans unbewusste Dimensionen in Rechtsdiskursen zu beleuchten und damit die Möglichkeit zu eröffnen, verschlüsselte Symptome zu identifizieren und aufzulösen. Im Zentrum steht die Doppelbödigkeit aus bewussten und unbewussten Determinanten in der Rechtssprache. Martin Schulte entwickelt die These, dass legale Signifikation im »Symbolischen« stattfindet und an das »Begehren« des Rechtssubjekts geknüpft ist. Dieses »Begehren« hat seinen Ursprung in der durch das Erlebnis der Trennung geprägten Kindheit. Deswegen spielt das Phänomen der Liebe als ein auf Anerkennung basierendes Sprachzeichen eine wichtige Rolle im Rechtsdiskurs. Beispiele beziehen sich auf das Grundgesetz und die Zivilprozessordnung. Das »Begehren« und seine Beziehung zur Signifikation wird aus der Genealogie des Unbewussten im Ödipuskomplex hergeleitet und in typisierte juristische Situationen wie das Gerichtsverfahren, die universitäre Lehre und die anwaltliche Streitvertretung übertragen. So führen das Gericht oder der Gesetzgeber einen »Herrschaftsdiskurs«, der auf der Ebene des Bewussten einen »Herrensignifikanten« produziert und damit dem Rechtssubjekt eine Totalität des Gesetzes vermittelt, aber gleichzeitig seine eigene »Gespaltenheit« unbewusst verdrängt. Daneben untersucht der Autor - ausgehend von Kant - moralisches Denken unter dem Aspekt des »Über-Ichs«, die Entstehung des »Vaterrechts« im Lichte der Freudschen Ur-Mythen und die psychischen Voraussetzungen von Rechtsbindung im institutionalisierten Rechtsstaat.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Einleitung einer psychoanalytischen Rechtstheorie14
A. Psychoanalyse und Rationalität16
B. Psychoanalytische Rechtstheorie und Rechtspsychologie18
C. Wurzeln psychoanalytischer Rechtstheorie im postmodernen Denken20
D. Auswahlmotive für Freud, Lacan und die Psychoanalyse22
Kapitel 1: Recht als Mythos: Der Ursprung des Vaterrechts bei Freud26
A. Freuds Version der Entstehung der Ur-Gesetze in Totem und Tabu27
B. Der ungeschriebene Text der Thora: Die Wiederholung des Vatermords29
C. Historische Spekulation und psychologische Wahrheit?31
D. Freuds Privilegierung des Maskulinen und feministische Kritik41
Kapitel 2: Legendre und der institutionelle Vater im Rechtsstaat44
A. Das Verbrechen des Gefreiten Lortie47
B. Die unbewusste Erotik im Verhältnis des Subjekts zu den Rechtsinstitutionen51
C. Der Ödipusmythos als Allegorie der Beziehung von Subjekt und Autorität57
I. Die Familie als Urform der institutionellen Organisation59
II. Der Körper der Institution und Terror des Textes63
III. Die Kasuistik des Rechts und des Unbewussten64
IV. Paternität als Referenzpunkt des Rechts65
V. Referenzübertragung, Genealogie und Dogmatik69
D. Recht, Hypermodernität, Verlust des Glaubens72
E. Die Beschwörung des Mythos im modernen Rechtsstaat75
Kapitel 3: Lacan und das Gesetz des Signifikanten80
A. Die Enstehung von Rechtssubjektivität80
I. Der Ödipuskomplex als Grundlage des erotischen Rechtssubjekts82
II. Die Spaltung des Subjekts (S) und die Genese des Begehrens83
III. Der Objektbezug des Begehrens und des Triebes: Objet petit’a (I)84
IV. Das Trauma des Gesetzes: Kastrationserfahrung und Genießen85
V. Die Spaltung des Subjekts als Effekt des Signifikanten89
VI. Der Name-des-Vaters und der phallische Signifikant als Legalfunktion91
VII. Schrebers Vater und Lacans Name-des-Vaters98
B. Das Gesetz in der Strukturierung der subjektiven Erfahrung: R, S, I102
I. Das Reale und das Trauma der Ungerechtigkeit103
II. Die imaginäre Ordnung und die höhere Gerechtigkeit106
III. Das Rechtszeichen in der symbolischen Ordnung108
1. Die symbolische und die imaginäre Dimension der Signifikanten in der Sprache110
2. Der Herrschaftssignifikant und seine Beziehung zum Signifikat111
3. Metapher, Metonymie und Gesetzesauslegung114
4. Die Alterität des Symbolischen und der große Andere des Rechts (A)118
5. Der Signifikant des Mangels im Anderen S (A) und das Unbehagen in der Rechtsordnung S (§)121
C. Das Recht als Funktion in der Topologie des Subjekts122
I. Die Symbolisierung des Imaginären als Kohärenzerfahrung124
II. Das Reale im Symbolischen: Objet petit’a (II)126
III. Die imaginäre Vergegenständlichung des Realen (F) und die Symbole des Staates127
IV. Sexuiertes Wissen und die Position des Subjekts gegenüber dem Anderen des Rechts127
V. Die Partikularität der subjektiven Erfahrung des Gesetzes: Das Sinthôme129
1. Die Logik der Wahrheit und die sexuierten Positionen zum Anderen des Rechts133
2. Die Logik der Sprache137
3. Die Logik der Sexuierung138
D. Recht als Erfahrung zwischen Signifikant und Objektbeziehung141
I. Die Paradoxien des moralischen Gesetzes (I): Annäherung an das Ding143
1. Das metaphysische Ding bei Kant und Hegel144
2. Vom metaphysischen Ding zum Ding des Unbewussten145
3. Die ödipale Struktur des Dings als das verbotene Objekt und seine Beziehung zum Gesetz146
4. Die mythische Funktion des Dings als Bild der Einheit des Rechts148
5. Die Fatalität der Annäherung an das Ding149
II. Gerechtigkeit, Bürgerrechte, Menschenrechte: Objet petit’a als legale Funktion152
III. Das bürgerliche Recht als Seinsgarant: Objet petit’a (III)157
IV. Die Paradoxien des moralischen Gesetzes (II): Kant mit Sade160
1. Das Trauma des unerfüllbaren moralischen Gebots des Über-Ichs161
2. Die Verschmelzung der Maximen Kants und Sades im Über-Ich163
3. Die Spaltung des Subjekts als Grund der Zwiespältigkeit im moralischen Imperativ164
4. Die Unsicherheiten gegenüber dem Objekt der moralischen Pflicht165
5. Die Lösung des Rätsels vom göttlichen Genießen und der doppelte Vater im Subjekt166
6. Zwischenergebnis zur Natur des moralischen Gesetzes aus „Kant mit Sade“168
V. Die Spaltung in der Funktion des Rechts171
VI. Das Objekt im sozialen Band und im Rechtsdiskurs175
E. Die psychoanalytische Seite des Rechts in Lacans Diskurstheorie176
I. Vier Möglichkeiten, das soziale Band im Rechtsdiskurs zu knüpfen178
1. Die Ökonomie des Begehrens als unbewusste Funktion diskursiven Sprechens179
2. Die vier Diskurspositionen180
3. Die Verknüpfung und Bewegung der Diskurse auf dem Möbiusband184
4. Das Zeichen der Liebe: Diskurswechsel als Funktion im Rechtsstaat188
II. Das totale Gesetz im Herrschaftsdiskurs191
1. Struktur und Bedeutung des Herrschaftssignifikanten (S1)192
2. Die Entstehung von Bedeutung in der Beziehung von (S1) zu (S2)193
3. Der Platzhalter eines unbewussten Phantasmas: Objet petit’a (IV)194
4. Die Herrschaft des Herrschaftssignifikanten in der Sprache195
5. Das Gesetz ist das Gesetz: Legislatur als Herrschaftsdiskurs199
III. Das autonome Ich im Diskurs der Universität202
1. Rechtsauslegung als Wirkungseinheit von Herrschafts- und Universitätsdiskurs206
2. Identifikation und Wechselbeziehung211
3. Totes Begehren und zwangsneurotische Züge in der Rechtsauslegung213
4. Diskursive Besonderheiten im Richter- und Gewohnheitsrecht214
IV. Die schöpferische Autonomie im Diskurs des Hysterikers216
1. Grundlagen der Hysterie: Das hysterische Rechtssubjekt217
2. Struktur des hysterischen Diskurses220
3. Rechtsanwalt und Mandant: Die Vertretung des Begehrens der Gerechtigkeit221
4. Die Liebe der Hysteriker: Anwaltliche Vertragsverhandlung und Streitvertretung223
V. Das Ende des Taumels und die Wahrheit im Diskurs des Analytikers225
1. Grundstruktur: Die Auflösung des Symptoms226
2. Der Analytiker des gespaltenen Rechtssubjekts und das Rechtssymptom227
Schluss: Impulse einer psychoanalytischen Rechtstheorie231
Verzeichnis einiger Grundbegriffe der Psychoanalyse nach Lacan236
Literaturverzeichnis241
Personen- und Sachwortverzeichnis248

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