ZUCKERFALLEN UND WIE
MAN SIE VERMEIDET.
Zucker hat viele Namen: Saccharose, Glucose oder Traubenzucker, Dextrose, Fructose oder Fruchtzucker, Maltose oder Malzzucker, Invertzucker, Glukosesirup, modifizierte Stärke, Maisstärke, Weizenstärke.
Die häufigsten Zuckerfallen.
Fangen wir mit den Erklärungen mal bei null an: Was ist eigentlich Zucker? Kohlenhydrate gehören neben Fetten und Eiweißen zu den Energie liefernden Nährstoffen. Zucker besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff und liefert pro Gramm 4,1 Kilokalorien. Da der menschliche Stoffwechsel in der Lage ist, selbst Zucker zu bilden, sind wir nicht darauf angewiesen, ihn mit der Nahrung aufzunehmen. Er ist somit nicht lebensnotwendig. Anders sieht es bei Fetten und Eiweiß aus: Diese müssen wir mit der Nahrung aufnehmen, weil unser Körper sie nicht herstellen kann.
Nehmen Sie sich vor zuckerfreien Produkten in Acht!
Kennen Sie das? Sie kaufen einen Fruchtsaft mit der Kennzeichnung »ohne Zuckerzusatz« und wundern sich, dass er trotzdem enorm süß schmeckt? Wie kann das sein? Laut der Health-Claims-Verordnung bedeutet »zuckerfrei«, dass maximal 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm oder 100 Milliliter Nahrungsmittel enthalten sein dürfen. Dabei bezieht sich der Begriff »Zucker« auf den handelsüblichen Haushaltszucker. Das heißt aber nicht, dass das Nahrungsmittel frei von anderen Zuckerarten ist! Weiterhin ist es so, dass bei Säften zwecks Korrektur eines sauren Geschmacks bis zu 15 Gramm Zucker pro Liter Saft zugesetzt werden dürfen, ohne dass eine Deklaration im Zutatenverzeichnis erforderlich ist! Das entspricht immerhin 5 Stück Würfelzucker zusätzlich.
Auch ein Apfelsaft aus Fruchtsaftkonzentrat mit der Deklaration »ohne Zuckerzusatz« liefert 11 Gramm Kohlenhydrate auf 100 Milliliter. Es handelt sich hierbei um fruchteigenen Zucker.
Schauen Sie deshalb aufs Etikett!
Zucker hat viele Namen, hinter denen er gerne auf der Zutatenliste versteckt wird. Diese verbergen sich meistens hinter Begriffen mit der Endung »-ose« oder hinter dem Begriff »Stärke«. Aber egal, wie er sich nennt, Zucker ist Zucker, und dieser landet früher oder später im Blut und Ihr Körper muss daraufhin mit einer Insulinreaktion antworten.
Warum sind wir eigentlich so verrückt nach Süßem?
Die ausgeprägte Vorliebe für die Geschmacksrichtung süß wird von verschiedenen Faktoren geprägt. Diese tragen entscheidend dazu bei, dass wir auf den Kuchen zum Kaffee oder das Dessert nach einer Hauptmahlzeit kaum verzichten mögen. Naschen ist also für viele Menschen so wichtig wie die Luft zum Atmen.
Süßpräferenz zum Überleben wichtig.
Alles begann zu Urzeiten, als es keine Supermärkte gab und Lebensmittel auch nicht durch Etikettierung als verzehrgeeignet gekennzeichnet waren. Zu dieser Zeit musste man sich auf seinen Geschmacks- und Geruchsinstinkt verlassen, um genießbare von giftigen Lebensmitteln zu unterscheiden. Ausgeprägte Bitterrezeptoren auf der Zunge waren überlebenswichtig, denn bitter schmeckende Nahrung war mit größerer Wahrscheinlichkeit giftig. Süße Früchte dagegen waren zum unbedenklichen Verzehr geeignet. Während uns die Süßvorliebe zur damaligen Zeit das Leben retten konnte, wird dieses Erbe heutzutage zum gesundheitlichen Laster.
Lust auf Süßes ist angeboren.
Zudem scheint uns die Vorliebe für Süßes bereits in die Wiege gelegt zu werden. Forscher behaupten, dass Schwangere, die viel und gerne Süßes essen, dies an den Nachwuchs weitergeben. Verstärkt wird die Präferenz noch durch das süß schmeckende Fruchtwasser und durch den in der Muttermilch enthaltenen Zucker. Kein Wunder, dass Säuglinge die Miene verziehen, wenn man ihnen bittere Tropfen verabreicht. Weiterhin vermutet man, dass Menschen, die sensibler – also ablehnend – auf bittere Speisen reagieren, eine größere Vorliebe für Süßes haben als diejenigen, die keine große Bitteraversion haben. Dies würde wiederum erklären, warum manche Menschen es süßer mögen als andere.
Kinder lieben Süßes mehr als Erwachsene.
Dass gerade Kinder so gerne naschen, erklären Forscher mit dem erhöhten Energiebedarf in der Wachstumsphase. Zucker spendet hierfür schnell und viel Energie. Ist die Wachstumsphase beendet, nimmt die Vorliebe für Süßes ab, da keine biologische Notwendigkeit mehr vorhanden ist.
Herkunft und Hormone beeinflussen die Zuckergier.
Allerdings scheint die Süßpräferenz unterschiedlich ausgeprägt zu sein: Gemessen an uns Europäern mögen es Afroamerikaner süßer, während Pima-Indianer und Asiaten nicht so große Süßfreunde sind. Stadtbewohner verzehren anscheinend mehr Zucker als Menschen auf dem Land. Männer mögen es wohl süßer als Frauen. Frauen verwenden aber wiederum mehr Süßstoffe. Herkunft beziehungsweise ethnische Zugehörigkeit und die Hormone scheinen also enormen Einfluss auf das Verlangen nach Süßem zu haben. Grundsätzlich beeinflussen die Hormone bei Frauen das Süßempfinden. Forscher haben herausgefunden, dass Frauen, die eine stark dosierte Pille nehmen oder schwanger sind, eine weniger stark ausgeprägte Präferenz für Süßes haben. Außerdem nimmt vor und während der Menstruation die Sensibilität für Süßes zu.
So können Sie sich für die Geschmacksrichtung süß sensibilisieren:
- Rühren Sie in Ihren Naturjoghurt selbstgemachtes Fruchtpüree.
- Vermeiden Sie süße Getränke wie Wellnesswasser, Limonaden, gezuckerten beziehungsweise künstlich aromatisierten Kaffee.
- Meiden Sie Fertigprodukte und Fast Food.
- Nehmen Sie sich vor fettreduzierten Lebensmitteln in Acht. Diese enthalten meistens viel Zucker – als Geschmacksträger und Füllstoff.
- Naschen Sie weniger (oft) Süßes.
Zuckersüchtiges Gehirn.
Auch Regulationsstörungen hinsichtlich der Energieversorgung des Gehirns scheinen das Süßverlangen zu forcieren. Möglicherweise werden viele Übergewichtige dadurch unwillkürlich beeinflusst. Der Adipositasexperte Prof. Dr. Achim Peters spricht auch von der Selfish-Brain-Theorie: Weil das Gehirn egoistisch ist und als erstes mit Energie versorgt werden will, setzt es alle Hebel in Bewegung, um an schnell verfügbare Energie, also Zucker, zu kommen. Die Folge ist Süßhunger. Kommt der aufgenommene Zucker aufgrund der Störung nicht im Gehirn an, geht der Teufelskreis von vorne los und das Naschen geht weiter.
Naschkatze durch Erziehung, Gewohnheit und Macht der Lebensmittelindustrie.
Wer seine Kinder mit Süßigkeiten belohnt, erzieht sie nicht nur zu Naschkatzen, sondern fördert bei genetischer Veranlagung die Entstehung von Übergewicht. Die Lust auf Süßes kann aber schon allein durch ungünstige Essgewohnheiten verstärkt werden. So können Blutzuckerschwankungen aufgrund kohlenhydratreicher Ernährung das Verlangen nach Zucker verstärken.
Außerdem wird unsere Geschmackssensibilität dadurch beeinflusst, was wir ständig essen. Zucker wird mittlerweile vielen Nahrungsmitteln zugesetzt, zum Beispiel Joghurts, Fertigprodukten, Tiefkühlobst et cetera. Das hat zur Folge, dass wir immer intensiver süßen müssen, um eine Speise als süß schmeckend zu empfinden.
Den Heißhunger auf Süßes besiegen.
Wenn Sie sich schrittweise abgewöhnen, stark gesüßte Produkte zu essen, werden Sie den süßen Fruchtjoghurt aus dem Kühlregal bald verschmähen. Er wird Ihnen nicht mehr schmecken! Bereits nach wenigen Wochen Zuckerabstinenz verspüren Sie eine Veränderung Ihres Geschmacksempfindens für süß. Testen Sie dann mal wieder eine alte Lieblingssüßspeise. Möglicherweise werden Sie sich schütteln, weil diese zu intensiv zuckrig schmeckt.
Künstliche Süßstoffe, Stevia & Co.?
Wer Kohlenhydrate reduzieren will, greift automatisch auch zu Süßstoffen oder Zuckeraustauschstoffen. Das ist durchaus sinnvoll, wenn es darum geht, eine Ausschüttung des Masthormons Insulin zu vermeiden oder abzuschwächen. Dennoch sorgen alle Süßstoffe für einen süßen Geschmack, egal ob künstlich oder natürlich produziert. Dadurch verstärken sie, bei zu hohem Verzehr, genauso wie Zucker, unsere Vorliebe für Süßes. Deswegen sollten Sie auch Ihren Konsum von Light-Getränken und anderen...