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Das große Los

Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr

AutorMeike Winnemuth
VerlagKnaus
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783641091224
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Bei Jauch gewinnen, völlig frei sein, um die Welt gondeln. Wie ist es, wenn man das Leben führt, von dem alle träumen?
Sie wollte eigentlich bloß finanziell ein bisschen unabhängiger sein. Mehr dürfen, weniger müssen. Deshalb hat Meike Winnemuth bei 'Wer wird Millionär?' mitgemacht. Zu ihrer Verblüffung räumt sie groß ab: 500 000 Euro. Und nun? Einfach weitermachen wie bisher? Sie entscheidet sich, 12 Monate frei zu nehmen und um die Welt zu gondeln. Es wird ein unglaubliches Jahr. Eines, das ihr Leben umkrempelt. Und das Beste: das viele Geld hätte sie dazu gar nicht gebraucht.

Doch was passiert, wenn man wirklich alles darf? Weiß man dann, was man will? Wie ist es, wenn man das Leben führt, von dem alle träumen? Meike Winnemuth erzählt von einer unglaublichen Reise in 12 Städte auf allen Kontinenten: Sydney, Buenos Aires, Mumbai, Shanghai, Honolulu, San Francisco, London, Kopenhagen, Barcelona, Tel Aviv, Addis Abeba, Havanna. Mit Tempo, Humor und viel Gespür für die Besonderheiten der Städte und ihrer Bewohner beschreibt Meike Winnemuth ihre Erfahrungen.

Vor allem aber geht es in 'Das große Los' um Aha-Erlebnisse, Kulturschocks, den Rausch der Freiheit, das Glück des Zufalls und die Überraschungen, die man nicht zuletzt mit sich selbst erlebt.

Meike Winnemuth, 1960 in Schleswig-Holstein geboren und in Hamburg und München lebend, ist freie Journalistin. Bei 'Stern', 'Geo Saison', 'SZ Magazin' und in vielen anderen Zeitschriften sowie im Netz ('Das kleine Blaue') erschrieb sie sich eine große und begeisterte Anhängerschaft. Ihrem Reise-Blog 'Vor mir die Welt' folgten mehr als 200.000 Leser, er wurde für den Grimme Online-Award 2012 nominiert und bei den Lead Awards 2012 ausgezeichnet.

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Leseprobe

Januar

Sydney,

Australien

Liebe Rose,

eigentlich könnte ich meine Koffer gleich wieder packen und nach Hause kommen, denn besser kann es gar nicht werden. Mir Sydney als erste Station auszusuchen, war das Beste und das Blödeste, was ich tun konnte. Wie leicht die Stadt es einem macht, sich in sie zu verlieben! Und wie verdammt schwer es sein wird, hier wirklich nur einen Monat lang zu bleiben.

Das mit der Liebe ging ganz schnell, das passierte gleich in den ersten Minuten, auf der Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt. Mich wunderten die leeren Straßen an einem Montagmorgen, und der Fahrer sagte: »Heute ist Feiertag.«

»Der 3. Januar, ein Feiertag?«

»Ja, weil der 1. auf einen Samstag gefallen ist«, sagte er. »Wir lassen uns doch nicht einfach um einen arbeitsfreien Tag bringen, wo kämen wir denn da hin?«

Also wird der einfach nachgeholt. Schon mal gut, fand ich, schon mal sehr entspannt.

Zweiter Moment der Liebe: dieses Schild am Eingang des Botanischen Gartens.

Please walk on the grass. Rasen betreten erbeten, und das in einem der schönsten botanischen Gärten der Welt. Unglaublich, oder? In diesem Moment wurde mir klar, dass ich wirklich zehn Zeitzonen von Deutschland entfernt war. »Außerdem sind Sie herzlich eingeladen, an den Rosen zu riechen, die Bäume zu umarmen, mit den Vögeln zu reden und auf der Wiese zu picknicken« – genau so ist die ganze Stadt, eine ständige Aufforderung zum Genuss bei gleichzeitigem Pfeifen auf die Gepflogenheiten. Sie wissen genau, dass sie’s schön haben hier, und sie teilen es gern, diesen Eindruck habe ich an jeder Straßenecke. In der Oxford Street ist neben einem Kosmetikladen ein Handcreme-Spender an die Hauswand gedübelt, zur freundlichen Bedienung im Vorübergehen und ohne jeden Pröbchenterror von Beautytussis – solche Ideen findest Du hier überall.

Auf den Rasen des Botanischen Gartens sollte man übrigens wirklich ganz unbedingt gehen, er ist weich wie Moos, stellenweise sinkt man knöcheltief ein. Eine riesige grüne Matratze. Kein Wunder, dass so viele aus den umliegenden Büros ihr Mittagsschläfchen im Park machen: Wann immer ich hier liege, schnarcht es gemütlich links und rechts neben mir, während die wilden Ibisse um uns herumspazieren. Du musst Dir Sydney wie ein gigantisches Freiluftgehege vorstellen: Was man sonst nur aus dem Zoo kennt, läuft hier einfach über die Straße. Kreischbunte Papageien sitzen auf meinem Balkongeländer, in den Bäumen hängen kopfüber Flughunde, die abends auf der Suche nach Beute in die Vororte fliegen, und Spinnennetze von eineinhalb Metern Durchmesser, deren Urheber man lieber nicht kennenlernen möchte. Großstadtdschungel, aber wie! Bestimmt gewöhne ich mich an den Anblick so schnell wie an den von Tauben und Spatzen zuhause, aber vorerst habe ich das überhaupt nicht vor.

War es also ein Fehler, mit dieser Stadt zu beginnen? Auf keinen Fall. Ich halte es für eine gute Idee, ein Langzeitprojekt wie dieses mit einem Ort zu beginnen, der einem wie ein Schuhlöffel den Einstieg erleichtert. Ein Ort, wo man die Sprache versteht, das Klima verträgt, die Mentalität mag. Es wird noch anstrengend genug werden, sicher in Shanghai, wo ich kein Wort sprechen und kein Zeichen lesen kann. So schwer wollte ich es mir nicht gleich am Anfang machen. Dann lieber erst mal in das Nichtschwimmerbecken des Weltreisenden: nach Sydney. Um den Preis, dass ich hier nicht wieder weg will.

Egal. Das Problem löse ich am Ende dieses Monats.

Aber ich fange lieber vorne an.

Silvester in Istanbul mit Dir und den anderen, das war die beste Art, in dieses Abenteuer zu starten. Das war entspannt und familiär und lustig, gleichzeitig schon mal ein Vorgeschmack auf die weite Welt. Wie schön, dass Ihr mich auf die Abschussrampe geschoben habt! Doch je länger der Countdown lief und je näher meine Abreise rückte, desto klammer wurde mir. Am Neujahrstag war es ganz schlimm. Silvesterkater mischte sich mit Abschiedskater, ich packte mit dicker Birne meinen Koffer und wusste: Ich sehe Euch ein Jahr nicht wieder, ab jetzt muss ich allein für den Spaß sorgen. Auf dem Weg zum Flughafen wurde mir mulmig und immer mulmiger. Jetzt geht es wirklich los. Allein. Ein Jahr. Verdammt.

Was ich nicht bedacht hatte: Losfahren hat auch mit Loslassen zu tun. Vor einem dreiwöchigen Sommerurlaub muss man sich nicht groß verabschieden; man ist ja gleich wieder da. Ein Jahr hingegen ist eine lange Zeit, die mir plötzlich eine Nummer zu groß erschien. Wie würde es sein, eine ganze Runde auszusetzen? Was würde ich zuhause verpassen, was vermissen? Kann ich danach einfach so weitermachen oder würde alles anders sein?

20 Flugstunden später war es immer noch nicht besser. Ich stand morgens um neun auf dem Balkon meiner angemieteten Wohnung, vor mir den traumhaften Blick über die glitzernde Elizabeth Bay, links die Oper, rechts der Ozean, in der Hand ein Glas eiskalten Rotwein aus der angebrochenen Flasche, die meine Vormieterin im Kühlschrank gelassen hatte.

Ja, um neun Uhr morgens. Nein, es ging nicht anders.

Ich stand da und trank und guckte und dachte: Dies ist phantastisch, dies ist wunderschön. Aber was zum Teufel will ich hier eigentlich? Ich fühlte mich wie ein Zootier, das in der Savanne ausgewildert werden soll und sich aus Furcht vor der Freiheit nicht aus der Transportkiste traut.

Habe ich mich einfach zu schnell und zu schlecht vorbereitet in diese Reise gestürzt? So ganz ohne Anlauf, einfach aus dem Stand losgesprungen: Wie weit würde ich damit kommen? Reicht es für den großen Satz oder nicht doch nur für einen kleinen Hopser?

Jetlag, wirst Du sagen. Ja, klar. Aber vor allem emotionaler Jetlag. Meine Gefühle kamen einfach nicht hinterher, aus der Vorfreude der letzten Monate war noch keine Freude geworden. Die hing vermutlich noch über dem Indischen Ozean fest.

Nachts war ich hellwach, aß ein Pfund Kirschen (im Januar! Aber hier ist Hochsommer, auch die Jahreszeit hat Jetlag), kochte mir einen Becher australischen Billy Tea und tat dann etwas entsetzlich Heimwehkrankes. Lach nicht: Ich habe die Silvesterfolge vom »Traumschiff« in der ZDF-Mediathek geguckt. Ich sagte, lach nicht.

Am nächsten Tag habe ich erst mal Inventur gemacht.

»Meike Winnemuth aus Hamburg, 50, ledig, Single, keine Kinder«, so hatte mich Jauch in der Sendung vorgestellt. 50, ledig, Single, keine Kinder – wie trostlos das klingt, habe ich damals gedacht. Bin ich das, beschreibt mich das? So was wäre mir nie eingefallen, wenn ich mich Leuten vorstellen müsste. Vielleicht eher so: Meike Winnemuth, 50, deutlich jünger aussehend und sich auch so fühlend, neugierig, mutig, tendenziell faul mit Energieschüben und dem Talent zu schnellen Entschlüssen, unneurotisch, verspielt, verlässlich. Einzelgängerin mit hoher Sozialkompetenz. Bockig, wenn sie etwas wollen soll, das ihr nicht einleuchtet. Experimentierfreudig. Hat sich noch nie im Leben gelangweilt.

Das sind ziemlich gute Voraussetzungen für das Reisen, finde ich. Und natürlich ist auch singleledigkeinekinder eine Spitzenvoraussetzung dafür, wenn man es übersetzt mit: frei. Unabhängig. Kann machen, was sie will.

Das war nicht immer so, wie Du weißt. Fester Job, feste Beziehung – und dann halt doch nicht so fest wie gedacht. Nichts ist für immer – manchmal leider, manchmal Gott sei Dank. Deshalb weiß ich auch, dass meine momentane Freiheit möglicherweise ebenfalls endlich ist. Also nichts wie weg, jetzt oder nie – wer weiß, wann es noch mal so schön passt.

Unsere langzeitreiseerfahrene Freundin Sabine hatte mir geweissagt, dass sich die ersten Wochen noch anfühlen würden wie ganz normaler Urlaub. Erst nach ein paar Monaten würde ich verstehen, dass ich ein ganzes Jahr Zeit hätte. Wahrscheinlich hat sie recht, und vielleicht habe ich mir deshalb am Anfang die Tage so vollgeballert. Einerseits, weil mein innerer Duracell-Hase nicht so schnell zum Stillstand zu bringen ist, andererseits aus unbändiger Lust auf nie Getanes.

Gleich an meinem ersten Samstag bin ich um 3 Uhr morgens aufgestanden und im Stockdunkeln zur Harbour Bridge gefahren. Von den Bridge Climbs hast Du bestimmt schon gehört: Man kann den Stahlbogen hochklettern und hat dann von ganz oben einen unglaublichen Blick auf die Oper und die Stadt. Einmal im Monat geht das auch im Morgengrauen. Musste ich mitnehmen, klar.

Der Bridge Climb ist zunächst mal kein Vergnügen. Man wird in einen merkwürdigen Strampelanzug gesteckt und mit einem Sicherungsgürtel versehen, bekommt Stirnlampe, zusammengefaltete Regenjacke und Kopfhörer für die Anweisungen des Guides angeklippt, muss in ein Alkoholtestgerät pusten, unterschreiben, dass man selbst schuld ist an allem, was ab sofort passiert, und sein gesamtes Leben in einem Schränkchen verschließen: Handys, Fotoapparate, Uhren, Schmuck, alles muss am Boden bleiben. Weil es sonst vermutlich sowieso dorthin fiele. Schluck.

Dann schlängelt man sich hintereinander über schmale Stege durch das Stahlgerüst, steigt steile Stufen hinauf, hoch und immer höher. Bis wir endlich den eigentlichen Brückenbogen erreichten, waren schon gut zwei Stunden vergangen, und inzwischen verstand ich auch die Startzeit in der Dunkelheit. Denn jetzt passierte plötzlich etwas Unerhörtes: Es ward Licht.

Ich musste an meinen alten Kumpel Clemens denken....

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