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Das große TRIAS-Handbuch für Diabetiker

Typ 1 und Typ 2: Alles was Ihnen hilft

AutorEberhard Standl
VerlagTrias
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783830423560
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Unbeschwert und aktiv trotz Diabetes Sind Sie Diabetes-'Einsteiger' oder Diabetes-'Experte'? Zu welcher Gruppe innerhalb der ca. 7,5 Millionen Betroffenen in Deutschland Sie auch zählen, Sie werden feststellen, dass Ihre Fragen (und die Ihrer Angehörigen) einer bestimmten Chronologie folgen. So wie dieses Handbuch, das als Leitfaden durch den Diabetes konzipiert ist und von einer ersten Orientierung über Alltagsfragen, Ernährungswissen bis hin zu möglichen Risikosituationen führt. Sie wollen ein normales Leben mit Diabetes führen - dieses Handbuch unterstützt Sie dabei. Mit Diabetes komm ich klar Prof. Standl und Prof. Mehnert haben im Laufe ihrer langen Berufspraxis die Forschung und Behandlung im Bereich Diabetes maßgeblich vorangetrieben. Sie zeigen Ihnen, wie Ihr Leben mit Diabetes leichter wird: - Wirkweise von Insulinen und Tabletten - Blutzuckerspiegel messen - Genussvoll essen trotz Diabetes - Kompakt-Info für Typ-2-Diabetiker - Einfache Regeln für den Ernährungsplan - Übersichtliche Kohlenhydrat- und Fett-Austauschtabelle - Richtige Fußpflege - Alles zur neuesten Sozialgesetzgebung - Extra: Merkblatt Vorsorgeuntersuchungen und Urlaubs-Checkliste Ob im Beruf oder auf Reisen, vor Operationen, in der Schwangerschaft oder während einer Krankheit - mit diesem Handbuch sind Sie auf alle Fragen zum Thema Diabetes bestens vorbereitet. Prof. Dr. med. Eberhard Standl und Prof. Dr. med. Hellmut Mehnert gehören nicht nur national, sondern auch international zu den bekanntesten Diabetologen. Beide Autoren waren viele Jahre Chefärzte in der auf Diabetologie spezialisierten III. Abteilung des Krankenhauses München-Schwabing. Heute widmen sie sich der Erforschung von Diabetes am Helmholtz-Zentrum München.

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Leseprobe

Ursachen und Entstehung des Diabetes


Die Rolle der Vererbung


Warum habe gerade ich Diabetes? Unzählige Menschen hat diese Frage schon bewegt. Die Antwort, dass Diabetes eine erblich vorgegebene Stoffwechselkrankheit ist, befriedigt nur teilweise angesichts der Tatsache, dass sicherlich nicht alle Menschen mit erblichen Veranlagungen auch tatsächlich an einem Diabetes leiden.

Mittlerweile kennt man mehrere Dutzend von Erbkonstellationen, die das Auftreten eines Diabetes begünstigen. Für genauere Aussagen hinsichtlich der Erblichkeit müssen die beiden Hauptformen, nämlich Typ-1- und Typ-2-Diabetes, gesondert betrachtet werden. Allerdings existieren auch gewisse Zusammenhänge zwischen diesen beiden Diabetestypen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder und Enkelkinder von Typ-2-Diabetikern auch ein erhöhtes Risiko haben, einen Typ-1-Diabetes zu entwickeln.

Der Typ-2-Diabetes ist viel stärker erblich


Typ-2-Diabetes ist viel stärker erblich als Typ-1-Diabetes. Dies fällt besonders ins Auge, wenn man eineiige, d. h. erbgleiche Zwillinge mit Diabetes betrachtet. Handelt es sich um einen Typ-2-Diabetes, dann haben praktisch immer beide Zwillinge auch den Diabetes, wohingegen bei Typ-1-Diabetes nur in jedem dritten Fall auch der zweite Zwilling vom Diabetes betroffen ist. Ähnliches gilt auch für die Verwandten ersten Grades, also die Eltern, Geschwister und Kinder eines Diabetikers. Geht man von einem Typ-1-Diabetiker aus, dann beträgt das Risiko nur etwa drei bis fünf Prozent, dass bei diesen Verwandten wiederum ein Typ-1-Diabetes auftritt, bei Kindern Typ-1-diabetischer Väter zwischen fünf und sieben Prozent.

Geht man von Typ-2-Diabetikern aus, ist immerhin bei einem Drittel der Verwandten ersten Grades ebenfalls mit einem Typ-2-Diabetes zu rechnen, bei Töchtern von Typ-2-diabetischen Müttern sogar in jedem zweiten Fall. Natürlich gelten für Kinder, die von beiden Eltern erbliche Veranlagungen für Diabetes mitbekommen haben, höhere Risikozahlen, z. T. bis 60 Prozent.

ÜBRIGENS …

Alle diese Zahlenangaben sollten auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass Erbforscher heute von einem Diabetesrisiko von insgesamt 30 bis 35 Prozent in Deutschland ausgehen – allerdings unter der fiktiven Voraussetzung, dass alle Menschen 80 Jahre alt würden.

HINTERGRUND

MODY-Diabetes – eine genetische Sonderform

Besonders hervorzuheben ist die starke Erblichkeit einer Art des Typ-2-Diabetes, wenn er bereits bei Kindern und Jugendlichen (vor dem 25. Lebensjahr) auftritt. In solchen Familien findet man zu einem sehr hohen Prozentsatz die gleiche Diabetesform in der Generation der Eltern und Großeltern, wobei nicht selten trotz des Vorliegens eines eigentlich nicht insulinabhängigen Diabetes nach einigen Jahren dennoch eine Insulinbehandlung notwendig wird.

Für diese insgesamt seltene, meist aber dominant erbliche Sonderform von Diabetes hat man im angelsächsischen Sprachraum die Bezeichnung „MODY“-Diabetes (maturity onset diabetes in young people) geprägt.

Tests geben Aufschluss

Mittlerweile ist es gelungen, im Erbmaterial sechs verschiedene Genorte zu identifizieren, wo veränderte Gene zu Unterformen von MODY-Diabetes führen. Interessanterweise betrifft solch ein Gendefekt auch eine Schlüsselstelle in der Signalübertragung, mit der höhere Blutzuckerwerte eine Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse bewirken (Glucokinase-Gen). Für MODY-Diabetes stehen also bereits genetische Tests zur Verfügung. Bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern sind jedoch diese Gene normal.

Rückschlüsse aus der Familienbelastung


Gerade bei Typ-1-Diabetes wird also oft bei Ausbruch der Zuckerkrankheit, soweit sich das verfolgen lässt, unter den Blutsverwandten noch kein weiterer Fall von Diabetes bekannt sein. Dies ändert sich allerdings nicht selten im Lauf der Jahre. Auch muss man bei der Erforschung der familiären Belastung berücksichtigen – und das gilt insbesondere für den gehäuft familiär vorkommenden Typ-2-Diabetes –, dass früher viele der „Zufallsdiabetiker“ nicht entdeckt wurden oder dass diabetesbelastete Vorfahren verstorben sind, noch ehe sich die Zuckerkrankheit bis zum manifesten Stadium entwickeln konnte.

In jedem Fall sollte das Auftreten eines Diabetes immer zum Anlass genommen werden, auch bei weiteren Blutsverwandten danach zu fahnden, damit die heutigen sehr guten Behandlungsmöglichkeiten frühzeitig zum Einsatz kommen können.

Einflüsse des Immunsystems bei Typ-1-Diabetes


Hinsichtlich der Entstehung des Typ-1-Diabetes haben sich im letzten Vierteljahrhundert die Hinweise sehr verdichtet, dass dabei das körpereigene Abwehrsystem, das Immunsystem, eine ganz entscheidende Rolle spielt. Man bezeichnet den Typ-1- Diabetes auch als Autoimmunkrankheit. Aufgabe des Abwehrsystems ist es normalerweise, in den Körper eingedrungene Infektionserreger unschädlich zu machen, u.a. durch die Bildung von speziellen Abwehrstoffen, den sog. Antikörpern. Zum besseren Verständnis sei angemerkt, dass auch bei einer (aktiven) Impfung (z. B. gegen Wundstarrkrampf, Keuchhusten, Röteln) der wesentliche Vorgang die Bildung von genügend Antikörpern gegen den jeweiligen Krankheitserreger beinhaltet.

Dieses Abwehrsystem ist in seinen Reaktionsweisen von erblichen Faktoren abhängig. Bei Typ-1-Diabetikern findet man in 95 Prozent aller untersuchten Fälle zwei ganz bestimmte solcher erblicher Faktoren, in fast der Hälfte der Fälle sogar beide dieser Faktoren zugleich. Es handelt sich dabei um die so genannten HLA-Faktoren DR3 und DR4.

Hier wird also die erbliche Komponente bei Typ-1-Diabetes sichtbar, ohne dass diese HLA-Merkmale mit den Erbfaktoren für Diabetes gleichzusetzen wären. Auch lassen sich im Einzelfall aus der Bestimmung der HLA-Merkmale keine Voraussagen treffen, ob jemand einen Typ-1-Diabetes bekommen wird oder nicht.

Selbst wenn ein Jugendlicher sowohl HLADR3- als auch HLA-DR4-positiv ist, heißt das immer noch zu 90 Prozent, dass er keinen Typ-1-Diabetes entwickeln wird. Andererseits liegt sein Risiko für Typ-1-Diabetes mit ca. zehn Prozent natürlich deutlich über dem Prozentsatz von 0,2 bis 0,3 der Allgemeinbevölkerung. Bei der Entstehung des Typ-1-Diabetes scheint etwas mit dem Immunsystem schief zu laufen. Jedenfalls lassen sich im Blut frisch erkrankter Patienten in mindestens 90 Prozent verschiedene Antikörper entdecken, die fälschlicherweise gegen körpereigene Gewebe und Substanzen gerichtet sind.

Erstaunlicherweise gehören dazu sehr häufig Antikörper gegen die Insulin herstellenden Gewebe in der Bauchspeicheldrüse (sog. Inselzellantikörper – englisch ICA) und sogar gegen das Insulin selbst (Insulinautoantikörper – IAA). Mit GAD (Glutaminsäure-Decarboxylase) und IA2 (Inselantigen 2) hat man spezifische Eiweißstrukturen in den Inseln der Bauchspeicheldrüse erkannt, gegen die Antikörper gerichtet sind; weitere müssen aber erst noch gefunden werden.

Gleichzeitig zeigen die Insulin herstellenden Inseln der Bauchspeicheldrüse (s. Abb. ? S. 25) eine (Immun-) Entzündung (Insulitis) mit aus dem Blut eingedrungenen speziellen weißen Blutkörperchen, vornehmlich (Immun-) Lymphozyten. Damit unterliegt es eigentlich keinem Zweifel mehr, dass der Typ-1-Diabetes zu den Immun-Erkrankungen gehört.

Die in die Insulin herstellenden Gewebe der Bauchspeicheldrüse eingedrungenen weißen Blutkörperchen verrichten ihr zerstörerisches Werk über Monate, z. T. über Jahre. Man kennt mittlerweile sogar Menschen, bei denen fast zehn Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch des Typ-1-Diabetes bereits die erwähnten Inselzellantikörper im Blut nachweisbar waren. Erst wenn 80 bis 90 Prozent des Insulin herstellenden Gewebes in der Bauchspeicheldrüse vernichtet sind, kommt es zum Ausbruch des Diabetes.

Die Ursachen der Immunreaktion liegen im Dunkeln


Warum solche Inselzell- und andere Antikörper entstehen, ist heute noch eine weitgehend ungelöste Frage. Es wird vermutet, dass spezielle Infekte auf ein erblich vorgegebenes, besonders reagierendes Immunsystem treffen und dabei die bereits erwähnten Lymphozyten unter den weißen Blutkörperchen irgendwie den falschen „Befehl“ erhalten, das Insulin herstellende Gewebe in der Bauchspeicheldrüse zu zerstören.

Die immunologischen Vorgänge bei der Entstehung des Typ-1-Diabetes in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse

Dabei sind eigentlich nicht Infekte das Problem, sondern die fehlgeleiteten Abwehrvorgänge des Körpers. Dennoch haben auch spezielle Infekte Aufmerksamkeit erregt, wie z. B. Mumps („Ziegenpeter“), Masern und Röteln sowie Erkrankungen durch Coxsackieviren Typ B4. Allerdings ist der Prozentsatz von Diabetikern, die eine derartige Infektion durchgemacht haben, insgesamt wohl nicht größer als in der nichtdiabetischen Bevölkerung.

Ferner glaubt man in letzter Zeit Hinweise entdeckt zu haben, dass Typ-1-Diabetes speziell bei Menschen mit niedrigem Pigmentierungsgrad der Haut bzw. der Augen auftritt, Menschen, die überschießend auf UV-Licht reagieren und deren Immunsystem Besonderheiten aufweist.

SELBSTHILFE

Antikörpertests können den Weg weisen

Mit mittlerweile einfachen Bluttests, z. T. auch mittels eines kleinen Bluttropfens aus der Fingerbeere, kann bei Personen mit erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes (Kindern und Geschwistern von Typ-1-Diabetikern, aber auch in Fällen, in denen nicht klar ist, ob es sich um Typ-1-oder...

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