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Das große Unschooling Handbuch

Freilernen: Die ganze Welt als Klassenzimmer

AutorMary Griffith
Verlagtologo Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl280 Seiten
ISBN9783940596598
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Für Freilerner ist Lernen so natürlich wie Atmen Wussten Sie, dass es immer mehr Freilerner gibt? Freilernen - im Englischen Unschooling genannt - basiert auf dem Prinzip, dass Kinder am besten lernen, wenn sie ihren eigenen natürlichen Interessen und ihrer Neugier folgen können. Ohne Pausenglocken, Stundenpläne und Vorgaben wird das Wissen, das sie durch aufmerksames Leben und Entdecken erwerben, einfacher und nachhaltiger aufgenommen. Lernen ist ein natürlicher, angeborener Impuls und die Welt ist voller Wissen, das gelernt werden will und voller Rätsel, die es zu lösen gilt. Erfolgreiche Freilerner-Eltern wissen, wie sie die Lernimpulse ihrer Kinder anregen und ihre Neugier füttern. Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, wissen Sie das auch!

Mary Griffith hat viel über Homeschooling und Freilernen geschrieben (wie 'Ansteckendes Lernen - Rückblick auf unbeschulte Jahre') und ist Vorstandsmitglied der Homeschool Association of California. Sie hat ihre eigenen beiden Kinder zu Hause unterrichtet und lebt in Rosevill, Kalifornien.

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Leseprobe

1. Was ist Freilernen und wie kann das überhaupt funktionieren?


Stellen Sie sich zwei Schülerinnen vor, jede von ihnen etwa 15 Jahre alt, die an einem Tisch sitzen und Geometrie-Aufgaben lösen. Beide nutzen Papier und Bleistift, vielleicht ein Lineal und einen Zirkel und das gleiche Lehrbuch. Allem äußeren Anschein nach macht jede genau das Gleiche wie die andere. Aber eine von ihnen ist Freilernerin und die andere wird auf herkömmliche Weise unterrichtet.

Was ist der Unterschied? Um diesen Unterschied zu verstehen, müssen wir das restliche Leben dieser Kinder betrachten, wie sie den Hauptteil ihrer Zeit verbringen, warum sie an Geometrie arbeiten und was sie als nächstes tun werden und warum.

Unsere Schülerin – nennen wir sie Cynthia – verstehen wir sehr leicht, da die meisten von uns als Teenager annähernd den gleichen Prozess durchlaufen haben wie sie. Cynthia besucht eine staatliche Highschool und Geometrie ist einer der Kurse, für den sie sich in ihrem letzten Jahr eingeschrieben hat. Die meisten der Colleges, die sie in Betracht zieht, empfehlen mindestens zwei, vorzugsweise drei oder sogar vier Jahre Mathematikunterricht auf Highschool-Niveau. Die Aufgaben, an denen sie arbeitet, wurden ihr am Morgen vom Lehrer aufgegeben, und auch wenn sie Geometrie mag und sie leicht noch einige Stunden damit verbringen könnte, mit Winkeln und Linien herumzuspielen, hat sie nicht wirklich die Zeit dazu; sie muss bis morgen noch ein Kapitel in ihrem Geschichtsbuch lesen und dann an einer Englischaufgabe arbeiten, die bis Ende der Woche fertig sein muss. Nächstes Schuljahr wird Cynthia einen anderen Mathematikkurs an ihrer Schule belegen – vermutlich eine Kombination aus Algebra 2 und Trigonometrie.

Kathleen, unsere Freilernerin, war nie in einer Schule. Im Frühsommer half sie ihren Eltern dabei, einige Hochbeete im Gemüsegarten zu bauen und war fasziniert, als sie die Diagonalen der Kästen vermessen hatte um zu überprüfen, ob die Ecken rechtwinklig sind. Sie stellte viele Fragen über Winkel und Formen, während sie gemeinsam arbeiteten. In den folgenden Wochen fing sie damit an, sich ernsthaft mit Geometrie zu beschäftigen und etwas darüber zu lernen. Nach ein paar weiteren ausführlichen Gesprächen und ein paar Ausflügen mit ihrer Mutter in die Bücherei und den örtlichen Buchladen, entschied sie schließlich, mit Hilfe eines Lehrbuches tiefer in das Thema einzusteigen. In den letzten vier oder fünf Wochen hat sie ziemlich oft an Geometrie gearbeitet, manchmal für mehrere Stunden am Tag, manchmal nur ein paar Minuten ab und an unter der Woche, zwischen ihren Tanzstunden und dem neuesten Science-Fiction-Roman, den sie las. Sie löst selten eine komplette Problemstellung, sondern entscheidet oft, mit dem nächsten Themenkomplex weiterzumachen, sobald sie sich über den vorhergehenden einen Überblick verschafft hat. Ihre Brüder sind inzwischen genervt von ihren Mini-Geometrie-Vorlesungen, wann immer sie ihre Legosteine auspacken, aber sie müssen widerwillig zugeben, dass sie in letzter Zeit einige überraschend komplexe Bauwerke entworfen hat (auch wenn sie denken, dass sie zu alt ist, um mit Bausteinen zu spielen). Kathleen hat Hinweise auf die nicht-euklidische Geometrie in ihrem Lehrbuch gesehen und sie hat angefangen, nach einer guten Einführung in die Raumlehre zu suchen. Ihr Vater hat ihr angeboten, sich bei seinen mathematikinteressierten Freunden umzuhören um herauszufinden, ob einer von ihnen daran Interesse hätte, mit ihr zu arbeiten.

Freilernen ist vor allem eine Sache der Einstellung und Herangehensweise. Einfach gesagt überträgt Freilernen dem Lernenden die Verantwortung. Wie es eine Mutter aus Kalifornien sagt:

Für mich bedeutet Freilernen zu lernen, was man will, wann man es will, wie man will, wo man will, warum man will. Das Lernen geht vom Lernenden aus; Ratgeber oder Unterstützer werden vom Lernenden ausgewählt. Es gibt keine Lehrpläne, Stundenpläne, Zeitpläne oder Terminpläne. Das meiste Lernen geschieht leise, fast unsichtbar, weil es nicht den Fokus gibt, viele »Ergebnisse« zu produzieren.

– Carol, Kalifornien

Klingt unmöglich, nicht wahr? Die Idee, dass Kinder – sogar sehr junge Kinder – verantwortlich sein sollen für ihre eigene Ausbildung, aussuchen, was sie lernen und wie sie es lernen und sogar auswählen, ob sie überhaupt etwas lernen, klingt lächerlich. An der Idee muss mehr dran sein.

***

Für mich bedeutet Freilernen zu lernen, was man will, wann man es will, wie man will, wo man will, warum man will. Das Lernen geht vom Lernenden aus; Ratgeber oder Unterstützer werden vom Lernenden ausgewählt.

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Hören Sie ein paar anderen Eltern zu, die ihr eigenes Konzept des Freilernens beschreiben:

Für uns bedeutet Freilernen aufmerksam leben, freies Spiel und Forschen. Es ist ein Gehenlassen der schulischen »Sollte« und »Müsste« und der Messlatten. Wir streben danach, ganzheitlich zu leben statt Bildungserlebnisse zu erzeugen, um die Lücken in unseren Leben zu füllen. Diese Art zu leben erfordert eine große Menge Vertrauen und Geduld – Vertrauen, dass die Kinder das lernen werden, was sie wissen müssen, ohne jahrelange herkömmliche Unterrichtung, und genug Geduld, sie in ihrer eigenen Geschwindigkeit vorwärtskommen zu lassen. Es ist kein Leben zum Hetzen, aber es ist auch nicht nett und sauber.

Was wir machen ist so enorm anders als die Art des menschlichen Lernens, an die zu glauben unserer Gesellschaft beigebracht wird, dass die meisten Menschen unserem Ansatz gegenüber sehr skeptisch sind, teilweise sogar verständnislos. Woher wisst ihr, dass sie etwas lernen? Nutzt ihr Lehrbücher? Woher wisst ihr, ob sie ihrer Klassenstufe entsprechen? Was ist mit der Phonetik? Wie können sie dann studieren? Wie lernen sie dabei, auch Dinge zu tun, die sie nicht tun mögen? Was ist mit höherer Mathematik und den Wissenschaften? Der Fragenkatalog bringt mich erst zum Schmunzeln und dann zum Seufzen. Zu verstehen, um was es geht, ist eine Reise, nicht eine Ein-Satz-Definition. Es erfordert den Willen des Fragenden, sich ein wenig zu entschulen, um zu verstehen zu beginnen.

– Laura D., Texas

Wir begreifen Lernen nicht als etwas, das die Menschen als eigenständige Aktivität betreiben. Wir leben unser Leben und lernen nebenbei. Wir haben keinen Unterricht, keine Klassen, keine Stundenpläne, keine Noten, keinen Lehrplan, keine Lehrbücher, keine Tests. Im Grunde achte ich gar nicht besonders darauf, was die Kinder lernen; es reicht mir zu sehen, dass sie sich als Personen weiterentwickeln und Wissen und Erfahrung auf dem Weg sammeln. Ich verfolge nicht, was sie tun mit Ausnahme dessen, was man auch von jedem seiner Freunde über die Themen wissen würde, die ihn interessieren. Wir reden viel. Es gibt keine speziellen Zeiten zum Lernen und ebenso werden auch keine speziellen Aktivitäten unternommen, nur weil sie einen Bildungswert haben. Ich habe keine Liste, weder physisch noch mental, was ich denke, was sie in einem bestimmten Alter wissen sollten.

Dennoch lernen wir sehr viel. Unsere Interessen sind oftmals Dinge, die als lehrreich angesehen werden. Die Kinder verbringen viel Zeit am Computer. Simon liest sehr gerne und verbringt viel Zeit damit. Simon und Timmy schreiben beide sehr viel.

– Linda, New York

Meine gesamte Philosophie des Freilernens basiert auf der Annahme, dass Lernen ein natürlicher, erfreulicher, unvermeidlicher Antrieb ist, mit dem wir alle geboren werden. Ich glaube, dass Kinder etwas über das Leben lernen wollen und lernen werden, wenn sie nicht eingeschränkt werden. Mit Einschränkung meine ich extrinsische Belohnungen, Bedrohungen und Vorgaben, was und wann ein Kind zu lernen hat.

Sie müssen Kindern vertrauen, um sie freilernen zu lassen.

Was das Freilernen in Punkto Zeit von Familien fordert reicht von »überhaupt keine Zeit« bis hin zu »alle Zeit der Welt«. Wir sind 24 Stunden am Tag Freilerner, aber es benötigt keine Extra-Zeit abgesehen von dem, was wir ohnehin tun würden. Es ist, als würden Sie fragen, wie viel Zeit es braucht, um zu leben.

– Susan, Iowa

Als Lehrerin war ich immer überrascht davon, wie gut Schüler auf den Gebieten lernten, die ihr Interesse weckten. Eine gute, mitreißende Vorführung sicherte besseres Verstehen bei den Schülern, nicht weil sie das Konzept verstanden, sondern weil sie interessiert genug daran waren, um etwas darüber zu lernen. Es wurde mir klar, dass wenn ein Kind etwas lernen möchte, dieses Kind das auch lernen wird und gut lernen wird. Freilernen erschließt für uns diese natürliche Neugier und den Willen zu lernen.

Ich glaube, das größte Missverständnis, das ich über Freilernen bisher gehört habe, ist, dass die Eltern den Kindern total freie Hand lassen würden. Mir wurde sogar gesagt, dass ich meine Kinder ignorieren würde und dass Freilerner einfach diesen Namen erfunden hätten, um unsere wenige Beschäftigung mit unseren Kindern zu rechtfertigen! Ich denke, es ist eher das Gegenteil!

Als Freilerner verbringe ich einiges an Zeit und Energie damit, meinen Kindern zu helfen. Ich bin ihr Unterstützer. Ich bin ihr Führer durch die Bücherei und durch Lehrbücher. Ich bin ihr Chauffeur und ihr Reiseführer zu exotischen Orten. Ich bin auch der Putzer für verschüttete Farbe, der Beantworter (zum hundertsten Mal) von Mathefragen und der Führer zu den Rätseln ihrer Welt.

– Kathy,...

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