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E-Book

Das grundgesetzliche Zensurverbot.

AutorThomas Nessel
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2011
ReiheSchriften zum Öffentlichen Recht 973
Seitenanzahl237 Seiten
ISBN9783428514991
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis74,90 EUR
Das Zensurverbot des Grundgesetzes scheint auf den ersten Blick eine ausreichende Direktionskraft zu besitzen, um Kommunikation vor jeglicher Zensur schützen zu können. Und doch weisen das Bundesverfassungsgericht und der überwiegende Teil der Fachliteratur der Vorschrift nur einen begrenzten Geltungsbereich zu. Angesichts gegenwärtiger informationstechnologischer Kontrollmöglichkeiten stellt sich immer drängender die Frage nach der Plausibilität dieser über fünfzigjährigen Deutungsgeschichte. Vor diesem Hintergrund hat sich der Autor die Aufgabe gestellt, einen gefährdungsadäquaten Zensurbegriff zu entwickeln, der die zwingenden Anforderungen des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG erfüllen kann, ohne zugleich verfassungsrechtlich gewollte Regulationsmechanismen zu suspendieren. Im ersten Teil der Untersuchung werden die seit Bestehen des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG vorgeschlagenen Verbotsvorstellungen zusammenhängend dargestellt. Sodann folgt eine Erörterung der jahrhundertealten Zensurerfahrungen und die daraus entstandenen historischen Zensurverbote. Im zweiten Teil widmet sich der Verfasser zunächst der Entwicklungsgeschichte und dem Regelungskontext des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG. Anschließend entwickelt er Kriterien zur Abgrenzung der Zensur von sonstigen Grundrechtseingriffen. Im Ergebnis weist Thomas Nessel dem Zensurverbot die Funktion zu, eine Etablierung lähmungsgeeigneter Inhaltskontrollverfahren zum Schutz des dynamischen Kommunikationsprozesses zu verhindern. Verfassungswidrige Zensur ist danach ein formal beschreibbarer Grundrechtseingriff in Form der Vor- als auch der Nachzensur und meint jede generelle Kommunikationsüberwachung, der ein zurechenbares Sanktionspotential zur Verfügung steht.

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Abkürzungsverzeichnis12
Einleitung14
Erster Teil: Grundelemente der Zensurdebatte24
Erstes Kapitel: Zensur im Spiegel der Rechtsprechung24
I. Die 1950er Jahre24
II. Die 1960er Jahre27
III. Die 1970er Jahre30
1. Grundsatzentscheidung I – „Der lachende Mann“31
2. Modifizierte Kontinuitätsthese33
3. Weitere Entscheidungen35
4. Ergebnis36
IV. Die 1980er Jahre37
V. Die 1990er Jahre41
1. Ausweitung der Verbotsreichweite41
a) Indizierungsverfahren – „Josefine Mutzenbacher“41
b) Grundsatzentscheidung II – „Tanz der Teufel“43
c) Strategiewechsel44
2. Weitere Entscheidungen48
VI. Aktuelle Entscheidungen49
VII. Ergebnis50
Zweites Kapitel: Meinungsspektrum in der Fachliteratur51
I. Verbotsarchitektur51
II. Verbotene Vorzensur52
1. Begrenztes Verbotsverständnis53
a) Zensurverbotswidrige Minimalanforderung53
aa) Lähmung des Geisteslebens54
bb) Intensitätsgefälle55
cc) Effektivitätsgedanke56
b) Ausdehnungsversuche57
aa) Verbot zensurgleicher Maßnahmen58
bb) Vorfeldgefahrenabwehr im Kommunikationsbereich59
cc) Verbot lückenloser Gesamtverbreitungskontrolle60
dd) Maßnahmen ohne Strafverfolgungscharakter64
2. Konsequentes Verbotsverständnis64
III. Zeitpunktunabhängiges Zensurverbot65
1. Zweckbezogene Differenzierung65
a) Rechtmäßige Mißbrauchskontrolle65
b) Beeinflussung der öffentlichen Meinung66
c) Konformistische Kontrolle69
d) Bloße Gefährdungseignung70
e) Anlaßunabhängige Kontrolle70
f) Machtgerichtetheit72
2. Formbezogene Differenzierung72
a) Planmäßige Überwachung73
b) Gesetzlicher Kontrollauftrag74
Drittes Kapitel: Historisches Zensurverständnis75
I. Bestimmung des Betrachtungsobjekts75
1. Konventionelle Wortbedeutung76
2. Interpretatorischer Nutzen78
3. Ergebnis80
II. Aufbau staatlicher Zensurstrukturen80
1. Mittelalterliche Kontrollinstrumentarien81
2. Steigerung der Kontrolleffektivität83
III. Das liberale Gegenmodell87
IV. Zensurbegriffliche Umsetzung93
1. Zensur als Negation der Freiheit94
a) Relationale Bedingungen94
b) Klassischer Zensurbegriff97
2. Zensur als Instrument der Freiheitssicherung98
a) Justiz- versus Polizeisystem99
b) Restaurative Kommunikationsregulation100
3. Zensur als Instrument der Freiheitsbehinderung103
a) Formalisierungsprozeß103
b) Ansätze einer Neuorientierung106
Zweiter Teil: Bedeutung des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG110
Viertes Kapitel: Entstehungsgeschichte der Verbotsnorm110
I. Verfassungskonvent111
II. Parlamentarischer Rat111
III. Bewertung114
Fünftes Kapitel: Einfluß des Regelungskontextes116
I. Normsystematische Funktionsbestimmung117
1. Grundrechte des Art. 5 Abs. 1 S. 1 und 2 GG117
a) Kommunikative Grundfreiheit118
b) Medienfreiheit121
2. Eingriffsbefugnisse nach Art. 5 Abs. 2 GG122
3. Aufgabe des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG124
II. Rechtsqualität der Zensurabwehr127
1. Subjektiv-rechtlicher Abwehranspruch128
2. Objektiv-rechtliche Abwesenheitsgarantie131
a) Eingriffsbezogenheit132
b) Aussonderungsverfahren134
c) Rechtmäßigkeitszusammenhang135
III. Zensurbegriff und Verbotsumfang136
1. Zensuranteilsverbot136
a) Begriffsduplizität137
b) Gegenstandslosigkeitsthese138
c) Kritische Würdigung139
2. Zensuräquivalenzen142
IV. Ergebnis142
Sechstes Kapitel: Maßgeblicher Definitionsansatz143
I. Herkömmliche Ordnungsmodelle144
1. Grundmodell144
2. Asymmetrisches Modell144
3. Bedeutung des Faktischen145
4. Äußerungsinhaltliche Relevanz146
5. Voluntatives Element150
II. Eingriffszweck und Eingriffsmittel151
III. Entscheidungsprozeß153
1. Materieller Zensurbegriff153
2. Materiell-formeller Zensurbegriff157
3. Formeller Zensurbegriff158
4. Formeller und materieller Zensurbegriff159
IV. Ergebnis161
Siebtes Kapitel: Zensierender Grundrechtseingriff161
I. Allgemeine Anforderungen161
1. Regulationstypische Effekte162
2. Sicherung kommunikativer Dynamik163
3. Lähmungsgeeignete Kommunikationsregulation167
a) Inhaltskontrollverfahren167
b) Gesamtkommunikation als Kontrollgegenstand169
aa) Prüfungsebene169
(1) Relativität jeder Kontrolle171
(2) Kontrolladressat173
(3) Sachlicher Kontrollrahmen174
(a) „Partielle“ Zensur174
(b) Gesamtes Äußerungsspektrum177
(c) Räumlich-zeitliches Interesse177
bb) Sanktionsebene178
(1) Verhinderung des Meinungsgehalts178
(2) Verhinderung der geistigen Wirkungsentfaltung179
4. Ergebnis181
II. Einzelne Verfahrenselemente181
1. Klassischer Lösungsweg182
2. Gefährdungsadäquate Lösung186
a) Inhaltsbezogenheit186
b) Verfahrenseinleitung189
c) Beurteilungsvorgang193
d) Prüfungsfolge193
e) Kausalität196
3. Ergebnis198
III. Schutzgüter198
1. Meinungs-, Presse-, Rundfunk- und Filmfreiheit198
2. Informationsfreiheit200
3. Sonstige Grundrechte203
a) Beispiel: Versammlungsfreiheit204
b) Beispiel: Kunstfreiheit206
IV. Bindungsadressat207
1. Privatrechtliche Kontrolle208
2. Staatliche Kontrolle209
3. Eigenkontrolle211
V. Ergebnis und Schlußbetrachtung215
Literaturverzeichnis218
Sachregister235

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