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E-Book

Das Leben ist kein Spiel

AutorBoris Becker, Christian Schommers
VerlagHerbig
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783776681741
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Boris Becker unplugged: Erstmals spricht der ehemalige Tennisstar über den Scheidungskrimi mit Barbara, die Zeugung seiner Tochter Anna, den Sorgerechtsstreit mit Angela Ermakowa, Firmenpleiten, Skandale, sein Leben nach dem Tennis ... Was tut er heute? Wo sieht er sich in zehn Jahren? Und was sagen seine Söhne und seine jetzige Ehefrau Lilly? Boris Becker, Tennis-Wunderkind, Held von Wimbledon, das Sport-Idol einer ganzen Generation, spricht Klartext. Denn alles, was man bisher in puncto Becker zu wissen glaubte, entspricht nur zur Hälfte der Wahrheit. Ein ungeschminktes, höchst unterhaltsames Bekenntnis

Boris Becker, geboren 1967 in Leimen, wurde 1985 der jüngste Wimbledonsieger aller Zeiten. Er gewann 64 Turniere und war Olympiasieger. Er hat vier Kinder von drei Frauen und ist heute Unternehmer in eigener Sache. Christian Schommers, geboren 1971, ist People- und Sportjournalist und arbeitete für 'Gala', 'Bild', 'Bravo', 'Sport-Bild','Sky', 'Bunte' und 'Closer'. Heute ist er Medien- und Kommunikationsberater, Autor und TV-Journalist.

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Leseprobe

Scheidungskrimi – das hört sich spannend an. Nach Entertainment, Hitchcock-Thrill. Aber für diejenigen, die in dem Rosenkrieg drinstecken, geht der Unterhaltungswert gegen null.

Die Sonne schien, der Himmel über Miami makellos blau, so wie fast immer. Aber für Florida war es eisig kalt, hoher »wind chill factor«, für später war sogar Schnee angekündigt. Die Scharen von deutschen Journalisten, die sich vor dem Gerichtsgebäude des Miami Dade Courthouse versammelt hatten, froren. Der Scheidungs- und Sorgerechtsstreit mit meiner Noch-Ehefrau Barbara sollte, obwohl wir in München lebten und einen deutschen Ehevertrag hatten, in Amerika stattfinden. Und nicht, wie man vielleicht annehmen konnte, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nein, das Ganze wurde live im Fernsehen übertragen, sehr zum Vergnügen eines Millionenpublikums, das solchen schamlosen Veranstaltungen entgegenfieberte. Der Tennisheld auf der Anklagebank! Das Scheidungsdebakel Becker vs. Becker live und in Farbe. Super, schmutzige Wäsche waschen vor aller Augen!

Der Zeremonienmeister dieses Gerichtskrimis war Barbaras Anwalt Samuel I. Burstyn, ein Mann, der später aufgrund von Drogendelikten für Jahre in den Knast wanderte und damit sogar seine Anwaltslizenz gefährdete. Auf diesen feinen Herrn traf ich im Gericht von Miami, und zwar heftig! Zwei Stunden lang versuchte er, mich nach allen Regeln der Kunst auseinanderzunehmen und mich in Widersprüche zu verwickeln. Ja, er nannte mich sogar einen Lügner, wie meine Anwälte bezeugen können. Burstyn wollte den deutschen Tennishelden vor Gericht und vor der gesamten Weltöffentlichkeit in die Knie zwingen, erniedrigen und zerstören. Das war sein ganz großer Auftritt, seine Bühne, sein Moment, frei nach Andy Warhol: »berühmt für 15 Minuten« … Mich widerte sein Gebaren an. Selten zuvor habe ich mich so gedemütigt gefühlt, stand ich so unter Druck und Anklage. Es war wie in einem schlechten Film, aber bedauerlicherweise lief der vor einem Millionenpublikum auf der ganzen Welt.

Spulen wir zurück. Wie war es überhaupt dazu gekommen, dass ich mich vor einem amerikanischen Gericht zu verantworten hatte? Der Lebensmittelpunkt der Familie Becker war, wie bereits erwähnt, damals München, nicht Miami. Doch wer hat Barbara eigentlich zu diesem Schritt, dieser Flucht nach Miami, getrieben? Waren nicht mein Seitensprung und das daraus resultierende Kind der Grund dafür? Wir hatten nach meiner Beichte eine Auszeit vereinbart. Das war nach dem, was ich ihr angetan hatte, das kleinste Zugeständnis gegenüber meiner Frau. In diesem Familiendrama war ich, daran besteht kein Zweifel, das Arschloch. Ich hatte meine schwangere Frau betrogen, ein außereheliches Kind gezeugt, mit der Wahrheit lange hinterm Berg gehalten. Auch wenn es mir schwerfiel: Ich musste laut und deutlich »mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa« sagen. Aber all das erklärt dennoch nicht, wieso ich an diesem für mich so düsteren Tag vor einem amerikanischen und nicht vor einem deutschen Gericht angehört worden bin.

Miami, 4. Januar 2001: Blitzlichtgewitter kurz vor dem Scheidungskrimi auf die Medienaufmerksamkeit hätte ich liebend gerne verzichtet

© Langbehn /action press

Begonnen hatte dieser »Schauprozess« (Der Spiegel, 8.1.2001) am 4. Dezember 2000, für mich ein schwarzes Datum. An diesem Tag hatte ich die Trennung von Barbara und mir öffentlich gemacht. Und wer sich schon mal von einem geliebten Menschen getrennt hat, der weiß, das ist eine harte Prüfung. In meinem Fall war es doppelt schwer, weil alles medial stattfand und ich meine ganz privaten Probleme auch noch jeden Tag in der BILD-Zeitung ausgebreitet lesen musste. Das machte die Sache schier unerträglich, weil ich auf der einen Seite die Trennungsprobleme mit meiner Frau bewältigen musste und auf der anderen Seite ein öffentliches Image entstand, das alles andere als angenehm war. Ich wurde überall, ob auf der Straße oder im Taxi, dumm von der Seite angequatscht und konnte mich nicht einmal richtig wehren. Es hätte sowieso alles nach Ausflucht, nach Entschuldigung geklungen.

Bevor die Boulevardmedien – gleichermaßen abonniert auf fremde Glücksmomente wie auf zerrüttete Beziehungen prominenter Zeitgenossen – uns jedoch wehtun konnten, hatten wir uns selbst wehgetan. Man muss kein Philosoph sein, um zu wissen, dass nur derjenige uns richtig verletzen kann, dem wir am Anfang einen Blankoscheck in Sachen Liebe ausgestellt haben. Der Ehepartner, das unbekannte Wesen! Sieben Jahre lang waren wir das Traumpaar. Wir ließen uns herumreichen wie eine Trophäe. Schaut her, sagte der Boulevard, die beiden haben es geschafft, die beiden sind glücklich, die beiden haben den Spagat zwischen öffentlicher Inanspruchnahme und geschütztem Familienglück hinbekommen. Und das war eine Zeit lang auch wirklich so. Aber auch bei uns begannen sich irgendwann unmerklich Zweifel einzuschleichen. Zuerst nur dann und wann ein lautes Wort, danach häufiger Zwistigkeiten, zwischendurch die Unter-den-Teppich-kehr-Methode. Es folgten Anklagen, Vertrauensverlust, Schuldgefühle, beredtes Schweigen. Und die übliche Frage: »Wie kann es sein, dass derjenige, den ich mal so geliebt habe, mich so getäuscht, so enttäuscht hat?« An diesem Punkt ist der »point of no return«, anfangs noch als Auszeit, Bedenkzeit oder Pause deklariert, schon längst erreicht. Hartnäckiges Leugnen soll darüber hinwegtäuschen, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Aber irgendwann ist Schluss mit den Selbsttäuschungen und dem Sich-in-die-eigene-Tasche-Lügen. Es führt kein Weg an der traurigen Erkenntnis vorbei, dass man reden und Entscheidungen fällen muss. Auch wenn es schmerzt. In sich hat man es als Endlosschleife längst gehört: »Das geht so nicht mehr! So können wir nicht weitermachen, so kann man nicht zusammenleben!«

Noch Hand in Hand mit Barbara zum Empfang von Bundespräsident Johannes Rau zu Ehren des französischen Präsidenten Jacques Chirac auf Schloss Bellevue am 26. Juni 2000. Ein halbes Jahr später, am 5.12.2000, gaben wir unsere Trennung bekannt

© picture-alliance / dpa

An einem trüben November-Nachmittag im Jahr 2000 haben wir uns an unseren großen Küchentisch gesetzt und endlich Klartext gesprochen. Beziehungsprobleme gab es zu diesem Zeitpunkt schon monate-, ja eigentlich schon jahrelang. Wir hatten kein gemeinsames Ziel, keine Basis mehr, von Erotik und Sex will ich gar nicht erst anfangen. Wir lebten nur noch nebeneinander her, waren uns fremd geworden. Ich schlug vor, eine Auszeit zu nehmen, um herauszufinden, was uns diese Ehe noch bedeutete. Aber was hieß das konkret? Wir lebten damals in der Lamontstraße in München-Bogenhausen, beste Adresse, schöne Villa. Unser ältester Sohn Noah ging in die erste Klasse der Internationalen Schule; Elias war noch ein Baby. Es war ein paar Wochen vor Weihnachten. Mein Vorschlag: Barbara sollte mit den Buben nach Miami fliegen, wo wir eine Wohnung auf Fisher Island hatten, und ich sollte an Weihnachten nachkommen. Das würde uns etwas Luft verschaffen. Die vier Wochen bis dahin würden hoffentlich ausreichen, um etwas auf Distanz zu gehen und durch die Entfernung eine andere Sicht auf die Dinge zu erlangen. Auf diese Variante einigten wir uns. Mit dem Zusatz, dass die Öffentlichkeit von alldem nichts erfahren sollte.

Lange Jahre war ein Apartment in diesem Anwesen auf Fisher Island der Rückzugsort der Familie Becker

© PHOTOLINK ONLINE LLC. / action press

Dass dies gründlich in die Hose ging, ist inzwischen bekannt. Aber mit diesem ehrenwerten Plan haben wir uns in München verabschiedet. Ich hatte Wagen und Fahrer organisiert, und an besagtem Morgen ist Barbara mit den beiden Jungs und einem Haufen Koffer zum Flughafen gefahren. Das alles fand in respektvoller Atmosphäre statt. Die drei sind nach Miami geflogen und haben sich in unserer Wohnung auf Fisher Island einquartiert. Doch von da an bekam ich keinerlei Lebenszeichen mehr. Ungefähr acht Tage lang. Nichts! Kein Anruf, keine SMS, keine E-Mail, kein Sterbenswörtchen. Und da wird man – als Vater, aber natürlich auch als Ehemann – ziemlich nervös.

Als ich Barbara schließlich an die Strippe bekam, fragte ich sie, wie es ihr gehe und ob mit Noah und Elias alles in Ordnung sei. Sie antwortete daraufhin kühl, dass die Kids nicht mit mir sprechen wollten. Das konnte ich nicht glauben! Ich versuchte, mich zu sammeln, und bat Barbara, sie solle mir bitte Noah ans Telefon holen. Doch sie lehnte ab, er sei gerade nicht da. Was sollte das? Ein böses Spiel? Das machte mich nicht nur noch mehr nervös, sondern auch misstrauisch. Irgendetwas lief in die komplett falsche Richtung. Ich musste sofort dorthin und nach dem Rechten sehen!

Warum, könnte man sich fragen, habe ich mich nicht direkt in den nächsten Flieger gesetzt? Gute Frage! Die Antwort klingt nach Ausflucht, entspricht aber den Tatsachen. Ich hatte in München Stress ohne Ende. Mein Steuerprozess und das ganze Drama um meine gerade geborene Tochter Anna mit Angela Ermakowa waren in vollem Gange. Ich hatte also neben meinen Eheproblemen noch zwei weitere, riesige Baustellen. Rückblickend ist mir klar: Das war die schwierigste und dunkelste Zeit meines Lebens. Alles brach um mich herum zusammen.

Aber es sollte noch schlimmer kommen. Die Lage auf Fisher Island wurde immer verworrener. Nachdem ich meine Söhne zwölf Tage nicht hatte sprechen können, bin ich nach Miami geflogen, um die Situation vor Ort zu klären. Auf Fisher Island war alles wie ausgestorben. Ich war sofort auf...

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