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Das Licht des Himmels in dir

Märchen und Meditationen über den Sinn des Lebens

AutorAljoscha Long, Ronald Schweppe
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641226886
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Der Sehnsucht des Herzens folgen
'Das Licht des Himmels in dir' zeigt anhand von Märchen, Weisheiten und Meditationen, wie es gelingt, die Achtsamkeit auf das zu lenken, was wirklich zählt. Im Alltagsgetriebe verengt sich unser Horizont. So überhören wir leicht die Stimme unseres Herzens und damit das, was unserem Leben Sinn gibt. Indem wir lernen, auch mitten im Alltag den Himmel nicht zu vergessen, werden wir gelassener und glücklicher leben. Indem wir unseren Geist öffnen, werden wir Freude, Klarheit und Erfüllung finden. Dieses Buch hilft, die Aufmerksamkeit auf die Qualitäten zu richten, für die der Himmel steht - auf Weite, Licht, innere Freiheit und Gelassenheit.

Ronald P. Schweppe ist Orchestermusiker und Autor zahlreicher Bücher im Bereich Spiritualität und Lebenskunst. Ausbildung in NLP und MBSR (Stressbewältigung durch Achtsamkeit). Seit etwa 40 Jahren beschäftigt er sich praktisch und theoretisch mit fernöstlicher Philosophie und Zen-Buddhismus. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in München.

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Leseprobe

Der Sog des Alltags –
Dunkle Wolken am klaren Himmel

Am nächsten Morgen begab sich der Fürstensohn zum Esel, von dem er nicht ganz sicher war, ob es ihn überhaupt gab. Wie sich schnell herausstellte, gab es ihn sehr wohl. Bedächtig Gras rupfend, stand er nach wie vor hinter der Hütte des alten Lehrers und zuckte als Willkommensgruß mit dem linken Ohr.

»Guten Morgen, Esel«, fing er an. »Ich …«

»Faris.«

»Wie bitte?«

»Ich heiße Faris.«

»O ja. Guten Morgen, Faris. Ich habe die …«

»Ich? Wer ist ich?«

Der Fürstensohn verdrehte die Augen. »Also gut, Faris, ich heiße Pentho. Und ich habe über die Frage nachgedacht, die du mir gestellt hast: ›Was ist da?‹ Ich habe die Frage meinem Hauslehrer gestellt, und er sagt: ›Nur was man anfassen kann, ist da.‹ Doch das kann ich nicht glauben. Meine Gedanken, meine Pflichten, meine Unzufriedenheit sind doch auch da!«

Faris schüttelte den Kopf. »Ja klar. Und die Ameisen und die Wolken und die Flöhe am Hintern des Hofhunds … sie alle sind da. Aber was von dem, was da ist, macht dich denn so unzufrieden?«

»Ach, wenn ich das nur wüsste. Ich habe ja mehr als die meisten Menschen, und dennoch …«

»Vielleicht ist es ja, dass du zu viele Dinge besitzt?«

»Wieso sollte mich das unzufrieden machen? Du bist wirklich ein Esel.«

»In der Tat. Und damit ein klein wenig schlauer als die meisten Menschen. Du glaubst, dass Dinge, die du besitzt, dich nicht unzufrieden machen können? Weißt du denn nicht, dass alles, was du besitzt, dich wiederum besitzt?«

Pentho blickte den Esel fragend an.

»Na, dann erzähl ich dir mal eine kleine Geschichte«, sagte der Esel.

»Kommen Esel darin vor?«

»Nein.«

»Also gut. Dann erzähl mal.«

Der Wunschwöchler

Ein armer Mann wünschte sich, wie wohl die meisten armen Männer, ein reicher Mann zu sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Armen war er allerdings ein Glückspilz, denn er war genügsam und mit dem wenigen, das er hatte, recht zufrieden. Was er als Tagelöhner verdiente, reichte für das Nötigste und zudem dann und wann für einen kleinen Krug Wein, den er mit Freunden zusammen leerte. Die Freunde luden wiederum ihn ein, und so war er doch öfter als nicht ganz glücklich mit seinem Leben. Niemand verlangte etwas von ihm, er musste keine Frondienste leisten, er war ein braver Bürger und kein Verbrecher und er musste nicht im Gefängnis darben.

Eines Abends jedoch, als er von einem Umtrunk mit seinen Freunden nach Hause wankte, stolperte er in ein Gebüsch und fand dort eine kleine goldene Flasche. Er rappelte sich auf und rieb erst seine Hände, dann das Fläschchen sauber. Doch kaum hatte er zu reiben begonnen, entstieg dem Fläschchen ein Dschinn, hoch wie eine Tanne. Der Dschinn räusperte sich, dass es nur so donnerte, blickte aus Baumwipfelhöhe auf den Mann herab und sprach: »Ich danke dir, o mein Retter. Du hast mich aus der Flasche befreit. Dafür gewähre ich dir eine Gabe: An jedem ersten Tag der Woche wirst du von nun an das bekommen, was du dir gerade wünschst.«

Der Arme konnte sein Glück kaum fassen. Von drei Wünschen hatte er ja schon gehört. Aber jede Woche? »Jede Woche? Was ich mir wünsche?«, fragte er sicherheitshalber.

»Nun«, sprach der Dschinn. »Damit du keinen Unsinn anstellst, man kennt es ja von euch Menschen, darfst du dir nur Dinge wünschen – und du darfst keine Dinge wegwünschen.«

»Oh«, sagte der Arme. »Das geht in Ordnung.«

Und mit einem Mal waren Dschinn und Flasche verschwunden. Der Arme rieb sich die Augen. Hatte er das nur geträumt? War es der Wein? Er beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken, ging nach Hause und legte sich ins Bett. Am nächsten Tag verdingte er sich wieder als Tagelöhner und auch den Tag darauf. Den Dschinn hatte er schon bald vergessen. Am siebten Tag erwachte er, streckte sich, gähnte und seufzte: »Ich wünschte, ich hätte ein weicheres Bett!« Unter ihm bewegte es sich, und er lag auf einem wunderbaren Federbett, so sanft und weich, wie es nur sein konnte. Verdattert betrachtete der Arme das Wunder. Dann fiel ihm der Dschinn wieder ein. »Verflixt! Den Wunsch für die Woche habe ich jetzt vergeudet. Das passiert mir nicht wieder.«

Sein Wunsch für die folgende Woche, nur um den Zauber auszuprobieren, war eine Truhe Gold. Jeden Tag machte er einen Strich auf dem Tisch, und als sechs Tage vergangen waren, schlief er schlecht in der Nacht. Sobald der siebte Tag anbrach, sprach er: »Ich wünsche mir eine Truhe Gold!« Da fiel ihm siedend heiß ein, dass er die Größe der Truhe nicht bestimmt hatte; doch der Wunsch war der Wunsch, den er gedacht, nicht nur das, was er in Worten gesagt hatte. Und so erschien eine Truhe in der Ecke des Zimmers, nicht zu groß, nicht zu klein, ganz so, als wäre sie schon immer da gewesen. Bangen Herzens öffnete er sie: Und tatsächlich war sie angefüllt mit schweren, glänzenden Goldstücken.

Der Arme war nun kein Armer mehr. Er kaufte erst einmal gutes Essen ein, all die feinen Dinge, die er sich bisher nie leisten konnte. Dann ging er zu Schneider und Schuster, um sich Gewand und Schuhe anfertigen zu lassen. Als er von den Einkäufen erschöpft nach Hause kam, hatte er gerade einmal drei der Goldstücke ausgegeben, und die Truhe war noch fast voll. Da erkannte er, dass er wirklich unermesslich reich war. Jede Woche könnte er sich nicht nur eine solche Truhe wüschen, sondern eine viel größere noch, ja, einen Palast mit einer Schatzkammer … Ein Wunsch jagte den nächsten. Völlig erschöpft von seinen ins Riesenhafte gewachsenen Wünschen schlief er ein und träumte wirre Träume.

Als er am Morgen erwachte, war die Truhe verschwunden, und die Tür war aufgebrochen. Diebe hatten vom plötzlichen Reichtum des Mannes gehört und waren ihrem Beruf fleißig nachgegangen. Nun war der arme Mann wieder arm. Nicht nur arm, sondern auch wütend: Dieses Gesindel hatte sein Gold, das rechtmäßig ihm gehörte, gestohlen! Nach einer Weile beruhigte er sich, als ihm einfiel, dass er nächste Woche wieder wünschen dürfte. Und diesmal würde er es richtig machen! Aber die Diebe – wenn er die in die Finger bekäme!

Am Wunschtag der folgenden Woche wünschte er sich einen Palast mit gefüllter Schatz- und Speisekammer, mit allem Drum und Dran … Und kaum war der Wunsch ausgesprochen, fand er sich in dem Palast vor, genau so, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Nur Menschen fehlten. Nun ging die Arbeit los. Er musste Diener, Köche, Mägde, Unterhalter anheuern. Wie machte man das? Er begab sich mit einem Beutel Gold auf den Weg zum Markt. Schließlich hatte er ein ganzes Gefolge – zwei Dutzend Bedienstete – und begann, es sich gemütlich zu machen. Jetzt war es schon etwas besser. Die Woche ging im Flug vorbei. Ein neuer Wunsch! Aber was? Er wünschte sich noch größere und wertvollere Schätze, von allem nur das Feinste! Und sein Wunsch ward ihm erfüllt.

Immer wieder suchten ihn ganze Diebesbanden heim, die ihm nicht viel ausmachten, konnte er sich doch alles aufs Neue wünschen. Aber er bekam es mit der Angst zu tun und heuerte eine ganze Schar alter Soldaten als Leibwächter an. Mittlerweile hatte er überhaupt keinen Überblick mehr, wie viele Bedienstete er hatte, was jeder an Lohn bekommen sollte, wann die Zahlung fällig war. Auch die vielen Handwerker, der Schneider, der Schuster, der Metzger, der Bäcker … An alle musste gedacht werden. Es war viel Arbeit, reich zu sein. Da konnte er es überhaupt nicht leiden, dass seine alten Freunde aus den vergangenen Zeiten, als er noch arm war, zu ihm kamen und dreist Wünsche äußerten. Für so einen Unsinn hätte er nun keine Zeit, sagte er und ließ sie aus dem Palast weisen.

Und schon wieder war eine Woche herum und ein Wunsch war fällig. Er hätte sich gern Frieden, Fröhlichkeit, Zufriedenheit und Ruhe gewünscht. Auch hätte er gern etwas von dem gewaltigen Überfluss weggewünscht. Doch genau diese beiden Ausnahmen hatte der verfluchte Dschinn gemacht! Er durfte nur Dinge herbei- und nichts wegwünschen. Nun waren all die Diener da, die bezahlt werden wollten. Und man musste ihnen sagen, was zu tun sei, selbst wenn man keinerlei Ahnung hatte, was zu tun wäre. Der Steuereinnehmer kam und forderte den Tribut des Königs. Bettler, Bittsteller, Betrüger und Beutelschneider umlagerten seinen Palast.

Der arme reiche Mann aber saß in seinem Bett in seinem Palast und weinte, als ihm klar wurde, dass er bis an sein Lebensende jede Woche einen Wunsch erfüllt bekäme.

Der Fürstensohn hatte nachdenklich zugehört. War es mit ihm nicht so ähnlich? Bekam er nicht fast alles, was er sich wünschte – und war doch nicht zufrieden?

Faris schüttelte den Kopf. »Menschen … Warum machen sie immer alles gleich, auch wenn sie wissen, dass sie etwas anders machen sollten?«

Der alte Lehrer war unbemerkt zu ihnen getreten. »Ja, die Menschen sind meist nicht so genügsam wie du, Faris«, lachte er, »und deshalb sind sie meist auch unglücklicher. Aber dass sie nicht aufhören können, etwas Dummes zu tun, jeden...

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