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E-Book

Das Männer-Prinzip

Warum die einen glücklich sind und die anderen immer noch suchen

AutorUwe Pettenberg
VerlagHerbig
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl236 Seiten
ISBN9783776682021
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Wie werde ich meine Mutter los? 'Nicht die Väter sind das Problem, wie die meisten Männer glauben, sondern das Loslösen von der Mutter', sagt der Lebenscoach Uwe Pettenberg. In seinen Seminaren trifft er immer wieder auf Männer, die erfolgreich sind, sich jedoch nicht wirklich von ihrer Mutter gelöst haben. Sie leiden unter Burn-out, unter ihren Chefs oder Partnerinnen, sind unzufrieden mit ihrem Leben - und wissen nicht, was dahintersteckt. Mit fünf Prinzipien erklärt er die verschiedenen Formen der Prägung, die oft unbewusst wirkenden Mechanismen, die Abnabelung, die Neu-Definition und die damit einhergehende Veränderung. So gelingt es Männern, ihr volles Potenzial zu entwickeln.

Uwe Pettenberg wurde 1961 geboren. 1998 begann der frühere Werbefachmann, sich in den Bereichen Coaching und Therapiearbeit weiterzubilden. Heute leitet er in seiner 2001 gegründeten ICHSelbstAG® erfolgreich Seminare, bietet Einzelberatungen an, coacht und hält Vorträge zu Lebenshilfethemen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im sozialsystemischen Arbeiten. Zuletzt erschien 'Ihr macht mich alle krank!'. ICHselbstAG.de

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Leseprobe

Wann sind wir Männer eigentlich Männer?

Früher war alles besser? Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es klare Leitbilder, gerade für uns Männer. Es schien, als hätte jeder in der Gesellschaft und in der Familie eine exakt definierte Rolle. Der Mann kümmerte sich um das Geld, die Frau um Kinder und Küche. Die Frau ordnete sich der männlichen Autorität unter und sorgte bei den Kindern für die Erziehung. Wenn das nicht ausreichte, hieß es: »Na warte, bis heute Abend der Papa nach Hause kommt!« Eine unmissverständlich klare Welt.

Heute ist vieles anders. Unser Wissen um uns und die Gesellschaft hat viele Normen und Lebenskonzepte aufgelöst. Längst ist das traditionelle Rollenbild von Mann und Frau vielen neuen Lebensweisen gewichen. Alles begann mit der Studentenrebellion der 68ger. Junge Männer versuchten, sich von der Generation ihrer Väter abzugrenzen und wollten einfach ganz anders sein, ohne zu wissen, was das ist. Es fehlten Vorbilder. Und damit begann die Zeit des Experimentierens, nicht nur auf männlicher, sondern auch auf weiblicher Seite.

Das etablierte Männerbild geriet ins Wanken.

Nun kam die Frauenbewegung in Schwung. Im Unterschied zu den Männern wussten die Frauen ziemlich genau, was sie wollten: Gleichberechtigung. Das Feindbild »Mann« war klar, das Projekt Geschlechterkampf wurde gestartet.

In den 1970er-Jahren wurde das Ende der Vollbeschäftigung eingeläutet. Der Mann konnte sich nun nicht mehr so kraftvoll auf das beziehen, was früher für ihn im Mittelpunkt stand: Arbeit und Beruf. Auch hier machten die Frauen mobil und veränderten fortan die Arbeitswelt. Der neue Mann, der sich auch zurücknehmen kann, entstand. Doch auch hier fehlten Vorbilder.

Im Gegensatz zu uns Männern blieben die Frauen auf Kurs. Verschiedene gesetzmäßige Regularien, die »Mann« auf Position hielten, wurden nun aufgehoben. Bis 1977 konnte ein deutscher Ehemann seiner Frau tatsächlich noch rechtmäßig verbieten, berufstätig zu sein! Vergleicht man die letzten 30 Jahre, in denen sich das Rollenbild verändert hat, mit den 4000 Jahren unerschütterlicher Männerherrschaft zuvor, ist es kein Wunder, dass Männer heute noch Schwierigkeiten haben, ihre neue Rolle zu definieren.

Der traditionelle Mann von gestern ist ausgestorben.

Leider gibt es noch keinen »neuen« Mann. Die Zeiten der Paschas sind vorbei, doch was kommt? Die vielen Anforderungen, die an den modernen Mann gestellt werden und die er mittlerweile an sich selbst stellt, scheinen nahezu unerfüllbar: erfolgreich, in Ellenbogentechnik geschult, mobil, kommunikativ, Zuhörer, perfekter Handwerker, partnerschaftlich und rücksichtsvoll, fantasievoll und romantisch, sportlich engagiert, kulturell interessiert, liebevoller Vater, echter Kerl …

Männer in der Krise.

Die Mehrzahl von uns hat die Veränderung der Situation noch nicht einmal wirklich erfasst. Viele von uns bemerken sie nur oberflächlich dadurch, dass sie sich nicht mehr als Mitgestalter, sondern eher als Opfer fühlen. Beziehungen werden zunehmend schwieriger und angesichts der vielen weltweiten Möglichkeiten, Berufe zu gestalten, lockt vermehrt das Single-Leben. Aber es erfüllt uns nicht wirklich.

Denn der evolutionäre Trieb und Wunsch, eine harmonische Familie zu gründen und Geborgenheit zu erfahren, ist nach wie vor tief in uns verwurzelt. Gelingt uns dies nicht, muss es uns doch ganz leicht fallen, die Geborgenheit unbewusst dort zu suchen, wo es uns ehemals schon so gut gegangen ist: bei der Mutter. Oder haben wir uns höchst vorsorglich noch nicht einmal wirklich von unserer Mutter entfernt? Viele unter uns sehen gar keinen Grund dafür, sich wirklich abzunabeln und etwas zu verändern. Wir sind dann weiterhin, gemäß dem alten Rollenbild, in unserem Beruf so engagiert und gleichzeitig frustriert bis der Arzt kommt.

Sollten wir es dann doch zu einer Familie bringen, glänzen wir meist wieder durch die gleichen Qualitäten wie unsere Väter: Wir brillieren durch Abwesenheit. Mit jedem Kind wird die Distanz zur Partnerin größer und damit auch der Stress. Wir Männer sind auch hier überfordert, weil wir versuchen, allen gerecht zu werden, und so in unseren eigenen Ansprüchen absaufen. Und im schlimmsten Fall werden wir in tiefer Hilflosigkeit immer kontakt- und beziehungsärmer, weil wir uns nicht mehr um uns selbst kümmern. Zwischen Team-Meeting, Windeln und Hausbau bleibt wenig Raum für die Selbsterfahrung als Mann.

Unsere wichtigsten Beziehungen. Abhängig und angepasst?

Die erste Frau in Ihrem Leben

Wir Männer spekulieren oft darüber, mit wem wir wohl unsere erste Beziehung im Leben hatten. Wer war die erste Frau, die wir beglückt haben oder die uns beglückt hat? Manch einer unter uns hat es längst vergessen und erinnert sich nicht mehr an das erste Mal. Doch die Frau, von der ich jetzt spreche, werden Sie nicht vergessen haben: Die erste Frau in Ihrem Leben ist Ihre leibliche Mutter. Ihre evolutionäre Verbindung zu ihr ist in Ihr Herz und Ihre Seele eingebrannt und von einer enormen emotionalen Tragweite, die Sie jetzt in diesem Moment vielleicht noch nicht absehen können.

Es mag seltsam klingen, aber vor allem anderen kommt erst einmal Mutti. Das hat Folgen.

Wir alle sind in unserer Mutter in den ersten zehn Monaten unseres Lebens gereift. Zehn Monate sind eine lange Zeit, um in Kontakt zu kommen. Wahrscheinlich fühlten wir uns dort in unserem Leben am wohlsten, wo wir die kürzeste Zeit verbrachten: Im Mutterleib. Das schafft enorme Nähe und Verbindung.

Deshalb erfolgt unsere wirkliche Entbindung erst jetzt.

Viele unter uns erleben die Verbindung zu ihrer Mutter unbewusst ähnlich einer imaginären Nabelschnur. Sie wird uns so lange nicht loslassen und frei werden lassen, bis wir sie nicht deutlich greifbar und spürbar gemacht und im Erwachsenenalter endgültig und bewusst durchtrennt haben.

Die Inaktivität, also das Nicht-Durchtrennen der psychischen Nabelschnur, kostet uns Männer unsere männliche Freiheit. Können wir uns nicht bewusst von unserer Mutter verabschieden, bleiben wir ihr auf unterschiedlichste Art und Weise treu und loyal. Diese Treue und Loyalität haben wiederum Folgen. Sie beeinflussen Partnerschaft und Sexualität, die Erziehung unserer Kinder, den Umgang mit unseren eigenen Gefühlen wie Angst, Scham und Unsicherheit.

Was schon vor unserer Geburt passiert.

Menschen, also auch wir Männer, sind wahre Anpassungsprofis. Es ist unser ursprünglicher Überlebensinstinkt, der uns ein permanentes Wechselspiel zwischen Stabilisierung und Veränderung gelingen lässt. Dieses Wunder der Anpassung geschieht auf eine ganz natürliche Weise und unfreiwillig. Wir können gar nicht anders, als uns nach dem zu richten, was uns vor und nach der Geburt präsentiert wird – ob wir nun zufrieden oder unzufrieden damit sind. Und die Geschichte geht natürlich weiter: Während der ersten beiden Lebensjahre können wir Menschen unserer Befindlichkeit und Unzufriedenheit und all den Nöten nur unzulänglich Ausdruck verleihen. Dennoch zeichnet unser Gehirn ständig Gefühle auf, die aus den Beziehungen zwischen uns und den anderen, in erster Linie zwischen Ihnen und Ihrer Mutter, entstanden sind. In dem Maße, wie Ihre Mutter Liebe erfahren hat und uns mit Liebe umgeben hat, in diesem Maße werden auch Sie Liebe erfahren und weitergeben können. In der Weise, in der Ihre Mutter Beziehungen erlebt, werden auch Sie Ihre Idee zu Beziehungen sehen und überprüfen müssen. Und an erster Stelle werden Sie dazu Kenntnis erhalten, wenn Sie sich ansehen, wie die Paarbeziehung Ihrer Mutter zu Ihrem Vater verläuft.

Denn genau diese Beziehung ist es, die so große Auswirkung auf Sie hat, weil genau dieses Beziehungsmuster Wirkung – weit über die Kindheit hinaus – zeigt. Die Zufriedenheit, in der Ihre Mutter die Partnerschaft mit Ihrem Vater erlebt hat, ist maßgeblich entscheidend dafür, wie weit Sie sich gegengeschlechtlichen Individuen nähern können und Nähe erleben werden. Die Art, wie Ihre Eltern ihre Beziehung gepflegt haben, hat entscheidenden Einfluss darauf, wie Sie selbst Beziehungen leben werden bzw. wie weit Sie sich von der erlebten Beziehungsform entfernen können.

Die glückliche Beziehung Ihrer Eltern ist eine wichtige Voraussetzung für Ihre Freiheit.

Alles Erleben Ihrer Mutter, Verlassensängste, Angst vor Gewalt, Einsamkeit, Aggressionen gegen den Partner, Verletzungen durch Außenbeziehungen, haben einen massiven Einfluss auf Sie und werden maßgeblich die Bindung von Ihrer Mutter zu Ihnen bestimmen. In vielen Fällen werden die Defizite, die eine Mutter in der Beziehung erlebt, auf das Kind übertragen. Dies ist der größte Gefahrenherd für uns Männer, denn die Gefahr der unbewussten, potenziellen Verwechslung von uns als Mann mit dem Vater ist enorm hoch. In einem Zeitalter, in dem in Großstädten jede zweite Ehe geschieden wird, gibt es unzählige junge Männer, die für ihre Mutter unbewusst und ungewollt als Partnerersatz einstehen. Der moderne junge Mann wird oftmals zum Ersatzpartner, ohne dass einer von beiden, Mutter und Sohn, Böses im Schilde führen würde. In der Regel passiert alles auf der einen Seite aus Liebe und auf der anderen Seite aufgrund dieser Hilflosigkeit, was die Erziehung des jungen Mannes angeht, die gerade Mütter erfahren, die keine geordneten Verhältnisse zu dessen Vater erlebt haben.

Gefährliche Dynamik: Wenn die Nabelschnur noch zieht.

Neben diesen frühkindlichen Beziehungsmustern, die wir erfahren und aufsaugen, ob wir wollen oder nicht, wartet unser spannendes Leben mit einer weiteren Verpflichtung auf, der wir uns in der Regel ebenfalls nicht wirklich bewusst sind. Nicht nur das evolutionäre...

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