Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Pädagogik - Schulwesen, Bildungs- u. Schulpolitik, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Institut für Bildungswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Vorstellung in unserer Gesellschaft ist es, dass die Allokation von Individuen auf bestimmte Positionen im Gesellschaftssystem ausschließlich über die Leistung eines jeden erfolgt. Wer in einem Bereich mehr leistet als andere, hat gleichsam mehr Aufstiegschancen als jemand mit geringeren Leistungen. Dieses sogenannte meritokratische Prinzip bzw. diese Grundannahme beim Allokationsprozess schließt aus, dass bei der Bewertung des Geleisteten andere Variablen, die ohne das Zutun des Individuums existieren, wie z.B. die Herkunft und eine eventuell mit ihr verbundene 'Nachteilsprogrammierung von individuellen Lebensverläufen' , einfließen. Die Verteilung von gesellschaftlichen Positionen wird über den Arbeitsmarkt und damit über berufliche Erwerbstätigkeit geregelt. Der Erwerb von Qualifikationen, welche im Rahmen institutionell organisierter Bildungsprozesse erworben werden, stellt eine essentielle Voraussetzung hierfür dar, denn ohne Bildung und den entsprechenden Erwerb von Bildungszertifikaten ist der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht möglich. Die individuelle Schulkarriere ebnet oder versperrt den Weg für anschließende Lebensläufe und Arbeitsmarktchancen, und das Bildungssystem erweist sich als wichtigste Instanz zur Verteilung von sozialen Positionen. Die Verteilung von Gütern und Positionen erfolgt - so jedenfalls der gesellschaftliche Konsens - im Sinne von Chancengleichheit im Bildungserwerb nach dem Leistungsprinzip, mit welchem soziale Ungleichheiten in Bezug auf Bildung, Beruf, Status und Einkommen legitimiert werden. Diese meritokratische Verteilung wird als 'legitimer Mechanismus für die Verteilung von Gütern und des gesellschaftlichen Status' betrachtet. Privilegien sind an Bildung geknüpft und demzufolge sind sie auch Indikator für durch individuelle Leistungen einer Person im (Bildungs-)Wettbewerb erworbene Verdienste. 'Wer viel leistet, verdient viel' - so der Grundsatz der Meritokratie. Dieser scheint, wenn man die Geschichte betrachtet, im Gegensatz zur Ständegesellschaft und einer auf althergebrachten Privilegien beruhenden Sozialstruktur um einiges fairer zu sein, da damit eine gesellschaftliche Schichtung aufgrund von sozialer Herkunft durch eine Schichtung nach individueller Leistung ersetzt wird. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob eine Gesellschaft tatsächlich nach meritokratischen Prinzipien funktionieren kann und wirklich Chancengleichheit bietet. Oder leben wir heute sogar schon in einer Meritokratie?
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