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Das nicht nur geschlagene Kind

Autobiografie - die Jahre 1932 bis 1955

AutorHeinrich-Andreas Makiela
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl116 Seiten
ISBN9783752807721
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Ing. Heinrich-Andreas Makiela wurde in Ost-Oberschlesien, Polen im Jahr 1932 geboren, wo er bis 1973 lebte. Im Jahr 1973 kam er als Spätaussiedler in die Bundesrepublik Deutschland, wo er bis heute lebt. In diesem Buch 'Das nicht nur geschlagene Kind' - eine Autobiografie, beschreibt er sein Leben von Geburt an bis zu seinem 23. Lebensjahr. Er ist Autor von vier Büchern. Drei Bücher sind in deutscher Sprache erschienen: 'Schritte zum eigenen Heim' - 2006, ISBN 3-8334-4818-0. In diesem Buch gibt er zukünftigen Bauherren Tipps und Empfehlungen. Und: 'Traumhaus' - 2006, ISBN 978-3-8334-6785-1. In diesem Buch beschreibt er seine Auseinandersetzungen mit Maklern, Architekten, Bauunternehmern, Handwerkern, Nachbarn, Sachverständigen usw. Und: 'Zwei Ehen - ein Leben', 2016, ISBN 978-3-7528-8373-2. In diesem Buch, eine Autobiografie, beschreibt er sein Leben in erster und zweiter Ehe. Ein Buch erschien im Jahr 2011 in polnischer Sprache, in diesem beschreibt er die Erinnerungen aus dem Leben in seinem Geburtsort in Oberschlesien, Polen, aus den Jahren 1932 bis 1973.

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Leseprobe

Die Jahre von 1932 – 1939


Ich wurde am 13. August 1932 in Dąbrówka Wielka, Ost-Oberschlesien, Polen, als zweites von sechs Kindern geboren. Zur Welt brachte mich eine Hebamme in der Wohnung meiner Eltern. Ich bekam die Vornamen Henryk-Andrzej. Eine Woche nach der Geburt wurde ich in der katholischen Pfarrkirche in Dąbrówka Wielka getauft.

Foto: Meine Taufe. Stehend von links: Mein Vater Andreas mit meiner Schwester Sofia, die Schwester und der Schwager meiner Mutter mit meinem Cousin Jan, meine Mutter Stanislawa. Sitzend: meine Taufpaten Helena Szymański und Bruno Październiok. Die Taufpatin hält mich – August 1932.

Geboren bin ich unter dem Sternzeichen Löwe. Die Horoskope beschreiben einiges über die Menschen, so auch mich, den „Löwen-Mann“. Folgend einiges aus einem Horoskop für den „Löwen-Mann“: „Königlich ist er! In seinem Willen, seiner Kraft, seinem Stolz und in seinem Liebesvermögen. Er hebt sein Haupt, schüttelt die Mähne und hat es gern, wenn man bewundernd zu ihm aufsieht. Er kennt seine Ziele, seine Privilegien. Er weiß auch ganz genau, was er nicht will: sich anpassen, zum Beispiel die zweite Geige spielen oder von zarter Hand unterbuttert werden. Nein, all das kann Herr Löwe beim besten Willen nicht ertragen.“ Usw., usw.

Meine Eltern stammten nicht aus Dąbrówka Wielka. Der Vater Andreas, Jahrgang 1903, stammte aus Sachsen (Leipnitz), die Mutter Stanislawa, Jahrgang 1911, stammte aus Wieluń (Welungen), Polen. Die Eltern haben sich in Sachsen kennen gelernt, wo meine Mutter als Waisenkind zu dieser Zeit lebte. Im Jahr 1929 zog meine Mutter zu ihrer Schwester Helena nach Dąbrówka Wielka, Ost-Oberschlesien. Der Vater folgte ihr nach, wo sie im Jahr 1930 geheiratet haben, und sie wurden Eltern von sechs Kindern – zwei Mädchen und vier Jungs.

Foto: Ich (10 Monate - im Stuhl) und meine Schwester Sofia (2 Jahre) im Garten, wo wir wohnten.

Wir wohnten immer zur Miete in Dąbrówka Wielka. Der Vater war von Beruf Friseurmeister und besaß einen Damen- und Herren-Friseursalon. Meine Mutter war immer Hausfrau, aber sie war auch ab und zu im Friseursalon meines Vaters tätig. Vorwiegend war sie mit dem Frisieren der Frauen und Mädchen beschäftigt. Zur Damenfrisur gehörte damals: Herrenschnitt, die Wasserwellen (im feuchten Haar gelegte Wellen) und die Wellen mit der Tollschere.

Die Bewohner von Dąbrówka Wielka waren vorwiegend Bauern und Arbeiter. Sie waren sehr sparsam und wollten nicht zu oft zum Friseur gehen. Im Ort waren auch einige Friseurpfuscher am Werk, und manche Eltern schnitten ihren Kindern selber die Köpfe kahl oder ließen ihnen eine kleine Mähne. Zusätzlich zu den Friseurdiensten hat mein Vater auch der Kundschaft Zähne gezogen. Einen Zahnarzt gab es nur in den Großstädten, und um dorthin zu kommen, brauchte man viel Zeit, und dazu war die Fahrt und der Zahnarzt auch zu teuer. Bei meinem Vater wurde der Zahn am Ort gezogen, und das war auch viel günstiger.

Mein Vater war ebenso Puppendoktor, reparierte Puppen und machte aus den Zöpfen, die er den Mädchen abgeschnitten hatte, Perücken für ihre Puppen. Und so trugen ihre Puppen zum Andenken deren abgeschnittene Haare. Ob er das alles, Puppendoktor und Zähne ziehen, als Friseurlehrling gelernt hatte oder ob er sich das selbst beigebracht hatte, ist mir unbekannt. Jedenfalls bot er diese Dienste in seinem Friseursalon der Kundschaft an.

Foto: Mein Vater (28) im Friseursalon – Dąbrówka Wielka, 1931

Vom 1930 bis 1939 wohnten wir in einer Einzimmer-Dachgeschosswohnung mit einer Wohnfläche von ca. 32 m2. In der kleinen Wohnung lebten zuletzt fünf Personen: die Eltern und drei Kinder (geb. 1931, 1932, 1936). Kein Bad und eine Trocken-Toilette im Hof des Gebäudes. Gekocht und geheizt wurde mit Kohle (Steinkohle). Kein Leitungswasser oder Wasserabfluss. Leitungswasser gab es im Flur des Erdgeschosses. Das Schmutz- bzw. Gebrauchtwasser musste man im Eimer nach draußen tragen, und je nachdem, wie stark es verschmutzt war, wurde es im Hof, auf die Straße oder auf den Misthaufen ausgeschüttet. Öfters musste man den Nachttopf mit der Kacke der kleinen Geschwister nach draußen tragen, um es in der Toilette zu entsorgen, egal ob es Sommer oder Winter war. Erwachsene urinierten vorwiegend in einen Eimer mit Schmutzwasser, was dann auch draußen ausgeschüttet wurde. Die kleinen Kinder trugen meistens kurze Hemdchen, so war der Po frei, um es schnell sauber zu machen.

Der Friseursalon meines Vaters befand sich im Erdgeschoss des Hauses, wo wir wohnten. Die Nutzfläche des Friseursalons war größer als unsere Wohnfläche im Dachgeschoss. Wenn meine Mutter im Friseursalon tätig oder außer Haus war, befanden wir Kinder uns meistens im Friseursalon unter der Aufsicht des Vaters. Um mehr Ruhe in der kleinen Wohnung zu schaffen, war ich öfter in den Friseursalon verbannt und musste dort in einem aus Weide geflochten Sessel ruhig sitzen – der auf dem Foto „Meine Taufe“ zu sehen ist. Wenn keine Kundschaft da war, so hatte mir mein Vater etwas vorgelesen. Oft malte ich mit Buntstiften. Manchmal beschäftigte mich auch die Kundschaft. Von der Straße her führte eine gemauerte Treppe zum Friseursalon, und auf der durfte ich manchmal sitzen, um frische Luft zu schnappen und so auch einiges beobachten. Von der Treppe machte ich mich aber öfter selbstständig und lief weg. Mir gefiel wohl nicht, einsam zu sein und mich der strengen Hausordnung zu unterwerfen. Die Eltern fanden mich immer irgendwo spielend mit fremden Kindern.

Außerhalb unseres Ortes, etwa drei Kilometer von unserer Wohnung entfernt, befand sich ein großes Gewässer, das teilweise mit Schilf zugewachsen war. An schönen Sommersonntagen machten viele Menschen aus unseren Ort und der Umgebung dorthin einen Ausflug. Einmal war ich dort mit den Eltern. Am Wasser, auf den grünen Flächen und unter schön gewachsenen Birken suchten sie da Erholung. Einige machten Picknick, andere fuhren auf den Gewässern mit dem Boot, badeten, fingen Fische oder sangen unter Gitarren- und Akkordeonbegleitung. Als ich mit den Eltern dort war, da musste mir das alles gut gefallen haben, und ich dachte mir wohl, dass sich dort täglich so viele Menschen befänden und so fröhlich seien.

Eines Tages bin ich alleine zu dem Gewässer gegangen. Der Weg führte etwas durch den Ort, der Rest des Weges aber durch die Felder. Als ich dort ankam, war ich wohl enttäuscht, dass dort keine Menschen waren, und so ging ich zurück nach Hause. Bei der Rückkehr war ich so müde, dass ich im Hof eines am Rande des Ortes stehenden Hauses eingeschlafen bin. Die Bewohner des Hauses nahmen mich in das Haus herein, wo ich weiter schlief. Als ich wach wurde und die fremden Leute sah, weinte ich. Meinen Namen wollte ich den Leuten nicht verraten. Ich versuchte nur abzuhauen, was mir nicht gelungen war. Am Ende sind sie mit mir auf die Straße gegangen, und ich ging unter Beobachtung der Leute nach Hause.

Als ich zurück nach Hause kam, waren meine Eltern nicht da. In der Zeit suchten sie mich an dem Gewässer, denn jemand soll ihnen gesagt haben, dass sie einen Bub gesehen hätten, der in die Richtung gegangen sei. Damals war ich um die vier bis fünf Jahre alt. An den Streich konnte ich mich nicht mehr erinnern, das erfuhr ich später von meinen Eltern. Ob ich vom Vater für den Streich bestraft wurde, daran kann ich mich auch nicht erinnern, denn sonst wurde ich für viele andere Streiche meistens vom Vater verprügelt. Aber ich lief den Eltern öfters von Zuhause weg. Vielleicht lag das daran, dass die Eltern zu wenig Zeit hatten, um mich zu beschäftigen.

Als ich zwischen vier bis sechs Jahre alt war, besaß ich ein Dreirad, das in einer Schlosserei angefertigt worden war. Die Räder stammten von einem Kinderwagen, die für mein Gewicht damals stark genug waren. Aber wenn ich manchmal mit dem Fahrrad alleine unterwegs war, machten Jugendliche eine Probefahrt, bei der wurde das Fahrrad kaputt gemacht. Dann trug ich das Fahrrad weinend zurück nach Hause. Die Räder hielten das Gewicht der Jugendlichen nicht aus und gingen zu Bruch. Am Ende konnte ich das Fahrrad nur unter Aufsicht der Eltern benutzen.

Ob ich irgendwelche Spielzeuge in dem Alter hatte, daran kann ich mich nicht erinnern. Einmal zu Weihnachten bekam ich eine Eisenbahn – Lokomotive mit zwei Wagons und runden Schienen. Die Lokomotive mit Antrieb zum Aufziehen. Spielen mit der Bahn durften wir Kinder nur unter Aufsicht der Eltern.

Meine Taufpatin, Tante Helena, nahm mich manchmal aus Erbarmen zu sich nach Hause. Aber mein Verhalten bei ihr war auch nicht anders, ich riss auch bei ihr aus. Am Ende wollte sie mich bei ihr nicht mehr haben. Sie sollte meiner Mutter gesagt haben: „Das ist kein Kind, das ist ein Teufel.“

Wie sollte man so einen „Teufel“ zur Vernunft bringen – nach der Empfehlung von Frau Lindgren, „Kinder sollen mit viel Liebe aufwachsen, aber sie wollen und brauchen auch Normen“, bestimmt nicht, oder doch? Denn aus Liebe zu mir hätte der Vater mir die Freiheit geben und seine angewendete Erziehungsnormen hierzu weglassen...

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