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Das Regime des Freihandels

Entwicklung und Ungleichheit in der Weltgesellschaft

AutorRichard Münch
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl330 Seiten
ISBN9783593412023
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Der globale Freihandel spaltet die Welt in Befürworter und Gegner. Für die einen vermehrt er den Wohlstand und hilft Armut zu überwinden, für die anderen macht er die Reichen noch reicher und lässt neue Armut entstehen. Die Entwicklung der vergangenen 30 Jahre lehrt, dass die Wahrheit beide Positionen umfasst. Der freie Welthandel lässt die Wirtschaft wachsen und verteilt den geschaffenen Wohlstand neu auf Gewinner und Verlierer. In den bislang armen Regionen der Welt entstehen neue Zentren des Reichtums, in den bislang reichen Regionen neue Zonen der Armut. Richard Münch erklärt den Zusammenhang dieser zwei Seiten des Freihandels mittels einer Theorie des Solidaritätswandels in der wachsenden internationalen Arbeitsteilung und analysiert ihn gemeinsam mit Christian Dressel empirisch. Zusammen mit den Vorgängerbänden »Das Regime des liberalen Kapitalismus« und »Das Regime des Pluralismus« liefert Münch hier eine umfassende Untersuchung staatlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen in Europa und darüber hinaus.

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Leseprobe
Einleitung: Solidarität, Gerechtigkeit und Ungleichheit im transnationalen Raum Die Globalisierung des gesellschaftlichen Lebens hat eine lange Geschichte (siehe O'Rourke/Williamson 2002; Osterhammel/Petersson 2006; Stearns 2009). Unsere Gegenwart zeichnet sich aber insbesondere dadurch aus, dass die Globalisierung zu einem erstrangigen Thema der sozialwissenschaftlichen Forschung, der öffentlichen Debatte und der Politik geworden ist. Dabei ragt unter den vielen Themen vor allem die Verteilung des Weltwohlstandes heraus. Die ungleiche Verteilung des Wohlstands in der Welt ist spätestens seit Ende des Zweiten Weltkrieges ein Problem der Weltpolitik mit wachsender Bedeutung geworden (Sen 1992, 1999). Eine Vielzahl von innerstaatlichen und zwischenstaatlichen Konflikten lässt sich auf die ungleiche Verteilung des Wohlstands in der Welt zurückführen (Senghaas 2004). Aktuell wird der internationale Terrorismus maßgeblich von der weltweiten Ungleichheit der Teilhabe am Weltwohlstand gespeist. Im Zeitverlauf ist in dieser Hinsicht eine höchst ungleiche Entwicklung in den verschiedenen Regionen der Welt festzustellen (Shorrocks/van der Hoeven 2004; Kanbur/Venables 2005; Nederveen/Rehbein 2009; Kremer et al. 2010). Gegenüber 1950 hat sich das Bruttosozialprodukt pro Kopf in der ganzen Welt, korrigiert nach Kaufkraft, bis 1992 auf etwa den zweieinhalbfachen Wert gesteigert, in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland zusammen auf etwas mehr als den doppelten Wert, in Westeuropa auf mehr als den dreifachen Wert, in Südeuropa auf etwa den vierfachen Wert, in Lateinamerika auf etwa den doppelten Wert, in Osteuropa auf etwas weniger als den doppelten Wert, in Asien und Ozeanien zusammen auf etwas mehr als den dreifachen Wert, in Afrika hat es sich auf dem weltweit niedrigsten Niveau nur um 50 Prozent erhöht. Während die reichste Ländergruppe 1950 über ein etwa elffach höheres Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als die Länder Afrikas verfügte, lag dieser Unterschied 1992 bei nahezu dem Zwanzigfachen. Allgemein bekannt ist der enorme Aufholprozess in Asien und Ozeanien (Bornschier 2002b: 49). Von den 1950er Jahren bis Mitte der 1960er Jahre ließen die ökonomische Entwicklungstheorie und die Modernisierungstheorie erwarten, dass bei ausreichender Kapitalbildung und gezielter Modernisierung durch eine modernisierende Elite mit der Steigerung des Bildungsniveaus, der Entwicklung der notwenigen Infrastruktur und der Herausbildung einer tragenden Mittelschicht die Entwicklungsländer befähigt werden, aufzuholen und sich in ihrem Wohlstand an die Industrieländer anzunähern (Rostow 1960/1990). Der Abstand zwischen den Entwicklungsländern und den Industrieländern hat sich jedoch über einen längeren Zeitraum kaum verringert, vielmehr hat sich der Abstand zwischen reichen und armen Ländern eher noch vergrößert, in den Entwicklungsländern ist außerdem die Zahl der in Armut lebenden Menschen durch das Bevölkerungswachstum absolut, darüber hinaus aber auch prozentual noch größer geworden. Deshalb hat sich seit Mitte der 1960er Jahre das Blatt zu Gunsten von Theorien gewendet, die nach den Ursachen dauerhafter Unterentwicklung und eher wachsender als abnehmender weltweiter Ungleichheit suchen. Die neu aufkommenden Dependencia-Theorien und Weltsystemtheorien lokalisierten die Ursachen für dieses Phänomen im Verhältnis zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern und damit auch im Ausbau des Welthandels (zur Kritik: Weede/Tiefenbach 1981). Die Grundthese der in Lateinamerika entwickeltenden Dependencia-Theorie besagt, dass der Austausch von Rohstoffen gegen industrielle Fertigprodukte zwischen den Entwicklungsländern und den Industrieländern insofern nach ungleichen terms of trade erfolge, als er nicht nach dem Quantum der in den Produkten enthaltenen 'gesellschaftlich notwendigen' Arbeit erfolge (Sunkel 1969, 1972). Anders ausgedrückt: Die hohe Produktivität in den Industrieländern und die niedrige Produktivität in den Entwicklungsländern lassen die Industrieländer mit immer weniger Arbeit immer reicher und die Entwicklungsländer mit mehr Arbeit ärmer werden. Die Empfehlung der Dependencia-Theorie war deshalb die Abkopplung von den Industrieländern durch den Aufbau einer eigenen, Importe substituierenden Industrieproduktion. Die maßgeblich von Immanuel Wallerstein entwickelte Weltsystemtheorie sieht die Ursache für die dauerhafte und sich eher vergrößernde Ungleichheit zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern insbesondere in der Verlagerung der Ausbeutung von der industriell voll erwerbstätigen, von starken Gewerkschaften geschützten Arbeiterschaft in den Industrieländern auf die neben ihrer subsistenzwirtschaftlichen Tätigkeit nur teilerwerbsweise in der Plantagenwirtschaft, Rohstoffförderung und arbeitsintensiven einfachen Fertigung beschäftigten Arbeiter ohne gewerkschaftlichen Schutz in den Entwicklungsländern (Hopkins/Wallerstein 1982). Das Marxsche Theorem der wachsenden Ungleichheit zwischen Kapital und Arbeit wird auf diese Weise auf das Verhältnis zwischen den Industrieländern im Zentrum und den Entwicklungsländern in der Peripherie des Weltsystems übertragen.
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