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E-Book

Das Sportlerknie

VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783132422483
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis113,99 EUR

Sie behandeln akute Knieverletzungen und unklare Knieschmerzen bei Leistungs- und Hobbysportlern?
Mit diesem Buch haben Sie alle wichtigen Verletzungen, Fehlbelastungsfolgen und Überlastungsschäden rund um das Kniegelenk parat. Es bietet Ihnen die aktuellen sportorthopädischen und unfallchirurgischen Standards:

- Einführung in das komplexe Sportlerknie aus funktionell-anatomischer Sicht
- Übersicht über diagnostische Verfahren einschließlich klinischer Untersuchungstechniken
- Spezifische Aspekte von über 30 Ball-, Kampf-, Kraft-, Ausdauer- und Trendsportarten
- Ausführliche Informationen zu Rehabilitation und Prävention
- Handlungsanweisungen für die Nachbehandlung und den Wiedereinstieg in den Sport

Leisten Sie erste Hilfe. Treffen Sie die richtigen Entscheidungen zur weiteren Belastbarkeit, Belastungsumstellung oder zum Belastungsabbruch. Erkennen Sie mögliche sportartspezifische Überlastungen oder Verletzungsrisiken im Vorfeld.

Profitieren Sie vom Erfahrungsschatz aktiver Verbandsärzte aus der Mannschafts- und Eventbetreuung.

Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

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Leseprobe

1 Einführung


1.1 Das Sportlerknie aus funktionell-anatomischer Sicht


Martin Engelhardt und Kurt Tittel †

Für Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sportartspezifischer Verletzungen und Überlastungsschäden des Kniegelenks ist es sinnvoll, hin und wieder das eigene Wissen über die funktionell-anatomischen Grundlagen des Kniegelenks unter Berücksichtigung sportlicher Bewegungsabläufe aufzufrischen.

1.1.1 Funktion und Aufbau des Kniegelenks


Das Kniegelenk hat als „Vermittler“ zwischen Hüft- und Sprunggelenk zwei gegensätzliche Funktionen:

  • Im Stehen (gestrecktem Zustand) soll es dem Bein eine statisch stabile Stütz- und Tragefunktion sichern.

  • In der Fortbewegung soll es eine dynamische Beweglichkeit (in einem Wechsel zwischen Beuge-, Streck- und Drehbewegung) ermöglichen.

Das Kniegelenk ist ein Drehscharniergelenk (Trochoginglymus) und wird knöchern von Femur, Tibia und Patella gebildet. Von einer gemeinsamen Gelenkkapsel umgeben, wird es in ein femorotibiales und ein femoropatellares Gelenk unterteilt.

Merke

Das Kniegelenk ist das größte, komplizierteste und empfindlichste Gelenk des Menschen. Im Sport ist es auch aufgrund seiner Oberflächenlage das am häufigsten verletzte Gelenk.

1.1.2 Knöcherne Strukturen des Kniegelenks


1.1.2.1 Femur

Der proximale Anteil des Kniegelenks wird vom Femur (dem größten und längsten menschlichen Knochen) gebildet. Das distale Femurende ist um das Zwei- bis Dreifache des Schaftdurchmessers verbreitert und nach dorsal ausladend. Die konvex gestalteten Gelenkpartien (Condylus medialis und lateralis femoris) werden durch eine einschneidende Grube (Fossa intercondylaris) in zwei unvollständige Teile getrennt. Die Femurkondylen sind in der Sagittal- und Frontalebene konvex gekrümmt, ihre Geometrie ermöglicht Rotation, Translation und Abrollbewegung ( ▶ Abb. 1.1).

Knöcherne Strukturen.

Abb. 1.1 Rechtes Kniegelenk. Links: Ansicht von vorne, rechts: Ansicht von hinten.

(Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018)

1.1.2.2 Tibia

Das proximale Ende der Tibia (der Schienbeinkopf) besteht aus einer medialen, längsovalen Pfanne (Condylus medialis) und einer kurzen, breiten, fast völlig abgeplatteten Pfanne (Condylus lateralis), die durch die Eminentia intercondylaris voneinander getrennt werden. Das Tibiaplateau ist um ca. 5° gegenüber der Horizontalen nach hinten geneigt. Es fungiert als Trag- oder Stützsäule, da es die gesamte Körperlast aufnehmen und auf die Sprunggelenke übertragen muss. Die Inkongruenz des Kniegelenks findet man in dieser Form bei keinem anderen Gelenk des menschlichen Körpers.

1.1.2.3 Patella

Die Patella mit ihren sechs Gelenkflächen bildet den dritten Knochen des Kniegelenks. Die von einem 6mm dicken hyalinen Knorpel überzogene Rückfläche der Patella ist im Sport hohen Stauchungs-, Scher- und Zugbelastungen ausgesetzt. Die Patella dient als Hypomochlion für die Endsehne des M. quadriceps femoris und soll den Hebelarm vergrößern. Beim gestreckten Kniegelenk steht nur der untere Pol der Patella mit der Femurgelenkfläche in Kontakt. Bei gebeugtem Kniegelenk taucht die Patella tief in das femoropatellare Gleitlager ein. Die Lastübertragung wird zu einem erheblichen Teil über das Femoropatellargelenk gesichert ( ▶ Abb. 1.2).

Cave

Bei Sprunglandungen und fehlerhaftem Krafttraining in tiefer Kniebeuge kann das Lig. patellae mit dem 7- bis 8-fachen Körpergewicht fehlbelastet werden.

Femoropatellargelenk.

Abb. 1.2 Querschnitt, rechtes Knie, Ansicht von distal.

(Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018)

1.1.3 Kapsel-Band-Apparat


Das Kniegelenk ist ein bandgesichertes Gelenk, welches von einer Gelenkkapsel komplett umhüllt wird.

1.1.3.1 Seitenbänder

Das mediale Seitenband (Lig. collaterale tibiale) ist ein breiter Verstärkungszug der Gelenkkapsel, der vom Epicondylus medialis unterhalb des Tuberculum adductorium entspringt und an der Facies medialis der Tibia ca. 7cm distal des Tibiaplateaus ansetzt. Der hintere Anteil des Lig. collaterale tibiale ist mit den meniskofemoralen und meniskotibialen Fasern des Innenmeniskus verwachsen. Das mediale Seitenband stabilisiert gemeinsam mit der Sehne des M. semimembranosus den posteromedialen Kniebereich ( ▶ Abb. 1.3, ▶ Abb. 1.4).

Vorderer und seitlicher Kapsel-Band-Apparat.

Abb. 1.3 Rechtes Kniegelenk, Ansicht von vorne.

(Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018)

Kollateralbänder und Lig. patellae.

Abb. 1.4 Rechtes Kniegelenk, Ansicht von medial.

(Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U et al. Prometheus LernAtlas der Anatomie, Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2015)

Das laterale Seitenband (Lig. collaterale fibulare) ist ein eigenständiges, rundliches fast bleistiftdickes Band, welches vom Epicondylus lateralis des Femurs zur Seiten- und Vorderfläche des Caput fibulae zieht. Es stabilisiert die laterale Seite des Kniegelenkes und wirkt synergistisch mit dem hinteren Kreuzband ( ▶ Abb. 1.5, ▶ Abb. 1.6).

Kollateralbänder und Lig. patellae.

Abb. 1.5 Rechtes Kniegelenk, Ansicht von lateral.

(Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018)

Kapsel-Band-Apparat und gelenknahe Schleimbeutel im Bereich der Kniekehle.

Abb. 1.6 Rechtes Knie, Ansicht von hinten.

(Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018)

Merke

Die Seitenbänder sichern das Standbein bei gestrecktem Kniegelenk. Bei Beugung des Kniegelenks werden die Seitenbänder entspannt und ermöglichen dadurch Drehbewegungen.

1.1.3.2 Kreuzbänder

Das 1,5–2cm lange vordere Kreuzband entspringt im hinteren Bereich der Fossa intercondylaris von der Innenseite des lateralen Femurkondylus und inseriert im mittleren Teil der Area intercondylaris der Tibia. Das in sich gedrehte Band besteht aus einem anteromedialen (bei voller Extension gespannt) und einem posterolateralen Faserbündel und sichert die Gleitrichtung der Tibia nach vorne.

Das kürzere und steil gestellte hintere Kreuzband ist das kräftigste Band des Kniegelenks und entspringt fächerförmig im mittleren Bereich der Fossa intercondylaris von der Innenfläche des medialen Femurkondylus. Es inseriert in der Area intercondylaris posterior am Tibiaplateau und sichert die Gleitrichtung der Tibia nach hinten.

Beide Kreuzbänder stehen in Kontakt zu den Menisken, sie liegen zwischen der Membrana synovialis und der Membrana fibrosa der Gelenkkapsel (intrakapsulär, aber extrasynovial).

Merke

Die Kreuzbänder sind der „zentrale Stützpfeiler des Kniegelenks“ und sichern die dynamische Stabilität des Kniegelenks.

In fast allen Stellungen des Kniegelenks sind einzelne Faserzügel angespannt. Sie verhindern insbesondere in der labilen Beugestellung (wenn die Seitenbänder entspannt sind) ein übermäßiges Bewegen der Gelenksflächen nach vorne und hinten ( ▶ Abb. 1.7, ▶ Abb. 1.8).

Rechtes Kniegelenk mit eröffneter Gelenkkapsel.

Abb. 1.7 Die Patella ist nach unten geklappt.

(Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018)

Rechtes Kniegelenk in Beugestellung.

Abb. 1.8 Ansicht von vorne nach Entfernung der Gelenkkapsel und der Patella.

(Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 5. Aufl. Stuttgart:...

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