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Das synchrone Managementsystem

Wegweiser zur Neugestaltung der Produktion auf Grundlage des synchronen Produktionssystems

AutorShunji Yagyu
Verlagmi Wirtschaftsbuch
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783864161858
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis115,99 EUR
Sprunghafte Erfolge bei Produktivität, Lagerhaltung, Durchlaufzeiten: Japanischer Top-Manager stellt revolutionäre Logistikrezepte vor. Es ist zum Erfolgsthema geworden, das synchrone Managementsystem, das auf Produktion in Teams beziehungsweise Zellen basiert. Den Grundstein dafür hat ein japanischer Elektrokonzern gelegt. Dieses anschauliche Fachbuch zeigt am Beispiel des Toyota-Produktionssystems, wie die Methode in der Praxis funktioniert. Shunji Yagyû demonstriert Führungskräften, wie sie ihr Unternehmen neu organisieren können, um stärker, schneller und effizienter zu werden.

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Leseprobe

2 Was ist das synchrone Managementsystem?



2.1 Philosophie und Methoden des synchronen Produktionssystems als Grundlage



Ideologisch-methodisches Gerüst


Das synchrone Managementsystem ist eine Ausbauform des synchronen Produktionssystems (SPS) und beruht daher auf dessen Fertigungsideologie und -methoden. Das synchrone Produktionssystem geht seinerseits auf das Toyota-Produktionssystem zurück und hat einige spezielle Begriffe und Ausdrucksweisen von dessen Ideologie und Methoden übernommen.

Eine der Besonderheiten des Toyota-Produktionssystems liegt in der bewussten Betonung einer Fertigungsideologie. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass sich dieses System vom althergebrachten Procedere von Grund auf unterscheidet. Viele seiner Prinzipien und Ideen sind mühsam durch Versuch und Irrtum erarbeitet worden. Daher hat das Toyota-Produktionssystem unbestreitbar auch Aspekte einer Wissenssammlung.

Das synchrone Produktionssystem ist zu komplex, als dass man es durch eine stichpunktartige Auflistung seiner Ideologie erschöpfend beschreiben könnte. Um das Verständnis zu erleichtern, unternehme ich dennoch den Versuch, es anhand folgender sieben Punkte zu charakterisieren, deren Bedeutung und Inhalt ich im Folgenden der Reihe nach erläutern werde:


Die sieben Punkte der synchronen Produktion


➀ Reine Wertschöpfung durch gründliche Beseitigung von Verschwendung 

➁ Im Fluss jeweils nur so viel fertigen, wie abgesetzt werden kann 

➂ Geglättet fertigen 

➃ Starke Prozesse schaffen 

➄ Unabhängig von Skalenerträgen fertigen 

➅ Den Ort des Geschehens, die realen Gegenstände ernstnehmen 

➆ Menschliche Fähigkeiten maximal nutzen


Ich habe in diesen sieben Punkten die zahlreichen Konzepte, Methoden et cetera des ideologisch-methodischen Gerüsts aus Abbildung 2.1 knapp zusammengefasst. Das Gerüst ist wie folgt zu interpretieren:

Das synchrone Produktionssystem setzt eine geglättete Produktion voraus. Darauf bauen die beiden Säulen Just in Time und Autonomatisierung auf. Ziel ist, jegliche Verschwendung im Unternehmen gründlich zu beseitigen, um so zu einer nachhaltig profitablen Unternehmenskonstitution beizutragen.

Just in Time bedeutet, »nur das, was benötigt wird, zum benötigten Zeitpunkt in der benötigten Menge« zu produzieren. Dabei ist derjenige, der benötigt, der Kunde. Mit anderen Worten: Es gilt, sofort auf einen Kundenwunsch zu reagieren und dabei nur so viel zu fertigen, wie jeweils abgesetzt werden kann. Die Säule gliedert sich in folgende Teilkonzepte:


➀ Prozesse durchgängig verknüpfen 

➁ die Kundentaktzeit anhand der benötigten Stückzahl bestimmen 

ziehend fertigen


Autonomatisierung12 bedeutet in seiner grundsätzlichen Definition, Maschinen mit »menschlicher Vernunft« auszustatten, sodass die Maschine im Fall einer Abweichung autonom anhält. Genauer ausgedrückt geht es darum, dass Mensch und Maschine an jedem einzelnen Prozessschritt ihre wertschöpfende Funktion exakt erfüllen und dabei auch noch eine hohe Flexibilität aufweisen sollen. Auch diese Säule gliedert sich in drei Teilkonzepte:


➀ Qualität bereits im Prozess sicherstellen (hohe Zuverlässigkeit anstreben)

➁ Trennung von menschlicher und maschineller Arbeit (hohe Effizienz anstreben) 

sparsamer Personaleinsatz (Flexibilität bei der Personaleinteilung in Bezug auf Mengenschwankungen)


Auf Grundlage der bisher genannten Konzepte sind für den Umgang mit den verschiedenen Produktionsfaktoren (Mensch, Material, Maschine et cetera) geeignete Methoden entwickelt worden. Diese Methoden wurden mit Bezeichnungen versehen, die auf Anhieb nicht unbedingt einleuchtend sind: zum Beispiel standardisierte Arbeitsabläufe für den Menschen, Kanban für das Material oder Andon für die Maschinen. Alle diese Methoden dienen als Werkzeuge des visuellen Managements. Visuelles Management soll das Aufdecken von Abweichungen beziehungsweise Verschwendung ermöglichen.

Ununterbrochene Verbesserungsaktivitäten sind ebenso Teil des Produktionssystems: Durch sie werden aufgedeckte Abweichungen und Verschwendung gründlich beseitigt, sodass eine Kostenminimierung, eine Verkürzung der Durchlaufzeit et cetera erreicht werden.

Das trägt letztendlich zur Vergrößerung von Gewinn und »Free Cashflow« des Gesamtunternehmens bei. Mittel- und langfristig hilft das beim Aufbau einer nachhaltig profitablen Unternehmenskonstitution.

Abbildung 2.1: Ideologisch-methodisches Gerüst des synchronen Produktionssystems


Reine Wertschöpfung durch gründliche Beseitigung von Verschwendung 

Die gründliche Beseitigung von Verschwendung ist Grundphilosophie des synchronen Produktionssystems. Zu diesem Zweck wird das synchrone Produktionssystem überhaupt eingeführt.

In der Umgangssprache steht der Begriff »Verschwendung« für einen leichtfertigen Verbrauch in überreichlichem Maße und ohne den entsprechenden Nutzen. Im synchronen Produktionssystem ist »Verschwendung« wie folgt definiert:


Was ist Verschwendung?

Verschwendung13 ist alles, was bei der Fertigung nicht zur Wertschöpfung beiträgt. Etwas genauer erklärt bedeutet das: Alle bei der Fertigung eingesetzten Betriebsressourcen (Mensch, Material, Maschinen, Fläche, Information, Kapital et cetera), die nicht dazu beitragen, dem Kunden einen Mehrwert anzubieten, gelten als Verschwendung.

Folglich bezieht sich Verschwendung nicht nur auf Mitarbeiter, Maschinen oder Bestände in der Produktion – auch die Mitarbeiter oder Geschäftsabläufe in den administrativen/indirekten Abteilungen sind einbezogen.

Ein Großteil der in der Produktion eingesetzten Betriebsressourcen wird in den Fertigungskosten erfasst. Den nicht wertschöpfenden Einsatz von Ressourcen zu beseitigen – oder: Verschwendung zu eliminieren – ist also nichts anderes als Kostensenkung.


Wie beseitigt man Verschwendung?

Der wichtigste Schritt zur Beseitigung von Verschwendung ist die gewissenhafte Implementierung des synchronen Produktionssystems. Seine Grundkonzepte geglättete Produktion, Just in Time und Autonomatisierung und zielen auf die Beseitigung von Verschwendung innerhalb des Produktionssystems. Durch den Einsatz der Methoden standardisierte Arbeitsabläufe, Kanban, Andon et cetera beseitigt man nach und nach die Verschwendung bei Mensch, Maschine und Beständen in den produzierenden Linien.

Es muss ein breites Verständnis für die Idee geschaffen werden, Verschwendung zu beseitigen. Ein gutes Werkzeug dafür ist die Einteilung in die »sieben Arten der Verschwendung«. Dabei werden sieben typische Verschwendungsarten genannt und mit einer Erläuterung versehen. So bekommen alle Mitarbeiter den gleichen Blick für Verschwendung.

Abbildung 2.4 zeigt die sieben Verschwendungsarten. ➀ Verschwendung durch Überproduktion und ➁ Verschwendung durch Lagerhaltung entstehen, wenn nicht just in time produziert wird. Es wird also früher als zum benötigten Zeitpunkt beziehungsweise mehr als die benötigte Menge produziert. Diesen beiden Verschwendungsarten wird im synchronen Produktionssystem besondere Aufmerksamkeit gewidmet – in der althergebrachten Massenfertigung gilt beides gar nicht als Problem.


Gründliche Beseitigung von Verschwendung

Die gründliche Beseitigung von Verschwendung ist Grundphilosophie des synchronen Produktionssystems (SPS). Zu diesem Zweck wird das synchrone Produktionssystem überhaupt eingeführt.

Abbildung 2.2: Definition von Verschwendung

Fertigung dient dazu, dem Kunden einen Mehrwert anzubieten.

Alle bei der Fertigung eingesetzten Betriebsressourcen (Mensch, Material, Maschinen, Fläche, Information, Kapital etc.), die nicht zur Wertschöpfung bzw. -steigerung beitragen, gelten als Verschwendung.

Verschwendung bezieht sich nicht nur auf Mitarbeiter, Maschinen oder Bestände in den Produktionslinien – auch die Mitarbeiter bzw. Geschäftsabläufe in den administrativen/indirekten Abteilungen sind einbezogen.


Abbildung 2.3: Vorgehensweise bei der Beseitigung von Verschwendung

Bereits die beiden Hauptsäulen des synchronen Produktionssystems Just in Time und Autonomatisierung sowie seine Basis der geglätteten Produktion zielen auf die Beseitigung von produktionssystemimmanenter Verschwendung.

Die Methoden standardisierte Arbeitsabläufe, Kanban, Andon etc. werden auch dafür eingesetzt, Verschwendung aufzudecken und zu eliminieren.

Die sieben Arten der Verschwendung:

  • Durch die Zusammenstellung von sieben...
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