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Das unvollendete Weltreich

Aufstieg und Niedergang des Britischen Empire 1600-1997

AutorJohn Darwin
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl482 Seiten
ISBN9783593420851
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Englische Piraten in der Karibik, 'Rotröcke' in den nordamerikanischen Kolonien, reiche 'Nabobs' in Indien, fromme Missionare in Afrika, ans Ende der Welt verbannte Sträflinge in Australien, Marinesoldaten auf den Schiffen der Royal Navy - auch auf ihren Schultern ruhte das Weltreich, das Großbritannien ab dem 17. Jahrhundert im Dienste Ihrer Majestät errichtete. Auf seinem Höhepunkt um 1900 umfasste dieses riesige Gebilde ein Viertel der Menschen und der Landmasse der Erde. Doch wie gelang es den Briten überhaupt, ihr Empire aufzubauen? Wie beherrschten und verteidigten sie es fast 400 Jahre lang? Warum zerbrach es ausgerechnet im 20. Jahrhundert? Und was können andere Imperien daraus lernen? John Darwin, derzeit der beste Kenner der Geschichte des British Empire, verrät in seinem neuen, spannenden Buch die Antworten.John Darwin ist Beit University Lecturer für die Geschichte des Britischen Commonwealth am Nuffield College, Oxford. Sein Buch 'Der imperiale Traum. Die Globalgeschichte großer Reiche 1400 - 2000' wurde 2010 mit dem NDR-Kultur-Sachbuchpreis ausgezeichnet.Inhalt Vorwort 9 Entwürfe eines Weltreichs15 Kontaktaufnahme49 Inbesitznahme78 Besiedlung106 Krieg135 Verkehr und Handel169 Regierungsmethoden209 Rebellion242 Religion und Kultur284 Die Verteidigung des Empire322 Das Ende des Empire359 Das letzte und größte Empire?403 Anmerkungen 420 Weiterführende Literatur 456 Verzeichnis der Karten 469 Register 470

John Darwin ist Beit University Lecturer für die Geschichte des Britischen Commonwealth am Nuffield College, Oxford. Sein Buch 'Der imperiale Traum. Die Globalgeschichte großer Reiche 1400 - 2000' wurde 2010 mit dem NDR-Kultur-Sachbuchpreis ausgezeichnet.

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Leseprobe
Das atlantische 'Grenzland'

Im späten 17. Jahrhundert waren die Engländer (vor der Union von 1707 waren die Schotten noch weitgehend ausgeschlossen) in einem riesigen Aktivitätsbogen tätig, der von Gambia und der 'Sklavenküste' (dem heutigen Benin) in Westafrika über Barbados und Jamaika in der englischen Karibik und den Carolinas, der Chesapeake Bay und Neuengland auf dem nordamerikanischen Festland nördlich bis nach Neufundland mit seinen riesigen Kabeljaufanggründen reichte. Die Achse, um die sich alles drehte, bildete die Karibik, von wo die Engländer wie magnetisch angezogen worden waren. Ihre atlantische Expansion hatte im wahrsten Sinn des Wortes im Kielwasser der Spanier begonnen, und sie hofften, auf den Inseln oder dem benachbarten Festland auf ähnliche Gold- und Silberschätze zu stoßen, über die diese gestolpert waren. Hierin hatte zum Beispiel der Zweck von Raleghs Expeditionen zum Orinoco im heutigen Venezuela bestanden. Jedoch wollten sie nicht nur selbst Schätze finden, sondern durch Überfälle auf Konvois auch möglichst viel von dem Edelmetall rauben, das die Spanier in ihr Mutterland brachten. Gerade die besondere karibische Geografie machte diese Unternehmungen lohnenswert.

Es war eine Frage des Zugangs. Nachdem Kolumbus den Weg dorthin gewiesen hatte, war es ziemlich leicht, die Westindischen Inseln von Europa aus zu erreichen. Es war ganz gewiss viel einfacher, als gegen die vorherrschenden Westwinde direkt über den Atlantik zu segeln. Auf der Höhe der Azoren und Madeiras kamen die Schiffe aus Europa in den Bereich der Passatwinde, mit deren Hilfe sie ziemlich schnell, in fünf oder sechs Wochen, die Inseln über und unter dem Wind (gemeinsam auch als Kleine Antillen bekannt) am östlichen Rand der Karibik erreichten. Die Spanier hatten sich für diese kleinen Inseln und Barbados nicht allzu sehr interessiert und sich eher auf Hispaniola und Kuba konzentriert, von wo aus sie ihre Entrada in Mexiko starteten. Als das Silber aus Mexiko und Spanisch-Peru (das nach Panama gebracht wurde, um von dort nach Europa verschifft zu werden) die Gier der Engländer weckte, wurden deren Taktiken von der karibischen Geografie diktiert. Das Festungsnetz der Spanier und ihre starke Flottenpräsenz machte es den Engländern unmöglich, einen Stützpunkt in der Nähe des mittelamerikanischen Festlands zu errichten. Nicht zuletzt aufgrund dieser Schwäche lagen ihre ersten permanenten Siedlungen am äußersten Rand der Karibik auf St. Kitts (seit 1624) und Barbados (seit 1627). Keine von ihnen war als Ausgangspunkt eines Überfalls auf die Silberkonvois geeignet, da diese auf ihrer Rückfahrt nach Europa vorzugsweise die Floridastraße zwischen Kuba und Florida (wo die Schiffe auf den Golfstrom trafen) passierten und dann nach Norden und Osten an der nordamerikanischen Küste entlangsegelten, bis sie die Westwinddrift erreichten, die sie nach Europa beförderte. Die Floridastraße wurde von der größten spanischen Zitadelle Havanna überwacht. Sie war ideal gelegen, um die wichtigste und gefährdetste Etappe der Heimreise der Silberflotte zu schützen.

Das nordamerikanische Festland war dagegen erst einmal von nachrangiger Bedeutung. Zwar hatten bereits Gilbert und Ralegh von einer amerikanischen Kolonie geträumt. Allerdings hatte Ralegh Roanoke Island im heutigen North Carolina aus einem ganz bestimmten Grund ausgewählt: Die Insel lag weit genug im Norden, um außer Reichweite der spanischen Stützpunkte in Florida zu sein. Trotzdem konnte sie immer noch als Basis für einen Überfall auf deren Silberkonvois dienen. Der Ort, an dem man 1607 Jamestown gründete, spiegelte dasselbe Bedürfnis nach Schutz vor spanischen Angriffen wider, da er etwas von der Meeresküste entfernt lag. Vielleicht hegte man auch in diesem Fall die Hoffnung, man könnte von dort aus die zurückkehrenden Gold- und Silberflotten überfallen. Darüber hinaus brachten die Engländer auf ihre Festlandsunternehmungen eine ganze Reihe von 'karibischen' Erwartungen und Erfahrungen mit. Sie prägten ihre Vorstellungen von der Kolonie, die sie dort errichten wollten, und ihre Erwartung, auf welche Völkerschaften sie dort stoßen würden. Tatsächlich hatte die erste Gruppe der Jamestown-Siedler erst einmal einen einmonatigen Zwischenaufenthalt in der östlichen Karibik eingelegt, bevor sie zur Chesapeake Bay weitersegelte. Aufgrund ihres Windsystems blieb die Karibik das Tor nach Amerika. Obwohl die meisten englischen Kolonien in der Karibik sogar nach Virginia und der Plymouth Plantation der Pilgerväter von 1620 gegründet wurden, holten sie rasch auf und zogen bald sehr viel mehr Siedler an, die dort einen größeren Wohlstand zu erreichen hofften. Im 17. Jahrhundert wanderten etwa 210 000 Einwohner der Britischen Inseln in die Karibik und etwa 175 000 an die Chesapeake Bay, in die 'mittleren Kolonien' und nach Neuengland aus. Tatsächlich war das dritte englische Siedlungsgebiet an der nordamerikanischen Ostküste nach der Chesapeake Bay und Neuengland in den Carolinas ein Ableger der 'englischen' Inseln Barbados und Leeward Islands.

Die englische Karibik war ein eigenartiges 'Grenzland'. Die Engländer trafen dort auf ein indigenes Volk, die Kariben, deren Ruf bereits durch spanische Berichte und Erzählungen geschädigt worden war. Auch eine populäre englische Darstellung aus dem frühen 17. Jahrhundert schlug in diese Kerbe, als sie ihnen einen Hang zu Sodomie, Inzest, Ehebruch und Kannibalismus zuschrieb. Tatsächlich hatte nicht zuletzt der Widerstand der Kariben die Spanier an der Eroberung der östlichen Karibischen Inseln gehindert, auf denen schließlich die englische Kolonisierung ihren Anfang nahm. Wie andere Völker in der Neuen Welt litten die Kariben auf katastrophale Weise unter ihrer mangelnden Immunität gegen eurasische und asiatische Krankheiten: Zwischen 1492 und 1700 ging ihre Zahl um bis zu 90 Prozent zurück. Trotzdem erwiesen sie sich auf St. Lucia, St. Vincent, Barbados und Antigua als beeindruckender Gegner, der die Engländer vertrieb oder ihre Plantagenbesitzer tötete. Die Engländer fielen im Jahr 1675 im Hauptstützpunkt der Kariben ein, der Insel Dominica, und metzelten ihre Bewohner nieder. Trotzdem ging der Widerstand weiter, da sich die Kariben weigerten, Zwangsarbeit zu leisten oder ihr Land aufzugeben. Die Engländer hatten wahrscheinlich Glück, dass ihre wertvollste Kolonie vor der Eroberung Jamaikas im Jahr 1655, Barbados, keine karibische Bevölkerung aufwies. Tatsächlich war sie sogar völlig unbewohnt, als sie zum ersten Mal dort ankamen.

Das vom Widerstand der Kariben geprägte 'Grenzland' war nicht das einzige und vielleicht nicht einmal das schwierigste, dem die Engländer gegenüberstanden. Die Karibik bildete ihre erste Erfahrung einer tropischen Umgebung mit all ihren Gefahren und Neuigkeiten, und sie übte eine gewaltige Faszination aus. Der englische Arzt und Botaniker Sir Hans Sloane (1660-1753) begann dort als medizinischer Ratgeber des Gouverneurs von Jamaika seine Karriere. (Dieses Amt übte er jedoch nicht sehr lange aus, da der Gouverneur nach kurzer Zeit starb.) Sloanes riesige Sammlung von Pflanzen und anderen Präparaten, die er mit äußerster Sorgfalt katalogisiert hatte, begründeten zusammen mit seiner aus zwei dicken Bänden bestehenden Beschreibung Jamaikas seinen Ruf als einer der größten Sammler und Wissenschaftler seiner Zeit, der ihn zu einem führenden Mitglied der Royal Society werden ließ. Andere englische Besucher sammelten und protokollierten mit ähnlichem Eifer die Produkte der exotischen Umwelt Jamaikas, was zweifellos ein entsprechendes Interesse im damaligen England widerspiegelte. Am meisten mussten sie sich jedoch mit der Bedrohung auseinandersetzen, die dieses Umfeld für ihre Gesundheit darstellte. Für die englischen Neuankömmlinge war die Karibik ein neues Grenzland voller Krankheiten, die oft nach kurzer Zeit zum Tode führten. Die Malaria, das Gelb- und das Denguefieber, die alle von Moskitos übertragen wurden, wetteiferten mit dem Typhus und dem Fleckfieber darum, die Neusiedler hinzustrecken. Die 'weiße' und die 'rote' Ruhr töteten sie fast genauso effektiv. Außerdem gab es da noch das 'trockene Bauchweh', das zu Lähmungen führte. Dies war jedoch ein selbstverschuldetes Übel, bekam man es doch durch den Genuss von Rum, der in Bleigefäßen destilliert worden war.

Gegen diese schrecklichen Heimsuchungen konnten die Engländer jedoch kaum etwas tun. Der gelehrte Dr. Thomas Trapham veröffentlichte im Jahr 1679 seinen Discourse of the State of Health in the Island of Jamaica ('Abhandlung über den Gesundheitszustand auf der Insel Jamaika'), er war jedoch wie viele damalige Ärzte immer noch ein Anhänger der Säftelehre, die jede Gesundheitsstörung als ein Ungleichgewicht zwischen den vier Säften schwarze Galle, Schleim, gelbe Galle und Blut erklärte. Die wichtigsten Heilmittel waren das Schröpfen, Aderlassen und der Einsatz von Abführmitteln. Wenn diese doch einmal die Krankheit kurierten, dann dadurch, dass sie den Patienten töteten. Angelockt von der Aussicht auf Reichtum kamen die Engländer in Scharen, um danach wie die Fliegen zu sterben. Von den bis zu 50 000 Europäern, die zwischen 1700 und 1750 in Jamaika an Land gingen, waren im Jahr 1752 nur noch 10 000 am Leben. Sie passten allmählich ihre Häuser an, um die Hitzeeinstrahlung und die Feuchtigkeit zu mildern, und in einigen Fällen änderten sie ihre Ernährungsweise und die Art ihrer Kleidung. Aber die wichtigste Anpassung - wenn man sie sich denn leisten konnte - war die Begrenzung des Aufenthalts durch lange Ferien in Europa, Erholungsurlaube auf dem weiter nördlich gelegenen Festland, vor allem jedoch durch eine möglichst schnelle Rückkehr nach England, wobei sie künftig ihre Interessen in den Kolonien durch Agenten oder Verwandte vertreten ließen.

Für die Engländer (die bald durch Schotten, Iren und Juden verstärkt werden sollten) war die Karibik auch ein technologisches 'Grenzland'. Als sie Mitte des 17. Jahrhunderts begriffen, welcher Gewinn aus der Zuckerherstellung zu ziehen war, mussten sie erst einmal die anspruchsvollen technischen und mechanischen Grundlagen des Produktionsprozesses lernen; angeblich bezogen sie dieses Wissen von niederländischen Pionieren in Brasilien. Die Zuckermühle, auch 'Maschinenhaus' genannt, war Mittelpunkt und treibende Kraft der Plantage. Ihr unabweisbarer Bedarf an Zuckerrohr, Arbeitskräften und Betriebsstoffen musste auf alle Fälle befriedigt werden. Der Zucker machte die englische Karibik zu einem 'Grenzland' der Reichen, da die Kapitalkosten des Kaufs und der Finanzierung einer Zuckerplantage (mit ihrer starken Kreditabhängigkeit) all jene ausschloss, die nicht über die nötigen Mittel verfügten. Die schnelle Umstellung von der Indentur oder Vertragsknechtschaft von Weißen auf die Sklaverei der Schwarzen, die mit der Herausbildung des Zuckerrohrs als wichtigstem Anbauprodukt auf den Inseln (vor allem auf Barbados) einherging, hatte noch eine weitere einschneidende Folge. Sie machte die englische Karibik zu einem Grenzland der Zivilität, in dem die englischen (später britischen) Vorstellungen über Rasse und Sklavenarbeit rücksichtslos dem lokalen Selbstinteresse angepasst wurden. Die afrikanischen Sklaven wurden als 'Species of Property' ('Eigentumsgegenstände') definiert, deren Besitzer auf die Früchte ihrer Arbeit Anspruch hatten. Ein entlaufener Sklave machte sich deshalb einer besonderen Form des Diebstahls schuldig. Da diesen Sklaven nämlich per Gesetz menschliche Willenskraft zugebilligt wurde (ein notwendiges Zugeständnis, da die Sklaven tatsächlich immer wieder rebellierten), galten sie notwendigerweise als latent kriminell. Tatsächlich rechtfertigte man das Sklavereisystem und den rüden Zwangsapparat, von dem dessen Überleben abhing, hauptsächlich mit der unausrottbaren Barbarei der Sklavenbevölkerung, die man auf deren afrikanischen Ursprung zurückführte. Das Sklavengesetz von Barbados von 1688 beschrieb die Schwarzen als 'von barbarischer, wilder und primitiver Natur ... und völlig ungeeignet, von den Gesetzen, Sitten und Gebräuchen der [weißen] Nation regiert zu werden'. Eines der wichtigsten Probleme, die die Sklaverei aufwarf, war die Regelung der Rechte der Sklavenhalter bezüglich weiblicher Sklaven und deren Körper, außerdem die des gesellschaftlichen und rechtlichen Status der daraus hervorgehenden Nachkommenschaft. Nach Ansicht einiger Historiker war die sexuelle Ausbeutung der Sklavenfrauen (in einem speziellen Fall von mehr als 130 unterschiedlichen Sklavinnen) nicht zuletzt eine bewusste Demonstration der physischen Herrschaft der weißen Männer über die Sklavenbevölkerung.

Als die Zahl der Sklaven immer stärker zunahm (die Sklaven waren den Weißen seit 1660 auf Barbados, seit 1670 auf Jamaika und seit den 1680er-Jahren auf den Leeward Islands zahlenmäßig überlegen), wurde die Angst vor Sklavenunruhen und -aufständen zur 'inneren Grenze' dieser Inselgesellschaften. Trotzdem gab es noch mehr Gründe für die Spannungen und das Unbehagen in den englischen Kolonien. Das unbeständige Klima, die bedrohliche Sterberate, die Schuldenlast, das Gefühl der Abhängigkeit von weit entfernten Märkten und den dort festgesetzten Preisen, die Streitereien und Prozesse über Grundstücksgrenzen und Landrechte (die von den vielen plötzlichen Todesfällen verschärft wurden) ließen die Inseln in dem ungewissen und unsicheren Status eines Gesellschaftsexperiments verharren. Besucher aus Großbritannien vermerkten verächtlich, dass sich die weiße Gesellschaft nach über einem Jahrhundert immer noch durch einen krassen Materialismus auszeichne. Wenn wir den Snobismus der britischen Mutterländler einmal außer Acht lassen, könnte dies daran liegen, dass alle, die es sich leisten konnten, ihre Mußezeit lieber in England verbrachten. Neben der physischen und psychologischen Unsicherheit der 'inneren Grenze' gab es im englischen Jamaika noch eine äußere Grenze, hinter der die Zufluchtsstätten der entlaufenen Sklaven, der sogenannten 'Maroons', lagen, gegen die man immer wieder Expeditionen unternahm, die sich manchmal zu regelrechten Kriegen auswuchsen. Über allem stand jedoch die ständige Drohung einer äußeren Invasion. Die englische Karibik befand sich an einer geopolitischen Bruchlinie, wo die konkurrierenden Interessen und Ambitionen Spaniens, Frankreichs und Großbritanniens (nicht zu vergessen der Niederländer und Dänen) immer wieder aufeinanderprallten. Dabei lagen die verschiedenen Kolonien so eng beieinander, dass die Kolonisten ständig ohne lange Vorwarnung mit einem Angriff von der Seeseite her rechnen mussten, der von einer Krise drüben in Europa oder in ihrem karibischen Hinterhof ausgelöst wurde und in der Folge ihren Handel schädigte oder sie sogar zum Abzug zwang. Obwohl man jede größere Umschichtung der karibischen Besitzungen vermied, um das europäische Machtgleichgewicht nicht zu gefährden (aus diesem Grund gaben die Briten auch Havanna zurück, das sie im Jahr 1762 unter hohen Verlusten erobert hatten), war die Karibik seit der Ankunft der englischen Freibeuter in den 1560er-Jahren bis zum Jahr 1815 fast ununterbrochen Schauplatz von Eroberungen, Plünderungen und Gewalttätigkeiten, an denen die wichtigsten europäischen Mächte beteiligt waren - eine düstere und betrübliche Tradition.

Die englische Karibik war durch eine Nabelschnur mit einem anderen 'atlantischen Grenzland' verbunden: der westafrikanischen Küste. Auch hier waren die Engländer Nachzügler; als Erste waren die Portugiesen gelandet, gefolgt von den Niederländern. In den 1560er-Jahren lief der englische Kapitän Hawkins die Küste an und kaufte eine Anzahl Sklaven. Mit seinem Schiff, das den reichlich unpassenden Namen Jesus trug, segelte er dann nach Westindien, wo er seine menschliche Ladung an die Spanier zu verkaufen hoffte. Allerdings beteiligten sich die Engländer damals noch kaum am Sklavenhandel. 'Wir waren schon immer ein Volk, das nicht mit solchen Gütern handelte, auch kauften und verkauften wir einander nicht, oder irgendetwas in unserer eigenen Gestalt', erklärte der englische Kaufmann Richard Jobson, als man ihm im Jahr 1620 am Gambia-Fluss Sklaven anbot. Ihr Interesse galt anfänglich und noch eine ganze Weile dem Gold und anderen tropischen Gütern wie Elfenbein, Bienenwachs, Färbeholz und Pfeffer.

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