Franciscus Sanchez (1551-1623) ist profunder Kenner der erkenntnistheoretischen Auseinandersetzungen seiner Zeit. Sein konsistentes skeptisches Denken und der hohe Grad der Argumentativität seiner Ausführungen machen Sanchez zu einem herausragenden Vertreter des frühneuzeitlichen Skeptizismus. In »Quod nihil scitur« (dass nichts gewußt wird), seinem philosophischen Hauptwerk, das hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt, formuliert der früh-neuzeitliche Arzt und Philosoph Franciscus Sanchez (1550/51-1623) eine umfassende Kritik der menschlichen Erkenntnisfähigkeit. Er sucht nicht nur die aristotelischen Bestimmungen von Wissen und Wissenschaft zu widerlegen, die die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie seit Jahrhunderten geprägt hatten, sondern er stellt überdies - sechzig Jahre vor Descartes - die Erreichbarkeit eines sicheren Wissens grundsätzlich in Frage. Zu diesem Zweck stützt er sich sowohl auf die zu seiner Zeit wiederentdeckten Argumente der antiken Skepsis als auch auf die anti-scholastische Polemik der Humanisten. Überlegungen zur Schwierigkeit der Wissensvermittlung und zu den sozio-ökonomischen Bedingungen des damaligen Wissenschaftsbetriebs kommen ebenso zum Tragen wie Verweise auf die zeitgenössische medizinische Literatur, mit der er als Arzt bestens vertraut war. Besonderes Interesse verdient »Quod nihil scitur«, weil Sanchez seine Kritik nicht von außen an die Lehren der spät-scholastischen Aristoteliker heranträgt, sondern weil er deren immanente Schwachstellen, Spannungen und Widersprüche aufdeckt und so ihr Wissenschaftssystem von innen her aufsprengt. Eine umfassende Einleitung verortet Sanchez' Skeptizismus systematisch und historisch. Der lateinische Text wurde mit den Originalmarginalien unter Berücksichtigung aller relevanten Drucke kritisch ediert und zusammen mit der Übersetzung durch Anmerkungen sowie durch ein Namen- und Sachregister erschlossen.
Franciscus Sanchez wurde um 1550 in Tui in Galicien geboren. Mit zwölf Jahren zog er zusammen mit seinen Eltern nach Bordeaux, um der portugiesischen Inquisition zu entgehen. Er begann sein Studium auf dem Collége de Guyenne, welches er 1569 in Rom, Montpellier und Toulouse fortsetzte. 1575 wurde er Professor an der Universität in Toulouse. Sein bekanntestes Werk schrieb er 1576 namens Quod Nihil Scitur (Daß nichts gewußt wird) und veröffentlichte es 1581. In seinem Werk plädierte er für einen pragmatischen Verzicht auf überzogene Wahrheitsansprüche: nach Sanchez kann mit der aristotelischen Methode keine wissenschaftliche Erkenntnis über die Natur erlangt werden. Am 16. November 1623 starb Sanchez in Toulouse.
Kaufen Sie hier:
Horizontale Tabs
Weitere E-Books zum Thema: Erkenntnistheorie - Philosophie - Wissenschaftstheorie
Die fremde Vernunft und die Sprache der Philosophie Format: PDF
According to Kant, all thinking stays bound to the original subject of thinking and its possibilities. Simon describes Kant's work as a system that distinguishes its own particular approach to…
Die fremde Vernunft und die Sprache der Philosophie Format: PDF
According to Kant, all thinking stays bound to the original subject of thinking and its possibilities. Simon describes Kant's work as a system that distinguishes its own particular approach to…
Leading German experts on Kant discuss current issues of his philosophy and its meaning for our times. Jürgen Stolzenberg, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Leading German experts on Kant discuss current issues of his philosophy and its meaning for our times. Jürgen Stolzenberg, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Obwohl der Name Michel Foucault in den letzten Jahren im Wissenschaftsdiskurs nicht mehr wegzudenken ist, ist schwer von der Hand zu weisen, dass seine Diskursanalyse häufig als Label für…
Obwohl der Name Michel Foucault in den letzten Jahren im Wissenschaftsdiskurs nicht mehr wegzudenken ist, ist schwer von der Hand zu weisen, dass seine Diskursanalyse häufig als Label für…
Die operative Entfaltung der phänomenologischen Reduktion im Denken Edmund Husserls Format: PDF
Die Frage der philosophischen Methodenbildung bei Edmund Husserl wird aus einem neuen Blickwinkel betrachtet: Die Autorin widmet sich Husserls Phänomenologie der Erkenntnis, indem sie die Entwicklung…
Die operative Entfaltung der phänomenologischen Reduktion im Denken Edmund Husserls Format: PDF
Die Frage der philosophischen Methodenbildung bei Edmund Husserl wird aus einem neuen Blickwinkel betrachtet: Die Autorin widmet sich Husserls Phänomenologie der Erkenntnis, indem sie die Entwicklung…
Everybody who thinks or speaks possesses consciousness – but nobody is capable of defining exactly what consciousness is. The phenomenon ‘consciousness’, therefore, is a…
Everybody who thinks or speaks possesses consciousness – but nobody is capable of defining exactly what consciousness is. The phenomenon ‘consciousness’, therefore, is a…
Fachzeitschriften für Weihnachtsartikel, Geschenke, Floristik, Papeterie und vieles mehr!
FESTIVAL Christmas: Die erste und einzige internationale Weihnachts-Fachzeitschrift seit 1994 auf dem ...
"Archiv und Wirtschaft" ist die viermal jährlich erscheinende Verbandszeitschrift der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e. V. (VdW), in der seit 1967 rund 2.500 ...
Veröffentlichte Gebrauchsmustereintragungen beim Deutschen Patent- und Markenamt. Bibliographie, Hauptanspruch,wichtigste Zeichnung, Nebenklassenhinweise.
Checkpoint is a tax research system that ...
Offenlegungsschriften der Patentanmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt in drei Teilausgaben. Bibliographie, Hauptanspruch und wichtigste Zeichnung. Auszüge aus den Patentschriften ohne ...
Die Zeitschrift "Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung" erscheint seit 1968. Zuerst in der DDR, dort gegründet, nach 1989 dann bei verschiedenen Verlagen. Seit 1998 erscheint die Zeitschrift ...
Beiträge zur Namenforschung. Neue Folge ist eine internationale fachübergreifende Zeitschrift für Namenforschung. In den Artikeln werden Probleme der Ortsnamen- wie Personenamenforschung und der ...
Unter dem Motto „DRIVEN" steht das BMW Magazin für Antrieb, Leidenschaft und Energie − und die Haltung, im Leben niemals stehen zu bleiben.Das Kundenmagazin der BMW AG inszeniert die neuesten ...
Auflagenstärkste deutschsprachige Bonsai-Zeitschrift, basierend auf den renommiertesten Bonsai-Zeitschriften Japans mit vielen Beiträgen europäischer Gestalter. Wertvolle Informationen für ...
Das Magazin der christlichen Gewerkschaften: Christliche Gewerkschaft Metall (CGM) Christliche Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner (CGDE) Christliche Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (CGBCE) ...
Die etz bietet mit technischer Berichterstattung aus der elektrischen Automatisierungstechnik, Energietechnik, Mess- und Prüftechnik sowie Industrieelektronik wichtige Entscheidungshilfen für den ...