Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Technische Universität Dresden, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit habe ich herauszustellen versucht, dass der Petitcreiuepisode im Kontext von Wahrnehmung und Wirkung eine besondere Beachtung zukommt - sowohl inhaltlich mit den unterschiedlichen Perspektivierungen auf Ebene der Protagonisten als auch formal durch die Nutzung synästhetischer Strategien, um der Unmittelbarkeit von Wahrnehmung auch auf sprachlicher Ebene gerecht zu werden. Insbesondere in der separaten Wahrnehmung des Hündchens und seiner Wirkung auf Tristan und Isolde liegt ein Schlüssel zum Verständnis der Episode, da sie eine zentrale Wahrnehmungsdifferenz zwischen den Protagonisten offenbart. Diese Differenz motiviert beide zu einer ebenso unterschiedlichen Wertung des Wahrgenommenen und führt zu Reaktionen, die einander unähnlicher nicht sein könnten. Während Petitcreiu bei Tristan seine Leid stillende Wirkung einlöst, reagiert Isolde mit noch größerem Kummer über Tristans Abwesenheit auf den Klang des Glöckchens, weshalb sie es letztlich zerstört und die intendierte Wirkung somit in ihr Gegenteil verkehrt. Nicht unwesentlich für das divergierende Verhalten des Paares ist dabei die räumliche und körperliche Trennung; ein Umstand, der ihnen eine direkte und gemeinsame Wahrnehmung erstmals unmöglich macht und damit eine immense Herausforderung für die Tristan-Isolde-Minne bedeutet. Ihre Minne, die sich primär über physische Präsenz und Unmittelbarkeit konstituiert, als sie Voraussetzung für das Herstellen von innerer Verbundenheit über das sogenannte Seelenschauen ist, fußt mithin auf einem höchst prekären und akut störungsanfälligen Konzept, das eng an materielle Visualität gekoppelt ist und somit einer starken Abhängigkeit unterliegt. Sobald die optische Verfügbarkeit des Partners nicht gegeben ist, ist auch die Minne gefährdet. Gemeinsames Wahrnehmen heißt gemeinsames Erfahren heißt - für Tristan und Isolde - positives Wissen im aristotelischen Sinne. Im Hinblick auf die Minnegrottenepisode als utopischer Gegenwelt, in der das Minneideal lebbar scheint, und Isolde Weißhand, die die blonde Isolde letztlich ablösen wird, weist die Petitcreiuepisode auf das Scheitern dieser spezifischen Minne zwischen Tristan und Isolde hin. Es ist eine dialektische höfische Liebe, dessen Existenz es fordert, dass sie sich in ihren extremen Spannungen zwischen Freud und Leid bewährt.
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